Khubilai Khans Nachfolger und Zerfall der Dynastie Yuan

SRuehlow

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Die Zeit nach der Herrschaft Khubilai Khans war wie schon in der Einleitung beschrieben, von inneren Machtkämpfen geprägt und Thronstreitigkeiten. Keiner seiner Nachfolger gelang es, eine so glanzvolle Führungspersönlichkeit zu werden, wie es Khubilai Khan gewesen war.
Der Nachfolger Khubilai Khans war sein Enkelsohn Öldscheitü Temür (reg. 1294-1307). Sein politischer Einfluss blieb unbedeutend. Er führte Verteidigungsfeldzüge gegen die Khaidu aus dem Ulus Tschagatai. Nach dessen Tod gab es erbitterte Kämpfe um die Nachfolge, aus denen Haischan Külüg (reg. 1307-11) hervorging. Dieser ernannte sogleich seinen Bruder Ayarbarwada zu seinem legitimen Nachfolger, um den inneren Intrigen den Gar aus zu machen. Ayarbarwara regierte bis 1320. Er führte in seiner pro-chinesischen Ausrichtung die Einführung des chinesischen Prüfungssystems für Zivilbeamte wieder ein. Nach einer Zeit der politischen Wirren war die Regierungszeit zwischen 1311-20 eine Ruhephase vor dem großen Sturm, in der sich China wirtschaftlich, sowie soziokulturell ein wenig erholen konnte. Der Nachfolger Ayarbarwada, sein Sohn Schidebala, wurde 1323 ermordet. Der Mörder kam aus den Reihen der semujen, die zur übermäßigen Korruption übergegangen waren. Sie handelten nur noch aus Gier und Habsucht und stellten für die pro-chinesischen Kaiser ein wirkliches Problem dar. Die ausländischen Händler und muslimischen Finanzspezialisten waren zu mächtig geworden, als dass man etwas gegen sie unternehmen konnte. Der Einfluss dieser Clans war so erheblich, dass sie die nun anstehende Nachfolge Schidebalas mitentscheiden konnten. Die Wahl fiel auf Yesün Temür (reg. 1323-28). Sein Sohn Aragibag bekleidete dann nicht mal einen Monat dessen Nachfolge. Nach ihm wechselte das Herrscherhaus an Tugh Temür (reg. 1328-29). Dieser hatte bei der Thronbesteigung schon durchblicken lassen, dass er zugunsten seines Bruders Khoschila abdanken werde, was er auch de facto tat. Khoschila kam nach nicht einmal sechs Monaten Regierungszeit ums Leben. Sodann musste sein Bruder wieder den Thron besteigen und regierte nun von 1329 bis 1332. Seine zweite Regierungszeit ist durch eine Kompromissherrschaft nach allen Seiten gekennzeichnet. Die Nachfolge trat mangels Erben, der Sohn seines Bruders Khoschila Irindschinbal an, der nicht mal ein Jahr regierte. 1333 trat, der damals 13-jährige, Toghon Temür, der älteste Sohn Khoschilas, das Erbe des chinesischen Kaisers an, der auch in den Analen als letzter Kaiser der Dynastie Yuan, wohlgemerkt aus chinesischer Betrachtungsweise, vermerkt ist.:fs:

Seit 1340 brachen in China immer wieder Aufstände aufgrund der verheerenden Ausbeutungen der Mongolen an ihren Untertanen aus. Hinzu kamen die Naturkatastrophen, wie zum Beispiel, dass sich der Gelbe Fluss 1289 mit seinem Flussbett umlagerte. Dies führte zur tausenden von Toten und Millionen von Obdachlosen. Der Fluss veränderte 1336 abermals seinen Verlauf und legt sich in sein altes Flussbett zurück. Die Folge ist eine Wiederholung der Ereignisse von 1289.
Das Problem der Dynastie in den 1300er Jahren war die zunehmende Korruption der Minister und eingesetzten Verwalter in allen Provinzen Chinas, die nur noch für ihre eigenen Interessen wirtschafteten. Hinzu kamen sie ständigen Unruhen aus den Reihen des mongolischen Adels, der nur noch mit der Regelung der Thronabfolge beschäftigt waren und den eigenen kommerziellen Interessen folgten. Den Aufständischen waren die Privilegien der Ausländer und semujen ein Dorn im Auge und das gab ihnen das nötige Wasser auf die Räder der Rebellion. 1315 sollten per Gesetz die Gräber auf den Feldern eingeebnet werden und somit mehr Land gewonnen werden. Dies lösten weitere Unruhen unter den Bauern aus, die ohnehin schon das Gros der Unterdrückung und körperlichen Entbehrungen zu erleiden hatten.
Immer wieder kam es zu religiös inspirierten Rebellionen, wobei hier die Rebellion der Sekte des Weißen Lotus genannt werden soll. Oftmals aus buddhistischen Vorstellungen heraus, weigerten sich die Bauern an den Gebaren ihrer Herren festzuhalten und erhoben sich gegen diese. Der Kult um den Maitreya-Buddha spielte hierbei eine besondere Rolle, da sich die Anführer meistens als Inkarnation desselbigen Buddhas ausgaben und Linderung oder gar Befreiung von den Peinigern versprachen. :fs:

Der Chinese Tschu Yuan-Tschang schließlich wird der Anführer der Rebellion gegen das mongolische Yuan Khanat und ruft im September 1368 die chinesische Dynastie Ming aus.
Toghon Temür floh 1368 in die Mandschurei. Dies beendete entgültig die Dynastie Yuan auf chinesischem Boden, nicht aber in der Mongolei, die sich immer noch als legitime Herrscher der Yuan ansahen, also auch über chinesisches Gebiet. 1370 verschied er in der neuen Hauptstadt der Yuan, immer noch auf chinesischem Boden, in Yingtschang. Toghon Temürs Sohn Ayuschiridara übernahm die Regierungsgeschäfte und wurde somit de facto neuer Kaiser. Im Juni 1370 griffen Mingtruppen Yingtschang an und Ayuschiridara konnte sicht nach einer vernichtenden Niederlage mit einer geringen Gefolgschaft nach Khara Khorum retten. Er regierte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1378. Seine Herrschaft war nach dem Rückzug in die Steppe geprägt von militärischen Offensiven gegen die Ming. Der koreanische König erkannte 1374 Ayuschiridara als legitimen Herrscher über das nicht mehr existierende Yuan Khanat an. Ayuschiridara benannte die Yuan in Boyuan um, also in Nördliche Yuan. Zehn Jahre nach dem Rückzug aus China schienen sich die Mongolen wieder in der Steppe etabliert zu haben. Ayuschiridara wurde posthum der Kaisertitel Tschaozong (Glänzender Vorfahre) verliehen, sowie den mongolischen Titel Biligtü Khagan (Mit Wissen ausgestatteter Großherrscher). :confused:
 
Ich sehe da noch ein anderes Problem, daß die Yüan Dynastie zu Fall gebracht hat, und zwar, daß sie selbst sich zu sehr dem Buddhismus zu wandte. Diese Lehre schwächte den Staat und zersetzte mit ihren Ansichten die Kriegsbefähigung der mongolischen Oberschicht.

Die Mongolische Oberschicht im Land vernachlässigte das Militär und die Befähigung zur Kriegsführung und wandte sich Tantrischen Lehren zu, die von buddhistischen Mönchen verbreitet wurden. Am Hof von Toghon Temür kümmerte man sich überhaupt nicht mehr um die Regierung, sondern nur noch um Sexualmagie und obskure buddhistische Lehren.

Schon Phag pa Lama, ein Berater Khublais verbreitete den, die mongolische Herrschaft massiv schwächenden Buddhismus unter der mongolischen Oberschicht. Um die 50 000 buddhistische Klöster im Land erhielten immer mehr Staatsmittel. Der Buddhismus führte sogar zu einer Gegenreaktion der Gebildeten Chinesen, die sich wieder verstärkt dem Konfuzianismus zuwandten. Nur im chinesischen einfachen Volk hatten die Buddhisten Rückhalt.

Unter Khublai Khan galt noch, daß die Chinesen ihr eigenes Rechtssystem weiter führen, Chinesen und Mongolen unterlagen der Jasagh. Erst im Verlauf der Sinisierung der mongolischen Herrschaft änderte sich das und die Yüan versuchten ein neues Rechtssystem für alle anstelle des Alten durchzusetzen.

Zur Zeit des Endes der Yüan Herrschaft wandten sich dann ausgerechnet die von den Yüan über alles andere geförderten Buddhisten von den Mongolen ab und schürten noch den Aufstand gegen die mongolische Herrschaft. Wo sie selbst ihren enormen Reichtum und vor allem ihren Einfluß auf das Volk gerade dieser verdankten.
 
Quellentips zum Thema:

Weiers, Michael: Geschichte der Mongolen, 2004
Krieger, Michael: Geschichte Asiens, 1999
 
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