Kavaliersdegen

AnDro

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Ich habe mehrmals Kavaliersdegen aus dem 18. Jahrhundert gesehen, die quasi identisch mit dem Standartdegen der frz. Infanterie waren. Dabei stand das diese nicht im Krieg genutzt wurden. Warum war diese Waffe Standart in der frz. Armee?

Replik, gibt Ausführungen mit dünnerer Klinge die in Louisbourg gefunden wurden:
s_epee2.jpg


Dorotheum - Kavaliersdegen, 72,5 cm lange Klinge mit Mittelgrat, eisernes Bügelgefäß mit ovalem Stichblatt

An Dro
 
Ich habe mehrmals Kavaliersdegen aus dem 18. Jahrhundert gesehen, die quasi identisch mit dem Standartdegen der frz. Infanterie waren. Dabei stand das diese nicht im Krieg genutzt wurden. Warum war diese Waffe Standart in der frz. Armee?
Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass sich diese Degen gewissermaßen ähnelten. Mit "Standart" würde ich eher übliche Degen bezeichnen. Ein zum Kampf geeignetes ziviles Stück wird es wohl daher sein. Oder meinst Du jetzt konkrete per Reglement vorgeschriebene Degenmodelle?



Unter "Kavaliersdegen" verstand ich bis jetzt solche Zahnstocher von Degen, wie sie v.a. am Ende des 18.Jh. in Mode waren. Die waren zwar noch eine zumeist gefährliche Waffe, aber eben mit einer sehr schmalen Klinge. Außerdem gibt es noch Kavaliersdegen, die eigentlich viel zu kurz waren als Waffe, aber sicherlich für die Verwendung als reines modisches Accessoire vollauf genügten. Aber damit irre ich scheinbar. Solche "Zahnstocher" waren scheinbar eher die "Galanteriedegen":

"so kamen endlich 5) die kleinen, sogenannten leichten, schmalen und kurzen Galanterie= oder Kammer=Degen, nebst den eigentlichen Soldaten= Ritter=Feld= und Rauf=Degen, sowohl zum Hieb als Stich, in Gebrauch."
(Krünitz im Artikel: "Degen")

In Deutschland wäre demnach die korrekte historische Bezeichnung scheinbar Ritter-Degen gewesen. Zur Mitte des 18.Jh. kenne ich mich bei den Offizieren kaum aus, im späten 18.Jh. weiß ich aber, dass sie oftmals sich selbstständig Waffen zulegten. D.h. sie trugen neben den reglementmäßigen Degen dann auch mal Säbel oder dergleichen, welche sie sich privat angeschafft hatten.

Im Musée d'Armée war auch im Raum zum 18.Jh. (also vor der Revolution und der Reform von 1786) eine ganze Reihe von Degen ausgestellt, welche mir ein Hinweis darauf wären, dass es wirklich viele einzelne Degen im Besitz von Offizieren gab.
Klar ist, dass die Anforderungen des Militärdienstes gewissermaßen auf ein recht robustes Degenmodell hinauslaufen.

PS: Leider kann ich den Degen, der per Link als Lot Nr.25 angezeigt ist nicht überprüfen. Als Original und in dem scheinbar exquisiten Zustand wäre das aber auch für mich ein Leckerbissen.:D Manno verpasst!:weinen:
 
Oder meinst Du jetzt konkrete per Reglement vorgeschriebene Degenmodelle?
exakt, oder zumindest allgemein genutzt. Ca. Mitte des 18. Jahrhunderts.

PS: Leider kann ich den Degen, der per Link als Lot Nr.25 angezeigt ist nicht überprüfen. Als Original und in dem scheinbar exquisiten Zustand wäre das aber auch für mich ein Leckerbissen.:D Manno verpasst!:weinen:
Der ist für 250€ über die Theke gewandert, hät ich das gewusst.^^ Naja, hab erst letzte Woche ein Original in der Hand gehabt.

Unter "Kavaliersdegen" verstand ich bis jetzt solche Zahnstocher von Degen, wie sie v.a. am Ende des 18.Jh. in Mode waren. Die waren zwar noch eine zumeist gefährliche Waffe, aber eben mit einer sehr schmalen Klinge. Außerdem gibt es noch Kavaliersdegen, die eigentlich viel zu kurz waren als Waffe, aber sicherlich für die Verwendung als reines modisches Accessoire vollauf genügten. Aber damit irre ich scheinbar. Solche "Zahnstocher" waren scheinbar eher die "Galanteriedegen":
Auf Primärquellen ist mir des öfteren aufgefallen das die Degen dünn und kurz waren und auch von einfachen Soldaten getragen wurden. Ein paar Bilder:

pic.php
 
Also gab es kein konkretes Reglement für die Offiziersdegen? Weißt Du da genaueres? Tut mir leid, kenne mich wenn dann ab ca. 1786 erst aus und da gab es ja bei der Infanterie Säbel, d.h. bei den franz. Grenadieren.
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Der ist für 250€ über die Theke gewandert, hät ich das gewusst.^^ Naja, hab erst letzte Woche ein Original in der Hand gehabt.


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Auf Primärquellen ist mir des öfteren aufgefallen das die Degen dünn und kurz waren und auch von einfachen Soldaten getragen wurden. Ein paar Bilder:
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Dann lass mal Deine Beziehungen arbeiten! Für so einen Preis nehme ich ein Original mit Kusshand. Aber weiter dazu per PN!:)



2.
Mir scheinen eigentlich die zwei außen rechts (bei mir werden fünf Bilder angezeigt, bei scheinbar einem sechstem, was unter den fünfen liegt erkennt man nur ein rotes Kreuz auf weißem Grund) die einzigen richtigen Primärabbildungen zu sein.
Dass auch Mannschaften Degen trugen, war scheinbar noch eine ganze Weile üblich. So schmal in Relation zum Bandelier finde ich die Degen aber garnicht.
 
OT:
Ich will ja nicht rumunken, aber von den Bildern ist höchstens das ganz rechts eine Abbildung aus dem 18.Jh...
Das zweite von links schaut mir verdächtig nach Knötel aus. Das ganz rechts und das zweite von Links sehen für mich aus wie Umzeichnungen von originalen Uniformtafeln aus dem 19.Jh. und das in der Mitte sieht von der Ästhetik verdächtig nach 1830er/40ern aus...
 
Jop, nur das letzte ist 18. Jahrhundert. Habe aber ansonsten nichts besseres auf meinem Rechner. Werde mal bezeiten was scannen.
 
Die Bilder sind übrigens aus der Dr. H. J. Vinkhuijzen (1843-1910) Sammlung. Leider fehlen da bei den meisten Bildern die Quellen bzw. jgl. Datierung, aber das 5. (ein 6. sollte auch nicht da sein) kenne ich noch aus anderer Quelle.
Naja, mir ging es ja hauptsächlich um diese Form des Degens. Ist auf allen 5 Bildern gleich.

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Dann lass mal Deine Beziehungen arbeiten! Für so einen Preis nehme ich ein Original mit Kusshand. Aber weiter dazu per PN!:)
Na vielleicht gibts ja bald mal wieder etwas ähnliches bei Dorotheum.at.

Edit:
Ups, mir ist gerade ein Abschnitt in "Louis XV's Army 2" von Rene Chartrand aufgefallen. :pfeif:
The Sword, a fairly useless weapon for the 18th-century infantryman, was supposed to be carried until 20 March 1764; then it was officially abolished for privates, but continued to be carried by corporals and sergeants. [...]. It was a status symbol, ...
Der Wert als Statussymbol dürfte wirklich ausschlaggebend gewesen sein, hatte dazu mal was gelesen in "Verführung und Aufruhr im Paris des 18. Jahrhunderts" von Arlette Farge. Das Militär gab auch einfachen Leuten das Recht einen Degen tragen zu dürfen. Jetzt habe ich sogar noch einen englischen Wikipedia Artikel zu dieser Waffe gefunden:
Small sword - Wikipedia, the free encyclopedia
So schmal in Relation zum Bandelier finde ich die Degen aber garnicht.
Zumindest die Replik scheint mir nicht schmal genug zu sein. Ist evtl. dann nur eine Reenactment Waffe. In Natura fiel mir direkt die dünne Klinge auf. Ich habe mittlerweile 4 solcher Degen in verschiedenen Museen gesehen und alle waren als Kavaliersdegen deklariert.
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Der Wert als Statussymbol dürfte wirklich ausschlaggebend gewesen sein, hatte dazu mal was gelesen in "Verführung und Aufruhr im Paris des 18. Jahrhunderts" von Arlette Farge. Das Militär gab auch einfachen Leuten das Recht einen Degen tragen zu dürfen.

2. Jetzt habe ich sogar noch einen englischen Wikipedia Artikel zu dieser Waffe gefunden:
Small sword - Wikipedia, the free encyclopedia

3. Zumindest die Replik scheint mir nicht schmal genug zu sein. Ist evtl. dann nur eine Reenactment Waffe. In Natura fiel mir direkt die dünne Klinge auf. Ich habe mittlerweile 4 solcher Degen in verschiedenen Museen gesehen und alle waren als Kavaliersdegen deklariert.
1.
War in Frankreich das Degentragen denn offiziell für weite Bevölkerungsschichten verboten bzw. unüblich? Man muss ja auch immer schauen, was üblich war und was verboten. Verbote deuten bisweilen sogar eher darauf hin, was üblich war, da es deswegen ja verboten werden musste, als was unüblich war.
Eine Hemmschwelle war sicherlich der Preis. du erkennst ja selber leicht wie aufwendig eine gutgemacht Klinge und der Rest eines Degens ist. Selbst wenig verzierte Stücke - sozusagen Waffen zum Gebrauch - sind noch wertvoll und entsprechend waren sie nicht ganz billig.

2.
Aber in dem Artikel geht es doch um Degen (Small Sword) im Allgemeinen und nicht die der französischen Armee im Speziellen?

Das Teil (aus Deinem Link)
File:Smallsword.jpg - Wikipedia, the free encyclopedia
(ein sehr schönes Exemplar :respekt: ) scheint mir ganz in der Art so zu sein, wie wir es uns für ein ziviles Degenmodell vorstellen dürfen, das die französischen Offiziere sicher auch gern trugen. Die Klinge verjüngt sie extrem zur Spitze hin, ist aber am Gefäß breit genug, um auch eine wirklich ernstzunehmende Waffe darzustellen.

Wenn ich es bisher recht verstanden habe, sind die Degen bei den französischen Infanterieoffizieren zumindest nicht einheitlich.
Zum Vergleich zwei extrem gute Repliken von Infanterieoffiziersdegen der Preußen: http://www.hessen-militaer.de/offizier.htm
Im Prinzip läuft es bei Degen des 18.Jh. für einen bestimmten Zweck (Kampf oder eher Repräsentation) auf eine bestimmte Form hinaus.

3.
Da kannst Du Recht haben. Repliken sind oftmals zu schwer und zu wenig fein gearbeitet. Es kommt aber auf die Hersteller an. Für einen stattlichen Preis bekommt man auch Repliken, welche wirklich den Namen auch verdienen und in Gewicht und Form beinahe aufs Haar den Vorbildern gleichen.

4. (bezieht sich jetzt nicht auf einen Punkt von AnDro)
Geht es Dir, AnDro, speziell um die Degen der Mannschaften oder die der Offiziere? Ich denke mal bei den Mannschaften werden es einheitliche Modelle sicherlich gewesen sein.
Warum ein Degen so und so aussieht kann man nur durch den Geschmack (wie bei der Mode) und dem Gebrauch, also was man damit zu tun beabsichtigt, erklären. Einfache Degen des 18.Jh., ganz schlicht ohne "Firlefanz" nur mit schlichtem Gefäß, Griff usf. in Messing ähneln sich wirklich sehr, auch die zivilen Stücke.
 
Ich habe mittlerweile 4 solcher Degen in verschiedenen Museen gesehen und alle waren als Kavaliersdegen deklariert.
Klar ist "Kavaliersdegen" die heutige Bezeichnung. Mir ging es oben ja nur um die, welche im 18.Jh. scheinbar verwendet wurde.

Ist aber auch nicht unmöglich, dass es sich bei den "Kavaliersdegen", die Du gesehen hast tatsächlich um Degen mit militärischer Herkunft handelt. Es müssen ja für die große französische Armee gewaltige Mengen hergestellt worden sein. Und auch nicht alle Museen (eher die seltenen) wissen so 100 % was sie da haben, bzw. könnten so einen Zusammenhang zu einem militärischen Hintergrund herstellen, wie Du es tust.;)
 
(ein sehr schönes Exemplar :respekt: ) scheint mir ganz in der Art so zu sein, wie wir es uns für ein ziviles Degenmodell vorstellen dürfen, das die französischen Offiziere sicher auch gern trugen. Die Klinge verjüngt sie extrem zur Spitze hin, ist aber am Gefäß breit genug, um auch eine wirklich ernstzunehmende Waffe darzustellen.
So dünn ist noch nichtmal die Klinge der 4 Modelle die ich bislang gesehen habe. Eines war in der Ausstellungseröffnung von "Preußen - Aufbruch in den Westen" und 2 andere direkt im Anschluss bei einer dazugehörigen Ausstellung auf der Burg Altena. Das waren alles zivile Modelle. Die Stücke der Preußen Austellungen sollten schon recht gut dokumentiert sein.

2.
Aber in dem Artikel geht es doch um Degen (Small Sword) im Allgemeinen und nicht die der französischen Armee im Speziellen?
Nö, Degen heißt auf englisch (und französisch) Épée. Das ist eine spezielle Form des Degens.
1.
War in Frankreich das Degentragen denn offiziell für weite Bevölkerungsschichten verboten bzw. unüblich? Man muss ja auch immer schauen, was üblich war und was verboten. Verbote deuten bisweilen sogar eher darauf hin, was üblich war, da es deswegen ja verboten werden musste, als was unüblich war.
Eine Hemmschwelle war sicherlich der Preis. du erkennst ja selber leicht wie aufwendig eine gutgemacht Klinge und der Rest eines Degens ist. Selbst wenig verzierte Stücke - sozusagen Waffen zum Gebrauch - sind noch wertvoll und entsprechend waren sie nicht ganz billig.
...the sword was only allowed to be worn by gentlemen, nobles, royal officials and the military.
aus Louis the XV's Army 2
Bei der Armee gab es das Problem des Preises ja nicht. Der Preis für Ausrüstung dürfte vom Sold abgezogen worden sein (wenn es nicht irgendwelche Sonderregelungen in Frankreich gab).

Wenn ich es bisher recht verstanden habe, sind die Degen bei den französischen Infanterieoffizieren zumindest nicht einheitlich.
Zum Vergleich zwei extrem gute Repliken von Infanterieoffiziersdegen der Preußen: Ausruestung fuer den Offizier
Im Prinzip läuft es bei Degen des 18.Jh. für einen bestimmten Zweck (Kampf oder eher Repräsentation) auf eine bestimmte Form hinaus.
Jain, es wurde die selbe Art des Degens getragen. Die Verzierungen variierten. Insofern würde ich Variationen bei den Mannschaften nicht ausschließen. Es müssen ja in Anbetracht der Größe der frz. Armee viele Lieferanten gewesen sein.

Geht es Dir, AnDro, speziell um die Degen der Mannschaften oder die der Offiziere? Ich denke mal bei den Mannschaften werden es einheitliche Modelle sicherlich gewesen sein.
Warum ein Degen so und so aussieht kann man nur durch den Geschmack (wie bei der Mode) und dem Gebrauch, also was man damit zu tun beabsichtigt, erklären. Einfache Degen des 18.Jh., ganz schlicht ohne "Firlefanz" nur mit schlichtem Gefäß, Griff usf. in Messing ähneln sich wirklich sehr, auch die zivilen Stücke.
Um die Wahl dieser im Grunde unpraktischen Form des Degens für alle.
 
Nö, Degen heißt auf englisch (und französisch) Épée. Das ist eine spezielle Form des Degens.
In Angelos Fechtbuch aus den 1780ern ("The school of fencing" 1787) kämpfen die englischen Fechter nur mit "small swords", wenn ich nicht etwas übersehen habe. Scheinbar ist zumindest dort damit der Degen an sich gemeint. Der Begriff "Épée" taucht dort nicht auf. Scheinbar sind mit Small Swords gewöhnliche zum Duell geeignete Waffen (Degen) gemeint. Im 18.Jh. war der Degen die Standartwaffe des Edelmanns und Statussymbol in einem. Eigentlich gab es daneben nur das Florett als Übungswaffe auf dem Fechtboden, wenn ich das bis jetzt richtig verstanden habe.

Ich zitiere mal aus Wikipedia:
The épée (pronounced /ˈɛpeɪ/) is the modern derivative of the original duelling sword, the rapier, used in sport fencing. Épée is French for "sword".
Aus:
http://en.wikipedia.org/wiki/%C3%89p%C3%A9e
und
The épée evolved from civilian weapons such as the smallsword in the late 17th century and became the true dueling sword of the 18th and early 19th centuries.

Wie gesagt, erwähnte Angelo nur "the small sword", auch lässt er seinen als typischen englischen Fechter antretenden Kämpfer in seinen Beispielen nur mit dieser Waffe gegen seine internationalen Gegner (z.B. Deutsche oder Spanier, die er sogar noch beidhändig mit zusätzlichem Dolch kämpfen lässt) antreten lässt.

Ein kleines Verständnisproblem tritt natürlich in den Quellen leicht für uns heutige auf, da das Wort Épée schlicht Schwert auf Franz. bedeutet. Da es aber Schwerter im mittelalterlichen Sinne nicht mehr gab, ging der Begriff auf die Degen als Hauptwaffe der Kavaliere (Adeligen) über.

Ich würde nicht von "unpraktischer Form" und "Wahl" in dem Sinne sprechen. Ich denke, die Franzosen hielten einfach am längsten an den Degen (als Abkömmlinge oder Verwandte der Rapiers der Musketiere und Pikeniere des 17.Jh.) fest, während die anderen Staaten sie gegen kürzere Säbel und dergleichen austauschten. Erstaunlicher scheint mir, dass man das tat, obwohl die Degen ja sicherlich aufwändiger herzustellen waren als die Infanteriesäbel der zeitgenössichen Gegner.

Ausgenommen dem körperlichen Training und bei (verbotenen) Ehrenhändeln wird man die Degen der französischen Infanteristen genauso wenig benutzt haben wie die Säbel (im sächsischen Heer der 1730er bsw. auch Palasche) der anderen Armeen. Im Kampfeinsatz waren sie bei der nahezu ausschließlichen Verwendung der Gewehre mit Bajonetten absolute Nebensache. Reduziert auf die Funktion als Schmuckelement ist es nun wieder beinahe gleich, ob das nun ein Degen, Säbel oder ein Kochlöffel ist. Vielleicht fand man in Frankreich einfach einen Degen hübscher. Ästhetische Aspekte, die ganz individuell vom Geschmack des Herrschers abhängen konnnten (man denke an die persönlichen Uniformentwürfe und Gedanken eines Friedrich August I. von Sachen am Beginn des 18.Jh. oder eines Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den 1790ern !), sind im Nachhinein natürlich schwer erklärbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

es geht zwar wohl mehr um Armeeoffiziere ich wollte jedoch noch folgendes ähnliches Stück beitragen.

Es ist der Degen von Antonio Barceló. Einen Seeman von den Balearen der es zwischen 1740 und 1775 vom einfachen Handelskapitän zum Generalleutnant der spanischen Marine brachte. Der Mann war ein echter Haudegen und es ist anzunehmen, dass seine Waffe nicht nur ein Prunkstück war.

Der Degen ist im Madrider marinemuseum ausgestellt. Auf einem dort hängenden Portrait ist er mit ihm an der Seite dargestellt.
 

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Ein kleines Verständnisproblem tritt natürlich in den Quellen leicht für uns heutige auf, da das Wort Épée schlicht Schwert auf Franz. bedeutet. Da es aber Schwerter im mittelalterlichen Sinne nicht mehr gab, ging der Begriff auf die Degen als Hauptwaffe der Kavaliere (Adeligen) über.

Ich würde nicht von "unpraktischer Form" und "Wahl" in dem Sinne sprechen. Ich denke, die Franzosen hielten einfach am längsten an den Degen (als Abkömmlinge oder Verwandte der Rapiers der Musketiere und Pikeniere des 17.Jh.) fest, während die anderen Staaten sie gegen kürzere Säbel und dergleichen austauschten. Erstaunlicher scheint mir, dass man das tat, obwohl die Degen ja sicherlich aufwändiger herzustellen waren als die Infanteriesäbel der zeitgenössichen Gegner.

Ausgenommen dem körperlichen Training und bei (verbotenen) Ehrenhändeln wird man die Degen der französischen Infanteristen genauso wenig benutzt haben wie die Säbel (im sächsischen Heer der 1730er bsw. auch Palasche) der anderen Armeen. Im Kampfeinsatz waren sie bei der nahezu ausschließlichen Verwendung der Gewehre mit Bajonetten absolute Nebensache. Reduziert auf die Funktion als Schmuckelement ist es nun wieder beinahe gleich, ob das nun ein Degen, Säbel oder ein Kochlöffel ist. Vielleicht fand man in Frankreich einfach einen Degen hübscher. Ästhetische Aspekte, die ganz individuell vom Geschmack des Herrschers abhängen konnnten (man denke an die persönlichen Uniformentwürfe und Gedanken eines Friedrich August I. von Sachen am Beginn des 18.Jh. oder eines Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den 1790ern !), sind im Nachhinein natürlich schwer erklärbar.

Bezüglich des Degens als Infanterieseitengewehr: Ich kenne mich mit den französischen Uniformen aus dem 18. Jahrhundert nicht so gut aus. Die oben abgebildeten tragen jedoch alle Weiße, bzw. einen Blauen Rock, einer sogar mit Tressen (Schweizer Garde?). Waren dieses nicht alles Garde, bzw. königliche Regimenter? Trug die "Linie" nicht hellbraune Röcke?

Könnte es eventuell sein, dass Garderegimenter einen Degen trugen um sich von den "gemeinen" Linienmuschkoten zu differenzieren?

Ich kann mich entsinnen, dass Friedrich der Große einigen Regimentern als Strafe für das zögern bzw. fliehen in der Schlacht die "Portepees" abnehmen ließ. Diese waren also auch ein Ehrenmerkmal. Besteht die Möglichkeit, dass dabei auch zwischen Degen und Säbel unterschieden wurde?
 
Zuletzt bearbeitet:
Linie sowie Kolonialinfanterie hatten, soweit ich es mitgekriegt habe, Weiss. Ich kenne sie bestimmt nicht alle, aber hellbraune Röcke kenne ich nur von der österreichischen Artillerie.
 
Linie sowie Kolonialinfanterie hatten, soweit ich es mitgekriegt habe, Weiss. Ich kenne sie bestimmt nicht alle, aber hellbraune Röcke kenne ich nur von der österreichischen Artillerie.
Genau. Weiß ist üblich bei der französischen Linieninfanterie. Hellblau bei den dt. Regimentern und Blau bei den Gardes Francaises. Insgesamt kann man sagen die französische Armee war knallbunt. :pfeif: Am Anfang des 18. Jahrhunderts war die frz. Linieninfanterie Farbe noch grau.
 
Zuletzt bearbeitet:
...Am Anfang des 18. Jahrhunderts war die frz. Linieninfanterie Farbe noch grau.

Da liegt der Hase begraben! Ich habe ein etwas älteres Buch über Uniformen mit schlechen Farbdrucken, da kommt das grau als beige rüber.

Da stand jedoch auch etwas über eine Differenzierung zwischen Regimenten des Königs und anderen. Ich habe es leider gerade nicht zur Hand.:grübel:
 
Hallo,

es geht zwar wohl mehr um Armeeoffiziere ich wollte jedoch noch folgendes ähnliches Stück beitragen.

Es ist der Degen von Antonio Barceló. Einen Seeman von den Balearen der es zwischen 1740 und 1775 vom einfachen Handelskapitän zum Generalleutnant der spanischen Marine brachte. Der Mann war ein echter Haudegen und es ist anzunehmen, dass seine Waffe nicht nur ein Prunkstück war.

Der Degen ist im Madrider marinemuseum ausgestellt. Auf einem dort hängenden Portrait ist er mit ihm an der Seite dargestellt.
Das ist ein ausgesprochen einfaches Modell. Das Teil hat tatsächlich Ähnlichkeit mit den schlichten Infanteriedegen der Franzosen.

Ich kann an dem Degen garkeine Verzierung erkennen, was schon fast darauf hin deutet, dass der Träger wohl ein wenig exentrisch in seiner Vorliebe für schnörkellose Waffen war, wenn er das Stück zur Zeit des Höhepunktes seiner Karriere trug.
 
Das ist ein ausgesprochen einfaches Modell. Das Teil hat tatsächlich Ähnlichkeit mit den schlichten Infanteriedegen der Franzosen.

Ich kann an dem Degen garkeine Verzierung erkennen, was schon fast darauf hin deutet, dass der Träger wohl ein wenig exentrisch in seiner Vorliebe für schnörkellose Waffen war, wenn er das Stück zur Zeit des Höhepunktes seiner Karriere trug.

Barceló war wirklich ein faszinierender Mensch der eigenen eigenen Thread wert ist. Mit 19 War er Kapitän der Postschebecke zwischen den Balearen und dem Festland (sein Vater war es vor ihm). Als diese von 2 algerischen Galeeren angegriffen wurde eroberte er beide (!) und erhielt dafür ein Leutnantspatent bei der spanischen Kriegsmarine die sonst eigentlich nur Adlige aufnahm.

Er hat in seinem aktiven Dienst viele Anfeindungen durch die etablierten Strukturen aushalten müssen. Vielleicht hat er gerade desshalb seinen bürgerlichen Ursprung herausheben wollen.
 
Kann es sein das am Griff ursprünglich eine Schnürung war, damit er griffiger ist?

Da liegt der Hase begraben! Ich habe ein etwas älteres Buch über Uniformen mit schlechen Farbdrucken, da kommt das grau als beige rüber.
Da stand jedoch auch etwas über eine Differenzierung zwischen Regimenten des Königs und anderen. Ich habe es leider gerade nicht zur Hand.:grübel:
Hatte schon etwas ähnliches vermutet. Bei der Infanterie gab es 3 Schweizer und 3 Französische Garden. Auffallend finde ich die Farben rot und blau die eigentlich immer da sind.

Gab ja etliche extravagante Einheiten.
Barceló war wirklich ein faszinierender Mensch der eigenen eigenen Thread wert ist.
Stimmt, wäre interessant. Kenne mich mit dem spanischen Heer und der Marine des 18. Jahrhunderts nicht so gut aus.
 
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