Junta in Griechenland

M.A. Hau-Schild

Premiummitglied
Gester bin ich zufällig auf ein Kapitel der Geschichte gestoßen das mir bisher recht unbekannt war.
Und zwar die Diktatur die in Griechenland nach dem 2 Weltkrieg bestand.
Da ich im Internet bisher nicht viel an Informationen finden konnte und das Buch in dem ich von dieser gelesen habe auch nicht viele Informationen preis gibt frage ich mal hier in die Runde was ihr für Informationen habt.
Und zwar habe ich folgende fragen.
Wann und unter welchen umständen kam es zu dieser Diktatur?
Wann und wie wurde sie beendet? (meine Informationen sind mitte der 70ger aber präziser habe ich es nicht)
Stimmt es das der CIA die griechische Diktatur unterstützt hat?
Und wie kann ein Diktatorischer Staat wie es Griechenland zu dieser Zeit nun einmal war ein Mitglied der NATO werden?

Danke im Vorraus für die Hilfe.
 
M.A. Hau-Schild schrieb:
Und wie kann ein Diktatorischer Staat wie es Griechenland zu dieser Zeit nun einmal war ein Mitglied der NATO werden?

Danke im Vorraus für die Hilfe.
In der Tuerkei gab es doch auch immer wieder Militaerdikaturen und die waren trotzdem immer auch immer Nato-Mitglied. Und Portugal war sogar Gruendungsmitglied trotzdem es seit Jahrzehnten eine Miltaerdiktatur war. Da wundert es mich hoechstens, dass Francos Spanien kein Mitglied war...
 
Auf die Gefahr hin etwas falsches zu sagen aber wiederspricht sich dann die NATO nicht?

"Institution zur Bewahrung der westlich-liberalen Gesellschaftsordnung (politische, ökonomische, soziale und kulturelle Zusammenarbeit Institution zur Bewahrung der westlich-liberalen Gesellschaftsordnung (politische, ökonomische, soziale und kulturelle Zusammenarbeit und Anerkennung demokratischer Prinzipien )"

http://de.wikipedia.org/wiki/NATO#Inhalt
 
Klingt vielleicht etwas platt, aber die NATO ist kein Menschenrechtsverein sondern ein Militärbündnis. Gerade im Kalten Krieg hat man sich da so ziemlich jeden ins Boot geholt, der nicht bei drei aktiver Kommunist war, zumal es sich gerade bei Türkei/Griechenland um die strategisch wichtige Südostflanke handelt....


http://www.greek-shopping.de/site/frameset-geschichte/geschichte5.htm


In Kurzform:

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=9&land_id=52
 
Zuletzt bearbeitet:
Leopold Bloom schrieb:
Klingt vielleicht etwas platt, aber die NATO ist kein Menschenrechtsverein sondern ein Militärbündnis. Gerade im Kalten Krieg hat man sich da so ziemlich jeden ins Boot geholt, der nicht bei drei aktiver Kommunist war, zumal es sich gerade bei Türkei/Griechenland um die strategisch wichtige Südostflanke handelt....
Genau das ist der Punkt. Das Zitat von Hau-Schild bedeutet im Klartext nichts anders, als das die Nato ein Militaerbuendniss zum Schutz vor der SU und des Kommunismus war. Im kalten Krieg definierte sich Demokratie und Freiheit eben ueber den Kommunismus, sprich: Domokratie/Freiheit = Antikommunismus
 
Also zunächst damke für die Links.
Für dem amfang und einen kleinen Überblick sit es ganz gut. Aber hat jemand vielleicht noch etwas was mehr in Deteil geht.

Ansonsten hast du wohl recht das die NATO in erster Linie ein Verteidigungsbündniss ist.
Und einfach sagen das man wenn man das sagen in der NATO gehabt hätte es auf jeden Fall anders gemacht hätte kann ich auch nicht. Das könnte ich natürlich nur wenn ich in der Situation gewesen wäre.
Aber warum schreibt man sich dann soetwas überhaupt in die Prinzipien Liste wenn man es schon bei der Gründung nicht einhält.
Etwa nach den Motto "Das hört sich gut und wichtig an" oder wie ist das dann zu verstehen?
 
M.A.Hau-Schild schrieb:
Aber warum schreibt man sich dann soetwas überhaupt in die Prinzipien Liste wenn man es schon bei der Gründung nicht einhält.

Der Beitritt Griechenlands erfolgte ja schon 1952, die Militärdiktatur aber "erst" 1967. Aber nur um mal das Selbstverständnis der NATO zu zeigen:

Ansonsten hast du wohl recht das die NATO in erster Linie ein Verteidigungsbündniss ist.

....ist die Selbstdarstellung der NATO. Gleichzeitig behält man sich aber den (auch atomaren) Erstschlag vor oder führt als Verteidigungsbündnis auch Angriffskriege (auch wenn sie eventuell durchaus moralisch zu rechtfertigen sind).


Griechenland im Schnelldurchlauf:

1965 verweigert der König Konstantin II der Regierung Papandreou die Hilfe für Maßnahmen gegen die Obristen, die zu einem gefährlichen Counterpart geworden sind. Hierbei geht es in erster Linie um das Mitspracherecht des Königs bei der Auswahl der Minister und der Spitze der Streitkräfte. Die Regierung Papandreou tritt zurück. Bis 1967 spitzt sich die Situation weiter zu (Verfassungskrise). 1967 einigen sich die großen Parteien auf Neuwahlen, was zu einem rechtsgerichteten Putsch führt. In der Folge werden die Grundrechte durch Verfassungsänderung suspendiert und Griechenland aus dem Europarat ausgeschlossen. In der Folge wird Griechenland 1973 Republik.
Erst der gescheiterte Putsch in Zypern 1974 bringt die Militärjunta ins Wanken.

Übrigens scheidet Griechenland (nachdem es wieder Demokratie geworden war) wegen eben der Zypernfrage aus der militärischen Organisation der NATO aus ("assoziiertes Mitglied"???)
 
Leopold Bloom schrieb:
Der Beitritt Griechenlands erfolgte ja schon 1952, die Militärdiktatur aber "erst" 1967.

Ich hatte dies auf Portugal bezogen welches auch eine Diktatur hatte und Gründungsmitglied war (siehe den ersten Beitrag von manganite).
Ansonsten hast du natürlich recht wenn du sagst das Griechenland erst nach der Gründung mitglied wurde.
Ich hättes wohl dazu schreiben müssen das ich mich da auf Portugal bezog. Das war mein fehler.
 
Hallo!


Die Zeit der Obristen- Diktatur ( 1967- 1974 ) ist eines der schwärzesten Kapitel in der Geschichte meiner Heimat.

Die Repressalien und die zahlreichen Drangsalierungen veranlasste meine Eltern damals ( 1969 ) nach Deutschland zu flüchten.
Nicht weil diese Kommunisten waren- sie waren eher dem bürgerlich- liberalen Lager anhängig- sondern weil wir Verwandte in der UdSSR ( nach dem Bürgerkrieg geflohen ) hatten. Das muß immer in Kontext mit den Bürgerkrieg 1943- 1949 gesehen werden. Die Menschen, der Fraktion die den Bürgerkrieg verlor musste sich dem Sieger beugen und war zu keiner Zeit gleichberechtigter Bürger.
Und es handelte sich dabei keineswegs nur um eingefleischte Kommunisten, sowie die Monarchofaschisten es gern formulierten. Aber die Antikommunisten- Hysterie ( siehe bspw. Truman Doktrin ), vielleicht ein wenig vergleichbar mit der heutigen Anti- Terrorismus ( Islamismus ) - Hysterie, nahm dies nicht zur Kenntnis.

Im Klartext hieß das, wer selbst, oder auch dessen Angehörige in irgendeinerweise den Bürgerkriegsverlierer nahstand, war Bürger zweiter Klasse und musste sich mit enormen Menschenrechtsverletzungen abfinden- oder halt das Weite suchen.

Wer Interesse daran hat:

Günter Wallraff/ Eckart Spoo, " Unser Faschismus nebenan " KiWi Verlag
( Auch Portugal wird in diesem Buch behandelt )



Gruß

Philippos
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und noch ein Walraff buch das ich mir besorgen muss.

Ist das in dem er beschreibt wie er sich auf einen platz in Griechenland ankettet und von den "Ordnungshütern" zusammen geprügelt wird?

Auf jedenfall Danke für deinen Beitrag.
 
Guten Morgen !


Ja, diese Episode findet natürlich auch Erwähnung.
Interessant ist auch die Rolle der " Verbündeten " ( Nato- Partner, CIA, Bundesdeutsche Politiker...usw. ) jener Zeit.

Eine rechte Diktatur wurde immer gern gesehen.

Gruß

Philippos
 
M.A. Hau-Schild schrieb:
Auf die Gefahr hin etwas falsches zu sagen aber wiederspricht sich dann die NATO nicht?

"Institution zur Bewahrung der westlich-liberalen Gesellschaftsordnung (politische, ökonomische, soziale und kulturelle Zusammenarbeit Institution zur Bewahrung der westlich-liberalen Gesellschaftsordnung (politische, ökonomische, soziale und kulturelle Zusammenarbeit und Anerkennung demokratischer Prinzipien )"

http://de.wikipedia.org/wiki/NATO#Inhalt

Ich würde mal behaupten, dass auf der Bewahrung der ökonomischen Verhältnisse mal der wesentliche Schwerpunkt liegt und diese Diktaturen haben sich ja immer damit gerechtfertigt, dass sie nur so den "Krieg gegen den Marxismus" gewinnen können.
 
Philippos II schrieb:
Die Repressalien und die zahlreichen Drangsalierungen veranlasste meine Eltern damals ( 1969 ) nach Deutschland zu flüchten.
Nicht weil diese Kommunisten waren- sie waren eher dem bürgerlich- liberalen Lager anhängig- sondern weil wir Verwandte in der UdSSR ( nach dem Bürgerkrieg geflohen ) hatten. Das muß immer in Kontext mit den Bürgerkrieg 1943- 1949 gesehen werden. Die Menschen, der Fraktion die den Bürgerkrieg verlor musste sich dem Sieger beugen und war zu keiner Zeit gleichberechtigter Bürger.
Und es handelte sich dabei keineswegs nur um eingefleischte Kommunisten, sowie die Monarchofaschisten es gern formulierten. Aber die Antikommunisten- Hysterie ( siehe bspw. Truman Doktrin ), vielleicht ein wenig vergleichbar mit der heutigen Anti- Terrorismus ( Islamismus ) - Hysterie, nahm dies nicht zur Kenntnis.

Im Klartext hieß das, wer selbst, oder auch dessen Angehörige in irgendeinerweise den Bürgerkriegsverlierer nahstand, war Bürger zweiter Klasse und musste sich mit enormen Menschenrechtsverletzungen abfinden- oder halt das Weite suchen.

Mein Migrationshintergrund ist ein ähnlicher, mein Großvater (er war aktiver Kommunist) musste das land verlassen und seine Mutter wurde statt ihm verhaftet. Der jüngste Bruder meines großvaters kam deshalb im Gefängnis zu welt. Da die meisten seiner brüder (ich glaub es sind 5 Brüder gewesen) alle kommunisten waren ist meine familie väterlicher seits quer durch europa verstreut gewesen. Die junta war wie schon erwähnt extrem rechts-gerichtet und wurde von den amerikanern (wenn ich mich recht erinnere) unterstützt da sie (durch ihren extremen anti-kommunismus) in den augen der USA ein willkommener verbündeter im geopolitisch so wichtigen griechenland (man grenzte im norden schliesslich an kommunistische staaten). Brauch man sich da wundern dass Griechenland trotz Junta Nato mitglied war? Schliesslich war dieses Bündniss von den USA geführt, die hat es nur interessiert auf wessen seite man stand, nicht ob man demokrat oder diktator war.
 
Die Junta war ganz klar US-gesteuert. Sie wurde von den USA finanziell, politisch und materiell (Waffen, etc.) massiv unterstützt. Ob man es glaubt oder nicht, die US-Botschaft in Griechenland und die darin enthaltene CIA-Truppe, war der wichtigste Ratgeber der Junta.

Ich schließe mich meinen Vorrednern an, dass jeder der nicht streng antikommunistisch war, bzw. dem liberalen/demokratischen Lager angehörte, Probleme bekam.

Bürger mit einer eher linken politischen Gesinnung, damit meine ich nicht nur Kommunisten, wurden massiv benachteiligt. Sie bekamen keine Jobs in der öfffentlich-rechtlichen Verwaltung, keine Führerscheine, wenn es prominente Intelektuelle waren, wurden sie ausgebürgert (z.B. Melina Merkuri, Mikis Theodorakis, etc.). Sie wurden beschattet und bespitzelt. Soweit sie sich politisch wehrten wurden sie eingesperrt, gefoltert und deren Angehörige in Sippenhaft genommen. Es gab berüchtigte Foltergefängnisse und so eine Art KZ-Inseln, wie Jaros und Makronissos. Usw., usw. Ich weis das nicht aus der Theorie sondern aus Erfahrungen meiner eigenen Familie.

Die Nato und die demokratischen Nato-Länder haben zugeschaut und gar nichts gemacht. Die liberale und linke Presse hat allerdings immer wieder darüber geschrieben, wie z.B. der Spiegel und die massiven Menschenrechtsverletzungen angeprangert. Und damit -nach und nach- die eigenen Regierungen unter Druck gesetzt.

Eine sehr übles und unappetitliches Verhalten der demokratischen Welt, leider... Nach dem Fiasko in Zypern konnte die Obristendiktatur endlich zu Fall gebracht werden, u.a. durch Studentenaufstände und aktiven Widerstand der Bevölkerung. Aber natürlich auch, weil die USA eingesehen hatte, dass die Obristen endgültig abgewirtschaftet hatten. Karamanlis wurde aus dem Exil in Paris geholt und es gab nach vielen Jahren endlich wieder demokratische Wahlen.

Griechenland ist nach 1974 für ein paar Jahre aus dem militärischen Teil der Nato ausgetreten, als Protest, dass die USA und die Nato zugelassen hatten, das ein Natoland (Türkei) Zypern angegriffen hatte. Sie waren aber weiterhin Mitglied des Bündnisses.

Weitere Details kann man aus den o.g. Links ersehen.

Mike
 
Griechenland ist nach 1974 für ein paar Jahre aus dem militärischen Teil der Nato ausgetreten, als Protest, dass die USA und die Nato zugelassen hatten, das ein Natoland (Türkei) Zypern angegriffen hatte. Sie waren aber weiterhin Mitglied des Bündnisses.

Weitere Details kann man aus den o.g. Links ersehen.

Mike

Na ja, lieber Hammer,

angegriffen hat die Türkei Zypern ja nun nicht! Sie ist nur der Sicherheitslage der Zyperntürken gerecht geworden, die wiederholt Massakern (wohlgemerkt gab es die auf beiden Seiten, auf türkischer Seite aber eher als Antwort auf griechische, was ich nicht gutheiße) ausgesetzt war.

Zudem war eine Intervention seitens der Republik Türkei im Zürcher- und Londoner Abkommen abgesichert.

Das nur zum Verständnis und als kleiner Einwurf, um die Invasion türkischer Truppen des nördlichen Teils Zyperns, besser zu verstehen.
 
Na ja, lieber Hammer,

angegriffen hat die Türkei Zypern ja nun nicht! Sie ist nur der Sicherheitslage der Zyperntürken gerecht geworden, die wiederholt Massakern (wohlgemerkt gab es die auf beiden Seiten, auf türkischer Seite aber eher als Antwort auf griechische, was ich nicht gutheiße) ausgesetzt war.

Zudem war eine Intervention seitens der Republik Türkei im Zürcher- und Londoner Abkommen abgesichert.

Das nur zum Verständnis und als kleiner Einwurf, um die Invasion türkischer Truppen des nördlichen Teils Zyperns, besser zu verstehen.

Wenn ich mich nicht irre geht es hier um die gr. Junta und nicht um die völkerrechtswidrige Besetzung eines Landes durch das türkische Militär.
Ansonsten stimme ich sogar bezüglich des Interventionsrechtes zu, nur das Verbleiben, die Besetzung und die Ansiedlung von türkischen Siedlern war wohl nix.
 
Wenn ich mich nicht irre geht es hier um die gr. Junta und nicht um die völkerrechtswidrige Besetzung eines Landes durch das türkische Militär.

Wenn man das türkische Militär türkisches Militär nennt, dann sollte man die griechische Junta auch griechisches Militär nennen. :)
Oder gleich richtig: auf Zypern bekriegten sich griechische und türkische Junta.
Zwei Länder die durch Militärregierungen jegliches Gespür für Demokratie missen lassen, drängt Bürger ihres Landes auf Zypern zwangsläufig zu Handlungen, die sie Jahrzehnte vorher nicht gegeneinander ausübten.
 
Wenn man das türkische Militär türkisches Militär nennt, dann sollte man die griechische Junta auch griechisches Militär nennen. :)
Oder gleich richtig: auf Zypern bekriegten sich griechische und türkische Junta.
Zwei Länder die durch Militärregierungen jegliches Gespür für Demokratie missen lassen, drängt Bürger ihres Landes auf Zypern zwangsläufig zu Handlungen, die sie Jahrzehnte vorher nicht gegeneinander ausübten.

Kein Problem damit.
Der Threadtitel war "griech. Junta", deshalb habe ich diese Sprachregelung so gelassen. Natürlich war die griech. Junta das griech. Militär.
Der Konflikt hatte ja schon früher angefangen, noch bevor die Junta in Griechenland die Macht übernahm in 1967.
Dein letzter Satz ist schon richtig, wenn du dir den oberen Thread und andere Zypern-Threads durchliest erkennst du, dass der Konflikt nicht wegen den Juntas losging. Diese haben ihn allerdings verstärkt.
 
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