Konnten Kriegselefanten eine Schlacht entscheiden?

enrico

Mitglied
Mich würde mal interessieren, ob Kriegselefanten eine Schlacht entscheiden konnten und wenn ja ,wann konnte man es in welcher Schlacht vermuten?
 
Schlachtentscheidend waren Kriegselefanten in der sog. "Elefantenschlacht" zwischen dem Seleukidenkönig Antiochos I. und den Galatern.
Eine wichtige Rolle spielten sie auch in der Schlacht von Kynoskephalai zwischen den Römern und dem Makedonenkönig Philipp V., da schickte sie der römische Feldherr Flamininus gegen den linken Flügel der makedonischen Phalanx, die erst im Aufmarsch begriffen und noch nicht formiert war. Sie konnte dadurch in die Flucht geschlagen werden, und die Römer konnten somit nun dem Rest der Makedonier in die Flanke fallen.
Eine größere Rolle spielten sie auch in einer Schlacht Hannibals in Spanien: Als die Einheimischen einen Fluss überquerten, ließ Hannibal die Herauskommenden von Elefanten angreifen, allerdings auch von Kavallerie und anderen Truppen. Wirklich schlachtentscheidend waren da die Elefanten allein wohl nicht.
Umgekehrt gab es aber auch haufenweise Schlachten, die trotz Elefanteneinsatzes verloren wurden.

Grundsätzlich konnten Elefanten eine Schlacht kaum entscheiden. Alles in allem wurde ihr Nutzen massiv überschätzt. Am besten konnten sie gegen Kavallerie, deren Pferde vor Elefanten scheuten, sowie gegen ungeordnete Truppen eingesetzt werden, aber sie waren eigentlich nicht in der Lage, geschlossene Infanterieverbände wirklich aufzubrechen, sofern sich diese nicht durch den Anblick der Elefanten entmutigen ließen. Außerdem waren die Elefanten anfällig für Wurfgeschoße, denn ihre Haut ist keineswegs unempfindlich, und gerieten leicht außer Kontrolle.

Wir haben aber schon einen Thread, in dem u. a. auch dieses Thema schon ausführlich behandelt wurde. http://www.geschichtsforum.de/f34/kriegselefanten-1797/
 
Die Schlacht von Ipsos 301 v. Chr. mit der von Seleukos errichteten Mauer aus 400 Elefanten war wohl der massivste und auch schlachtentscheidender Einsatz von Kriegselefanten.
 
Eine größere Rolle spielten sie auch in einer Schlacht Hannibals in Spanien: Als die Einheimischen einen Fluss überquerten, ließ Hannibal die Herauskommenden von Elefanten angreifen, allerdings auch von Kavallerie und anderen Truppen.

Viel mehr kann man zu Hannibal tatsächlich nicht sagen, obwohl der vermutlich der erste ist, an den man bei "Kriegselefanten" denkt. Allenfalls noch die Tatsache, dass ihre bloße Anwesenheit beim Alpenübergang die feindlichen Keltenstämme von weiteren Attacken auf den Heereszug abgehalten haben soll, weil sie die Tiere fürchteten.

Umgekehrt gab es aber auch haufenweise Schlachten, die trotz Elefanteneinsatzes verloren wurden.

Oder wegen. Scipio hat Hannibals Elefanten bei Zama recht wirkungsvoll eingesetzt...

Seibert meint, Hannibal hätte besser dran getan, sie gar nicht in der Schlacht einzusetzen, sondern als Reiterei-Bremse hinter den eigenen Reihen zu lassen, um damit zu verhindern, dass Massinissas Reiter die Umfassung schaffen konnten, die er zweifellos befürchten musste, und führt als gelungenes Beispiel für ein solches Manöver den von Joinville schn genannten Seleukos I in der Schlacht bei Ipsos an (der hatte allerdings auch 400 indische Elefanten, im Gegensatz zu Hannibals 80 kleinen afrikanischen). Das sagt sich nach 2200 Jahren immer so leicht. Massinissas Numiderpferde waren wahrscheinlich sogar an Elefanten gewöhnt, und dass der Elefantenangriff derart schiefgehen würde, konnte man vorher halt nicht wissen...
 
Ich denke auch , dass das Einsetzen der Kriegselefanten eine Gefahr für die eigenen Kämpfergruppen darstellte, denn wenn es dem Gegner gelang, die meist männlichen Kriegselefanten durch Feuer oder durch "drangsalieren mit Waffen" in Unruhe zu versetzen ,konnte ein Elefant die Flucht aller Elefanten durch die eigenen Linie verursachen. In irgenteiner Schlacht muss das bestimmt schon Auswirkungen gezeigt haben. Auch soll Alexander in Indien in einer kleinen Schlacht gegen Poros den König der Pauravas zum ersten Mal auf Kriegselefanten getroffen sein.Zitat Wikipedia"Außerdem waren Berichte zu ihnen gedrungen, dass Poros eine Einheit von Kriegselefanten unterhielt, mit denen sich die Griechen nie zuvor gemessen hatten. In der Schlacht am Hydaspes wurden die Inder besiegt." Alexander der Große ? Wikipedia
 
Seibert meint, Hannibal hätte besser dran getan, sie gar nicht in der Schlacht einzusetzen, sondern als Reiterei-Bremse hinter den eigenen Reihen zu lassen, um damit zu verhindern, dass Massinissas Reiter die Umfassung schaffen konnten, die er zweifellos befürchten musste, und führt als gelungenes Beispiel für ein solches Manöver den von Joinville schn genannten Seleukos I in der Schlacht bei Ipsos an (der hatte allerdings auch 400 indische Elefanten, im Gegensatz zu Hannibals 80 kleinen afrikanischen). Das sagt sich nach 2200 Jahren immer so leicht. Massinissas Numiderpferde waren wahrscheinlich sogar an Elefanten gewöhnt, und dass der Elefantenangriff derart schiefgehen würde, konnte man vorher halt nicht wissen...
Sehe ich auch so. Ich finde es generell immer wieder erstaunlich, wenn heutzutage Stubengelehrte ohne jegliche Kriegserfahrung oder auch nur wenigstens einschlägige Ausbildung vom Schreibtisch aus beurteilen, was frühere Feldherren, die über jahrelange einschlägige Erfahrung verfügten, nicht nur falsch (was sich wenigstens noch aus einer Analyse des Schlachtergebnisses ableiten lässt), sondern nein, sogar noch, wie sie es richtig gemacht hätten. Niemand ist perfekt und auch die größten Feldherrn konnten Fehler machen, aber einem Hannibal, der seit seiner Kindheit ein Mann des Krieges war und so viele Schlachten gewonnen hat, aus über zweitausendjährigem Abstand heraus erklären zu wollen, was er tun müssen hätte, um gegen die Römer zu gewinnen, finde ich schon arg.
 
Mich würde mal interessieren, ob Kriegselefanten eine Schlacht entscheiden konnten und wenn ja ,wann konnte man es in welcher Schlacht vermuten?

Prinzipiell lässt sich festhalten, dass Kriegselefanten schon eine Reihe von Vorteilen boten. Auf dem indischen Subkontinent spielten Kriegselefanten bis in die Mogulzeit hinein eine Rolle, und selbst die Briten setzten auf verschiedenen Kriegsschauplätzen noch Elefanten ein, wenn auch nicht in klassischer Form, sondern um Geschütze durch unwegsames Terrain zu transportieren. In Kiplings Dschungelbüchern spielt im Kapitel "Toomai of the Elephants" der Elefant Kala Nag eine Rolle, der "würdig war, die abbesinische Tapferkeitsmedaille zu tragen. Kala Nag reiste übers mehr, um an einer Strafexpedition gegen den Negus Theodor teilzunehmen, den Kala Nag auf seinem Totenbett sah, er nahm sich nach der verlorenen Schlacht von Magdala das Leben, Äthiopien durfte aber unter einem anderen Herrscher unabhängig bleiben. Auch in den Burenkriegen setzten die Briten Elefanten ein.

Die Vorteile von Elefanten:
Sie sind stark, groß, furchterregend und hochintelligent. Ein gut ausgebildeter Kriegselefant kann viele Kommandos erlernen, Elefanten sind trotz ihrer Größe erstaunlich schnell und können Steigungen bewältigen, die man ihnen kaum zutrauen würde. Während vor einer intakten Phalanx scheuen und von ihr aufgehalten werden, sind Elefanten nicht so leicht aufzuhalten. In Indien entwickelte man Elefantenpanzer und Stoßzahnschwerter die das Zerstörungspotenzial optimierten. Allein durch ihr Erscheinungsbild ist der psychologische Vorteil beachtlich.

Diesen Vorteilen stehen allerdings eine Reihe von Nachteilen gegenüber.
1. Trotz ihrer größe und Kraft sind Elefanten durchaus schreckhaft. Sie müssen jahrelang trainiert werden, und ein Elefant entwickelt dabei eine engere Bindung an seinen Mahout. Jeder Elefant braucht mindestens einen Mahout und Pfleger, dazu eventuell noch Veterinäre. Diese müssen selbstverständlich ebenfalls ein langes Training absolvieren, um sich die nötigen Kenntnisse anzueignen, die ein guter Mahout besitzen muss.
In Kiplings Erzählung ist Kala Nag schon über 60 und drei Generationen von Mahouts widmeten sich seiner Pflege. In Afghanistan verletzte sich Kala Nag, als er vor Schreck in einen Stapel Gewehre mit aufgepflanzten Bajonett rannte.

2. Elefanten fressen viel und sind schlechte Futterverwerter. Ein Elefant braucht über 100 kg Grünfutter, mit Getreideschrot und stärke- oder zuckerhaltigem Kraftfutter kann man sie im Gegensatz zu Pferden nicht langfristig füttern, weil sie sonst krepieren. Ein Elefant braucht lange Ruhe- und Fressperioden.

3. Elefanten sind anfällig für Wundinfektionen, verwundete Tiere gingen leicht ein

4. Obwohl Bullen in der Brunft (Musht) durchaus gefährlich werden können, sind sie eigentlich nicht sonderlich aggressiv und neigen zu Gefechtspanik wodurch sie zur gefahr für die eigenen Reihen werden können. in Indien trugen daher Mahouts neben dem bootshakenförmigen Ankus, mit dem der Elefant gelenkt wurde einen Meißel und Hammer, mit dem Elefanten getötet werden konnten, wenn sie Amok liefen. Die Karthager ließen Elefanten dursten oder gaben ihnen Wein, um sie aggressiver zu machen, in Indien und Thailand bekamen sie Reiswein.

5. Der Kosten Nutzen Faktor und das Problem der Logistik:
Mit den Mitteln die erforderlich sind, ein Elefantenkorps aufzustellen, könnte man mehr Reiter und Infanteristen ausrüsten. Das Futter für Elefanten muss mitgeschleppt werden. Obwohl Elefanten weite Märsche zurücklegen können, sind Pferde doch weitaus schneller und leistungsfähiger in der Ausdauer.

6. Elefanten sind durchaus anfällig für Angriffe von Stoßtrupps, haben diese erst einmal ihre Schwachstellen herausgefunden und die Angst vor ihnen verloren. Cicero schreibt, dass bei einer Elefantenhatz im Circus Maximus, die Pompeius veranstaltete Venatores vom Stamm der Gaetruler auftraten, die Elefanten mit Speerwürfen ins Auge erlegten. Cicero fährt fort, dass keine rechte Freude aufkam und das Publikum die Elefanten bedauerte, die so klug und gelehrig waren, dass sie Ähnlichkeit mit dem Menschengeschlecht haben. Angriffe gegen die Achillessehnen verursachten leicht Gefechtspanik.
 
Enrico, woher hast du das mit den meist männlichen Elefanten? Zumindest bei den karthagischen Elefanten scheinen beide Geschlechter benutzt worden zu sein (Polybios schreibt, offenbar einem Augenzeugenbericht folgend, man habe an der Rhone zuerst zwei Weibchen auf die neugezimmerten Flöße geführt - die Formulierung klingt nicht so, als sei das etwas Ungewöhnliches). Bei indischen mag es sein, dass man wirklich eher Bullen eingesetzt hat, da die Kühe ja keine Stoßzähne haben; bei afrikanischen ist das egal.
 
Das überwiegend männliche Kriegselefanten eingesetzt wurden habe ich aus Wikipedia gezogen.:
"Es handelte sich in erster Linie um indische Elefanten, seltener um afrikanische Elefanten (Altes Ägypten, Karthago), die zu Kriegszwecken bemannt und gerüstet wurden. Dabei wurden fast ausschließlich männliche Tiere verwendet, da diese schneller und aggressiver als die weiblichen Tiere sind."
Ich vertraue dem aber mehr,wenn Jemand über den Einsatz von Kriegselefanten Hintergrundwissen hat und das auch belegen kann. Ich selbst kann zu dem Thema nicht viel beifügen ,um so mehr freut es mich endlich mal ein paar Leute zu finden ,die zu diesem Thema etwas aus Ihren gesammelte Fundus von Wissen hier beisteuern können. Sonst müsste ich mich auch nur mühsam durch mehrere Geschichtsbücher durchlesen. Jeder der über Kriegselefanten etwas gelesen hat,sollte hier etwas dazu beisteuern.Danke noch mal an alle, die zu diesem Thema etwas schreiben.
 
Die Idee, Kriegselefanten einzusetzen, kommt aus dem Osten, also tatsächlich aus dem "Einflussbereich" des indischen Elefanten; Alexander der Große begegnete ihnen erstmals von den westlicheren Zivilisationen. Das scheint eine wahre Modebewegung losgetreten zu haben; erst dann wurden Elefanten von den Nachfolgern Alexanders und auch in Karthago eingesetzt. Es ist wahrscheinlich, dass man sich für ihre Abrichtung an Wissen und Abhandlungen aus dem Osten hielt - ihre Pfleger hießen "Indoi", also Inder, auch für die afrikanischen Elefanten, die in Afrika eingesetzt wurden. Afrikanische Elefanten sind generell schwerer zu zähmen als indische, vielleicht waren dann auch die Weibchen aggressiver - benutzt wurden sie in jedem Falle, wie die Polybios-Stelle zeigt.

Dass die Römer ihren Kriegseinsatz im Gegensatz zu anderen kriegstechnischen Errungenschaften, die sie von ihren Feinden übernahmen, für entbehrlich hielten, zeigt schon recht deutlich, dass sie als "Waffe" höchst unzuverlässig, zu kostspielig und nicht wirklich zwingend gewinnbringend waren.
 
Ravenik hat es bereits oben erwähnt. Wir hatten schon einmal eine sehr interessante und lange Diskussion über Kriegselefanten, in der alle hier gestellten Fragen ausgiebig behandelt wurden:

http://www.geschichtsforum.de/f34/kriegselefanten-1797/index3.html

Ich würde empfehlen erst einmal die dortigen Beiträge lesen. Eventuell kann man ja diesen Thread den alten anhängen.

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Dass die Römer ihren Kriegseinsatz im Gegensatz zu anderen kriegstechnischen Errungenschaften, die sie von ihren Feinden übernahmen, für entbehrlich hielten, zeigt schon recht deutlich, dass sie als "Waffe" höchst unzuverlässig, zu kostspielig und nicht wirklich zwingend gewinnbringend waren.

Die Römer ahben aber nach ihrem Sieg über Karthago eine zeitlang Kriegselefanten genutzt so z.B. gegen die Makedonier. Und unter den Bedingungen nach dem 2. Punischen Krieg, war der ausdrückliche Verbot an Karthago, Elefanten zu trainieren oder gar zu halten. Man hatte also schon Respekt vor solchen und sah einen offensichtlichen Nutzen. Nur lagen die Römer weit von der Bezugsquelle.

In Asien sind Kriegselefanten über 2000 Jahre lang verwendet worden. Als Lasttiere im Krieg sogar noch länger. Eigentlich sind sie erst durch die Feuerwaffe definitiv vom Schlachtfeld verdrängt worden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, Bdaian hat mit der "Bezugsquelle" einen Aspekt angesprochen, der für die nur sporadische Nutzung von Kriegselefanten durch die Römer ein wichtiger Grund gewesen sein könnte: Im Mittelmeerraum gab es natürliche Elefantenvorkommen nur in Nordafrika (in der Antike, heute auch nicht mehr). Dieser Elefantenlebensraum lag aber lange Zeit außerhalb des römischen Machtbereichs. Erst 146 v. Chr. wurde mit der Eroberung Karthagos ein Teil Nordafrikas römisch, wobei aber die Elefanten anscheinend hauptsächlich eher im Maghreb lebten. Tatsächlich geht auch aus den Quellen hervor, dass sich die Römer in der Zeit davor ihre Elefanten vom Numidierkönig Massinissa schicken bzw. leihen ließen. Er war zwar ein loyaler Verbündeter, aber so etwas kann sich auch ändern, und überhaupt ist es nicht unbedingt ratsam, sein Militärwesen von ausländischen Lieferanten abhängig zu machen. Erst in der frühen Kaiserzeit kamen Numidien und Mauretanien unter direkte römische Herrschaft. Das könnte also durchaus ein Grund gewesen sein, wieso Kriegselefanten trotz gelegentlichen - und teilweise durchaus erfolgreichen - Einsatzes durch die Römer keinen festen Platz in ihrem Heerwesen bekamen.

Eine eigenständige Elefantenzucht unabhängig von Nachschub aus ihren natürlichen Lebensräumen scheint nur begrenzt möglich gewesen zu sein. Jedenfalls ging auch in den hellenistischen Reichen die Nutzung von Kriegselefanten nach einem Höhepunkt im späten 4. und im 3. Jhdt. v. Chr. anscheinend zurück, was vielleicht auch auf Probleme mit der Elefantenhaltung zurückzuführen sein könnte. Makedonien und Epirus waren ganz vom Nachschub abgeschnitten. Für die Seleukiden wurde der Bezug nach dem Verlust der östlichen Satrapien vermutlich auch schwieriger. Lediglich Ägypten hatte über seine Kontakte nach Schwarzafrika noch Zugang zu Nachschub.
 
Eine eigenständige Elefantenzucht unabhängig von Nachschub aus ihren natürlichen Lebensräumen scheint nur begrenzt möglich gewesen zu sein. Jedenfalls ging auch in den hellenistischen Reichen die Nutzung von Kriegselefanten nach einem Höhepunkt im späten 4. und im 3. Jhdt. v. Chr. anscheinend zurück, was vielleicht auch auf Probleme mit der Elefantenhaltung zurückzuführen sein könnte. Makedonien und Epirus waren ganz vom Nachschub abgeschnitten. Für die Seleukiden wurde der Bezug nach dem Verlust der östlichen Satrapien vermutlich auch schwieriger. Lediglich Ägypten hatte über seine Kontakte nach Schwarzafrika noch Zugang zu Nachschub.


Elefanten lassen sich in Gefangenshaft anscheinend schwer züchten. Die Briten und die indischen Fürsten und Maharadschas griffen jedenfalls auf Wildfänge zurück. Mit der Hilfe zahmer Elefanten trieb man die wilden Artgenossen in eine Art Corral, Keddah genannt. Grzimek oder ein anderer Tierfilmer filmte Ende der 60er Jahre des vorigen Jhds eine der letzten Treibjagden. Kiplings Dschungelbuch ist natürlich eine fiktive, literarische Quelle und der Autor kolportiert teilweise zoologische Details, die nicht ganz zutreffend sind. Er geht z. B. davon aus, dass Schlangen ihre Beute hypnotisieren wie der Felsenpython Kaa oder das Königskobrapaar Nag und Nagaina. Richtig erkannte er allerdings, dass Mungos nicht immun gegen Schlangenbisse sind.
Auch in der Geschichte "Toomai of the Elephants" erwähnt Kipling einen Mythos von geheimnisvollen Tanzplätzen der Elefanten im Dschungel, die allerdings noch kein Mensch beobachtet hat. Neben solchen phantastischen Motiven enthält die Geschichte aber auch eine Reihe von korrekten Informationen zur Elefantenjagd. Ein Regierungsbeauftragter, Petersen Sahib, überwacht den Fang wilder Elefanten, die später ausgebildet werden sollen. Auch Kala Nag, der gefangene Artgenossen in der Keddah zur Räson bringt, war früher mit seiner Mutter eingefangen worden, bevor er vom älteren Toomai ausgebildet wurde. Dessen gleichnamiger Enkel liebt im Gegensatz zu seinem Vater, der den ruhigen Garnisonsdienst vorzieht, den Elefantenfang im Dschungel und wagt sich, obwohl erst zehn in eine Keddah. Auf seine Frage, wann er Elefantenfänger werden könne, bekommt er von Petersen Sahib die Antwort, "wenn du die Tanzplätze der Elefanten gesehen hast- also niemals. In der Nacht reißen sich einige zahme Elefanten, darunter Kala Nag, los und der Junge schließt sich ihnen an und wird mit Kala Nag Zeuge dieses Naturschauspiels.
 
Enrico, woher hast du das mit den meist männlichen Elefanten? Zumindest bei den karthagischen Elefanten scheinen beide Geschlechter benutzt worden zu sein (Polybios schreibt, offenbar einem Augenzeugenbericht folgend, man habe an der Rhone zuerst zwei Weibchen auf die neugezimmerten Flöße geführt - die Formulierung klingt nicht so, als sei das etwas Ungewöhnliches). Bei indischen mag es sein, dass man wirklich eher Bullen eingesetzt hat, da die Kühe ja keine Stoßzähne haben; bei afrikanischen ist das egal.
Männliche und weibliche Elefanten gleichzeitig einzusetzen halte ich für problematisch da weiblich Tiere Herden bilden und keine männlichen darin dulden. Selbst im Zoo hält man die Bullen meist getrennt von den Elefantenkühen. Die Bullen würden ständig versuchen sich zu paaren und die weiblichen Tiere unter Dauerstress setzen. Bei Kriegselefanten wäre dadurch eine ständige Unruhe in der Herde.
Besonders problematisch ist die periodisch auftretende Mush bei den Bullen, die man nicht mit der Brunft, wie bei anderen Tieren verwechseln darf. Elefanten sind durchgehend paarungsbereit und haben keinen festen Zyklus dafür. In der Musth schüttet der Bulle Testosteron in großen Mengen aus und sein Charakter verändert sich vollkommen. Er verhält sich auch seinen Pflegern gegenüber extrem aggressiv, greift manchmal selbst Elefantenkühe an und tötet sie sogar dabei zuweilen. In Afrika werden auch häufig Nashörner attakiert. Die Musth kann mehrere Wochen dauern und in dieser Periode ist das Tier überhaupt nicht einsetzbar und wäre eine ständige Gefahr für die ihn umgebenden Menschen. Asiatische Arbeitselefanten werden in der Musth mit starken Tauen zwischen zwei Bäumen in einer äußerst unbequemen Haltung fest fixiert bis der Hormonschub, nach mehreren Tagen wieder abgeklungen ist.
 
Elefanten lassen sich in Gefangenshaft anscheinend schwer züchten. Die Briten und die indischen Fürsten und Maharadschas griffen jedenfalls auf Wildfänge zurück.
Das war anscheinend auch in der Antike so. Alexander der Große kam in eine elefantenreiche Region, deren Einwohner hauptsächlich vom Einfangen von Elefanten lebten.

Leider ist quellenmäßig oft nicht nachvollziehbar, woher die antiken Reiche ihre Elefanten hatten, sodass sich oft nicht sagen lässt, ob es sich um eingefangene Elefanten handelte oder um bereits in Gefangenschaft geborene. Bei Karthago ist das noch klar, das hatte ganz in der Nähe natürliche Vorkommen in Nordafrika. Bei Pyrrhos von Epiros weiß man, dass er seine Elefanten vom verbündeten Ägypten erhielt, das wohl über den Nil oder über die Küste Ostafrikas Zugang zu afrikanischen Elefanten hatte. Bei den Seleukiden hatte Seleukos durch seinen Vertrag mit Chandragupta 500 Elefanten erhalten, die ihm dann zum Sieg bei Ipsos verhalfen. Aber später? Mit der Unabhängigkeit Baktriens und später dann noch dem Verlust weiterer Ostprovinzen durch die Parther ging die direkte Verbindung mit den natürlichen Vorkommen verloren, es sei denn, man besorgte sich Elefanten auf dem Seeweg aus Indien. Denn immerhin setzten die Seleukiden auch gegen die aufständischen Juden noch Elefanten ein, und zu dieser Zeit reichte ihr Reich im Osten nicht mehr über Mesopotamien hinaus.

Auch soll Alexander in Indien in einer kleinen Schlacht gegen Poros den König der Pauravas zum ersten Mal auf Kriegselefanten getroffen sein.Zitat Wikipedia"Außerdem waren Berichte zu ihnen gedrungen, dass Poros eine Einheit von Kriegselefanten unterhielt, mit denen sich die Griechen nie zuvor gemessen hatten. In der Schlacht am Hydaspes wurden die Inder besiegt."
Zum ersten Mal traf Alexander bereits in der Schlacht bei Gaugamela auf Elefanten, allerdings hatten die Perser da nur 15 Stück, und sie scheinen in der Schlacht auch keine nennenswerte Rolle gespielt zu haben.
 
Ich glaube, Bdaian hat mit der "Bezugsquelle" einen Aspekt angesprochen, der für die nur sporadische Nutzung von Kriegselefanten durch die Römer ein wichtiger Grund gewesen sein könnte: Im Mittelmeerraum gab es natürliche Elefantenvorkommen nur in Nordafrika (in der Antike, heute auch nicht mehr). Dieser Elefantenlebensraum lag aber lange Zeit außerhalb des römischen Machtbereichs.
Die Römer betrieben regen Handel mit wilden Tieren. Hier wurden diverse wirklich gefährliche Tiere eingesetzt. Die Tiere kamen teilweise von weiter her.
Kaiser Gordian III. ließ in Rom Giraffen, Tiger, Nilpferde und ein Nashorn niedermetzeln.
Galeotto schrieb:
In Afrika werden auch häufig Nashörner attakiert.
Der Kampf von Nashorn und Elefanten war in Rom ein ganz besonderer Show-Act und sicherlich auch ein eher seltenes Ereignis.

Das Nashorn kam wahrscheinlich aus Indien, Tiger vielleicht schon aus dem persischen Raum, Giraffen aus Zentralafrika ...
So genau kann man das aber auch nicht sagen, die diese Tiere in der Antike noch sehr viel weiter verbreitet waren, als in der Neuzeit.
So gab es ja auch mal syrische Elefanten. Die sind aber genauso rätselhaft, kryptisch und natürlich augestorben wie die griechischen Löwen. Es ist daher ziemlich unklar, inwieweit der Asiatische Elefant noch weiter westlich verbreitet war. (Die Ecke, in der es heute noch freilebende Indische Elefanten gibt, hat Alexander übriges nie erreicht.)

Es ist eine gute Frage, inwieweit diese Zirkustiere auch gezähmt, dressiert oder wenigstens gebrochen war. Es ist schwer vorstellbar, dass man Tiere mit natürlichen Fluchtverhalten (oder schlimmeren) so weit transportieren konnte. Einen wirklich wilden Elefanten kann man ja auch am Rüssel oder ein Schiff zerren und anschließend durch ganz Rom zum Kolloseum oder Zirkus.

Ich glaube es war in der Antike mit dem entsprechend Kleingeld und etwas Logistik kein all zu großes Problem mal ein paar dutzend Elefanten zu besorgen. So viele wurde ja auch nicht eingesetzt. Es ist wahrscheinlich ein Problem die Elefanten während eines Kriegszugs ausreichend zu ernähren, vor allem weil die Einsätze im Nahen Osten in eher wüsten Gebieten stattfanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wurde behauptet Elefanten hätten Angst vor Schweinen. und angeblich sollen diese mit Erfolg gegen Elefanten eingesetzt worden sein. Wie dem auch sei ,mir ist keine Schlacht bekannt ,wo das bereits erfolgt sein sollte. Vielleicht gehört das auch wieder zu der Rubrik Legenden und Mythen.
 
Es ist mir auch ein Rätzel, warum auf den Rücken die Leute mit Speeren ausgerüstet wurden . Bis zum Boden dürfte wohl kein Speer reichen und auch sonst lässt sich ein Speer nur einmal abschießen.
 
Das mit den Schweinen stimmt indirekt schon: Als der makedonische König Antigonos II. Gonatas die griechische Stadt Megara angriff, setzten die Megarer mit Pech bestrichene, brennende Schweine gegen die Elefanten ein, die das schmerzerfüllte Quieken der Schweine nicht ertrugen.

Das wurde aber, glaube ich, auch schon im bereits oben verlinkten anderen Kriegselefanten-Thread erwähnt, dessen Lektüre ich Dir empfehlen würde. Es bringt nichts, hier alles noch einmal zu wiederholen.
 
Es ist mir auch ein Rätzel, warum auf den Rücken die Leute mit Speeren ausgerüstet wurden . Bis zum Boden dürfte wohl kein Speer reichen und auch sonst lässt sich ein Speer nur einmal abschießen.
Auf einem Elefantenrücken ließen sich sicher ganze Bündel von Speeren verladen, dann konnte man sie auch werfen.
 
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