Königsheil und Charisma

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Gast

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Hallo,
ich durfte vor zwei Tagen in einem Seminar über Moarchie, einem Vortrag über die germanischen Ursprünge des Königstums lauschen. Hierbei ging es vor allem um die Problematik der Übertragung des Charismas (Königsheils) eines Herrschers auf seine(n) Nachfolger. Dazu hätte ich zwei Fragen.
1. Worin liegt der Unterschied zwischen Königsheil und Charisma (Wenn es da einen gibt) und wie konnte man es am besten auf seinen Nachfolger übertragen?
2. War die Volksversammlung eine demokratische Versammlung und wenn ja/nein warum?

Vielen Dank
 
Ergänzend zu Mercy erlaube ich mir dazu einen Auszug aus Wilhelm Volkert "Adel bis Zunft: Ein Lexikon des Mittelalters" - C.H. Beck, München 1991

Zu Volkskönigtum, Königsheil und christlicher Herrscherlegitimation selbst:

Grundlagen des deutschen Königtums im Hochmittelalter schrieb:
Das mittelalterliche deutsche Königtum baut auf den ideellen, rechtlichen und politischen Gegebenheiten der karolingisch-ostfränkischen Königsherrschaft auf, deren Dynastie mit dem Aussterben der ostfränkischen Karolinger (911) erloschen war.
Dieses Königtum enthielt Elemente uralt germanischer Vorstellungen eines Volkskönigtums, wobei unter Volk jedoch nur die obere Führungsschicht des Herrschaft ausübenden Adels und der Freien zu verstehen ist. Nur mit deren Zustimmung konnte der König die Herrschaft erlangen und ausüben.
Zu diesem Vorstellungskomplex gehört auch das aus der Autorität und Würde der Königsdynastie abgeleitete Königsheil, welches den erfolgreich und glückhaft regierenden Herrscher begleitet.
Ebenfalls aus alter fränkischer Tradition lebte die christliche Legitimation des Herrschers, der aus der überweltlichen Idee des Gottesgnadentums seine Stellung als Garant der Rechtsordnung ableitete.
Beide Komplexe wirkten im deutschen Königtum und seinem Verhältnis zu dem beherrschten Volk, dargestellt im Adel und den Fürsten, und zur Kirche, dargestellt im Papsttum und dem Episkopat, weiter; die Mitwirkung des Volkes bei der Thronerhebung und die Sakralisierung des Königtums seit den Ottonen sowie seine Verbindung mit dem christlich-ideell überhöhten Kaisertum lassen dies erkennen...



Zur Erbübertragung und zur Wahl:

Thronfolge schrieb:
Entwicklungsgeschichtlich bedingt, besteht die Thronerhebung, welche dem neuen Herrscher Rechte des Königtums verleiht und ihm die entsprechenden Pflichten auferlegt, aus einer Folge zusammenhängender Handlungen, die von den ideellen Grundlagen der Herrschaftsausübung insgesamt und von der sozialen Struktur des Adels geprägt sind.
Zunächst handelte es sich um die Bestimmung der Person des neuen Herrschers; hier wirkte germanisches Erbrechtsdenken. Derjenige Bewerber, der dem vorangehenden Herrscher am nächsten stand, hatte die besten Chancen zu Nachfolge...
Der sippenmäßige Zusammenhang spielte stets eine große Rolle...
Die erbrechtliche Komponente... wurde gesteigert, wenn ein regierender König einen seiner Söhne zum König designierte und damit zum Mitregenten machte. Die Designation war keineswegs nur ein unverbindlicher Vorschlag des Königs, sondern sie präjudizierte diejenigen, welche über die Nachfolge stets mitzuentscheiden hatten und ein Wahlrecht besaßen.
Grundsätzlich war dies das Volk, welches aber hier... durch die adlige Oberschicht der freien, voll rechts- und handlungsfähigen Männer dargestellt wurde. Rechtlich normiert war dieses aktive Wahlrecht ebensowenig, wie der Kreis der Wähler eindeutig und erschöpfend definiert und umschrieben war. Ein gewisses organisatorisches Gefüge bot die Gliederung des Reichsvolkes in die alten Hauptstämme der Franken, Sachsen, Schwaben und Bayern. Deren Adelsvertreter hatten die entscheidenden Erklärungen abzugeben; sonstige Anwesende konnten dazu allenfalls ihre Zustimmung erklären...
Lag eine Designation vor, so mußten die Wähler wegen der bestehenden Treueverbindung zum König folgen; die Wahlhandlung beschränkte sich in diesen Fällen auf die Herrschaftsanerkennung des neuen Königs.
...
Die Umwälzungen des Investiturstreits brachten hier Wandel; in den Wahlen der Gegenkönige... trat die Fürstenmacht gegenüber dem königlichen Erbrecht in den Vordergrund. Außerdem gewann die päpstliche Kurie entscheidenden Einfluß. Dies bildete die Grundlage für die Stärkung des Gedankens der freien Wahl, die das Sippenrecht überwand.
Den Königen aus dem Haus der Hohenstaufen... gelang es zwar nochmals, das dynastische Erbrecht zur Grundlage der Thronfolge zu machen. Dann setzte sich aber die freie Wahl durch, die nun völlig in die Hände der Kurfürsten kam. Wahl und Kur wurden rechtlich normiert und schließlich 1356 in der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. schriftlich fixiert...
 
Wirklich ein vielschichtiges Thema, dieses Königsheil. Es wurde oben bereits viel Zutreffendes darüber gesagt. In Herwig Wolfram: „Gotische Studien“ ist dem Thema „Frühes Königtum“ ein eigenes Kapitel gewidmet, worin er sich mit zwei Typen des Königtums auseinandersetzt.
Da wären einmal das (vermutlich) ältere, sakral aufgeladene Volkskönigtum und das bekanntere Heerkönigtum. Belege alten Volkskönigtums finden sich nur wenige. Was machte eine Person fähig selbst König zu werden?

Als Grundlagen galten Nobilitas/Adel, Virtus/Tüchtigkeit und Fortuna/Felicitas//Glück. Adelig ist, dessen Namen und Geschlecht man kennt, was sich aus den Verdiensten der Väter herleitet und wird daher vererbt wird. Damit fallen all die kleinen Bauern aus der Kategorie des Adels, selbst wenn sie ihre Ahnen selbst kennen, so sind sie in ihrer Gens und ihrem Volk unbekannt. Der Begriff wirkt zusätzlich wie eine Batterie, in welcher die Tüchtigkeit und das Glück ihrer Vorfahren als potentielle Kräfte mit auf ihre Nachkommen weiter vererbt werden konnten. Sie empfahlen sich daher von Vorne herein bei einer Wahl zum König oder hohen Ämtern! Auch im Mittelalter und in der Völkerwanderungszeit vererbte ein König meist seine Würde innerhalb des eigenen Geschlechts, oft genug musste es aber von einem Gremium bestätigt werden. Es bestand also kein simpler Automatismus! Der Kandidat musste sich durch weitere Eigenschaften empfehlen.

Tüchtig und Erfolgreich musste ein Heerführer oder König vor allem im Krieg sich beweisen. Auf den ersten Blick sollte das ja die Grundeigenschaft eines Herrschers sein, das er der Aufgabe gewachsen ist und das erforderliche Geschickt mit in sein Amt brachte. Aus der Virtus heraus gelangten die Heerkönige aller Zeiten zu ihrer Macht, sie empfahlen sich durch ihre Taten und Geschick. Oft als Gegensatz zum eher sakralen Volkskönigtum gesehen habe ich schon darauf hingewiesen, das auch ein Kandidat aus königlichem Stamm durchaus Virtus zeigen musste, er hatte aber einen größeren Kredit bei den Seinen. Überhaupt hatten fast alle germanischen Stämme mehr als nur ein königliches Geschlecht in ihren Reihen. Es gab Sippen, die einst Könige gestellt hatten, ihre Rolle aber durch irgendwelche Geschehnisse verloren hatten und sich mit ihrem Adel begnügen mussten. Viele Völker kamen vor und nach der Völkerwanderung sozusagen unter die Räder der Geschichte und schlossen sich größeren Gruppen an, die unter eigenen Königen standen. Erwies sich das regierende Geschlecht als Untauglich, konnte die Stunde der ehemaligen königlichen Geschlechter schlagen, wenn sie ihre „Batterie“ erfolgreich aufzuladen verstanden!
So wird deutlich, dass der Adel eine Grundvoraussetzung für das alte Königtum war. Marbod, Ariovist und andere Könige der Germanen stammten aus der Schicht des Adels. Marbod gehörte anscheinend keinem bedeutenden Geschlecht an, durch eigene Leistung/Virtus erlangte er die Herrschaft über die Markomannen und Andere und machte somit sein Geschlecht zu einem königlichen Geschlecht, obwohl er selbst das Musterbeispiel eines Heerkönigs ist. Marbod fehlte es zuletzt an Glück seine Herrschaft zu behaupten, sein Königsheil erwies sich als Schwach.
Cassius Dio berichtet aus den Markomannenkriegen des Marc Aurel eine denkwürdige Episode, als die Quaden zu Verhandlungen eine Gesandtschaft unter der Leitung eines Königs Battarios zu ihm entsandten, der ganze 12 Jahre alt war! Ein so junger Mensch kann kaum durch seine eigene Tüchtigkeit/Virtus zu dieser Aufgabe befähigt gewesen sein, er muss sein Königtum also ererbt haben.

Glück, der Begriff der mit dem oft verwendeten Königsheil so eng verknüpft ist, ist selbst nur sehr schwer zu beschreiben. Dieses Glück ist eine charismatische, heute kaum verständliche Eigenschaft. Auf dem ersten Blick ist es ja so einfach: Der glückliche Führer hat Erfolg, was immer er tut. Er steht quasi unter dem Segen der Götter oder hat einfach eine Glückssträhne – ein so starkes Glück, dass man sich ihm nur anschließen muss um an seinem Glück teilhaben zu können: Zum Wohle des ganzen Volkes!
Es ist leicht ersichtlich, dass ein solches Glück mehrere Facetten hat. Die Fortuna meint günstige Rahmenbedingungen, eine Glückssträhne, ein wohlgesinntes Schicksal und ist daher mit der Virtus verwandt. Ohne Kriegsglück nutzt alle Tapferkeit und Tüchtigkeit gar nichts!
Die Felicitas ist schwerer zu fassen, ihr liegt ein anderer Grundgedanke zugrunde. Fortuna und Felicitas waren grundsätzlich verschiedene Kräfte: Die Fortuna wirkte von Außen, verlieh glückliche Umstände, während die Felicitas von Innen, aus dem damit beglückten Menschen heraus wirkte. Die Felicitas erfüllte das Innere, verlieh ihm eine glückliche Hand, er steckte in einer guten Haut. Im alltäglichen Sprachgebrauch wurde zwischen beiden Arten des Glücks nicht unterschieden, konnte doch auch ein einfacher Mann Fortuna haben, aber nie die wahre Felicitas. Von einem König konnte erwartet werden, dass er mehr Glück hatte als Andere, brachte er doch seine ererbte Felicitas mit ein. Letztlich ließ sich das Glück – bildlich gesprochen - messen und vergleichen, ungeachtet seiner Herkunft!
In der Getica des Jordanis spielt die Felicitas bei kriegerischen Ereignissen mehrfach eine Rolle und wird herausgehoben. So berichtet er von der ersten gotischen Schlacht gegen die Römer unter Domitian, die das gotische Heer angriffen [XIII]:
„Aber jetzt zeigten sich auch die Goten nicht lässig; sie griffen zu den Waffen und besiegten beim ersten Zusammenstoß die Römer; Fuskus wurde getötet; und die Schätze im Lager der Soldaten wurden geplündert; weit und breit siegten sie und nannten ihre Edlen, deren Glück (!!!) sie ihren Sieg verdankten nicht mehr einfache Menschen, sondern Ansen, das heißt Halbgötter.“
An dieser Textstelle wird kein König der Goten genannt, Jordanis spricht von Edlen ganz allgemein. Das königliche Geschlecht der Amaler wird von den Asen (Ansen) abgeleitet, die ihre Felicitas von ihrem Stammvater (dem göttlichen Gaut, der viel später in der Edda nur ein einziges Mal erwähnt wird, als Odin behauptet er sei früher Gaut genannt worden) ererbt hat. Also besaßen alle Amaler, ob sie nun Könige waren oder nicht, eine ererbte Felicitas, als ein im Kriege wirksames Glück! Wolfram schreibt dazu: „Dass der Name A(n)sen selbst das Holz bedeuten dürfte, aus dem Pfahlgötzen geschnitzt wurden, war dem Autor selbstverständlich nicht gegenwärtig und für Götter hat er sie als Christ ohnehin nicht gehalten.“
Dem Glück der Herrschenden, welchen Ursprungs auch immer, folgten seit jeher die Völker. Die kaiserliche, römische Gesetzgebung verkündete um 400 freudig, dass zahlreiche auswärtige Völker als Unterworfene dem Glück Roms gefolgt seien. Das passt auf den ersten Blick sehr gut ins Bild, gemeint ist aber nicht die ererbte Felicitas eines alten Geschlechts wie oben, sondern ist rein Römisch. Nach römischer Staatsvorstellung war mit einem Amt auch ein entsprechendes Charisma verbunden, ein Glück das zeitlich und institutionell an eine Person gebunden ist. Man denkt sofort an den vergöttlichten Genius römischer Kaiser in staatlich verordneten religiösen Handlungen durch deren Verweigerung die Christen noch ihre liebe Not haben sollten.
Ich hoffe damit den Unterschied zwischen den Begriffen Felicitas, Fortuna und Charisma einigermaßen herausgestellt zu haben.
Kaiser Aurelian erhielt von den Vandalen im 3. Jahrhundert laut Dexippos Geiseln von königlichem und fürstlichem Geblüt bei einem Friedensschluss gestellt. Über beider Herkunft wird gesagt, dass sie einander an Würde und Glück (Tyche) niemandem Nachstanden.
Als während des Kampfes gegen den Untergang das ostgotische Königreich in Italien kein Amaler mehr zur Verfügung stand, hoben die Goten den Vitigis auf den Thron, der sich als Kriegsmann und Heerführer dafür empfohlen hatte. Vitigis kämpfte zwar tapfer, doch völlig ohne Glück gegen die Truppen des oströmischen Feldherren Belisar. Die Königserhebung hatte sein Geschlecht aber königlich gemacht, so dass seinem Neffen Uraias nach der Gefangennahme des Vitigis die Krone der Ostgoten angeboten wurde. Uraias lehnte ab, obwohl er nun königlichen Geblüts war und selbst erfolgreich gegen Truppen des Belisar gekämpft hatte, im Besitz von Teilen des Königsschatzes und der zweiten Königsstadt Pavia war! Er hatte also sowohl Adel, Tüchtigkeit und Glück gezeigt sowie Herrschersitz und Teile der Königsinsignien zur Hand – mehr hätte er nicht benötigt um sich zu legitimieren!
Die glücklose Kriegführung seines Onkels Vitigis habe bewiesen, dass sein Geschlecht nicht über das notwendige Glück (hier griechisch als Tyche bezeichnet) verfüge. Er kann damit nur die erbliche Felicitas meinen! Das gleiche geschieht Jahrhunderte später im christlichen Europa, als nach dem Aussterben der Karolinger im Ostfränkischen Reich („Deutschland“), der glücklose König Konrad I. im Jahre 918 nicht wie erwartet seinen Bruder zum Nachfolger werden lässt. Statt dessen erbittet er von seinem Bruder er solle seinen langjährigen Gegenspieler, den Herzog der Sachsen Heinrich, zum König werden lassen. Da dieser so offensichtlich über das nötige Glück verfügte dass ihm alles gelang. Wie einst der Uraias, so verzichtete nun auch Konrads Bruder auf die Königswürde zugunsten von Heinrich.

So weit wären die Grundlagen von Königsheil und Königtum dargestellt. Es fehlt noch auf das angenommene, sakrale Volkskönigtum kurz einzugehen. Es gibt hier viele Überschneidungen mit dem eben herausgearbeiteten Königsbild. Wichtig für das Volkskönigtum ist daher seine sakrale Bedeutung, dass mit dem lateinischen Begriff salus umrissen wird, welches Gesundheit und Wohlergehen umfasst.
Livius begründet die Einwanderung der Kelten nach Italien in großer Zahl mit dem Bevölkerungsüberschuss, den deren König in Gallien durch seine segensreiche virtus fortunaque bewirkt habe. Laut Ammianus Marcellinus war ein burgundischer Hendinos-König sowohl für Erntesegen als auch für Kriegsglück zuständig. Auch bei den frühen Römern und Griechen hatten die Könige sakrale Aufgaben, wodurch es dem Volk wohl ergehe, auch durch deren Einfluss auf die Ernte. Nachdem die Römer ihre Könige verjagt hatten und die Republik herrschte, wurde das Amt eines rex sacrorum eingerichtet. Dieses übernahm die priesterlichen Funktionen des ehemaligen Königs. Ein vergleichbares Amt gab es auch in Athen.
Somit grundsätzlich aufgezeigt welche sakrale Bedeutung dem Königtum schon immer anhaftete - besonders in heidnischer Zeit - gelingt es über diesen Punkt eine Brücke in das modernere, mittelalterliche Königsbild zu schlagen. Das Christentum ermöglichte eine Neuinterpretation alter Werte. Das arianische Christentum der Goten und anderer Germanenvölker sah in ihrem König auch den obersten Hüter ihrer Religion. Durch den Gegensatz zu den umwohnenden, meist katholischen Christen oder heidnischen Menschen war hier keine Neuinterpretation nötig. Bei den Franken wurde es Anders:
Als der Frankenkönig Chlodwig die katholische Taufe annahm, forderte Avitus von Vienne den König nach dessen Taufe auf, die ererbte Felicitas seiner Vorfahren aufzugeben und dafür selbst den Ursprung der Sanctitas einer christlichen Königsfamilie zu begründen! Als Beispiel galt immer wieder Julius Caesar, der zwar selbst niemals König geworden war, aber die Grundlagen für das altrömische Kaisertum gelegt hatte. Wie viel fester musste wohl ein christlich begründetes, geheiligtes Königtum sein?

Hält man sich die Vorgänge, die zum Aufstieg der Karolinger führten vor Auge, mag in der Aufforderung des Avitus von Vienne einige Brisanz liegen. Zu dieser Zeit waren die herrschenden Merowinger, als Nachkommen des Chlodwig nur noch Schattenkönige ohne wirkliche Macht, denen man aber noch das alte Königsheil zuerkannte. Passend dazu ist die im Wiki-Artikel zitierte Episode über das ungesalbte Kind Chlothar II. nach der Überlieferung des Beda Venerabilis:
„Sie schleppen den sich heftig sträubenden Sigbert aus dem Kloster und zwingen ihn, sich dem Heere anzuschließen. Unbewaffnet, nur mit einer Gerte in der Hand, läuft er mit und wird (...) erschlagen. Das ganze Heer wird niedergehauen oder zerstreut.“
War es Zufall, dass der nur von königlicher Felicitas, aber nicht von Tüchtigkeit oder gar der christlichen Königssalbung erfüllte Knabe die Hoffnungen nicht erfüllte? Auch als Pippin die Merowinger später endlich wirklich absetzte, scheinen deren Nachkommen kaum mehr aufbieten zu können als der Knabe Sigbert. Eine Salbung zum König, abgesegnet vom höchsten Stellvertreter Christi auf Erden, des Papstes in Rom trat nun an die Stelle älterer Ansichten. Der letzte Merowinger verschwand im Kloster und wurde unblutig entmachtet. Die christliche Salbung gewann so entscheidende Bedeutung, dass die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches nicht darauf verzichten wollten, vom Papst selbst gesalbt und gekrönt zu werden!
 
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