Konstantin-Ausstellung in Trier

R.A.

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Hallo zusammen,

seit Samstag hat ja die große Landesausstellung in Trier ihre Pforten geöffnet:
Konstantin der Große | Home

Hat die schon jemand besucht oder irgendwo Rezensionen/Beschreibungen gefunden?

Klingt nach einem interessanten Ausflugsziel, aber es ist halt schon die Frage, ob man wirklich etwas lernt und nicht nur irgendwelche Fundstücke mit banalen Texten in die Vitrinen gestopft wurden ...
 
Also was ich darüber mitgekriegt habe ist, dass man die Überreste einer Kolossalstatue Konstantins aus Rom nachgefertigt hat. Mit hochentwickelter Technik und moderner Bildhauerarbeit. Soll Monate gedauert haben. Wenn man bedenkt, dass die Leute, das früher wirklich NUR mit bloßen Händen gemacht haben...
Für mich sind die Bildhauer (die Kaiserpotraits sind für mich ähnlich wertvoll, wie heutige Fotos) die heimlichen Helden der Antike.

Ich finde es ein bisschen Schade, dass alte Statuen/Gebäude so selten restauriert werden. Liegt wohl an den Kosten. Ich meine, so ein ganzes Kolosseum muss doch auch ein gewaltiger Anblick sein. (Nicht das man das jetzige verändern sollte (Bloß nicht!), aber irgendwo anders eine Rekonstruktion das wäre es doch.

s.d.caes.
 
Also was ich darüber mitgekriegt habe ist, dass man die Überreste einer Kolossalstatue Konstantins aus Rom nachgefertigt hat.
Klingt interessant - aber allein deswegen werde ich nicht nach Trier fahren.
Muß wohl noch ein bißchen warten, bis Berichte eintrudeln ...

Wenn man bedenkt, dass die Leute, das früher wirklich NUR mit bloßen Händen gemacht haben...
Das kann ein moderner Bildhauer m. E. auch - die moderne Technik war wahrscheinlich für die exakte Kopie nötig.

die Kaiserpotraits sind für mich ähnlich wertvoll, wie heutige Fotos
Ich verstehe davon wenig - aber ein kundiger Assistent bei uns am Institut hat gesagt, die Portraits wären eigentlich wertlos, weil sie keine wirklichen Portraits wären, sondern nur Idealisierungen.

Ich finde es ein bisschen Schade, dass alte Statuen/Gebäude so selten restauriert werden.
Finde ich auch ...

Liegt wohl an den Kosten.
Weniger, das könnte man vielleich sogar über mehr Tourismus refinanzieren.

Der Knackpunkt ist aber, daß die Archäologen Interpretationen scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
Gesichert ist nur, was der Befund hergibt (also eben nur die Reste), alles darüber hinaus wäre Interpretation und höchst fehleranfällig.
Ein komplettes Kolosseum wäre einfach zu einem hohen Teil "gelogen".

Mich persönlich überzeugt das nicht sehr.
Die Fachleute können sich die Originale halbwegs vorstellen - die Laien nicht.
Und umgekehrt ist es nicht schlimm, wenn die Laien in vielen Details dann einen "falschen" Eindruck bekommen - schadet nicht viel, wenn man es eh nicht besser weiß.

Die Wissenschaft würde also keinen Schaden leiden, aber es würde noch mehr Interesse an Geschichte wecken.
 
Es lohnt sich, vor allem für Freunde der Bildhauerei.

Neben dem kopierten Kopf der Kolossalstatue sind unter den Exponaten noch einige bemerkenswerte Sarkophage mit christlichen Motiven. Ein "römischer" Jesus sieht doch interessant aus.
Eine atemberaubende sitzende "Helena", ein ungewöhnlich großes Kameo, der Prunkhelm aus Berkasovo und erstmals zu sehen eine 42 cm große Silberkanne aus Trier mit Darstellungen von Petrus und Paulus.
Man kann sich kaum sattsehen.

Leider war ich an einem Samstag dort, entsprechend überlaufen waren die Räume, da blieb nicht die nötige Ruhe um sich allen Exponaten widmen zu können.

Hier ein virtueller Rundgang:
Konstantin der Große*|*Museum 1
und einge ausgewählte Exponate:
Konstantin der Große*|*Pressebilder / Exponate
 
Ich finde es ein bisschen Schade, dass alte Statuen/Gebäude so selten restauriert werden. s.d.caes.

Das kann ich schon nachvollziehen. Vor Ruinen stehe ich als Laie meist ziemlich ratlos - und freue mich deshalb über Rekonstruktionen und Teilrekonstruktionen wie beispielsweise in Xanten.

Nach Trier wollte ich eigentlich unbedingt fahren, bekomme das aber wohl (erstmal) nicht auf die Reihe.
 
Ich hoffe, vielleicht Mitte nächster Woche dort vorbeikommen zu können. Nachdem ich letztes Jahr (oder war es vor zweien?) enttäuscht/setzt vor einem geschlossenen Museum stand, sollte es eigentlich jetzt klappen.
 
Es lohnt sich, vor allem für Freunde der Bildhauerei.
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Man kann sich kaum sattsehen.

Leider war ich an einem Samstag dort, entsprechend überlaufen waren die Räume, da blieb nicht die nötige Ruhe um sich allen Exponaten widmen zu können.

Es lohnt sich für alle, die sich für römische Geschichte interessieren. Am ergiebigsten ist natürlich das Landesmuseum. Natürlich ist es am WE voll, aber alltags hat man u. U. das muntere Treiben von Schulklassen gratis dabei.
Wir hatten ein "Hotel-Paket" gebucht. Günstig gelegen, alle Ausstellungsorte zu Fuß erreichbar.
Und wenn man sich allen (!) Exponaten widmen möchte, sollte man ein paar Tage mehr einplanen. In einem Tag ist das ohnehin nicht zu schaffen.
 
Ich werde sofern ihc noch nen Hotel bekomme mich nächsten Do/Fr nach Trier aufmachen. Hoffe dass 2 Tage Für Museen und ein zwei Sehenswürdigkeiten reichen.
 
Die Hauptausstellung im Landesmuseum ist natürlich ein Muß.
Wobei ich die zweite Hälfte eigentlich attraktiver fand, insbesondere mit vielen schönen Modellen.
Wer sich also nicht speziell für die Feinheiten der Tetrarchie o. ä. interessiert, sollte sich Zeit und Energie in der ersten Hälfte etwas aufsparen.

Nette Details bei den Modellen: Im Hippodrom sitzen die Figürchen der Zuschauer nach "Fanblöcken" sortiert und tragen ihre Farben.
Und im Stadtmodell Trier zur Römerzeit findet man außerhalb der Stadtmauern ein kleines Theater - ein interessanter Kontrast zum großen Amphitheater in der Stadt.
Ist halt ähnlich wie heute: Einige wenige Arte-Fans und viele, viele Leute die RTL2 schauen ...

Die Kirchenausstellung ist ebenfalls bauhistorisch recht interessant und deutlich kürzer zu bewältigen. Zur dritten Ausstellung (Wirkungsgeschichte im Stadtmuseum) kann ich wenig sagen, da mir da die Zeit fehlte und ich nur kurz reinschauen konnte - machte aber auch einen empfehlenswerten Eindruck.

Über die üblichen Sehenswürdigkeiten in Trier muß man hier nichts sagen (die Barbara-Thermen sind leider derzeit geschlossen).
Zwei bis drei Tage lohnen sich auf jeden Fall.

Aber was wirklich empfehlenswert ist, das sind die historischen Führungen:
Römische Erlebnisführungen Trier
Ganz hervorragend, besonders (aber nicht nur) für (ältere) Kinder.
 
Die Ausstellung ist wirklich sehenswert! Mir hat auch der erste Teil im Landesmuseum sehr gefallen. Die Tetrarchie ist eine relativ kurze Episode in der römischen Geschichte und ist für wenig historisch interessierte nie wirklich ins Bewußtsein getreten. Dabei hat sie sehr deutliche Nachwirkungen bis hin zur Teilung des römischen Reiches und darüber hinaus. Allein die Tatsache das es nach dem Tode Konstantins immer einen "Senior-Augustus" gegeben hat der nominell über eventuellen "Mit-Augusti" und Caesaren gestanden hat wird gerne übersehen. Hier ist die Gelegenheit auch etwas über die Tatrarchie auf recht leichte Weise zu erfahren, die man nicht ungenutzt vorbeigehen lassen sollte! Das Landesmuseum ist der Kern der Ausstellung.

Im Bischöflichen... Museum kann man die Entwicklung der keineswegs homogenen christlichen Kirche (Arianerstreit) bis hin zu Konstantin gut ablesen. Von Dokumenten in denen Reichsbürger die von den paganen Kaisern verlangten Opfer (Kaiseropfer e.t.c.) sich haben bestätigen lassen [verdammt müssen die gute Augen gehabt haben, so klein ist das geschrieben] bis hin auf den Einfluß antiker Mythologie auf die sich erst vom biblischen Bilderverbot lösende christliche Kunst! Darstellungen wie die vom "guten Hirten" gab's schon vorher^^ Überraschend für mich, dass es damals keinerlei Kreuzesdarstellungen gab - und das wo heute das Kreuz das Symbol des Christentums schlechthin ist! Das erklärt auch das "Chi-Ro" Zeichen Konstantins auf den Schilden seiner Soldaten und seiner berühmten Fahne (dem "Labarnum") - sonst hätte er bestimmt einfach ein Kreuz aufmalen lassen. Anfangs zeigen christliche Darstellungen immer Jesus als Lehrer, Wundheiler, Wunderwirker, guter Hirte... und dergleichen mehr. Das passte auch zum Bildprogramm der Arianer (eine wichtige Splittergruppe der christlichen Bewegung - besonders bei den Germanen noch später bedeutend!). Die Arianer sahen in Jesus nur ein Geschöpf Gottes, also in erster Linie einen Menschen. Hauptsächlicher Gegenspieler der Arianer war Athanasius von Alexandria, der die heute noch im Christentum bestimmende Formel der göttlichen Dreifaltigkeit verteidigte und im "Nizäischen Glaubensbekenntnis" seine Ausformung gefunden hat. Zur sichtbaren Abkehr der verdammten Ansicht des Arius wurde Christus von nun an als Pantokrator (Weltenherrscher/Allherrscher), also als triumphierender Überwinder des Todes mit Heiligenschein und kaiserlicher Gestik dargestellt. Für mich überraschende Details, wo ich mich eigentlich mehr für andere Aspekte der Ausstellung interessiert hatte. Mit dem Eingreifen Konstantins in die Entwicklung der Kirche (erstes Kirchenbauprogramm, während solche "Tempel" von den Bischöfen eigentlich für nicht notwendig erachtet wurden, weil das Abendmahl und gemeinsame Gebet nicht an bestimmte Örtlichkeiten gebunden war). Dazu kamen noch einige darstellungen auch paganen Typus, alltäglicher Aberglaube mit Zauberutensilien und tolle Mosaike e.t.c. Empfehlenswert!

Die dritte Ausstellung "Wirkungsgeschichte" befasst sich mit Bereichen die nicht so eng verknüpft sind, betrachten doch Kirche, Könige und Andere Konstantin von ganz anderer Seite oder versuchen ihn für sich einzunehmen. Dass die Päpste gewaltig geschummelt haben (Konstantinsche Schenkung) ist bekannt. Dass aber Kaiser Wilhelm II. sich eine persönliche "Labarnum"-Feldstandarte, ("in diesem Zeichen werdet ihr siegen") wie es Konstantin bei der Schlacht an der Milvischen Brücke gehabt haben soll, rekonstruieren ließ - das hätte ich nicht erwartet. Man denkt dann gleich an Indiana Jones *g* Trotzdem ist dieser Teil der Ausstellung in meinen Augen weniger interessant, weil es hier keine Linie gibt - bedingt durch die völlig unterschiedlichen Interessen jender, die Konstantin für sich vereinnahmt haben.

So weit mene ganz persönliche Meinung! Es ist sehr viel zusammen getragen worden dass schwer zu überblicken ist. Daher habe ich ein paar ungewöhliche Punkte herausgestellt. Die Ausstellung sollte m.E. verlängert werden.
 
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