Dann will ich auch noch kurz etwas nachtragen, um nicht mißverstanden zu werden...
D.h. Du bist Skeptiker wie ich und sagst: wir wissen nicht wie es war?:grübel:
Wobei mir auch Delbrücks Ausführungen eher nach einer Hypothese, also im Sinne von "es könnte so und so gewesen sein", vorkommen.
Es stimmt, daß ich durchaus konstatiere, daß wir bestenfalls rekonstruieren können, wie es mit einiger Wahrscheinlichkeit gewesen sein kann.
Worum es mir beim Abwägen der Positionen jedoch ging, waren zwei andere Punkte:
1.
Delbrück gesteht - etwas vereinfacht ausgedrückt - den mittelalterlichen Rittern kaum eine Disziplinierung i.d.S. zu, sondern betrachtet ein Ritterheer als vergleichsweise undisziplinierten Verbund von starken Einzelkämpfern.
Verbruggen und
Smail widersprechen dem und stellen heraus, daß es sogar eine starke Disziplinierung bzw. Selbstdisziplinierung gegeben haben muß, da ansonsten ein Ritterheer - das sich bekanntlich in erster Linie auf die Schlagkraft der Ritter und Sergenten verließ - so nicht funktioniert haben kann.
In diesem Punkt stimme ich eher
Verbruggen und
Smail zu, denn wie ich bereits anhand der Pferdecharakteristik auszuführen versuchte, wäre ein vergleichsweise undisziplinierter Verbund von Einzelkämpfern schon allein beim Anreiten (und da genügt bereits die Schrittgangart) in Unordnung geraten.
2.
Delbrück beschreibt andererseits das Anreiten zum Kampf als eine relativ lange Phase in Schrittgangart,einer darauf folgenden Trabphase und einer relativ kurzen Phase im Galopp (also faktisch einem Sprint vergleichbar).
Verbruggen und
Smail ziehen sich hier auf die Quellenaussagen zurück, wonach - wieder etwas vereinfacht beschrieben - die Ritter in sehr dichter Formation beeinander den Galopp quasi "durchgezogen" haben.
In diesem Punkt stimme ich eher
Delbrück zu (und halte entsprechende Quellenaussagen für zumindest leicht übertrieben), denn wie ich bereits anhand der Pferdecharakteristik auszuführen versuchte, ist eine derart enge Formation mit ritterlichen Kriegspferden (zur Erinnerung: Hengste!) kaum machbar (wenn überhaupt), da sich auch hier bereits beim Anreiten in Schrittgangart - und im "durchgezogenen" gestreckten Galopp wäre es einerseits noch schlimmer, andererseits v.a. auch lebensgefährlich - die Pferdeformation in sich auflösen würde, da die Tiere ernsthaft Gefahr laufen, aggressiv gegeneinander anzugehen.
Desweiteren weise ich dabei darauf hin, daß die Belastung v.a. auch mit einem schwergepanzerten Reiter - und davon sprechen wir hier bekanntlich - das Pferd (unabhängig von der Statur) in deutlich kürzerer Zeit ermüden läßt, wenn die Phase schnellerer Gangarten lange durchgehalten werden als wenn diese Phase nur eine Kurzbelastung darstellt.