Karl Mays Orientromane und Wilhelms II. Palästinareise

Karl Mays Orientzyklus entstand in den Jahren 1881 ff., 1898 reiste Wilhelm durch* das Osmanische Reich nach Jerusalem. Natürlich war das ganze eine Verbindung aus Staatsbesuch, Pflege der deutsch-osmanischen Beziehungen und Pilgerreise. Ich frage mich aber - was nach dem ersten Halbsatz offensichtlich sein dürfte - ob Wilhelm II. Karl May - der ja eine große Breitenwirkung entfaltete - gelesen hat und ob die Karl May-Lektüre die Lust auf das Reiseziel geweckt hat. War Wilhelm II. ein "Fan" von Karl May?

Vielleicht auch von Moltke dem Älteren, welcher zunächst als Militärberater nach Istanbul abkommandiert worden war (1835-1839) und ausführlich darüber in Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei (Berlin 1841) geschrieben hatte. Ebenso hatte M. über seine Palästinareise (1840?) in einer Zeitungsserie (Augsburger Allgemeine Zeitung, ab 1841) geschrieben (Deutschland und Palästina), sehe ich richtig, und unter anderem vorgeschlagen,

Palästina unter christlichen Schutz zu stellen, (und) die Leitung des neuen Staates einem unumschränkten Fürsten deutscher Nation und echt toleranten Sinne (zu) übertragen

Zitiert nach Axel Dunker, Durch die Wüste undsoweiter, in: Gutjahr/Hermes (Hg.), Maskeraden des (Post-)Kolonialismus, 2011, S. 174.

Auch Colmar von der Goltz könnte durch seinen Artikel Stärke und Schwäche des türkischen Reiches (1897, Deutsche Rundschau, Band 3, S. 95-119.), nach dem Ende seiner Militärmission in Istanbul erschienen, für Anregung gesorgt haben.
 
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