Kommunistische Länder und Wahlen?

Scarlett

Mitglied
Habe eine leicht blöde Frage und zwar warum genau lassen die Kommunisten in der Nachkriegszeit (2. WK) Wahlen in den später zum Ostblock gehörenden Staaten ab? Aus Rücksichtnahme auf den Westen etwa bis zum Zeitpunkt des sich verschärfenden Ost-Westgegensatzes?
Sind hier innenpolitische Erwägungen auch relevant?
 
So blöd ist die Frage gar nicht, da hab ich auch schon mal drüber nachgedacht. Könnte es mit dem 4-Mächte-Abkommen zu tun haben, so daß Stalin anfangs noch zumindest annähernd freie Wahlen zulassen mußte? Kann da jemand weiter helfen?
:grübel:
 
So blöd ist die Frage gar nicht, da hab ich auch schon mal drüber nachgedacht. Könnte es mit dem 4-Mächte-Abkommen zu tun haben, so daß Stalin anfangs noch zumindest annähernd freie Wahlen zulassen mußte? Kann da jemand weiter helfen?
:grübel:
Hallo Barbarossa,
das 4-Mächte-Abkommen kann dafür keine Begründung liefern. Es wurde ja erst am 3.9.1971 unterzeichnet und sollte vorallem alle offenen Fragen bzgl. West-Berlins regeln.
Mit der Durchführung von Wahlen wurde wohl eher der Versuch unternommen, der praktisch schon durchgeführten oder schon beschlossenen Machtergreifung durch kommunistische Parteien, in den jeweiligen Ländern, einen legitimen, demokratischen Anstrich zu verpassen. Die Wahlen waren aber alles andere als demokratisch oder fair. Wahlbetrug und Fälschung waren an der Tagesordnung (z.B. Volksabstimmung vom 30.6.1946 und Parlamentswahlen Januar 1947 in Polen).
 
Muß das nochmal genauer nachschlagen.. aber etwa in den Empfehlungen der Jalta Konferenz vom Februar 45 sind Wahlen bzw die Beteiligung von nichtkommunistischen Kräften in den Regierungen und Parlamenten vorgesehen. Zudem - Stalin zufolge würde ja der Sieger dem BEsiegten sein System aufzwingen - sollte die sozialistische Umgestaltung (in der sowjetischen Einflußsphäre) nicht adhoc von statten gehen, sondern eher durch Unterwanderung mit kommunistischen Kräften, polizeistaatlichen Maßnahmen, etc.

Die Wahlen - da gehe ich mit Freund07 konform - vermittelten zwar den Eindruck eines demokratischen Vorgehens, waren letzten Endes wohl lediglich formale Erfüllung der aliiierten Vorgaben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus der Erklärung von Jalta:

Die Herstellung der Ordnung in Europa und die Umgestaltung des nationalen Wirtschaftslebens müssen in einer Weise zuwege gebracht werden, die es den befreiten Völkern gestattet, die letzten Spuren des Nazismus und Faschismus zu beseitigen und demokratische Einrichtung nach eigener Wahl zu schaffen. In Übereinstimmung mit dem Grundsatz der Atlantikcharta über das Recht aller Völker, die Regierungsform, unter der sie leben werden, selbst zu wählen, ist die Wiederherstellung der souveränen Rechte und der Selbstverwaltung derjenigen Völker, die dieser durch die aggressiven Nationen mit Gewalt beraubt worden waren, zu gewährleisten.
Zur Verbesserung der Bedingungen, unter denen die befreiten Völker diese Rechte ausüben können, werden die Drei Regierungen, wo immer die Umstände es ihrer Ansicht nach erfordern, die Völker in jedem befreiten europäischen Staat oder früheren Satellitenstaaten der Achse in Europa gemeinsam in folgendem unterstützen:
a) bei der Schaffung von Bedingungen für den inneren Frieden;
b) bei der Durchführung von dringenden Maßnahmen zur Unterstützung hilfsbedürftiger Völker;
c) bei der Schaffung provisorischer Regierungsbehörden, die umfassend alle demokratischen Kräfte der Bevölkerung vertreten und die verpflichtet sind, so schnell wie möglich auf dem Wege freier Wahlen Regierungen zu bilden, die dem Willen des Volkes entsprechen;
d) Die Durchführung solcher Wahlen, wo dies nötig ist.

http://www.lsg.musin.de/gesch/Material/Quellen/jalta.htm

Problem war im Anschluß die Auslegung vom Begriff Demokratie, die bei den westlichen Alliierten und den Sowjets erheblich varrierten (man beachte hierbei den Pleonasmus "Volksdemokratie").

Eingangsfrage damit wohl (selbst) beantwortet. :devil: :winke:
 
Klasse gemacht! :yes:
Aber im Grunde wollte ich auf Jalta auch hinaus. Ich wußte nur nicht, ob Jalta oder Potsdamer Abkommen und habe es 4-Mächte-Abkommen genannt und habe damit wohl was durcheinander gebracht. :D
Aber genau so muß man es sehen.

Naja, hätte ich eigentlich wissen sollen /müssen.. ;)

Und ein Abkommen hat es in beiden Fällen eigentlich nicht gegeben, im Falle von Jalta gab es die Erklärung und auch die gelegentlich verwendete Formulierung "Potsdamer Abkommen" ist falsch, da es hier auch "nur" Protokolle der Konferenz und eine Presseerklärung gab - aber eben kein Abkommen im eigentlichen Sinn.

Wichtig für beide Konferenzen ist auch, daß im ersteren Fall der US-Präsident Roosevelt mit seiner kooperationswilligen Politik war und in Potsdam mit Truman ein Vertreter einer härteren Gangart Stalin ggüber war.
Den Befürchtungen Churchills, der Einfluß der Sowjets könne zu groß werden werden, kam natürlich letztere Politik gelegener. Meiner Ansicht nach waren Churchills Bedenken den Sowjets gegenüber mehr als berechtigt.
 
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