König im "Frühen Mittelalter"

Multivista

Gesperrt
Wie waren die
"Stellung und Aufgaben"
des Königs?

Und was waren die entscheidenden
"Wirtschaftlichen Grundlagen"
des Königs?
Und schliesslich frage ich mich, ob das "REISEKÖNIGTUM" auf den Süden beschränkt war?
Das Reich besaß keine Hauptstadt im heutigen Sinne und man reiste, bspw. Kaiser Heinrich VI. (1193) über 4.000 Kilometer kreuz und quer durch Deutschland.

Quer durch DEUTSCHLAND??

Die Rekonstruktion der Reisestationen ergab hierbei folgende chronologische Abfolge: Regensburg - Würzburg - Speyer - Hagenau - Straßburg - Hagenau - Boppard - Mosbach - Würzburg - Gelnhausen - Koblenz - Worms - Kaiserslautern - Worms - Heßloch - Straßburg - Kaiserslautern - Würzburg - Sinzig - Aachen - Kaiserswerth - Gelnhausen - Frankfurt a. M. - Gelnhausen.

War das Reisekönigtum auf den SÜDEN Deutschlands beschränkt, oder gav es das auch anders wo in Europa?

 
Zuletzt bearbeitet:
Nach relativ kurzer Suche habe ich hier im Forum dazu u.a. folgende Threads gefunden:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=14301
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=15624
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=14474
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7330

Boppard
Koblenz
Sinzig
Aachen
Kaiserswerth

...

War das Reisekönigtum auf den SÜDEN Deutschlands beschränkt... ?

Wie weit faßt Du denn Süddeutschland?
Abgesehen davon spricht man für diese Zeit noch nicht von Deutschland, sondern vom Fränkischen Reich, Ostfränkischen Reich oder Heiligen Römischen Reich... :fs:
 
Die obigen Links erfassen nicht das gefragte "frühe Mittelalter". Da muss man sich die Merowinger anschauen. Da sah das mit den Königen noch ganz anders aus. Die hatten noch Probleme, überhaupt ein Heer zusammenzubringen, wenn man den Kriegern nicht Beute in Aussicht stellen konnte. Dementsprechend war es mit der Disziplin bestellt.

Im 6. und 7. Jahrhundert konnte man keine Mannschaft zur Erreichung ausschließlich politischer Zwecke aufbieten; es war immer ein Beuteanreiz erforderlich. Als Beispiel für die Bedeutung der Beute mag hier die Schlussauseinandersetzung zwischen König Gunthram I. und Gundowald, einem angeblichen Sohn Chlothars I. dienen. Gregor von Tours Schilderung hebt die Lust auf Beute besonders hervor. Man brach von Poitiers auf, und es schlossen sich Leute von Tours dem Heer an. Die Krieger von Poitiers raubten aber diese aus und töteten viele, so dass sie nach Tours umkehren mussten. Die Beutegier überwog schon da die Möglichkeit einer geordneten Kriegsführung. Im Zuge der weiteren Verfolgung Gundowalds wurde auch die Kirche des heiligen Vincentius geplündert. Dann kam man nach Comminges, wo sich Gundowald verschanzt hatte. Auch die Belagerung der Stadt ist auf beiden Seiten von Beutegier bestimmt. Eine geordnete Angriffs- oder Verteidgungsstrategie ist nicht erkennbar. Soldaten, die sich plündernd zu weit vom Lager entfernten, wurden von den Bauern erschlagen. Gundowald verlor, weil seine Anhängerschaft abbröckelte, nicht weil Gunthram überlegen war. Nach dem Tode Gundowalds wurde die Stadt und natürlich auch die Kirche geplündert. Die Streitigkeiten innerhalb der merowingischen Dynastie wurden von Gewalt gegen Kirchen, Klöstern, Priestern und Nonnen begleitet, so bei dem missglückten Kriegszug, den Gunthram gegen Septimanien befahl. Gregor von Tours legt die spätere Auffassung König Gunthram in einer Rede an die geschlagenen Heerführer in den Mund, und diese verteidigen sich mit der räuberischen Undiszipliniertheit der Truppen.

Alles nachzulesen in Scheibelreiter: Die barbarische Gesellschaft.

Das Reisekönigtum war sogar in Norwegen heimisch.
Dessen Rechte bestanden in Tribut und Beherbergung mit Gefolge auf seinen Reisen, außerdem im "Leidang", der allgemeinen Mobilmachung (Aufgebot). Seine Pflicht bestand in der Abwehr äußerer Feinde.
 
Danke für die Antworten. "Snapdragon" schrieb mir ala Antwort: "Das Reisekönigtum war nicht auf den Süden beschränkt, konzentrierte sich allerdings primär auf die gebiete, in denen Reichs- bzw. Krongüter lagen, vor allem natürlich auf die gebiete, die zum Reich gehörten. Sachsen, d.h. der ganze norddeutsche Raum, wurde ja erst durch Karl d. G. gewonnen, insofern konnten die Herrscher vor Karl dort noch nicht reisen. Aber auch unter den deutschen Königen zeigen die Itinerare, die man vor allem anhand der Ausstellungsorte und -daten Urkunden rekonstruieren kann, daß die Könige sich primär in Mittel- und Süddeutschland aufhielten, wenn es nicht gar für Jahre nach Italien ging. Hier war wie gesagt die Lage des Reichsgut entscheidend, weil die Versorgung des Hofes sichergestellt werden mußte." Köln und v.a. Aachen waren wohl sicher auch Ziele eines "reisenden Königs" ?
König im frühen Mittelalter?
Aufgaben? Ein König war auch für Schutz und Ernährung von Witwen und Waisen angehalten.

Fürsten wählen König und der Herr erwählten sie.

(Welche grossen Könige wurden nicht über Erbfolge König, sondern über Wahl durch Fürsten?)

Die frühmittelalterlichen Könige standen in der Tradition der Bibel, und zwar in der der Könige des Alten testaments. Und auch die "Stellvertreter Christi" auf Erden. Der König war in christliche Sphären erhoben - ein "neuer Mensch".

König ins Amt erheben?
Weihe > Salbung > Krönung

Der König wurde ja auch "erwählt", weil er "Leistung" zeigte, sich als "würdig" erwies.


Die Weihe war unwiderruflich, auch ein Papst konnte sie nicht widerrufen, auch wenn ein König sein Amt verlor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann habe ich auch noch einige Anmerkungen...

Wer um alles in der Welt ist Snapdragon...

Das interessiert mich eher sekundär, aber:
... und kann man das auch so umformulieren, dass es nicht mehr ganz so wirr klingt?

Dem möchte ich unbedingt beipflichten - ich dachte schon, mir ginge das mit der Unverständlichkeit allein so :rotwerd:

@Multivista:
Wenigstens verwendest Du gut lesbare Textformatierungen - beim nächsten Beitrag darf es gern auch eine noch kleinere Schriftgröße sein...
:ironie:



Und dann noch etwas: im Threadtitel fragst Du nach dem "frühen Mittelalter" - gemeinhin würde man auch sagen "Frühmittelalter" -, schreibst in Deiner Fragestellung jedoch:
Das Reich besaß keine Hauptstadt im heutigen Sinne und man reiste, bspw. Kaiser Heinrich VI. (1193) über 4.000 Kilometer kreuz und quer durch Deutschland.

Quer durch DEUTSCHLAND??

Die Rekonstruktion der Reisestationen ergab hierbei folgende chronologische Abfolge: Regensburg - Würzburg - Speyer - Hagenau - Straßburg - Hagenau - Boppard - Mosbach - Würzburg - Gelnhausen - Koblenz - Worms - Kaiserslautern - Worms - Heßloch - Straßburg - Kaiserslautern - Würzburg - Sinzig - Aachen - Kaiserswerth - Gelnhausen - Frankfurt a. M. - Gelnhausen.

War das Reisekönigtum auf den SÜDEN Deutschlands beschränkt, oder gav es das auch anders wo in Europa?

womit Du - da konkret am Beispiel Heinrich VI. festgemacht - aufs Hochmittelalter abzielst.
Zur Verdeutlichung vgl. dazu bspw.: http://www.geschichtsforum.de/f77/zeitliche-abgrenzung-frueh-hoch-und-spaetmittelalter-6507/

Wie Du aus den bisherigen Antworten sehen kannst, hat dies bei Fingalo und mir zu Verwirrungen geführt. Welche Zeit meintest Du denn nun wirklich?
:grübel:
 
Danke für den Link bezüglich der Abgrenzungen. Ich meinte die Zeit um Karl den Grossen
und die 2,3 Jahrhunderte danach.

Es bleibt dennoch die Frage, ob dieses Reisekönigtum eine typisch "deutsche" Domäne war, oder es das auch anderswo in Europa gab.

Grüße MultiVista
 
Mulitvista schrieb:
Es bleibt dennoch die Frage, ob dieses Reisekönigtum eine typisch "deutsche" Domäne war, oder es das auch anderswo in Europa gab.

Das hat doch fingalo schon seit Wochen beantwortet:

"Das Reisekönigtum war sogar in Norwegen heimisch.
Dessen Rechte bestanden in Tribut und Beherbergung mit Gefolge auf seinen Reisen, außerdem im "Leidang", der allgemeinen Mobilmachung (Aufgebot). Seine Pflicht bestand in der Abwehr äußerer Feinde."
 
Ich meinte die Zeit um Karl den Grossen und die 2,3 Jahrhunderte danach.

Das ist es eben: Karl der Große lebte von 748 bis 814 bzw. regierte von 768 bis 814, also grob um 750/800; und da sprechen wir auch vom Frühmittelalter.
Das 9. und 10. Jh. - für das Ostfränkische Reich bzw. das Heilige Römische Reich (dessen Beginn ich vereinfacht einmal mit der Kaiserkrönung Ottos I. 962 ansetze) mit den Dynastien der Karolinger und der Liudolfinger/Ottonen - können noch zum Frühmittelalter gerechnet werden, wenngleich man andererseits das 10. Jh. auch bereits zumindest als Übergang zum Hochmittelalter betrachten kann.
Ausgedehnt auf 3 Jahrhunderte nach Karl d. Gr. befinden wir uns allerdings schon im 11. Jh. und damit im Hochmittelalter.
Und wie Du aus den verschiedenen Links sowie der Antwort von Fingalo sehen konntest, gab es über diesen - noch dazu sehr aufs heutige Deutschland ausgerichteten - Zeitraum hinweg schon recht deutliche Entwicklungen, so daß man eine allgemeine Antwort ehedem kaum geben kann.
 
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