Kaiser Sigismund

Philipp August

Gesperrt
Was haltet ihr eigentlich von Kaiser Sigismund von Luxemburg?

Römischer König: 1410/11 - 1437
Römischer Kaiser: 1433-1437
König von Ungarn: 1387-1437
König von Böhmen: 1419-1437

Er war hochgebildet und weise, in meinen Augen ein grosser Kaiser :teach: . Die Beendigund des Schismas durch das Konzil von Konstanz (1414-1418) war eine diplomatische Meisterleistung Sigismunds. Dass er Jan Hus gegenüber sein Wort brach, finde ich nicht so schlimm, da dieser schliesslich ein Ketzer war :king: . Auch seine militärische Schwäche verzeihe ich Sigismund, da er ja sonst grosse Qualitäten aufwies.
 
V. a. seine Kaiserkrönung in Rom durch Eugen IV. war eine diplomatische Meisterleistung.
Er war schon 65 Jahre alt, als er endlich Kaiser wurde. Der vorletzte in Rom gekrönte deutsche König.

Respekt. :)
 
Ja, stimmt. Martin V. stellte sich ja quer. Wie Sigismund bei der Kaiserkrönung ausgesehen haben muss? Sehr weise und würdevoll sicher. Er war wirklich der letzte richtig mittelalterliche Kaiser, in meinen Augen. Als Sohn Karls IV. stand er seinem Vater - in meinen Augen - weder in Talent, noch Schläue noch Weisheit nach. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zumindest glich er seinem Vater, Karl IV. - einem der größten Kaiser überhaupt - sehr viel mehr als sein älterer Bruder, Wenzel, römischer König 1378-1400 und König von Böhmen 1378-1419. Der brachte es fertig, 1400 als röm. Könmig abgesetzt zu werden. Dazu gehört einiges ... :king:
 
Als Sigismund zum Kaiser gekrönt wurde... war er da nicht der erste Kaiser seit Friedrich II., der in Rom und vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde? Das heißt auch schon was. Aber wie bei so vielen wird es auch bei ihm negative Seiten gegeben haben... mir fällt gerade nur keine ein.
 
Wenzel war in der Tat ein absoluter Versager, vor allem in den letzten Jahren seiner Herrschaft. Das ist ja unter anderem seiner Trunksucht zuzuschreiben. Sigismund war zwar auch genussfreudig, jedoch glücklicherweise nicht in dem Masse. :king:
 
zu Konradin: Wenzel hat aber die Absetzung nie anerkannt und in regierte weiterhin in Böhmen und somit in einem Reichsteil. Als im Jahre 1410 Jobst von Mähren und Sigismund in einer Doppelwahl zu Königen gewählt wurden, gab es damit drei römische Könige - und drei Päpste.
 
Imperator schrieb:
Als Sigismund zum Kaiser gekrönt wurde... war er da nicht der erste Kaiser seit Friedrich II., der in Rom und vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde? Das heißt auch schon was. Aber wie bei so vielen wird es auch bei ihm negative Seiten gegeben haben... mir fällt gerade nur keine ein.
;) Ja, eine wichtiger negativer Aspekt ist, dass Sigismund leider viele Schlachten verlor; er war militärisch nicht gerade begabt (Niederlage gegen die Osmanen 1396 bei Nikopolis, viele verlorene Schlachten in den Hussitenkriegen (1419-1436)), ausserdem war er nicht sparsam und etwas gar zu prunkliebend (z. B. Verpfändung der Mark Brandenburg 1388, Verpfändung/Schenkung zahlreicher Güter an den ungarischen Adel, um Geldmittel zu gewinnen).
 
Brandenburg hat er doch den Hohenzollern übergeben, da diese ihm immer treu zur Seite standen, oder? Genauso hat doch auch einst Kaiser Heinrich IV. dem Staufer Friedrich Schwaben übergeben.
 
Brandenburg an Friedrich V. von Nürnberg zu vergeben war folgenschwer: Die Hohenzollern wurden später Könige von Preußen - ein Pseudotitel.
Und erst 1918 dankte mit Wilhelm II. der letzte Markgraf von Brandenburg ab.
 
Philipp August :
Was haltet ihr eigentlich von Kaiser Sigismund von Luxemburg?

.... Dass er Jan Hus gegenüber sein Wort brach, finde ich nicht so schlimm, da dieser schliesslich ein Ketzer war ....

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Na prima, ihr Könige machts euch wahrlich leicht. "da dieser schließlich ein Ketzter war". :motz:
Der Magister Jan Hus war nicht nur ein
religiöses Symbol seiner Heimat sondern auch eine politisch-nationale Identifikationsfigur,
die man trotz Geleitbriefes Sigismunds verbrannt hat.
Einige Bischöfe in Konstanz baten Sigismund Hus nicht zu töten,sondern lebenslänglich einzukerkern. Da bei der pfälzischen Kur die Würde des Reichsrichters lag, wurde Ludwig III. im folgenden auch als Protektor des auf Initiative von König Sigismund einberufenen Konzils zu Konstanz (1414-18). Hus wurde von Sigismund als einen zu bestrafenden Ketzter an den Pfalzgrafen übergeben, der Rest ist bekannt.
Kaiser Karl V. hat sich übrigens von diesem Rechtsbruch ausdrücklich distanziert, als er 100
Jahre später Luther nach dessen Verhör erstmal 21 Tage Schonfrist zubilligte und ihn unter kaiserlichem Geleit abreisen lies. Das Wormser Edikt kam danach.
 
Arcimboldo schrieb:
Philipp August :
Was haltet ihr eigentlich von Kaiser Sigismund von Luxemburg?

.... Dass er Jan Hus gegenüber sein Wort brach, finde ich nicht so schlimm, da dieser schliesslich ein Ketzer war ....

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Na prima, ihr Könige machts euch wahrlich leicht. "da dieser schließlich ein Ketzter war". :motz:
Der Magister Jan Hus war nicht nur ein
religiöses Symbol seiner Heimat sondern auch eine politisch-nationale Identifikationsfigur,
die man trotz Geleitbriefes Sigismunds verbrannt hat.
Einige Bischöfe in Konstanz baten Sigismund Hus nicht zu töten,sondern lebenslänglich einzukerkern. Da bei der pfälzischen Kur die Würde des Reichsrichters lag, wurde Ludwig III. im folgenden auch als Protektor des auf Initiative von König Sigismund einberufenen Konzils zu Konstanz (1414-18). Hus wurde von Sigismund als einen zu bestrafenden Ketzter an den Pfalzgrafen übergeben, der Rest ist bekannt.
Kaiser Karl V. hat sich übrigens von diesem Rechtsbruch ausdrücklich distanziert, als er 100
Jahre später Luther nach dessen Verhör erstmal 21 Tage Schonfrist zubilligte und ihn unter kaiserlichem Geleit abreisen lies. Das Wormser Edikt kam danach.
Nach den Vorstellungen der damaligen Zeit war Hus durchaus ein Ketzer. Zu Karl V.: Er bereute es auf dem Sterbebett, Luther nicht getötet zu haben. Ketzer waren gefährlich und eine Quelle der Unruhe und von Chaos. :p Mit der Verbreitung von irgendwelchen neuen Lehren stachelten sie doch das einfache Volk auf. Das konnte und wollte der römische König nicht tolerieren!
 
Zuletzt bearbeitet:
Arcimboldo schrieb:
Philipp August :
Was haltet ihr eigentlich von Kaiser Sigismund von Luxemburg?

.... Dass er Jan Hus gegenüber sein Wort brach, finde ich nicht so schlimm, da dieser schliesslich ein Ketzer war ....

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Na prima, ihr Könige machts euch wahrlich leicht. "da dieser schließlich ein Ketzter war". :motz:
Der Magister Jan Hus war nicht nur ein
religiöses Symbol seiner Heimat sondern auch eine politisch-nationale Identifikationsfigur,
die man trotz Geleitbriefes Sigismunds verbrannt hat.
Einige Bischöfe in Konstanz baten Sigismund Hus nicht zu töten,sondern lebenslänglich einzukerkern. Da bei der pfälzischen Kur die Würde des Reichsrichters lag, wurde Ludwig III. im folgenden auch als Protektor des auf Initiative von König Sigismund einberufenen Konzils zu Konstanz (1414-18). Hus wurde von Sigismund als einen zu bestrafenden Ketzter an den Pfalzgrafen übergeben, der Rest ist bekannt.
Kaiser Karl V. hat sich übrigens von diesem Rechtsbruch ausdrücklich distanziert, als er 100
Jahre später Luther nach dessen Verhör erstmal 21 Tage Schonfrist zubilligte und ihn unter kaiserlichem Geleit abreisen lies. Das Wormser Edikt kam danach.


Ludwig III. der Bärtige, Pfalzgraf bei Rhein (1410-1436), Sohn König Ruprechts und Protektor des Konzils, tat recht daran, den Häretiker Hus den reinigenden Flammen zu übergeben, da er doch nur dem Befehl König Sigismunds Folge leistete.
Im Übrigen verzichtete Ludwig III. 1410, nach dem Tod seines Vaters, auf eine eigene Königskandidatur zugunsten Sigismunds, der dies als weiteren Beweis seiner Treue wertete.
 
Konradin schrieb:
Ludwig III. der Bärtige, Pfalzgraf bei Rhein (1410-1436), Sohn König Ruprechts und Protektor des Konzils, tat recht daran, den Häretiker Hus den reinigenden Flammen zu übergeben, da er doch nur dem Befehl König Sigismunds Folge leistete.
Im Übrigen verzichtete Ludwig III. 1410, nach dem Tod seines Vaters, auf eine eigene Königskandidatur zugunsten Sigismunds, der dies als weiteren Beweis seiner Treue wertete.
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Sicher tat er recht, er hatte schließlich keine andere Wahl.
Mein Beitrag ziehlt nicht auf Sigismund , sondern auf die Bemerkung:
" schließlich war er ja ein Ketzer": Das war er rechtlich zum Zeitpunkt des verspäteten Geleitbriefes nicht, sondern durch den Prozess in Konstanz. Schwer wiegt hier der Vertrauensbruch ,das Wort des Königs Sigismund. Das Recht des Pfalzgrafen folgt auf Unrecht,welches man Hus zufügte. So sah es auch Karl V. :)
 
Das ist sehrwohl richtig. Die Schuld liegt in dem Falle alleine beim König.
Aber der Pfalzgraf tat eben seine Pflicht, so schwer sie ihm auch vielleicht gefallen ist.
Der König hätte sein Wort wirklich halten sollen, das stimmt.
Aber Könige lassen sich ungern etwas sagen. :)
 
Arcimboldo schrieb:
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Das war er rechtlich zum Zeitpunkt des verspäteten Geleitbriefes nicht, sondern durch den Prozess in Konstanz. :)
Um einen Ketzer seiner gerechten Strafe zuzuführen, musste man ihn ja zuerst mal einfangen, also verurteilte man ihn zunächst nicht als Ketzer, um ihn in die Falle zu locken. Die Lüge war doch somit durchaus legitim, denn Jan Hus vertrat ohne jeden Zweifel ketzerische Ansichten. :teach:
 
Philipp August schrieb:
Um einen Ketzer seiner gerechten Strafe zuzuführen, musste man ihn ja zuerst mal einfangen, also verurteilte man ihn zunächst nicht als Ketzer, um ihn in die Falle zu locken. Die Lüge war doch somit durchaus legitim, denn Jan Hus vertrat ohne jeden Zweifel ketzerische Ansichten. :teach:
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Das war allerdings schon vorher klar. Warum dann der Geleitbrief ? :rolleyes:
Ob es aus damaliger Sicht eine rechtliche Handabe gab ihn in die Falle zu locken ,weiß ich nicht, vielleicht kann Philip August in seinem Buch mal nachschlagen was dazu so steht.. :idee:
 
Mit der Verurteilung von Jan Hus als Ketzer wurden automatisch alle ihm gegenüber gegebenen Verpflichtungen, Versprechen, Eide etc. wirkungslos. Ein Ketzer steht außerhalb der christlichen Gemeinschaft, alle ihm vor Gott beschworenen Zusagen verlieren damit ihre Bindungskraft. Was Sigismund also mit Hus angestellt hat, war nach mittelalterlichem Rechtsverständnis vollkommen legitim und kein Rechtsbruch.


Konradin schrieb:
Brandenburg an Friedrich V. von Nürnberg zu vergeben war folgenschwer:

Neben der Belehnung der Hohenzollern mit Brandenburg ist auch noch die Belehnung der Wettiner mit Sachsen zu nennen, die eine ebenso lange Wirkungsdauer hatte.


Philipp August schrieb:
ausserdem war er nicht sparsam und etwas gar zu prunkliebend

Sparsamkeit gehörte definitiv nicht zu den mittelalterlichen Herrschaftstugenden, eher das genaue Gegenteil, die Freigiebigkeit. Sigismund so etwas zum Vorwurf zu machen, ist ahistorisch gedacht. Auch dieses etwas diffamierende prunkliebend (so hat es auch die ältere Forschung gerne gesehen) sollte man aus dem Kontext der Zeit lesen: Nicht als sinnlosen Prunk, sondern als für die Herrschaft konstitutive Sammlung von Symbolismen und ritueller Kommunikation, ohne die Herrschaft in der Vormoderne überhaupt nicht denkbar war.

Ganz allgemein werden hier ein paar (Vor-)Urteile der älteren Forschung gewälzt, so etwa die Stereotypen vom ach so faulen und unfähigen Wenzel und dem ach so positiven und großen Karl IV. Die Forschung ist da mittlerweile durchaus zu differenzierten Urteilen gekommen...
 
Herold schrieb:
Ganz allgemein werden hier ein paar (Vor-)Urteile der älteren Forschung gewälzt, so etwa die Stereotypen vom ach so faulen und unfähigen Wenzel und dem ach so positiven und großen Karl IV. Die Forschung ist da mittlerweile durchaus zu differenzierten Urteilen gekommen...

Na ja, daß Karl IV. einer der fähigsten Kaiser des Mittelalters war, steht außer Frage.
Er setzte, wenn es ging, lieber auf Diplomatie statt auf Waffengewalt.
Zudem war er der erste Kaiser seit Friedrich II., der es fertigbrachte, seinen Sohn zum römischen König wählen zu lassen (1376).

Wenzel der Faule (als Wenzel IV. König von Böhmen) hingegen war in der Tat trunksüchtig und grausam; ihm war alles in die Wiege gelegt worden, was er dennoch nicht zu nutzen wusste.

Insofern stimmen die Urteile der älteren Forschung doch einigermaßen.
 
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