Ovid, Ars amatoria
Nach der Übersetzung von M. von Albrecht
Buch I, 505-522 – Körperpflege für den Mann
"Aber finde kein Gefallen daran, das Haar mit der Brennschere zu kräuseln, und reibe dir die Schenkel nicht mit rauhem Bimsstein glatt. Überlaß das den Eunuchen, die die Mutter Cybele mit phrygischen Melodien heulend ansingen. Nachlässige Schönheit steht Männern. [...] Durch Sauberkeit errege dein Körper Wohlgefallen, laß ihn auf dem Marsfeld bräunen. Die Toga sei gut passend und ohne Flecken. Die Zunge am Schuh stehe nicht vor, die Zähne seien frei von Belag, und der Fuß schwimme nicht schlotternd in zu weitem Leder. Der Haarschnitt entstelle nicht dein Haar zu Stacheln, Haar und Bart seien von kundiger Hand geschnitten. Laß die Nägel nicht vorstehen, laß sie sauber sein, und aus den Nasenlöchern stehe dir kein Härchen hervor. Auch soll der Mund nicht übel riechen, der Atem nicht widerlich sein, und unter der Achsel soll nicht der stinkende Bock, der Herr der Ziegenherde, hausen."
Buch III, 193-217 – Körperpflege für die Frau
"Beinahe hätte ich euch noch ermahnt: Laßt den Geruch des trotzigen Bockes nicht unter die Achselhöhlen kommen und die Beine nicht von borstigen Härchen rauh sein. Aber ich belehre ja keine Mädchen vom kaukasischen Felsen oder solche, die Wasser vom mysischen Caicus trinken. Soll ich euch etwa auch noch vorschreiben, die Zähne nicht durch Saumseligkeit braun werden zu lassen und morgens den Mund mit Wasser auszuspülen? Ihr versteht euch darauf, durch Kreide eine weiße Hautfarbe zu bekommen; eine, die von Natur keine roten Wangen hat, hat sie durch Kunst. Durch Kunst füllt ihr die kahlen Stellen neben den Augenbrauen aus, und ein kleines Schönheitspflästerchen verhüllt die echten Wangen. Und ihr schämt euch nicht, die Augen mit feiner Asche zu untermalen oder mit Krokus, der an deinem Ufer, du klarer Cydnus, wächst. [...] Freilich möge der Liebhaber keine Schminktöpfchen erwischen, die auf dem Tisch herumliegen. [...] Und ich möchte es auch nicht gut heißen, wenn ihr in Anwesenheit des Liebhabers Hirschmark verwendet oder die Zähne putzt; diese Dinge werden euch zwar Schönheit schenken, aber häßlich mitanzusehen sein."