Kommunismus

Das ist mir zu polemisch. Sicher, man wollte den Neuen Menschen schaffen. Aber das sollte kein Roboter in unserem Sinne sein. Es ist natürlich bezeichnend, wenn ein System, welches doch für die Menschen gemacht ist, einer Veränderung der Menschen bedarf. Aber wir sollten nicht vergessen, auch hier wieder ohne jede Relativierung, dass jede Erziehung Manipulation am Menschen ist und doch sind sich wohl die meisten einig, dass Erziehung wichtig ist.

Du hast recht, dieser Sowjetmensch sollte mehr sein, da spielten auch kulturelle Aspekte rein, neues Leben des Sowjetmenschen, der seine eigene, kommunistische Freizeitgestaltung hatte, seine eigene sowjetische Sprache usw. Neue, "menschenwürdige" Bauten wie der Plattenbau usw.

Für Außenstehende wirkt sowas natürlich, gerade wenn man sich so Propaganda-Sachen wie die Stochanow-Geschichten und so anschaut, ziemlich Ausbeutungsmäßíg.

Mir persönlich hat´s nicht so gefallen, aber eine ziemlich multiperspektivische Draufsicht bietet da Karl Schlögels "Terror und Traum: Moskau 1937". Ist auch nicht so von entfachen Leidenschaften bestimmt wie jetzt zum Beispiel "Der rote Terror".
 
Die Frage, die sich mir immer wieder stellt: Hätte der Kommunismus, selbst mit gutem Willen, überhaupt funktionieren können? Im Grunde ging das sozialistische System ständig mit Repressalien, zum Teil übelster Art, einher. Für den Anfang finde ich das auch noch "entschuldbar", denn man muss eine Revolution verteidigen, dazu gehört nun auch mal der Terror. Allerdings muss so eine Revolution auch irgendwann mal aufhören. Man kann nicht ständig den Tschekist spielen und die Menschen permanent terrorisieren. Das macht am Ende auch keinen Sinn.
Der Sozialismus war in meinen Augen kein Fortschritt sondern ein deftiger Rückschritt, denn er trug zum Teil feudale Züge. Die Einschränkung der Reisefreiheit z.B. war eine Art Leibeigenschaft. Ich glaube, in der DDR durfte man nicht einmal, so aus eigenem Antrieb heraus, nach Berlin ziehen. Also, man konnte sich nicht einmal im eigenen Lande frei bewegen.
War es nicht auch Absicht, den Menschen der Gesellschaftsordnung anzugleichen? Man wollte in der Sowjetunion den Sowjetmenschen schaffen, der lebt um zu arbeiten. Sozusagen Roboter, alle mit der selben Seriennummer. Menschen, die morgens zur Arbeit und abends nach Hause gehen, ohne weitere Bedürfnisse. Man sollte seine Bedürfnisse den Umständen anpassen und wenn die Umstände eben verhungern hießen, dann hatte man zu verhungern (1932/33 Holodomor in der Ukraine).

Meine sehr persönliche Ansicht ist , das wir die politische Ordnung
in den Staaten des Ostblocks weder als kommunistisch , noch als
sozialistisch einordnen kann.
Zumal auch keine umfassende Beschreibung , wie denn ein kommunistisches
oder sozialistisches Gesellschaftssystem beschaffen sein soll/ kann, vorlag bzw.
nur als Thesen existiert.

Was wir als Gesellschaftsstruktur gesehen haben , würde ich als
Ausbildung auf Grund leninistischer Thesen vom Staat beschreiben.
Dazu gehört ua.
die führende Partei , welche die Macht totalitär handhabt
die Zentralverwaltungswirtschaft ( in Fall DDR mit Elementen der NÖP )
die durchgreifende Militarisierung der Gesellschaft
die Ausübung der Informationskontrolle
Das Gesamtergebnis würde ich nicht einmal als "real existierender Sozialismus" beschreiben sondern als "Einparteienstaat leninistischer Art ".
Wobei auch in Struktur und praktischer Funktion die Ostblockstaaten
jeweils differenziert angelegt waren - nicht sehr stark allerdings.

Das innerhalb dieser Struktur soziale Systeme geschaffen und funktions-
fähig betrieben wurden , ist kein Widerspruch.
Diese Systeme waren ja auch fast alle nur grundsichernd ausgelegt.
Diese soziale Grundsicherung wurde jedoch überhöht als Wertgrösse des
" überlegenen " Systems propagandistisch ausgeschlachtet -wobei
jedoch die Zuordnung zu " Sozialismus " nur willkürlich ist und keinen Beweis darstellt.

Klar könnte man auch heute von einem Staat mit kapitalistischer Wirtschaft ähnliche , sogar umfassendere und bessere soziale Systeme
erwarten - dies ist jedoch hier dem politischen Prozess im jeweiligen
Land unterworfen und durchaus unterschiedlich.
Bessere Kinderbetreung als hierzulande gibt es mW in Schweden oder
auch in Frankreich - ( nur mal als Beispiel ).
Was alles und wie es möglich wäre , ist jedoch eine andere Baustelle.

Ich bin hocherfreut über die gelungene Abwicklung des Einparteienstaats
namens DDR !
 
o.k. die DDR war kein menschenverachtender Staat. Die DDR hat keine anderen Staaten überfallen oder durch ihre Handlanger Leute massakrieren lassen, wie es die USA über Jahrzehnte und in unzähligen Fällen getan hat.

Du bist vielleicht noch etwas jung und hast nicht alles mitgekriegt
http://www.geschichtsforum.de/f46/b-seckendorf-29448/
Todesstrafe in der DDR | MDR.DE

(Die Mauer wäre bestimmt nicht gebaut worden, wenn die DDR wirtschaftlich der BRD überlegen gewesen wäre. Dann hätte die BRD wahrscheinlich die Mauer gebaut.)

Nenne mir ein westliches Land, welches eine Mauer gebaut hat, damit die eigenen Leute nicht abhauen können (jawoll, die Mauer war, damit die eigenen Leute nicht abhauen können, und nicht, dass die anderen nicht reinkönnen. Reinkommen konnte man, aber man hatte als Westler den Zwangsumtausch).
 
Du bist vielleicht noch etwas jung und hast nicht alles mitgekriegt
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Todesstrafe in der DDR | MDR.DE



Nenne mir ein westliches Land, welches eine Mauer gebaut hat, damit die eigenen Leute nicht abhauen können (jawoll, die Mauer war, damit die eigenen Leute nicht abhauen können, und nicht, dass die anderen nicht reinkönnen. Reinkommen konnte man, aber man hatte als Westler den Zwangsumtausch).
Nenne du mir mal einen Staat, der wirklich frei von Sünden ist.
Sowas gibt es nicht.
Mauer hin oder her, jeder Machthaber in dieser Welt hat schon mal Mist gebaut.
 
Nenne du mir mal einen Staat, der wirklich frei von Sünden ist.
Sowas gibt es nicht.
Mauer hin oder her, jeder Machthaber in dieser Welt hat schon mal Mist gebaut.

Nobody is perfect, auch ein Staat nicht.
Aber in westlichen Staaten gab es Meinungsfreiheit und demokratische Kontrollmechanismen. Diesbezüglich war der Ostblock eine Einöde.

In den westlichen Ländern hatte das Volk die Freiheit, zum Sozialismus zu wechseln (oder Sozialdemokratie). Auch kommunistische Parteien waren zugelassen. Umgekehrt waren im Ostblock keine "kapitalistischen" Parteien zugelassen.

Ich streite nicht ab, dass es auch auf westlicher Seite Schweinereien gab. Aber das macht den halsstarrigen Sozialismus à la Honecker auch nicht besser. Btw: wer bezahlt Kernkraftwerk-Schlamperei von Tschernobyl: der Westen...
 
Nobody is perfect, auch ein Staat nicht.
Aber in westlichen Staaten gab es Meinungsfreiheit und demokratische Kontrollmechanismen. Diesbezüglich war der Ostblock eine Einöde.

In den westlichen Ländern hatte das Volk die Freiheit, zum Sozialismus zu wechseln (oder Sozialdemokratie). Auch kommunistische Parteien waren zugelassen. Umgekehrt waren im Ostblock keine "kapitalistischen" Parteien zugelassen.

Ich streite nicht ab, dass es auch auf westlicher Seite Schweinereien gab. Aber das macht den halsstarrigen Sozialismus à la Honecker auch nicht besser. Btw: wer bezahlt Kernkraftwerk-Schlamperei von Tschernobyl: der Westen...

Ja und morgen kommt der Weihnachtsmann.
 
Ja und morgen kommt der Weihnachtsmann.

Bei mir kam jeweils tatsächlich der Weihnachtsmann vorbei, bei meinem Bekannten in der DDR die Stasi...

Als Westler konnte man jederzeit in den Osten wechseln, man hatte nichts zu befürchten (ausser man war vielleicht wichtiger Geheimnisträger), umgekehrt musste man seit dem Mauerbau mit dem Tod rechnen oder wegen Republikflucht eingebuchtet zu werden.

Es gab übrigens tatsächlich ein paar Westler, die in die DDR emmigriert haben, unter anderem auch Schweizer.
 
Bei mir kam jeweils tatsächlich der Weihnachtsmann vorbei, bei meinem Bekannten in der DDR die Stasi...

Als Westler konnte man jederzeit in den Osten wechseln, man hatte nichts zu befürchten (ausser man war vielleicht wichtiger Geheimnisträger), umgekehrt musste man seit dem Mauerbau mit dem Tod rechnen oder wegen Republikflucht eingebuchtet zu werden.

Es gab übrigens tatsächlich ein paar Westler, die in die DDR emmigriert haben, unter anderem auch Schweizer.


Was interessant ist, dass die RAF sich in der DDR einen "Rückzugsraum" geschaffen hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
An dieser Stelle OT: ich finde es eigentlich sehr Schade, dass man nicht sachlich über den Kommunismus reden kann, ohne gleich auf die Ostblockstaaten zu rekurrieren, was dann wieder Reflexe wie hier á la, "Aber der Westen hat doch auch..." hervorruft.

An diesem Punkt kann ich "EQ" nur zustimmen. Bisher habe ich nichts zu dem Thema geschrieben, weil es eher um die weltanschauliche Fragen und weniger um die Beschreibung und die Analyse geht.

Gerade als Betroffener, der Erfahrungen mit einem politischen System gemacht hat, sollte man vielleicht besonders kritisch mit dem eigenen Urteil umgehen. Ist zumindest mein Anspruch.

Und deutlich zwischen der persönlichen Bewertung und einer empirisch, analytischen Sichtweise unterscheiden.

Das würde die bereits eingetretene Konfrontation reduzieren, da man niemandem in diesem Forum unterstellen sollte, dass er politisches Unrecht legitimieren möchte.
 
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