Kaiserwürde im Frankenreich

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Gast

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hallo ihr Geschichtskundigen ;) =)

ich hab mal eine Frage:

ist es richtig, dass die Kaiserwürde im Frankenreich nicht erblich war? D.h die Vergabe der Kaiserwürde an Rom/Papst gebunden war und Karl als Ausnahmefall seinen Sohn selbst zum Kaiser erhob?


Vielen Dank für eure Hilfe :)

gruß, conny
 
Viele Fragen auf einmal,versuchen wir sie mal zu ordnen!
Also Karl`s Kaiserkrönung diente allein zur Steigerung ,seines monarchischen Selbstgefühl. Wobei er nicht die römische,sondern die christliche Seite des Kaisertums hervorkehrte.Denn Kaiser der Römer saß ja zu damaligen Zeit in Byzanz( Konstantinopel ).
Als Karl 806 in der sog.Divisio regnorum sein Haus bestellte,traf er keine ausdrückliche Verfühgung über das Kaisertum.Nur verschob er die Gewichte des Erbrechts, zugunsten seines ältesten Sohnes Karl( Hausgut und Reichsvolk der zentrale Francia ).
Weil er aber 810/11 den Tod seiner Söhne Pippin und Karl beklagen musste,war jetzt einziger legitimer Erbe Ludwig!Erst durch die Anerkennung durch die Kaisermacht des Ostens (812) zog Karl daraus die Konsequenz, ohne Einschaltung des Papstes oder anderer hoher Geistlicher,und womöglich durch Selbstkrönung 813 zum Mitkaiser und Haupterben zu erheben.
Ludwigs Wille entsprach,dem Papsttum auch weiterhin keine Mitwirkung an den Entscheidungen über die Zukunft von Dynastie und Kaisertum zu gewähren.Ohne Beteiligung des Papstes bestimmte er auf der Aachener Reichsversammlung 817 seinen ältesten Sohn Lothar zum Nachfolger,indem er ihn von eigener Hand zum Mitkaiser krönte.
Lothar reiste zu Ostern,auf Einladung Papst Paschalis nach Rom und ließ sich dort feierlich krönen. Es kam aber gleich zu Spannungen zwischen Kaiser und Papst und erst der Franken gewogene Papst Eugen II.(824-827) konnte in der neuen Rechtsordnung Constitutio Romana, den Kirchenstaat unter gemeinsamer kaiserlich-päpstlicher Aufsicht zog und künftigen Päpsten vor ihrer Weihe einen Treueeid vor Beauftragten des Kaisers abverlangte.
 
Nur eine kleine Anmerkung: Der Kaiser der Römer war zur Zeit seiner Krönung eine Frau (Irene), die gemäß Lex Salica und dementsprechend nach fränkischer Anschauung kein Anrecht auf den Thron hatte. U. a. auch deshalb war Karl zum Kaiser gekrönt worden, der sich durchaus auch als römischer Kaiser verstand. Nur mit Irenes Nachfolgern Nikephoros I. und Michael I. führte Karl Verhandlungen, in deren Folge (Pax Nicephori und, glaube ich, Vertrag von Aachen) er sich nicht mehr römischer Kaiser o. Ä. nannte.

Was übrigens spätere Zeiten im Fränkischen Reich angeht, so war spätestens seit Otto dem Großen die Kaiserwürde an eine Krönung durch den Papst gebunden, wobei der Gekrönte ausnahmslos bereits König im Reich nördlich der Alpen war und häufig der Sohn seines kaiserlichen Vorgängers (aber ob das ostfränkische Königtum erblich war oder nicht ist wieder eine andere Geschichte).
 
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