Kolonien

Nergal

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Was kann man im Nachhinein zu den Schicksalen der europäischen Kolonien weltweit, in Bezug auf die Auswirkungen, sagen?

Einige haben sich ja durchaus positiv entwickelt, wie Hong Kong, und in anderen Bereichen wurden Staaten erzeugt wo früher nur viele Stammesgebiete/Fürstentümer vorhanden waren.
Andere wiederum scheinen nur der Bodenschätze etc. wegen übernommen worden zu sein und haben eher defizite.

Was denkt ihr wo war der fremde Einfluß positiv und wo negativ, oder war alles durchgehende negativ und das positive eher eine unabhängige Entwicklung, und wie weit in die Gegenwart wirkt das Erbe des Kolonialismus nach?
 
Ist das wieder eine deiner unzähligen Fragen, die du dann nicht mehr weiterverfolgst?
 
Zumal diese Frage in der gestellten Form einfach unsinnig ist, weil sie aufgrund der implizierten Komplexität sich einer Beantwortung schlichtweg entzieht!

Für viele Regionen hatte der Kolonialismus bzw. Imperialismus sehr unterschiedliche Voraussetzungen und unterscheidliche Konsequenzen.

Für Indien andere wie für Indochina oder Agypten.

Ein alter Statistikerwitz: Sitzt ein Mann auf einem Stuhl und hält das linke Bein in kochendes Wasser und das rechte in gefrierendes Wasser. Im statistischen Mittel empfindet er angenehme ca. 50 Grad Celsius. Und das wäre auch das Ergebnis einer derartigen pauschalen Betrachtung.

Wenn überhaupt, dann macht es zunächst Sinn auf der Basis eines direkten Ländervergleichs. Dadurch würde sicherlich eher der Gefahr entgegengewirkt, auf Stammtischniveau eine Absolution, auch der noch heute nachwirkenden Prozesse, auszusprechen.

Also dann lege mal ein paar Thesen und Fakten vor zu einzelnen Ländern.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Nergal:
Die Frage ist schon insofern nicht wirklich beantwortbar, weil es schon einmal eine Wertungsfrage ist, was man als "positiv" oder "negativ" ansehen möchte.
Du z. B. scheinst es als positiv zu werten, dass mancherorts traditionelle Stammesfürstentümer durch Staaten (nach europäisch/amerikanischem Vorbild) ersetzt wurden. Da kann man schon einmal geteilter Ansicht sein, da diese Staatsbildung auch mit massig Problemen einherging. Das gilt auch für viele andere Elemente der europäischen Zivilisation, die in fremden Kulturen eingeführt wurden.

Außerdem würde es für eine Untersuchung nicht einmal reichen, sich Gebiete wie Indien und Ägypten jedes für sich anzusehen, man müsste noch weiter in die Tiefe gehen und untersuchen, wie sich der Kolonialismus auf jede einzelne soziale oder wirtschaftliche Gruppe, jeden regionalen Stamm, jede Religionsgemeinschaft etc. in diesem Gebiet ausgewirkt hat, denn da waren die Auswirkungen auch durchaus unterschiedlich, indem z. B. manche Gruppen von den Kolonialherren bewusst begünstigt oder benachteiligt wurden oder von den europäischen Einflüssen in unterschiedlichem Maße profitierten bzw. darunter litten.
 
Was denkt ihr wo war der fremde Einfluß positiv und wo negativ, oder war alles durchgehende negativ und das positive eher eine unabhängige Entwicklung, und wie weit in die Gegenwart wirkt das Erbe des Kolonialismus nach?

Ich kann mich meinen Vorrednern eigentlich nur anschließen: Stichwort Wertfreiheit ? Wikipedia .

Möglich wäre es, die Auswirkungen, also die Folgen der Kolonialisierung (Ausbeutung von Mensch, Fora und Fauna, Imperialismus, Anreize zu Kriegen und Aufständen usw.; dazu gibt es einige Webseiten und viel Literatur) zu analysieren, sie darzulegen und (höchstens!) aus der Sichtweise einer speziellen Gruppe (z. B. der Vereinigten Ostindischen Kompanie für das Niederländische Kolonialreich) als positiv bzw. negativ zu bewerten (wobei dies auf Grund der enormen zeitlichen Distanz auch in Fehlinterpretation münden könnte, also auch hier Vorsicht).

Das ist zumindest meine Meinung.
 
Hm, ich sollte wohl erst eine Tabelle erstellen wo man Punkte vergeben kann bzw. gegebene Wert in Punkte umrechnet um dann ein Ergebnis zu bekommen, am besten mit Gruppen für Länder verschiedener Größe und Anfangssituation (deren Bewertung im zeitlichen Kontext) zum Vergleich mit Heute.
 
Eine Kolonien Abstandsmatrix quasi? Oha.... wie willst du welche Punkte werten? Welche Punkte sind wichtig? Ich glaub die Unmöglichkeit dieser Fragestellung hat Ravenik schon gut dargelegt...
 
Hm, ich sollte wohl erst eine Tabelle erstellen wo man Punkte vergeben kann bzw. gegebene Wert in Punkte umrechnet um dann ein Ergebnis zu bekommen, am besten mit Gruppen für Länder verschiedener Größe und Anfangssituation (deren Bewertung im zeitlichen Kontext) zum Vergleich mit Heute.

Und was sind deine Kriterien für eine solche Punktevergabe?

Vor allem solltest du aufpassen nicht Äpfel und Birnen zu vergleichen, darauf läuft deine Fragestellung nämlich hinaus.
 
Bezogen auf Afrika hat sich wohl garnicht so viel verändert wie oft durch die Medien suggeriert wird.

Dort wurden durch die Europäischen Kolonialherren zwar willkürlich Grenzen gezogen (nach wirtschaftlichen interessen) und heute wird jeder afrikanische Bürgerkrieg der europäischen Kolonialpolitik vor 100 Jahren angelastet. Bezogen auf die heutigen konflikte hat das vll sogar seine Gültigkeit aber man darf nicht vergessen, dass sich dutzende Afrikanische Stämme vor der europäischen Kolonisation ebenfalls vertrieben, bekriegt und auch gegenseitig abgeschlachtet und sogar völlig vernichtet haben.
Hier sei auch das Beispiel des gegenseitigen Verkaufs von gefangenen Sklaven an europäische Kaufmänner für ein paar Glasperlen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert nicht unerwähnt.
 
Bezogen auf Afrika hat sich wohl garnicht so viel verändert wie oft durch die Medien suggeriert wird.

Afrika ist gross und man kann es nun mal nicht verallgemeinern. Dazu musst du schon Staat um Staat anschauen. Ägypten hat nun mal eine andere Entwicklung hinter sich als zum Beispiel Kenia oder Südarfika.

Dort wurden durch die Europäischen Kolonialherren zwar willkürlich Grenzen gezogen (nach wirtschaftlichen interessen) und heute wird jeder afrikanische Bürgerkrieg der europäischen Kolonialpolitik vor 100 Jahren angelastet. Bezogen auf die heutigen konflikte hat das vll sogar seine Gültigkeit aber man darf nicht vergessen, dass sich dutzende Afrikanische Stämme vor der europäischen Kolonisation ebenfalls vertrieben, bekriegt und auch gegenseitig abgeschlachtet und sogar völlig vernichtet haben.
Hier sei auch das Beispiel des gegenseitigen Verkaufs von gefangenen Sklaven an europäische Kaufmänner für ein paar Glasperlen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert nicht unerwähnt.

Das ebenfalls eine Verallgemeinerung. Von welchen afrikanischen Stämmen sprichst du denn? Auch hier gibt es grosse Unterschiede in der Vorkolonialenzeit. Welche Stämme haben sich bekriegt, welche wurden vernichtet etc.

Einwenig Präzision wäre doch wünschenswert.
 
Zuletzt bearbeitet:
In jeder Kolonie gab es viel Unterdrückung und tote (vielleicht mit Ausnahme Australien/Neuseeland) Aber wo die verschiedenen Länder heute ohne Europa wären bzw ob die Vergangenheit "besser" gewesen wäre kann man nicht recht sagen.

Die einen sagen ja der Kolonialismus hat diese Länder ausgebeutet und sie um Jahrhunderte zurückgeworfen, die anderen sagen dass es ohne Europa sowieso nichts geworden wäre.
 
In jeder Kolonie gab es viel Unterdrückung und tote (vielleicht mit Ausnahme Australien/Neuseeland)
Wieso Ausnahme? Die Tasmanier z. B. wurden im Prinzip vollständig ausgerottet, heute gibt es nur noch Nachfahren von Mischlingen. Auch die Aborigines waren zahlreichen Massakern ausgesetzt.
 
Nergal,lass Dir ncht bange machen-natürlich sind Länder vergleichbar.
Du solltest vielleicht erst mal bestimmte Beurteilungskriterien herausstellen,die für die Entwicklug eines Landes wichtig sind wie Bruttoinlandsprodukt, Pro-Kopf-Einkommen, Arbeitslosenquote ,Gesellschaftsaufbau, Analphabetenquote, Infrastrukturdaten wie Strassen und Schienennetz,Dichte der Medizinischen Versorgung ,der Bildungseinrichtungen,Bodenschätze, Industrie- und Landwirtschaftsdaten,usw.
Ist natürlich ein Haufen Arbeit ,so einen Kriterienkatalog zu erstellen.
Und wenn Du so eine Auswertung hast,dann kannst Du schauen ,welche Nachwirkungen aus der Kolonialzeit hier noch am wirken sind (wie z.B.bestimmte Monokulturen in der Landwirtschaft)
 
Blöderweise weiß man aber nicht, wie sich die Gebiete ohne Kolonialismus entwickelt hätten. Daher weiß man nicht, wie diese Daten im Alternativszenario aussehen würden.
Abgesehen davon sind solche Daten ohnehin nur bedingt aussagekräftig. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen sagt z. B. nichts über die tatsächliche Einkommensverteilung aus. Auch das Bruttoinlandsprodukt kann von einigen wenigen Rohstoffförderern erwirtschaftet werden, ohne dass die Masse der Bevölkerung irgendwie daran beteiligt wäre. Und bei der Arbeitslosenquote ist zu beachten, dass es in vielen Staaten eine "versteckte" Arbeitslosigkeit (z. B. verbreitete geringfügige Beschäftigung) gibt und die offiziellen Zahlen oft ohnehin unzuverlässig sind, wobei auch die Berechnungsmethoden variieren.
Monokulturen sind auch nicht immer ein koloniales Erbe, teilweise werden sie auch erst heute angelegt (Stichwort Biospritproduktion).
 
Abgesehen davon sind solche Daten ohnehin nur bedingt aussagekräftig. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen sagt z. B. nichts über die tatsächliche Einkommensverteilung aus. Auch das Bruttoinlandsprodukt kann von einigen wenigen Rohstoffförderern erwirtschaftet werden, ohne dass die Masse der Bevölkerung irgendwie daran beteiligt wäre. Und bei der Arbeitslosenquote ist zu beachten, dass es in vielen Staaten eine "versteckte" Arbeitslosigkeit (z. B. verbreitete geringfügige Beschäftigung) gibt und die offiziellen Zahlen oft ohnehin unzuverlässig sind, wobei auch die Berechnungsmethoden variieren.
Monokulturen sind auch nicht immer ein koloniales Erbe, teilweise werden sie auch erst heute angelegt (Stichwort Biospritproduktion).

Dafür gibt es den HDI, auch wenn der natürlich seine Schwächen hat ist er doch immer noch besser als andere Vergleichsmethoden. Außerdem ist in den meisten LDCs häufig die offizielle Arbeitslosenquote höher als die Tatsächliche, aufgrund der florierenden Schattenwirtschaft. Allerdings stimmt es grundsätzlich, dass man Arbeitslosenquoten schwer vergleichen kann. Die Sektorenverteilung (primärer, sekundärer tertiärer Sektor) ist häufig ein guter Index für dne stand einer wirtschaftlichen Entwicklung.
 
Aber auch nur der gesamten Volkswirtschaft und auch nur, wenn man es als gegeben hinnimmt, dass ein großer Anteil des tertiären Sektors auf jeden Fall "besser" ist als ein hoher Anteil des sekundären Sektors, vor allem aber des primären Sektors. Immerhin ist der primäre Sektor besonders beschäftigungsintensiv, eine bäuerliche Struktur, die viele Familien ernährt, kann allemal besser sein als eine fortgeschrittene Industrialisierung mit hoher Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung.
 
Natürlich kann man dem Kolonialismus einiges anlasten, was heute in manchen Ländern schief läuft, nebenbei gibt es neben der formellen Herrschaft auch die informelle Herrschaft.
Aber nehmen wir nur die formelle Herrschaft: Wenn z.B. die Tutsi während der Kolonialzeit als Ethnie aus rassistischen, pseudowissenschaftlichen Gründen von der deutschen und nach 1918 belgischen Kolonialmacht bevorzugt behandelt wurden, etwa was Zugang zu Bildung angeht, dann hat das sowohl im Selbstwertgefühl dieser Ethnie, als auch in (aus Sicht des Kolonialzeitalters) Zukunft Folgen.
Wenn ich willkürliche Staatsgrenzen ziehe und Nomaden ihre Wege versperre, sie zu Staastbürgern willkürlich gebildeter Kolonialstaaten mache, dann schüre ich Konflikte, die zuvor nicht bestanden. Bis diese Konflikte ausbrechen, kann meine Herrschaft längst beendet sein etc.
Es ist natürlich falsch, alles, was schief läuft den Kolonialregierungen anzulasten oder z.B. für ethnische Konflikte eine Alleinverantwortung der Kolonialmächte anzunehmen. Letzteres wäre eine Fortschreibung rassistischer Einstellungen unter anderen Vorzeichen.
 
Wieso Ausnahme? Die Tasmanier z. B. wurden im Prinzip vollständig ausgerottet, heute gibt es nur noch Nachfahren von Mischlingen. Auch die Aborigines waren zahlreichen Massakern ausgesetzt.

Ich bezog mich da eher auf Neuseeland. Das bei den ganzen Deportationen in Australien viele Menschen starben ist klar nur verglichen mit dem was in Amerika/Afrika passierte....

Welche Zahlen liegen denn dir vor?
 
Ravenik, natürlich sind solche Daten solitär betrachtet nur bedingt aussagekräftig, aber in der Gesamtschau Wirtschaftsdaten-Strukturdaten-Soziale Daten ergeben sie m.E. schon ein aussagekräftiges Bild üer die entwicklung in einem bestimmten Gebiet und läßt auch Vergleichsmöglichkeiten zu.
Was die Grenzziehungen betrifft,halte ich diese fur einen weniger bedeutsamen Faktor.Grenzziehungen waren und sind immer willkürlich,auch in Europa.
 
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