Katholische Sorben

Dackelhasser

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Kann mir jemand erklären, warum die Sorben in der Lausitz katholisch waren bzw. immer noch sind, während der Rest Sachsens und Brandenburgs merhheitlich protestantisch war (ist)?
 
Warum sollte es das nicht sein?

Das die Landesfürsten in der Zeit der Reformatiion und danach das theoretische Recht hatten ihen Untertanen die Religion zu diktieren heißt ja nicht, dass sie davon auch gebrauch machten.

Die zwei Lausizen waren bis zum Ende des 30-Jährigen Krieses Nebenländer der böhmischen Krone/bömischen Konföderation, wo ja im religiösen Sinne nochmal besondere Eigenheiten herrschten, was auch die alten hussitischen Traditionen und das Verhältnis der Konfessionen nebeneinander angeht.

Nach dem 30-Jährigen Krieg gingen die Lausitzen dann größtenteils als Sachsen, das zwar ein mehrheitlich lutherisches Territorium war, was für den Herzog allerdings nur bedingt zutrifft.

Herzog Friedrich August I. (genannt "August der Starke") konvertierte Ende des 17. Jahrhunderts zum Katholizismus, damit er in Personalunion König von Polen-Litauen werden konnte.
Seitdem war Sachsen für eine längere Periode ein mehrheitlich lutherisches Territorium mit einem katholischen Herzog.

Beispiele dafür, dass Herrscher konvertierten um sich machtpolitsiche Vorteile zu sichern, aus verschiedenen Gründen der Bevölkerung eine zwangskonversion nicht zumuten konnte oder wollte, gibt es einige.
Ich würde da z.B. auf den Brandenburger Markgrafen und Kurfüstest Johann Siegismund verweisen, der im Rahmen des jülisch-klevischen Erbfolgestreits vom Luthertum zum Calvinismus konvertierte und zwar mi dem Kalkül sich Unterstützung in den Vereinigten Provinzen zu sichern.

Die Bevölkerung Brandenburgs wurde aber nie calvinistisch. Bestand auch kein Interesse daran zu versuchen das zangsläufig durchzusetzen. Das wäre reichsrechtlich hoch problematisch gewesen, da der Calvinismus zu dem Zeitpunkt keine gleichberechtigte Konfession darstellte außerdem hatte man der Bevölkerung gerade erst (teilweise unter einigem Aufand) das Luthertum schmackhaft gemacht, das direkt wieder umzustoßen hätte niemand verstanden.

Was die Lausitzen angeht, wie gesagt, die kamen erst mit dem Ende des 30-Jährigen Krieges an Sachsen. In diesen Gebieten den Protestantismus obrigkeitlich durschsetzen zu wollen, hätte diese gerade einigermaßen überwundenen Gräben direkt wieder aufgerissen, es hätte das Verhältnis zwischen Habsburgern und Wettinern, die im 30-Jährigen Krieg ja eigentlich gut zusammenhielten, was auch Vorbedingung war, dass sich Sachsen diese Territorien sichern konnte möglicherweise massiv gstört und außerdem sehr wahrscheinlich eine Auswanderungswelle provoziert, die dem Land als solchem nach den Verwüstungen dieses Krieges nicht willkommen sein konnte.
2 Generationen später ist der Herzog von Sachsen selbst aus taktischen Gründen Katholik, warum hätte er als solcher das Luthertum durchsetzen sollen?
Bis zum Ende der Personalunion mit Polen und Litauen blieb es dabei, sprich bis 1763. Da ist man dann mitten im Zeitalter der Aufklärung und die obrigkeitlicher Erzwingung der Religion ist nicht mehr en vogue.

So lange es der Bevölkerung selbst überlassen war, was sie tat, ist ees so ungewühnlich nicht, dass sich einzelne Landschaften für andere Bekenntnisse entschieden, als die Regionen darum herum.
Schau dir mal eine Konfessionskarte Ostpreußens um 1930 herum an, dann wirst du feststellen, dass du die Umrisse des historischen Bistums Ermland gestochen scharf erkennen kannst, weil es eine entschieden katholische Enklave mitten in lutherischem Territorium bildet.

Warum wird kein Mensch im Detail erklären können, aber offensichtlich hing die Bevölkerung dort eben in anderer Weise am Katholizismus, als die in den herzoglich-preußischen Nachbargemeinden oder den Bewohnern der Danziger Niederung.
 
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