Karikatur: Der Geldsack

G

grünerglückspilz

Gast
Hi ich brauche hilfe bei diesser komischer Karikalutur die Ausage ist "Für denn Sack müssen Sie auch 'n Fahrschein lösen!" "Erlauben Sie mal, das is' das Fahrgeld was ich ihnen geben will" ich hab nichts gefunden daswegen frage ich euch ob ihr etwas darüber was gefunden habt wenn ja würde ich mich sehr freuen!
 
Ich lade die Karikatur mal hoch.

Sack.jpg

Hast du schon mal etwas von der Großen Inflation 1923 gehört?
Dieses Bild ist gar nicht so weit von den tatsächlichen Verhältnissen entfernt:
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500.000.000.000 Mark

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Kinder spielen mit Geld.

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Wäschekörbe voller Geld... Hier bei einer Berliner Bank. Teilweise wurden Tageslöhne in solchen Wäschekörben ausgezahlt, die dann sofort ins Geschäft getragen wurde, um das Geld schnellstmöglich in Realien umzuwandeln.
Waren schlechte Zeiten für Bankräuber... Leider auch für alle anderen (außer die Bauern).

Und jetzt zurück zur Karikatur: Denk das mal zu Ende, wenn du einen Sack voller Geld für den Fahrschein mitbringst und für den Sack, weil er den Platz einer Person benötigt, wiederum einen eigenen Fahrschein lösen musst, was ergibt sich daraus in der Konsequenz für eine absurde Situation?
 
Denk das mal zu Ende, wenn du einen Sack voller Geld für den Fahrschein mitbringst und für den Sack, weil er den Platz einer Person benötigt, wiederum einen eigenen Fahrschein lösen musst, was ergibt sich daraus in der Konsequenz für eine absurde Situation?

Der Fahrgast muss für den Geldsack selbst aber keinen Fahrschein lösen, weil das Geld durch den Kauf eines Fahrscheins für den Fahrgast in die Obhut des Schaffners übergeht. Die Pointe der Karikatur liegt einfach darin, dass der Schaffner nicht erkennt, dass der Geldsack kein Gepäck ist, sondern das Geld für den Fahrschein des Fahrgastes enthält.
 
Da wird eher umgekehrt ein Schuh draus. Für das Gepäck ist ein Fahrschein zu lösen und wenn Du das Bild pben gesehen hast, mit den Waschkörben voll. Stichwort Hyperinflation.
 
Ich sehe das wie Chan: Für den Sack (als Gepäckstück) wäre nur ein Fahrschein zu lösen, wenn er als Gepäck mitgenommen würde. Er ist aber kein Gepäck, sondern die Bezahlung für den Schaffner. Sobald der Fahrgast das Geld dem Schaffner als Bezahlung übergibt (was er vor Fahrtantritt macht), hat er kein Gepäck mehr, für das er einen Fahrschein lösen müsste.

Auch was die Pointe betrifft, stimme ich Chan zu. Es geht einfach nur darum zu zeigen, dass die Inflation solche Ausmaße erreichte, dass man einen ganzen Sack voll Geld mit sich schleppen musste, nur um einen Fahrschein bezahlen zu können.
 
Vielleicht denke diesmal ich zu kompliziert und zu sehr um die Ecke, aber wenn das, was ihr, Chan und Ravenik, meint, die Aussage der Karikatur sei, dann würde diese ja exakt nur das abbilden, was die Menschen während des Hochphase der Inflation eh tagtäglich sahen. Insofern überzeugt ihr mich noch nicht.
 
Ich vermute, dass die Karikatur die Auswüchse der Inflation schon überspitzt dargestellt hat. Hätte man tatsächlich bereits für den Preis einer einzigen Fahrkarte einen ganzen Geldsack gebraucht, hätte der öffentliche Verkehr doch zum Erliegen kommen müssen. (Wo hätte das Personal das Geld von Dutzenden, im Laufe des Tages Hunderten, Fahrgästen verstauen sollen?) Insofern wäre es doch eine Karikatur auf die realen Zustände.
 
Bezüglich der Interpretation hinsichtlich Intention wie Wirkung dieser Karikatur dürfte, soweit rekonstruierbar, der genaue Zeitpunkt der Entstehung und vor allem der Veröffentlichung recht bedeutend sein. Ob Januar, Mai, August oder September, mit nahezu jedem Tag dürfte Aussageabsicht wie Wahrnehmung 1923 eine andere gewesen sein, von verballhornend düsterster Prognose im Frühjahr bis hin zum Karikieren des absurden Jetzt im Spätsommer.
 
Wie auch immer die Pointe der Karikatur zu deuten ist, ein Klacks war es im November 1923 wohl nicht, das Geld für einen Fahrschein mit sich zu führen:

Straßenbahnen in Potsdam

Die Preissteigerungen waren extrem. Stiegen in den ersten Monaten des Jahres 1923 die Fahrpreise noch monatlich, mit Ausnahme von den Monaten April und Juni, änderte sich dieses ab Juli 1923. Dabei erfolgten Preiserhöhungen von bis zu 900%. Den absoluten Höhepunkt erreichte der Fahrpreis ab dem 15. November 1923 mit 30 Milliarden Mark.
Insgesamt stieg der Fahrpreis vom Januar bis 15. November 1923 um 74,9 Milliarden Prozent an.

Man musste für einen Fahrschein im November also 30 Millarden Mark (= 30 Millionen Tausender) löhnen. Da wird ein Geldsack kaum ausgereicht haben. Die Karikatur entstand vermutlich lange vor dem November, als die Hyperinflation erst ahnbar war (die Pointe liegt also in einer Übertreibung, die von der Realität aber später noch deutlich übertroffen wurde), sonst müsste der Text des Schaffners lauten:

"Dafür kriegen´se gerade mal ´n Eckchen von ´nem Fahrschein!"

EQ´s Deutung würde meines Erachtens 3 Geldsäcke voraussetzen, die der Mann mit sich führt: Sack 1 als Bezahlung für den Fahrschein des Mannes und Sack 2 als Bezahlung für den Fahrschein von Sack 3.
 
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Man musste für einen Fahrschein im November also 30 Millarden Mark löhnen. Da wird ein Geldsack kaum ausgereicht haben.

Naja, das dürfte stark davon abhängen, wie neu gedruckt das Geld war, das der potentielle Fahrgast dabei hatte. Die Ausgabe von Geldscheinen wurde ja dem Wertverfall angepasst, zum Schluss gab es Banknoten mit einem Nominalwert von 100 Billionen Reichsmark.

EQ´s Deutung würde meines Erachtens 3 Geldsäcke voraussetzen, die der Mann mit sich führt: Sack 1 als Bezahlung für den Fahrschein des Mannes und Sack 2 als Bezahlung für den Fahrschein von Sack 3.

Das war auch der Grund, warum damals niemand mehr mit der Elektrischen zum Broteinkauf fuhr: Den Fahrschein hätte man sich ja noch leisten können, aber die Fahrscheine, um die nötigen Geldmittel zum Laden zu transportieren... ;)
 
EQ´s Deutung würde meines Erachtens 3 Geldsäcke voraussetzen, die der Mann mit sich führt: Sack 1 als Bezahlung für den Fahrschein des Mannes und Sack 2 als Bezahlung für den Fahrschein von Sack 3.
Nein, nicht drei (3) sondern unendlich ()! Aber eigentlich wäre es mir gelegen gewesen, wenn der grüne Glückspilz da mal selber seinen Hirnschmalz dran versucht hätte, deshalb habe ich nur Kontext gegeben und Interpretationen außen vor gelassen. Hilft ja keinen Schüler was, wenn er aus dem Internet per Ctrl/Strg C Ctrl/Strg V seine Hausaufgaben zieht. Synapsen werden so jedenfalls nicht gebildet und verknüpft.
 
Die Ausgabe von Geldscheinen wurde ja dem Wertverfall angepasst, zum Schluss gab es Banknoten mit einem Nominalwert von 100 Billionen Reichsmark.

Sicher. Die Karikatur macht jedenfalls nur Sinn zu einem Zeitpunkt lange vor dem Drucken von Millarden- und Billionenscheinen, sonst wäre ein Geldsack ja nicht erforderlich. Deswegen vermute ich, dass die Pointe in einer starken Übertreibung besteht, die von der Realität später noch übertroffen wurde. Leider lässt sich nicht feststellen, in welchem Monat die Karikatur herauskam.

Nein, nicht drei (3) sondern unendlich ()!

Ich gehöre leider nicht zum Team ´Scorpion´, das musst du mir also erklären...
 
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Nein, nicht drei (3) sondern unendlich ()!

Ich gehöre leider nicht zum Team ´Scorpion´, das musst du mir also erklären...
Das ist doch ganz einfach, du hast es doch schon selber halb richtig geschrieben, nur eben nicht zu Ende gedacht. Für seinen eigenen Fahrschein benötigt der Mann einen Geldsack. Für den Geldsack benötigt er einen eigenen Fahrschein. Also wiederum einen Geldsack. Für diesen benötigt er wiederum einen Fahrschein, also wiederum... usw.usf.
 
Sicher. Die Karikatur macht jedenfalls nur Sinn zu einem Zeitpunkt lange vor dem Drucken von Millarden- und Billionenscheinen, sonst wäre ein Geldsack ja nicht erforderlich. Deswegen vermute ich, dass die Pointe in einer starken Übertreibung besteht, die von der Realität später noch übertroffen wurde. Leider lässt sich nicht feststellen, in welchem Monat die Karikatur herauskam.

Das dürfte im Endeffekt eine recht komplizierte Geschichte sein, denk ich mir. Die Banknoten wurden angepasst, aber schon aus technischen Gründen wird es da immer eine Zeitverzögerung geben: Neue Banknoten mussten entworfen, gedruckt und verteilt werden. Bei dem Tempo des Wertverfalls des Geldes werden sich da schon aus technischen Gründen enorme Probleme ergeben haben. Die Bilder von Waschkörben voll Geld sind ja real. Für eine Mini-Ausgabe wie eine Bahnfahrkarte wird es aber zu keiner Zeit wirklich realistisch gewesen sein, dafür gezwungernermaßen einen Sack voll Geld anschleppen zu müssen. Das macht das Bild zu einer Karikatur: Sie mag (etwas...) überspitzt sein, zeigt aber ein tatsächliches Problem auf.

ad ElQ: 100 Punkte für die Offenlegung der in der Karikatur enthaltenen reductio ad absurdum.

EDIT & P.S.: Ich stell mir grad die Konsequenzen vor, die es hätte, wenn das Bild wirklich stimmig wäre. Denn dann müssten für das Entgelt jedes Fahrgastes ja auch entsprechender Lagerraum zur Verfügung stehen. Wenn jeder Fahrgast unendlich viele Geldsäcke Bezahlung hinblättern müsste, bräuchte die Tram auch unendlich viele Wagen, um die Einnahmen zu transportieren. Mein Jott, da eröffnen sich theoretische Möglichkeiten für die Mathematik der Unendlichkeit, da muss man Hilbert wirklich vorwerfen, dass er das Bild von "Hilberts Hotel" prägte und nicht das von "Hilberts Tram". Welch verpasste Möglichkeit!

;)
 
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Für seinen eigenen Fahrschein benötigt der Mann einen Geldsack. Für den Geldsack benötigt er einen eigenen Fahrschein. Also wiederum einen Geldsack. Für diesen benötigt er wiederum einen Fahrschein, also wiederum... usw.usf.

Da sind wir aber wieder an dem Punkt, dass ein Geldsack ausreicht, um den Transport des Fahrgastes oder eines anderen Geldsackes zu bezahlen. Es wird ja beim Einsteigen bezahlt und nicht während der Fahrt. Du scheinst dir vorzustellen, dass der Sack, mit dem ein Fahrschein bezahlt wird, auch bezahlt werden muss, aber das wäre nur nötig, wenn der Fahrgast ihn zunächst als Gepäck in den Wagen mitnimmt, was aber nicht der Fall ist, wenn gleich beim Einsteigen bezahlt wird, so dass der Sack, mit dem bezahlt wird, in die Obhut des Schaffners übergeht und somit zu keinem Zeitpunkt ein zu bezahlendes Gepäckstück ist.

Für eine Mini-Ausgabe wie eine Bahnfahrkarte wird es aber zu keiner Zeit wirklich realistisch gewesen sein, dafür gezwungernermaßen einen Sack voll Geld anschleppen zu müssen.

Genau darin liegt vermutlich der (übertreibende) Witz der Karikatur: Zu einem Zeitpunkt, als noch keine Millionenscheine gedruckt wurden, wird die inflationäre Tendenz so karikiert, dass eine Fahrkarte irgendwann einmal Millionen oder Millarden Mark teuer sein wird (symbolisiert durch den Geldsack). Dass das später tatsächlich so kommt, hat der Zeichner vielleicht gar nicht wirklich geglaubt. Das erklärt auch, warum der Schaffner nicht versteht, was der Geldsack zu bedeuten hat.
 
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Da sind wir aber wieder an dem Punkt, dass ein Geldsack ausreicht, um den Transport eines anderen Geldsackes zu bezahlen. Es wird ja beim Einsteigen bezahlt und nicht während der Fahrt. Du scheinst dir vorzustellen, dass der Sack, mit dem der zu transportierende Sack bezahlt wird, auch bezahlt werden muss, aber das wäre nur nötig, wenn der Fahrgast ihn zunächst als Gepäck in den Wagen mitnimmt, was aber nicht der Fall ist, wenn gleich beim Einsteigen bezahlt wird, so dass der Sack, mit dem bezahlt wird, in die Obhut des Schaffners übergeht und somit zu keinem Zeitpunkt ein zu bezahlendes Gepäckstück ist.
Das hatte ich eigentlich schon im gestrigen Beitrag um 20:32 als plausibel akzeptiert. Ich habe das gerade nur noch mal aufgegriffen, weil du von meiner Deutung sprachst. Wenn das zu Missvertändnissen geführt hat, tut es mir leid.
 
Das dürfte im Endeffekt eine recht komplizierte Geschichte sein, denk ich mir. Die Banknoten wurden angepasst, aber schon aus technischen Gründen wird es da immer eine Zeitverzögerung geben: Neue Banknoten mussten entworfen, gedruckt und verteilt werden. Bei dem Tempo des Wertverfalls des Geldes werden sich da schon aus technischen Gründen enorme Probleme ergeben haben.

Auch dafür gab es Lösungen.
Es wurden zuletzt einfach ein neuer Wert auf die Banknoten gedruckt.

Siehe:
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