Kieler Matrosenaufstand - das Urteil der Nationalsozialisten

Menelor

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Es geht mir um den Kieler Matrosenaufstand am Ende des ersten Weltkrieges. Wie wurde dieser von den Nazis später bewertet? Im Grunde widerspricht dieser Aufstand ja der Dolchstoßlegende sowie dem Bild von den tapferen deutschen Soldaten im 1. Weltkrieg.
 
Waren die Matrosen, weil sie sich nicht vollkommen sinnlos verheizen lassen wollten, denn Feiglinge?
 
Die Marine ist durch den bzw. die Matrosenaufstände insbesondere beim Heer und den orthodoxen schollegebundenen Junkern in Verruf geraten. Zuvor waren wertvolle Mittel von der Heeresrüstung in den Aufbau einer Marine umgelenkt worden. Diese Marinerüstung hatte nicht nur die Briten ins Lager Frankreichs und Russlands getrieben, nein: die finanziell wie politisch sauteuren Schiffe hatten im Großen Kriege nicht nur nichts geleistet, sondern zu allem Übel fielen die nichtsnutzigen Seeleute auch noch der stets siegreichen Front in den Rücken, die doch schon praktisch durch Paris durch war... Zu schlechter letzt hatten sich die feinen Herren Seeoffiziere in Scapa Flow dann auch noch eigenmächtig selbst versenkt, nachdem sie das, was sie für Ehre hielten, wiederentdeckt hatten, was jedoch nur weitere Repressalien der Siegermächte in Form von Reparationen nach sich gezogen hatte.
So die konservative, heeresaffine Sicht der Dinge.

Das Image der Marine nach 1918 war in D also erstmal hinüber. Das hat sich insofern auf die Einstellung der Marine (bzw. ihres Offizierskorps) ausgewirkt, als sie im WK II. in Form einer gewissen Überreaktion deutlich fanatisierter wurde: die wenigen Regimekritiker wie Kusch oder Kranzfelder wurden fix denunziert und entfernt. Herr Lütjens lieferte mit einer überflüssigen Ergebenheitsadresse an seine Majestät den Adolf seine über 2000 ihm anvertrauten Untergebenen an Bord der Bismarck ans Messer, Dönitz ließ fanatisch seine U-Boote reihenweise untergehen und selbst ein Kapitän Langsdorff, der sich weigerte, die Besatzung der Graf Spee in hoffnungsloser militärischer Lage in den Tod gehen zu lassen, sah sich genötigt, den Freitod zu wählen, um nicht als Feigling dastehen zu müssen.
Eine fanatisierte Marinejustiz ließ noch nach der Kapitulation 1945 Seeleute in Scharen hinrichten, die der irrigen Ansicht waren, dass sie nun ja nach Hause gehen könnten...

Das alles war m. E. mindestens mit eine Reaktion auf die Meuterei der Flotte 1918. M. E. passen die Matrosenaufstände nahtlos ins Bild der Dolchstoßlegende. Die "tapferen" deutschen Soldaten waren für die Rechte die Grauen in den Gräbe(r)n, nicht die Blauen in rot - die waren Verräter und Bolschewisten.

Siehe auch hier, insbesondere der erste Absatz der S. 244 und dann die Fußnote 93:
http://books.google.de/books?id=gWZO5ssGcvcC&pg=PA244&lpg=PA244&dq=himmler+d%C3%B6nitz+fanatisch&source=bl&ots=fZjtzkfHLS&sig=xW7QfZcWB_ZLt9OYmetc1Mt8bLc&hl=de&sa=X&ei=hh8KVM_wLaTgyQOt5oCIBg&ved=0CCkQ6AEwAQ#v=onepage&q=himmler%20d%C3%B6nitz%20fanatisch&f=false
 
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Natürlich nicht. Trotzdem die Frage: Wie wurde das in der NS-Zeit beurteilt?
Ich glaube, daß sollte man differenziert sehen.

Es gibt mehrere Gründe, warum der Aufstand der „Roten“ Matrosen der Jahre 1917 und 1918 bei den Nationalsozialisten von der Traditionen der Marine an sich überlagert werden.

Die Dolchstoßlegende baut nur in einem geringen Maß auf die Meuterei in der kaiserlichen Marine Okt 1918. Im Gegenteil, denn mit der Versenkung der Hochseeflotte Juni 1919 in Scapa Flow, stellte die kaiserliche Marine Ihre Ehre wieder her. Als im Januar 1920 die Offiziere und Mannschaften der versenkten Schiffe heim kehrten, wurde diese von den Menschenmassen als Helden gefeiert.
Eine negative Haltung in der Bevölkerung zur Marine generell nach 1918 bezieht sich weniger auf deren Angehörige, mehr an der politischen Ausrichtung vor dem Krieg und an den Verantwortlichen, die die kaiserliche Marine zu einer stumpfen Waffe verkommen ließen.

Als Gegenstück zu den Meuternden Matrosen des Jahres 1918 stehen dann auch Offiziere und Matrosen, dies sich der Meuterei unter den Roten Matrosen widersetzten. Diese werden im Nationalsozialismus als die wahren Helden der Tradition der kaiserlichen Marine stilisiert.
Bestes Beispiel ist die Vergabe von Namen an die Zerstörer Z8 Bruno Heinemann und Z 9 Wolfgang Zenker.

Des weiteren sei erwähnt, daß gerade Marineangehörige nicht nur unter den schon bald wieder aufgelösten Soldatenräten nach der Novemberrevolution zu suchen waren, sondern auch in Freikorps organisierten. So nahmen auch angehörige der Marine-Brigade Erhardt am rechtsgerichteten Kapp-Putsch 1920 teil.

Alles in allen, wurde unter den Nationalsozialisten die Tradition der kaiserlichen Marine von den Ereignissen im Okt 1918 wenig negativ beeinflusst. Im Gegenteil, durch die Minimierung von Marineangehörigen durch den VV, rückten die zur Marine stehenden Kräfte unter der Reichsmarine enger zusammen und bildeten somit einen stark verwurzelten Nachwuchs an Offizieren, deren Väter schon als solche in der kaiserlichen Marine dienten.

Als Beispiel, für die Ehrung und die Haltung der Nationalsozialisten sei das Marine Ehrenmal Laboe genannt und die Rolle des Deutschen Marinebundes bzw. dessen Gleichschaltung 1935.
 
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Das Image der Marine nach 1918 war in D also erstmal hinüber. Das hat sich insofern auf die Einstellung der Marine (bzw. ihres Offizierskorps) ausgewirkt, als sie im WK II. in Form einer gewissen Überreaktion deutlich fanatisierter wurde: die wenigen Regimekritiker wie Kusch oder Kranzfelder wurden fix denunziert und entfernt. Herr Lütjens lieferte mit einer überflüssigen Ergebenheitsadresse an seine Majestät den Adolf seine über 2000 ihm anvertrauten Untergebenen an Bord der Bismarck ans Messer, Dönitz ließ fanatisch seine U-Boote reihenweise untergehen und selbst ein Kapitän Langsdorff, der sich weigerte, die Besatzung der Graf Spee in hoffnungsloser militärischer Lage in den Tod gehen zu lassen, sah sich genötigt, den Freitod zu wählen, um nicht als Feigling dastehen zu müssen. ....

Genau so hab ich das mal im Roman "Haie und kleine Fische" gelesen - die Marineleitung wollte nicht in Verdacht geraten wieder die Flotte zu schonen, und so schickte man z.B. die Bismarck nur von einem Kreuzer begleitet in See. Man sei beim Nachkriegswettbewerb ("auf See unbesiegt" vs "im Felde unbesiegt") nicht zuletzt in Zusammenhang mit der Novemberrevolte ins Hintertreffen geraten.
 
[...] Man sei beim Nachkriegswettbewerb ("auf See unbesiegt" vs "im Felde unbesiegt") nicht zuletzt in Zusammenhang mit der Novemberrevolte ins Hintertreffen geraten.

Das ist ein Fehlschluss, die Kriegsmarine trat direkt in die maritimen traditionellen Fußstapfen der kaiserliche Marine und konnte die Einschränkungen des VV der Reichsmarine überwinden.

Wie ich schon schrieb, wurden die erfolgreichen Aktionen oder als Heldentaten hervorgehobenen Ereignisse nicht nur aus der Tradion der kaiserlichen Marine bei der Kriegsmarine durch die NS stilisiert.
 
Es geht mir um den Kieler Matrosenaufstand am Ende des ersten Weltkrieges. Wie wurde dieser von den Nazis später bewertet?[...]

Ich möchte hier mal den Faden weiter spinnen und den Aspekt der Traditionen aus der kaiserlichen Marine auf die Zeit nach 1945 erweitern.

Natürlich müssen wir Unterscheiden, zwischen den sich gebildeten Machtblöcken und den daraus resultierenden beiden deutschen Staaten.

Da haben wir zu einem die Bundesmarine, gegründet aus dem Deutschen Minenräumdienst (DMRL), der aus Minensuch- und Räumbooten sowie Personal der Kriegsmarine bestand. Berechtigungsdasein bekam die Bundesmarine dann wieder mit der Blockbildung und der Zugehörigkeit der NATO 1955, mit den ab den 1950iger Jahren stattfindenden Planung zu einem deutschen Marinekontingents.

Ähnlich verläuft es mit der Volksmarine, nur sind die Startbedingungen nicht auf der Basis von Minensuch- und Räumkommandos aufbauten. (Gedankeneinschub:Warum eigendlich und wer übernahm den Dienst nach 1945 in der Ostsee, die Sowjets Selbst?)
Ursprung der Volksmarine geht über die Seepolizei und der Volkspolizei zur See, die auch auf Personal der Kriegsmarine zurückgriff.

Wie steht es nun um die Traditionen aus der kaiserlichen Marine?
Da auch hier wieder auf verbliebenes Personal der Kriegsmarine auf beiden Seiten zurückgegriffen wurde, sollten Erinnerungen und Herkunft der Offiziere der Kriegsmarine und deren Väter bei der kaiserlichen Marine verankert sein.

Aber schon mit der Benennung der Volksmarine wird ein spezielles Datum/Zeitraum aufgegriffen, der November symbolisiert dies mit dem Aufstand der Kieler Matrosen und der Bildung der damaligen Volksmarinedivision.
Damit ist klar, schon allein aus ideologischen Gründen, daß die Tradition der kaiserlichen Marine bei der VM ausschliesslich auf die Ereignisse des Jahres 1917 und 1918 aufbaut.
Wie sieht das bei der BM aus? Ich denke, hier haben wir einen umfassenderes Traditionsbewusstsein, daß u.a. auch die Ergeignisse um den Matrosenaufstand 1917 und 1918 in Wilhelmshaven und Kiel aufgreift, aber auch durch weniger einseitige ideologische Verblendung und sicher auch zum Leidwesen einiger demokratischer und liberalen Kräfte in der damaligen BRD, Gedanken und Gedenken des in der kaiserlichen Marine und in der KM kämpferischen und seemännischen "Heldentums" überträgt.

Oder wie sehen die Problematik hier unsere Marine Fachmänner oder Themen Interessierten ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie sieht das bei der BM aus? Ich denke, hier haben wir einen umfassenderes Traditionsbewusstsein, daß u.a. auch die Ergeignisse um den Matrosenaufstand 1917 und 1918 in Wilhelmshaven und Kiel aufgreift...

Nur ganz kurz ein persønlicher Eindruck:
Liegeplatz "meines" Schiffes war Kiel, aber der Matrosenaufstand war zu keiner Zeit ein Thema, weder offiziell noch nach Dienstschluss, auch nicht wæhrend meiner Ausbildung auf Sylt.

Gruss, muheijo
 
Nur ganz kurz ein persønlicher Eindruck:
Liegeplatz "meines" Schiffes war Kiel, aber der Matrosenaufstand war zu keiner Zeit ein Thema, weder offiziell noch nach Dienstschluss, auch nicht wæhrend meiner Ausbildung auf Sylt.

Gruss, muheijo

Na ich hatte das jetzt mal auf gegriffen, gerade wegen der Ermordeten Matrosen wie z.B. Köbis und Reichpietsch. Aber ein kurzer Blick ins www. bestätigt dein Beitrag, auch diese wurden politisch instrumentalisiert und gerade dem Linken Lager,dem Blockfeind zugeordnet und damit Tabu, als gemeinsamer Tradionsgedanke, aller maritimen Ereignisse.

Danke für den Hinweis.
 
Ich müsste mal nachschlagen, aber mit Traditionsbezug zur Kaiserlichen Marine fällt mir bei der Bundesmarine wenig ein (Volksmarine mit Bezug auf die Revolution, klar, und eigentlich nicht auf die Marine der Imperialisten).

Im Umfeld der Bundesmarine wäre vielleicht Laboe beachtenswert, mit dem Bezug zur Skagerrakschlacht (und den Opfern des UbootKrieges). Dann gibt es noch Gorch Fock (Wiesbaden, Skagerrak), und Bezug zu Weddingen, Hipper (Schulfregatte und Marineschule)

Zu den Matrosenaufständen ist mir aus der Bundesmarine nichts auf Anhieb geläufig.

Noch im Nachtrag:

"Wie im untergehenden Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im

Dritten Reich, so raubten die Gespenster der Meuterer Reichpietsch und Köbis auch der jungen Bundesmarine den Seelenfrieden.

Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie in Glücksburg war es der damalige Militärexperte der SPD und heutige Oberst der Bundeswehr Dr. Fritz Beermann, der in einer Diskussion über "Die Tradition der Kriegsmarine" den Toten von der Wahner Heide neues Leben einhauchte.

Mit dem zu jener Zeit in der SPD noch üblichen Sozialisten-Eifer schlug Beermann vor, die Bundesmarine solle doch einmal am Grab von Reichpietsch und Köbis Kränze niederlegen, und platzte dann heraus: "Mir sind die beiden ... lieber als Dönitz und Raeder."

Fregattenkapitän Schuhart, der im Weltkrieg II als erster U-Boot-Kommandant mit seinem "U 29" einen Flugzeugträger - die "Courageous" versenkt hatte, sprang auf und marschierte hinaus; die vierzehn anderen anwesenden Offiziere der Bundesmarine folgten in Kiellinie. Murrten sie auf dem Flur: "Wir lassen die Großadmirale nicht mit Dreck beschmeißen."

DER SPIEGEL*6/1961 - Aufgetaucht -
 
"Wie im untergehenden Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im

Dritten Reich, so raubten die Gespenster der Meuterer Reichpietsch und Köbis auch der jungen Bundesmarine den Seelenfrieden.

Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie in Glücksburg war es der damalige Militärexperte der SPD und heutige Oberst der Bundeswehr Dr. Fritz Beermann, der in einer Diskussion über "Die Tradition der Kriegsmarine" den Toten von der Wahner Heide neues Leben einhauchte.

Mit dem zu jener Zeit in der SPD noch üblichen Sozialisten-Eifer schlug Beermann vor, die Bundesmarine solle doch einmal am Grab von Reichpietsch und Köbis Kränze niederlegen, und platzte dann heraus: "Mir sind die beiden ... lieber als Dönitz und Raeder."

Fregattenkapitän Schuhart, der im Weltkrieg II als erster U-Boot-Kommandant mit seinem "U 29" einen Flugzeugträger - die "Courageous" versenkt hatte, sprang auf und marschierte hinaus; die vierzehn anderen anwesenden Offiziere der Bundesmarine folgten in Kiellinie. Murrten sie auf dem Flur: "Wir lassen die Großadmirale nicht mit Dreck beschmeißen."

DER SPIEGEL*6/1961 - Aufgetaucht -

Danke, aber das es so intensiv (negativ) behandelt wurde, bestürzt mich jetzt ein wenig. Wie sind denn die Verschiebungen zu sehen, in der langen Zeit der BM, in den 60iger Jahren sind die Marineangehörigen ja noch von hoher Zahl, vor allem in den Offizierstellen von der KM beeinflusst, bewegt sich das auch so weiter in den 70-90iger Jahren?
 
Die Zuspitzung ist dem Umstand zu verdanken, dass in der Bundesmarine ohne das "Personal" der Kriegsmarine am Anfang nichts ging.

Bei den Streitereien um die Zenker-Rede 1956 wurde argumentiert, man könne die Bundesmarine "nicht gegen die Kriegesmarine aufbauen".
Karl-Adolf Zenker ? Wikipedia

Das meint personelle Kontinuitäten. Die gab es eben.

In der Schärfe dürfte sich das später nicht gestellt haben. Es blieben nur die Marineromantiker mit dem Skagerrak-Fimmel und die Namen wie Hipper.


Und hier noch:
http://books.google.de/books?id=S46...epage&q="bundesmarine" "reichpietsch"&f=false

Und die Passage in Epkenhans, Skagerrakschlacht zur Verankerung in der Bundesmarine, Reichpietsch und Köbis seien "rechtmäßig" erschossen worden:
http://books.google.de/books?id=X-L...epage&q="bundesmarine" "reichpietsch"&f=false
 
Zuletzt bearbeitet:
Und die Passage in Epkenhans, Skagerrakschlacht zur Verankerung in der Bundesmarine, Reichpietsch und Köbis seien "rechtmäßig" erschossen worden:

Ich bin entsetzt, da habe ich wohl der BM liberaleren Umgang mit der gesamten Marinegeschichte angedichtet.

Interessant für das Gegenteil bei den Vorläufern der Volksmarine, der Seepolizei, ist die Rekrutierung des Personals, welches mit nachweislichen Kontakten oder Mitgliedschaft zur NSDAP, ja sogar als Kriegsgefangener der westlichen Alliierten keine Chance hatte.
Allerdings gehörten zum Aufbau auch ehemalige KM Offiziere.
Dies hatte aber letztlich keinen Einfluss, auf die ideologische Ausrichtung.
 
Köbis17 schrieb:
Wie steht es nun um die Traditionen aus der kaiserlichen Marine?
Da auch hier wieder auf verbliebenes Personal der Kriegsmarine auf beiden Seiten zurückgegriffen wurde, sollten Erinnerungen und Herkunft der Offiziere der Kriegsmarine und deren Väter bei der kaiserlichen Marine verankert sein.
Ich war Anfang 1986 in einem Gebäude namens "Breslau" in der Marinefernmeldeschule in Eckernförde untergebracht. Der Bau der Kaserne Carlshöhe wurde im Jahr 1936 für die Kriegsmarine begonnen. Vermutlich wurde das Gebäude schon damals nach dem Kleinen Kreuzer "Breslau" benannt. In dem Jahr 1986 schien mir die Name schon ziemlich aus der Zeit gefallen. In meiner Marinelaufbahn spazierte ich dann über einen "Weddigenring" oder Straßen die nach uns heute nicht mehr geläufige U-Boots-Kommandanten aus dem I. Weltkrieg benannt waren. Es gab da schon eine gewisse Tradition.

Fregatten der Klasse 120 wurden zur Erinnerung an die Auslandskreuzer der Kaiserlichen Marine "Emden", "Köln" und "Karlsruhe" genannt. "Die Namen "Leipzig" sowie "Königsberg" wurden verständlicherweise nicht verwendet, lagen diese Städte doch außerhalb der alten Bundesrepublik. Der Name "Nürnberg" war als "Stadt der Reichsparteitage" sowie als Ort der Kriegsverbrecherprozesse für eine Repräsentation im Ausland ebenfalls ungeeignet. Die dafür gewählten Namen "Augsburg", "Braunschweig" und "Lübeck" waren Traditionsnamen aus dem I. Weltkrieg.
Ach bei deren Ersatzbauten wurden diese Namen erneut verwendet, lediglich die "Braunschweig" fiel weg, da die sechs 120er-Fregatten nur durch fünf 122er ersetzt wurden. Der Name "Braunschweig" wurde dann jedoch dem Typschiff der neuen Korvetten der Deutschen Marine gegeben.

Ich persönlich habe die Bundesmarine als sehr konservativ erlebt. Sowohl das Festhalten an den "Kieler Matrosenanzug" aus Kaisers Zeiten als auch das Seite-Pfeifen für Offiziere und viele andere Dinge fand ich als alte Zöpfe, welche mit der modernen Technik und der Aufgabengebiete in den 1980er Jahren (EloKa, Radar, Satcom und ähnliches) kaum harmonierten.
 
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