Kirche einer karolingischen/vorkarolingischen Freske im Vintschgau gesucht

Armer Konrad

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Hallo Zusammen

Ich suche die Kirche der krolingischen oder vorkarolingischen Freske, die in meinem Profilbild angezeigt wird. Ich habe die Abbildung aus einem älteren Buch (Glanz und Elend des Mittelalters, Ferdinand Seibt, 1987). Bei der Abbildung werden folgende Angaben gemacht "....wie hier in Naturns an der alten Passstrasse über den Reschen in einem vorromanischen Kirchlein aus dem 8. Jahrhundert".
Im Abbildungsnachweis am Ende des Buches ist vermerkt, dass das Bild aus dem Merian Heft 9, Jahrgang 26, Sept. 1973 (Südtirol) stammt.

Nun bin schon zweimal in der berühmten St. Prokulus Kapelle in Naturns gewesen - das ist meines Wissens die einzige Kirche mit Fresken aus jener Zeit dort - habe aber diese Freske nicht gefunden. Beim zweiten Besuch habe ich sogar das Buch mitgenommen, aber weder der kompetente Herr der die Führung durch die Kapelle macht noch die Dame des benachbarten Museums konnten mit dem Bild etwas anfangen.
Auch in den Bestiarien von St.Jakob in Kastelaz in Tramin (welches ohnehin südlich von Meran in der Nähe des Kalterer-Sees und damit definitiv nicht mehr in Naturns liegt) ist die Freske nicht zu finden. Ebensowenig scheint die Freske in der Churburg (ebenfalls am Reschen, wenn auch nicht in Naturns) vorhanden zu sein. Die Internet-Recherche blieb ebenfalls absolut ergebnislos.
Vielleicht weiss ja jemand von Euch, wo diese Freske zu finden ist (vielleicht wurde sie ja auch klammheimlich in der St. Prokulus-Kapelle übertüncht -:).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das seltsame Bild passt eigentlich ganz gut zum Rest der Wandmalereien in der St. Prokulus Kirche; die Art, wie der Kopf gemalt ist, die Frisur, die stark gemalten Augenbrauen und v.a. die Streifen im Hintergrund entsprechen den sonstigen Figuren im unteren Bereich der Kirche. Der gestreifte Hintergrund ist allerdings seltsam, als wäre der Kopf Teil eines Ornaments.

Stellt Dein winzig kleines »Profilbild« die ganze Abbildung im Buch dar? Und kannst Du irgendwelche Angaben machen, was das Bild eigentlich darstellen soll?
 
Hallo Mashenka
Merci für deine Antwort. Du hast ganz recht, neben dem Text, der auf die Prokulus-Kapelle von Naturns hinweist, passt auch die Art der Darstellung - besonders die Augenbrauen. Deshalb irritiert es mich ja auch, dass ich bei meinen beiden Besuchen in der Prokulus-Kapelle nichts gefunden habe - und auch der "Konservator" dort hat nur mit den Achseln gezuckt. Die Abbildung im Buch ist tatsächlich nicht grösser als die in meinem Profil - ich habe sie 1:1 eingescannt. Um was es sich bei der Abbildung handelt, scheint dem Verfasser auch nicht ganz klar zu sein. Der ganze Text lautet jedenfalls:
"Dämonenfiguren der Frühzeit sind noch in mancher Aussage rätselhaft. Gewann der Teufel erst im 13. Jahrhundert menschliche Gestalt, so wird doch in den ältesten Wandbildern auch die Macht des Bösen als menschenähnliches Gegenüber gezeigt, wie hier in Naturns an der alten Passtrasse über den Reschen in einem vorromanischen Kirchlein aus dem 8. Jahrhundert"

Es deutet auch hier - mit "Naturns" und dem "Kichlein aus dem 8. Jahrhundert" alles auf die Prokulus-Kapelle hin. Aufgrund der Formulierung könnte man immerhin annehmen, dass das Buch (Ausgabe 1987) noch vor der Zuweisung der Kapelle resp. der Kirche zu St. Prokulus - (wobei es, wie ich gelesen habe, nicht restlose Einigkeit vorherrscht, dass es sich beim "Mann auf der Schaukel" in der dortigen Freske um den heiligen Prokulus handelt) erschienen ist. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Abbildung im Buch gemäss Abbildungsverzeichnis aus dem Jahr 1973 (aus einem Merianhef) stammen soll.

Ganz abgesehen davon, dass der Text und die Art der Darstellung auf die Prokulus-Kirche hinweist, finde ich es auch seltsam, dass eine solche bizarre resp. "exotische" Dämonen-Darstellung - wenn es denn eine solche ist - im Internet nicht zu finden ist.
Mir sind ja jede Verschwörungstheorien zuwider, aber ich könnte hier wirklich bald auf den Gedanken kommen, dass bei der Renovierung oder Freilegung der Fresken etwas schief gelaufen ist und man diese Peinlichkeit nicht publik machen wollte.
 
Vorerst mal kann ich nur sagen, dass das Verschlingen, d.h. die Bezogenheit auf das Orale v.a. in der Lombardischen Malerei des Mittelalters häufiger anzutreffen ist (insbesondere also im nordöstl. Italien); explizit in Darstellungen des »Giudizio finale«, wo die Sünder im Höllenschlund verschwinden (was aber, soweit ich mich erinnere, bereits in frühchristlichen Darstellungen geschah).

Mir sind ja jede Verschwörungstheorien zuwider, aber ich könnte hier wirklich bald auf den Gedanken kommen, dass bei der Renovierung oder Freilegung der Fresken etwas schief gelaufen ist und man diese Peinlichkeit nicht publik machen wollte.
Würde mich nicht allzusehr wundern. Könnte mir vorstellen, dass verstörende Bilder auch mal weggekratzt wurden. Habe aber auf Photos der Kirche aus ca. 1930-40 nachgeschaut und der Kopf ist auch dort nicht zu sehen.
 
Übrigens:
Könnte das Bild anstatt aus einem Merian-Heft aus dieser Broschüre stammen; d.h. Meran, anstatt »Merian«?

Edmund Theil, St. Prokulus bei Naturns, Laurin Verlag, Meran, 1959
und
Edmund Theil, Die gotischen Fresken in St. Prokulus bei Naturns, Laurin, Merano, 1966.

(beim ZVAB sind beide leicht zu finden und günstig aufzutreiben)
 
Gibt es neue Erkenntnisse zum Bild?

Dein Bild zeigt übrigens einen Vorfahren der sog. »Gargouille«, des wasserspeienden Dämons, der später aus den Traufen gotischer Kirchen das Regenwasser nach unten leitete. Zusammen mit anderen oft sittenlosen Darstellungen sollen solche Dämone die bösen Geister verspotten und somit von Kirchen fernhalten.

Poste das nur, da ich letzthin ähnliche Gestalten an Friesen und Kapitellen der Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode gesehen habe (Photo aus dem Web), was mich auf die Idee brachte, dass auch Dein Bild vmtl. außen an einer Kirche angebracht war, wie alle sonstigen Dämone, außer bei Höllendarstellungen, in denen aber die wasserspeiende Figur nichts verloren hat.
 
Hallo Mashenka, ich habe gerade ein Mail an das Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Abteilung Denkmalspflege der Südtiroler Landesverwaltung geschickt. Ich halte Dich auf dem Laufenden -:)
 
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