Kabelfernsehausbau in D - Lobbyerfolg und IT-Politik der 80er...

rrttdd

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Dieser Gedanke kommt mir, wenn ich mir die Abschnitte Geschichte und Medienpolitische Bedeutung auf der Wikipediaseite anschaue.

Kabelfernsehen ? Wikipedia

Offenbar wurde Kabelfernsehen hauptsächlich durch Bertelsmann und Kirch "gewünscht". Es wurde in den 80er Jahren offenbar teilweise 1 Milliarde (!) DM pro Jahr ausgegeben, um TV-Kabel zu verbuddeln...

Der Wikipediaartikel spricht von Angebotsorientierter Ausbaustrategie unter massivem Einsatz staatlicher Finanzmittel.

Alles offenbar auf Wunsch von großen Medienkonzernen, als reiner Distributionsweg für ziemlich viel Werbung...

Verglichen mit Lobbyismus im Gesundheitssektor (der wenigstens noch einen realen Nutzen für die Menschen bringt) oder anderen Lobbyerfolgen der jüngeren Vergangenheit scheint mir der Kabelfernsehausbau in den 80ern hinsichtlich Aufwand und Nutzen jedenfalls als das krasseste Beispiel.

Letztenendes scheint es rein um die Verbreitung von Privatfernsehen und damit Werbung zu gehen. Zukunftsfähiger wäre meiner Meinung nach doch eher gewesen, das ganze viel mehr für bidirektionale Kommunikation auszurichten. BTX gab es ja über die Telefonleitung, da hätte man Koaxialkabel eigentlich auch für eine bessere BTX-Kommunikation nutzen können.

Und selbst BTX war ja nicht dezentral Peer-to-Peer organisiert wie das Internet sondern hatte einen Hauptzentralserver in Ulm. Auf dem auch sehr viele kommerzielle Dienste liefen....

Irgendwie kommt es mir schon so vor, dass die Medienpolitischen Vorstellungen der 80er in D schon sehr wirtschaftsnah waren und sehr hierarchisch. Wie nutzt man neue Möglichkeiten wie Kabel-TV und BTX, um die Produkte meiner Parteispender besser an die willigen Konsumschafe zu verticken...

Man hätte ja auch das schon damals unter Computerfreunden erprobte Konzept des Mailboxnetzes wie Maus.NET oder FIDO auch staatlicherseits fördern können, aber faktisch war ja eher das Gegenteil der Fall (hohe Gebühren für Datenverbindungen über Telefon, wenige sehr langsame postzugelassene Modems...

Gab es da eigentlich medienpolitische Programmatiken und Aufsätze aus der Zeit, welche prägend waren und zu dieser Entwicklung geführt haben?
 
Man versprach sich von der Privatisierung des Fernsehens (offiziell wenigstens) das Gegenteil dessen, was letztlich eingetreten ist (was imho irgendwie vorhersehbar war): Eine Hebung des Niveaus.
Im öffentlich-rechtlichen Bereich gab es zwar auch damals schon Sendungen, die eine Beleidigung für den menschlichen Intellekt darstellten (z.B. amerikanische Soap Operas), aber dass das ÖRTV manche Sendungen aus den Häusern RTL bwz. Mediengruppe Pro7-Sat1 kopiert, ist schon irgendwie peinlich.
Einen Aufsatz kann ich dir nicht nennen, aber einen Roman von Jürgen Lodemann, der das thematisiert: Essen, Viehofer Platz oder Langensiepens Ende. Der muss so um 1988 erschienen sein.
 
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