"Kämpferin des Volkes"

Balduin

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"Freiheit nur für die Anhänger einer Partei - mögen sie auch noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden."

Mit diesen Worten warnte Rosa Luxemburg vor einer Diktatur der Bolschewiken Lenins. Trotz dieser Worte war Rosa Luxemburg eine überzeugte Sozialistin.

Rosa Luxemburg wurde vermutlich am 5. März 1871 in Polen geboren. Sie machte Abitur an einer Eliteschule mit Auszeichnung. Nach dem Abitur begann sie ein Studium in Zürich. Es freute sie studieren zu dürfen, da dies in Polen den Männern vorbehalten war. In Zürich lernte sie auch ihren Freund Leo Jogiches kennen, gemeinsam gründeten sie 1893 die Sozialdemokratie des Königreichs Polen (SDKP). Ihrer Überzeugung nach war eine Unabhängigkeit Polens nur möglich wenn die Monarchien des Deutschen Reiches, Russlands und Österreich-Ungarns durch eine Revolution gestürzt würden. Wenn die Monarchie und der Kapitalismus besiegt wären, könnten die Völker ihr Schicksal frei bestimmen.

Der Schlüssel zum Erreichen dieser Ziele lag ihrer Meinung nach in Deutschland: Dort hatten die Sozialdemokraten (SPD) bereits großen politischen Einfluss und somit eine "proletarische Revolution" herbeiführen. Diese Revolution würde dann auf die Nachbarländer des dt. Reiches überschwappen. Mit ihren Reden erntete sie großen Applaus und Zustimmung, doch in der SPD eckte sie an:
Die marxistische Linke bevorzugte eine Revolution, die Liberalen waren dagegen. So wurde Luxemburg Wortführerin des linken Flügels der SPD.
Mit den Überzeugungen Eduard Bernsteins konnte sie nicht übereinstimmen. Dieser war der Meinung man könne den Kapitalismus durch soziale Reformen mildern und den Sozialismus ohne Revolution herbeiführen.

Ein genaueres "Potrait" Eduard Bernsteins gibt es unter diesem Link nachzulesen: Wie Bernstein die SPD zum Beben brachte - einestages

Rosa Luxemburg verfasste viele Artikel in Parteizeitschriften und wurde wegen "Majestätsbeleidigung" inhaftiert. Auch in Polen wurde sie verhaftet, wegen Zugehörigkeit bei einer illegalen polnischen Linkspartei.

Als die SPD Kriegskredite genehmigte löste sich Luxemburg von der SPD. Sie wurde wegen Hochverrats angeklagt und eingesperrt. Karl Liebknecht, der gegen Kriegskredite stimmte, wurde trotz Immunität als Abgeordneter eingezogen. Mit Liebknecht gründete sie während dem I. Weltkrieg den Spartakusbund, Vorbild war der römische Sklave Spartacus. Es wurden Großdemonstrationen in großen dt. Städten organisiert. Als Folge wurden Liebknecht und Luxemburg inhaftiert.

Während dieser Haftzeit spaltete sich von der SPD die USPD ab, mit der der Spartakusbund verschmolz. Als das Chaos zu Kriesende einsetze, wurde Luxemburg entlassen. Am 9. November 1918 wurde Kaiser Wilhelm II. abgesetzt und Karl Liebknecht rief die Freie Sozialistische Republik Deutschlands aus, Philipp Scheidemann im Gegenzug die Deutsche Republik.

Für Rosa Luxemburg war nun erstmals die Chance greifbar, dass der Sozialismus in Deutschland umgesetzt werden könnte. Sie arbeitete Tag und Nacht und veröffentlichte viele Artikel in der "Roten Fahne".
Die linken Gruppen, auch der Spartakusbund, gründeten die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und Luxemburg verfasste ihr Parteiprogramm. Doch gegen die Regierung, die die Generalität auf ihrer Seite hatten, kamen die Linken nicht an, Korps wurden gegen die "bolschewistische Gefahr" eingesetzt.

Am 15. Januar 1919 wird Rosa Luxemburg ermordet, wie auch Karl Liebknecht.

Rosa Luxemburg opferte sich für ihre Überzeugung auf und war von der Idee des Sozialismus überzeugt, anders ist ihre Aufopferung und Nicht-Rücksichtnahme auf sich selbst nicht zu erklären.

Lg
Balduin
 
Anmerkungen:

Erst rief Scheidemann die deutsche Republik aus, dann Liebknecht seine sozialistische. Das "im Gegenzug" ist missverständlich, auch wenn Scheidemann die deutsche Republik ausrief, um Liebknecht zuvor zu kommen.

Besonders der Teil am Ende geht für mich über die vielen Ereignisse der Zeit vom 9.11.1918 bis zum Januar 1919 zu oberflächlich hinweg, verklärt damit die Person Rosa Luxemburg etwas zu sehr und verfälscht damit auch leicht das Bild.

Auch der Schluss-Satz hinterläßt bei mir (vielleicht empfinden das andere nicht so) einen merkwürdigen Beigeschmack, denn allein die Tatsache, dass jemand sich für ein Ideal aufopfert ist an sich noch kein Verdienst - es gibt auch falsche Ideale ... und zu welcher Sorte der Sozialismus gehört, wäre zu diskutieren.
 
Alles über Rosa Luxemburg zusammenzufassen wäre wohl die Arbeit eines Biographen. Ich finde, dass es würdig ist, über sie nachzudenken und sie vielleicht auch als Vorbild zu erachten. Sie hat wie keine andere gegen den angehenden Krieg gearbeitet, hat die Vorzeichen richtig erkannt und wollte dagegen etwas tun.

Ob der Sozialismus an sich gut ist, lässt sich darüber streiten. Es gibt verschiendene Formen und auch verschiedene Meinungen der Leute, so dass wir kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen

Lg
Balduin
 
Ich find's nicht so einfach: Einerseits gegen einen Krieg arbeiten und andererseits als einzig mögliche Methode, die Situation der Arbeiter zu verbessern eine europaweite Revolution sehen.

Dass die Situation der Arbeiter unerträglich war, ist richtig. Dass die Reformisten nur gaaanz langsam (wenn überhaupt) Verbesserungen erreichen konnten, ist auch unbestritten.

Ich sehe aber nicht, wieso eine Revolution des Proletariats die bessere Alternative ist - jedenfalls, wenn man nicht nur die Situation der Arbeiterschaft im Blickfeld hat, sondern die der gesamten Bevölkerung.

Die Oktober-Revolution in Russland stürzte das Land in einen langen Bürgerkrieg, verbunden mit Hungersnöten und unzähligen Opfern. Deutschland hätte 1918/19 möglicherweise Ähnliches passieren können. Ich kann den Januaraufstand jedenfalls nicht mit dieser Zusammenfassung vereinbaren:
"Die linken Gruppen, auch der Spartakusbund, gründeten die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und Luxemburg verfasste ihr Parteiprogramm. Doch gegen die Regierung, die die Generalität auf ihrer Seite hatte, kamen die Linken nicht an, Korps wurden gegen die "bolschewistische Gefahr" eingesetzt"

Das klingt für mich, als hätte die Regierung die arme, unschuldige KPD einfach weg"gebügelt". Für mich stellt sich die Sache eher so dar, dass beide Seiten - MSPD-Regierung und KPD - keine blütenweiße Weste haben: Der KPD kann man den Vorwurf machen, gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung mit Gewalt eine bestimmte Regierungsform durchsetzen zu wollen (vor allem, da sogar der Rätekongress sich dafür ausgesprochen hatte, die Entscheidung über eine künftige Staatsform der Nationalversammlung zu überlassen). Wobei Luxemburg diesen Aufstand nicht / zu dem Zeitpunkt nicht haben wollte ... sie ist letztendlich aber doch Liebknecht gefolgt.

Der MSPD - vor allem Noske - kann der Vorwurf gemacht werden, ohne Not die Situation verschärft und auch noch Freikorps gerufen zu haben.

Die Anführungszeichen bei "bolschewistische Gefahr" suggerieren, es hätte keine gegeben - hat es wirklich nicht?
 
Du hast ja Recht. Und ja es hat die bolschewistische Gefahr gegeben, in Ausrufezeichen, weil es kein offizieller sondern von mir gebrauchter Begriff ist. Das ist ja die Zwiespältigkeit, die mich an Rosa Luxemburg fasziniert. Sie war einerseits gegen den Krieg, erkannte seine Vorzeichen und arbeitete dagegen. Dies ist schon eine Anerkennung wert. Dann auf der anderen Seite, trennt sie sich von der SPD, gründet die KPD, und möchte eine Revolution, die die Liberalen SPDler ablehnen. Eine Revolution, in der Zeit, zu diesen Umständen, wäre mit einem Bürgerkrieg verbunden gewesen. Ich glaube nicht, dass sich die Generalität auf die Seite des Proletariats geschlagen hätten. Sie hätten die Monarchie unterstützt. Dieser Kontrast, wenn er auch sehr groß ist, hat etwas zwiespältiges und man muss ernsthaft in Frage stellen, wie und wodurch eine solche Revolution funktionien hätte können.
Papa Leo, falls du es etwas übertrieben findest, dass ich nicht besonders auf die KPD, ihre Straßenschlachten und sonstiges eingehe, so hat das damit zu tun, da ich kurz das Leben von Rosa Luxemburg zusammenfassen wollte. Ich denke es gibt nicht sehr viele solcher "Kämpferinnen", auch wenn man darüber jetzt wieder streiten kann.

Man muss sagen, dass Rosa Luxemburg positive wie auch negative Überzeugungen hatte, mit denen man sich genauer auseinandersetzen muss, um zu verstehen, was sie wirklich wollte und was nicht (Verweise da auf die Kritik an Lenin)

Lg
Balduin
 
Dann sind wir uns einig - ich "ringe" übrigens selber mit mir, wie ich USPD, MSPD und KPD in der Zeit werten soll. Für mich ist keine Partei ganz ohne Schuld ... die Frage ist nur, wer hat die am wenigsten falsche Politik verfolgt.
 
Ich möchte nur klarstellen, dass ich keineswegs eine "Diktaturverehrung" anstrebte. Wobei "Diktaturverehrung" auch der falsche Begriff ist, weil es nie eine Diktatur unter Luxemburg gab. Wenn mancheiner "Verehrung" aus diesem Beitrag rauslas, lag das nicht in meinem Sinne. Dass das andere so auffassten und dementsprechend werteten, kann ich nicht verstehen.
 
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