Kelten- Thesen bezug auf Semi-Arbeit

JungeMutti

Neues Mitglied
Hallo :winke:ich bin es nochmal am Montag steht unsere Verteidigung( Kolloqium) für unsere Seminarfacharbeit an. Hierzu müssen wir Schwerpunkte widerlegen oder belegen. Diese wären:

1. Schwerpunkt: Ein Grund warum die Kelten in ihrer Geschichte keinen Staat gründeten, war ihre nicht einheitliche Meinung der Sippen.

2. Schwerpunkt: Die Milseburg in der hessischen Rhön, ein Verwaltungs- Wirtschafts- und Militärzentrum der Kelten.

3. Schwerpunkt: Ohne Schrift und trotzdem eine Hochkultur


Kann jemand dazu was aussagen? Liebe Grüße Antje
 
Hallo Antje,
könnte knapp werden. Eine Seminarfacharbeit ist in der Schule vorzulegen, oder?

1. Schwerpunkt: Ein Grund warum die Kelten in ihrer Geschichte keinen Staat gründeten, war ihre nicht einheitliche Meinung der Sippen
.

Ist der Schwerpunkt so vorgegeben oder ist es eine These von Dir? Die "nicht einheitliche Meinung der Sippen" ist etwas platt formuliert - "nicht einheitliche Meinungen" gibt es ja auch zwischen den Parteien der BRD, und gleichwohl funktioniert diese als Staat im Ganzen.
Ich weiß natürlich, worauf du hinauswillst. Es geht ja um die fast sprichwörtliche "Uneinigkeit" der Kelten, auf die viele ihren Untergang gegenüber den Römern zurückführen.
Festhalten lässt sich:
Tatsächlich gibt es bei den Kelten keine Bildung von größeren Reichen oder Staaten. Größere Territorialeinheiten haben vereinzelt schon existiert - so Norikum (ht. Österreich), lange römischer Vasallenstaat, oder auch das Reich des Cunobelinus bzw. seiner Söhne im Südosten/Osten Englands. Die Erkenntnis, dass ein Stamm die Grundlage eines jeden keltischen Machtbereiches bildete, scheint richtig. Hier will ich noch nicht tiefer einsteigen, denn es ist ein komplexes Thema - auch bei den Kelten gab es Stammesverbände und ebenso scheint es bei den Wanderungen neue Stammesbildungen gegeben haben.
Diese Stämme bildeten regionale Herrschaften, meist um eine Höhenburg (bes. frühe Keltenzeit) bzw. größeren Zentralort/Oppidum (v.a. La Téne-Zeit). Und hier kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Bis dahin unterscheidet sich die politische Struktur der Kelten nicht so sehr von den zahlreichen dezentralen Herrschaften, die sich im 8. - 4. Jhdt. rund ums Mittelmeer ausbilden. Basis des römischen Reiches bildete eben auch ein kleiner Stamm. Der Unterschied: vor allem aufgrund der Handelskontakte und der kulturellen Austauschmöglichkeiten entwickelten sich die Städte im Mittelmeerraum viel schneller. Insgesamt waren die dortigen Stadtstaaten aber nicht weniger verstritten als die keltischen Stämme - nur konnte Rom dort nach einer langen Folge von Kriegen und Allianzen zur Großmacht werden.
Wenn man von der "Uneinigkeit" der Kelten spricht, bezieht man sich oft auf den gallischen Krieg - warum gelang es den zahlreichen Stämmen nicht, von Anfang an zusammen Widerstand gegen Rom zu leisten?
Die Frage ist insofern falsch gestellt, als dass diese Stämme sich eben nicht als "Kelten" fühlten, sondern in erster Linie die eigenen Interessen im Blick hatten. Es fehlte eine gemeinsame Staatsidee oder Staatstradition. Vielleicht hätte sich die entwickelt, wenn Gallien nicht ins strategische Blickfeld Caesars und der Römer gekommen wäre - doch das ist Spekulation.


2. Schwerpunkt: Die Milseburg in der hessischen Rhön, ein Verwaltungs- Wirtschafts- und Militärzentrum der Kelten.

Soweit ich weiß, ist die Milseburg ein wenig erforschtes Oppidum. Ausgrabungen gab von 1900-1906 und 2003/2004. Es gäbe sicherlich Anlagen, die sichwegen des Forschungsstandes besser eignen würden.
Ein Internetlink mit einigen Texten findet sich hier:
Milseburg

Außerdem ein knapper Eintrag in Herrmann/Jockenhövel, "Vorgeschichte Hessens", S. 405/406.
Eine kleine Broschüre aus der Reihe "Archäologische Denkmäler in Hessen", Bd. 50, befasst sich ebenfalls mit der Milseburg.
Zu den aktuellen Grabungen könnte etwas in der Jahreszeitschrift "Hessen Archäologie" v. Jahr 2006 zu finden sein. Beide Reihen sind über das Landesdenkmalamt in Wiesbaden erhältlich, aber sicher auch in besseren Bibliotheken zu finden. Außerdem gibts noch dieses Buch
Die Kelten in der Rhön . Von der Milseburg zum Keltendorf
das ich selbst noch nicht kenne.


3. Schwerpunkt: Ohne Schrift und trotzdem eine Hochkultur

Hier wäre zu definieren: was meint man eigentlich mit Hochkultur? Du solltest dir da eine Definition zurecht legen, und dann Unterpunkte durchgehen, ob sie auf die keltische Zivilisation zutreffen.
Dabei solltest du die spätkeltische Zeit in Frankreich und Deutschland, so von 200-50 v. Chr. berücksichtigen. In dieser Zeit entstanden die sog. "Oppida", befestigte, stadtähnliche Zentren von oft beachtlicher Größe. In diesem Zusammenhang kann ich das Buch
"Die Kelten in Deutschland" empfehlen:
Amazon.de: Die Kelten in Deutschland: Bücher: Sabine Rieckhoff,Jörg Biel,Björn-Uwe Abels,Dietwulf Baatz,Ines Balzer
Es enthält viele neuere Theorien zu den Kelten und ihrer Zivilsation. Besonders wird dabei die Bedeutung des Kulturaustauschs mit dem Mittelmeerraum für die geschichtliche Entwicklung der Kelten betrachtet

P.s: wenns noch weitere Fragen gibt - gerne Bescheid sagen! .



 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist nur noch die Verteidigung , die Arbeit liegt in der Schule schon vor. Diese Schwerpunkte stammen von mir. Die hab ich aus meiner Semi-arbeit raus genommen.
 
Die Kelten waren gerade zum Sprung bereit,erste Hochkultur Mitteleuropas zu werden,und damit auch mächtige ökonomische Konkurrenz zu Rom.Deshalb nahm Cäsar den Helveterauszug aus ihren alten Gebieten durchs Haeduerland als Vorwand für den GALLISCHEN KRIEG.Nach der Beschlagnahme der Goldvorräte der Gallier war es dann vorbei mit Handel und Wandel,Kult und Kultur,Machtzentren,Fernhandel.Die Städekultur der Oppida war vorbei.
 
Ich persönlich neige dazu den Besiedlungsschwerpunkt der Milseburg vielleicht bis bis 150 v.Chr laufen zulassen,wegen des viel zu geringen Münzaufkommens,würde ich die Anlage ungern als Machtzentrum im Sinne der echten Oppida sehen,vielleicht eher Füh-bis Mittellatenezeitlicher Fürstensitz,der Vielleicht bis Zur Stufe Latene D1 mit schwächerer Besiedlung weiterlief
 
Nach der Beschlagnahme der Goldvorräte der Gallier war es dann vorbei mit Handel und Wandel,Kult und Kultur,Machtzentren,Fernhandel.Die Städekultur der Oppida war vorbei.
Meiner Meinung nach eine zu pauschale Angabe, freilich ist nach dem der Eroberung Galliens festzustellen, daß nach und nach die Oppida aufgegeben werden.
Immer mit der Ausnahme des Dünsberges bei Gießen.
Weiterhin sollte auf den Umstand hingewießen werden, daß keines der Oppida bisher vollständig ausgegraben ist, Manchingen ist noch am besten beforscht.
Von daher wäre ich auch erstmal vorsichtig aus dem geringen Münzaufkommen der Milseburg darauf zu schließen das es kein Oppida war.
Als Bsp. könnte man die Amöneburg anführen, hier konnte ja nur Ausschnittweise noch eine eisenzeitliche Besiedlung festgestellt werden. Es wurde aber aufgrund von Funden in direkten Umgebung (insb. der Münzschatz von Mardorf) darauf geschlossen, daß es sich mglw. um ein Oppidum handelte.
 
1.Es war aber so,der Adel verlies die alten Oppida ging nach und nach in die römischen Neugrünungen.Das war kein sofortiger Prozess,sondern ein sich Fügen in neue ökonomische Verhältnisse.
2.Die Milseburg hat sich nie als Oppidum der Spät-LT qualifizieren können,es hätten wenigsten frühe Boier-Statere auftauchen müssen(Athene Alkis Typ),oder Muschel-Stater.Rolltier-Statere als früher Vindeliker-Typ.Forrer399 als typischer Spätlatene-Stater schon garnicht.
Wenn sich jetzt mal ein Sondengänger zu meiner Aussage melden würde,fände ich das bemerkenswert.Der Berg ist nämlich glücklicherweise bei den Sondengängern unbeliebt,weil er Keine Münzen hergibt.Die wären die letzten Jahre nämlich mit Querverweis Milseburg im Kunsthandel aufgetaucht.
3.Die Amöneburg,da muß ich dir unbedingt beipflichten,wäre einer näheren Untersuchung wert,schon aufgrund des fast ausschließlichen Auftretens des Bad Nauheimers als Quinar und ganz früher Noriker Drachmen(kugelkopfreiter);sollte die Amöneburg etwa als Außenposten der Tränke existiert haben,bevor der Dünsberg entstand.Tolle Idee für eine Doktorarbeit oder.sag mal was dazu.
 
Daran kann man auf jeden Fall weiterarbeiten !

Ich wollte unbedingt darauf hinaus das direkte aber sich anschließende Umland nicht aus den Augen zu verlieren (dafür was das Bsp. mit dem Münzschatz von Mardorf gedacht). Ebenso wichtig ist auch das keine dieser Anlagen bisher komplett ausgegraben wurde.
Meistens wird ja im Rahmen solcher Wallgrabungen zuerst der Wall geschnitten, in der Hoffnung damit die Anlage zu datieren. Dann werden kleine Flächen im Inneren geöffnet und das wars dann auch meistens.
Ausnahmen sind auf jeden Fall die Grabungen von Manchingen, der Heuneburg, Glauberg um nur die bekanntesten zu nennen.
 
Zurück
Oben