Sehr interessant, wie sich das Erziehungs-System auch in der DDR seit den 50er Jahren entwickelt hat.
Mit Erziehungssystem meine ich immer das ganze Paket von der Krippe bis zum Abitur.
Ausgangspunkt war für beide Systeme doch das dreigliedrige Schulsystem der 30er und 40er Jahre und die Rollenverteilung aus der NS-Zeit, vielleicht auch ein Grund für den regulären Schultag bis Mittag.
http://www.geschichtsforum.de/f66/a...iedrige-geburtenraten-heute-22639/index5.html
Ich bin in den 50ern geboren, in den 60ern zur damaligen Volksschule gegangen, da entschied quasi der Elternwille / die Klassenzugehörigkeit der Kinder in der 4. Klasse, ob man zum Gymnasium, zur Mittelschule wechselte oder noch 5 Schuljahre ( mit 2 Kurzschuljahren) in der Volksschule blieb. Auf dem Dorf blieben die meisten Kinder auf der Volksschule. Wir hatten das Glück von diesen 9 Schuljahren 5 von einem Junglehrer unterrichtet zu werden, ab der 6. Klasse wurde sogar Englisch eingeführt.
Dieser Junglehrer sprach sogar Empfehlungen für die 3 Schultypen nach der 4. Klasse aus, wahrscheinlich war das schon Vorschrift, entscheidend war aber im Grunde der Wille der Eltern. Mit 10 Jahren kann ein Kind auch kaum etwas zu der Entscheidung beitragen. Da gab´s natürlich auch noch Kopfnoten.
Nach einer Lehre in einem Beruf, der von Anfang an nicht zu mir gepaßt hatte und nach 1968 als durch die SPD-Regierung eine größere Durchlässigkeit des Bildungssystems propagiert wurde, habe ich dann in der 70ern das Abitur nachgeholt und studiert.
In den 70ern war das relativ einfach, da wurden Fachoberschulen, Abendgymnasien, Bafög eingeführt, da erinnere ich mich an einen Bildungsaufbruch der "bildungsfernen Schichten", wie man die heute nennen würde.
Ich will damit sagen, in der DDR gab es diese theoretische Chanchengleichheit schon länger. In den 70ern haben wir manchmal gehört "Ja, wenn es euch hier nicht paßt, dann geht doch rüber in die DDR".
Über die Praxis habt ihr berichtet, über die Ideologie, die im Bildungssystem mitvermittelt wurde, müssen wir wohl nicht mehr diskutieren.
Warum wurde aber bei der Wiedervereinigung das dreigliedrige Schulsystem, das im Westen immer wieder kritisiert wurde auch im Osten eingeführt.
Hatte sich euer erst 10- dann 8- Jahre Eingliedriges-System zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung als nicht praxistauglich erwiesen?