Kreuzzüge: Muslim geworden?

Mirtos

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Hallo! Hab da mal die Frage : Gab es während der Kreuzzüge christliche Ritter die zum Islam konvertiert sind, oder es wollten?

Über Antworten mit evtll. Links freue ich mich sehr!

Danke.
 
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Wäre mir ehrlich gesagt neu. Ich denke hier hätte es auch an engeren friedlichen Kontaktpunkten gestört. Bei der "Urchristlichen" Bevölkerung im heiligen Land, die relativ unbehelligt Leben konnten könnte ich mir sowas noch eher vorstellen, aber zumindest "während" den Kriegszügen und den Konsolidierungsphasen scheint mir eine solche Entwicklung undenkbar.

Aber ich lasse mich gerne von unseren Experten auf diesen Gebieten belehren.
 
Hallo! Hab da mal die Frage : Gab es während der Kreuzzüge christliche Ritter die zum Islam konvertiert sind, oder es wollten?

Über Antworten mit evtll. Links freue ich mich sehr!

Danke.
Aus der Zeit der Kreuzzüge sind mir keine konkreten Fälle bekannt (was jedoch auch auf mein Unwissen und auf den Mangel an Quellen beruhen kann), einer der Vorwürfe die jedoch den Tempelrittern gemacht wurde, war eine exzessive Nähe und Simpathie zum Islam.

Das war höchstwahrscheinlich eine Lüge, vielleicht gab es jedoch einen wahren Kern. Der Name des von den Templern angeblich angebeteten Götzen war "Baphomet", was nicht zufällig so ähnlich klingt wie "Mahomet" bzw. Mohamed. Das ist aber alles Spekulation die auf der konstruierten Anklage basiert.

Wo es jedoch eindeutig viele Konvertiten zum Islam gab war in der frühen Neuzeit im Mittelmeerraum. Ein Beachtlicher Teil der Nordafrikanischen Korsaren bestand aus europäischen Renegaten.
 
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Hm, nachdem von Bdaian zum Heiligen Land nichts Konkretes gesagt werden konnte, etwas, das das Thema am Rande berührt...:grübel:

Ich habe gestern etwas zu dem Hirtenkreuzzug gefunden. Der Anführer, der Meister aus Ungarn, soll zum Islam konvertiert sein, jedenfalls laut Matthäus von Paris.

Ich vermute hier allerdings einen Erklärungsversuch für die Plünderungen der "Pastorellen".

Ludwig der Heilige - Google Bücher
 
Ich kann mir vorstellen, dass der Hauptantrieb für eine Kreuzzugsteilnahme in folgenden Aspekten begründet lag:

- Rettung des Christentums, damit Kampf gegen die Heiden
- Gelübde, Sündenvergebung durch Kreuzzugsteilnahme
- Persönliches Gewinnstreben.

Damit scheidet ein Verrat an der eigenen Religion und eine Hinwendung zum feindlichen (heidnischen) Lager quasi aus. Neben dem christlichen Glauben hätte man auch seine Heimat aufgeben müssen, denn es war unvorstellbar, als "Heide" in die alte Heimat zurückkehren zu können.

Das betrifft wohl die Masse der Teilnehmer. Es kann aber durchaus sein, dass ein Kreuzzugsteilnehmer auf Dauer im Heiligen Land geblieben ist und sich dort - sofern er über ein gerüttelt Maß an Toleranz und Offenheit verfügte - auch mit anderen Denkweisen, Philosophien und Religionen auseinandergesetzt hat, was wmgl. auch zur Konversion geführt haben könnte.

Aber das sind nur meine persönlichen Überlegungen...
 
Da war mal was .....
Ein christlicher (englischer?) Ritter war Gefangener (Sklave) geworden und ist als Konvertit freigekommen .......
 
Ich habe einmal gelesen, dass nach dem plötzlichen Tod Friedrich Barbarossas am 3. Kreuzzug einige Teilnehmer so geschockt waren, dass sie ihn als Gottesurteil interpretierten, desertierten und zum Islam übertraten.
Ich weiß aber nicht mehr, wo ich das gelesen habe, aber es war Sekundärliteratur und es wurde, glaube ich, auch kein quellenmäßiger Beleg genannt. Also keine Ahnung, wie zuverlässig diese Information ist.
 
Soweit ich weiß, kamen manchmal christliche Soldaten aus der Gefangenschaft frei, wenn sie zum Islam konvertierten. In Freiheit widerriefen sie die Konversion, sie geschah ja nur unter Zwang.
Diese Information verbinde ich mit dem Buch über die Kreuzzüge von Steven Runciman, auch wenn ich mir da nicht 100 % sicher bin. Bilde mir aber ein, dass solche Schein-Konversionen öfters geschahen.
 
Ein gewisser englischer Tempelritter namens Robert von St. Albans soll 1184 zum Islam konvertiert und dann in die Dienste Saladins getreten sein.
Diese Information habe ich allerdings ohne Beleg in einem wenig seriösen Buch gefunden, ist also mit Vorsicht zu genießen.
 
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Also mir ist wohl bekannt, dass viele Europäer, die im Orient blieben, nach und nach orientalische Kultur übernahmen, d.h. sie sprachen auch Arabisch und andere Sprachen des Orients, man übernahm eventuell auch die Mode und Lebensweise der Orientalen, manchmal gab es auch "Mischehen", etwa zwischen Christen und Griechen oder Armeniern (die ja auch Christen waren), oder konvertierten Moslems, die daraus entstandene Bevölkerungsgruppe nannte sich Poulains. Dass die christlichen Würdenträger im Morgenland es nicht besonders gerne sahen, dass die Europäer sich so den Moslems annäherten, ist wohl klar, aber ob es auch Konversionen zum Islam gab, weiß ich nicht.
 
Hallo, also der Robert oder Roger war`s wohl dann doch nicht.

Ich bedanke mich erstmal für die Informationen, habt ja fleißig nachgeschaut, ich auch, naja, eher nur kurz, hab da nichts gefunden, das Thema interessiert mich weiterhin. :yes:

Mirtos

PS: Dachte auch so an Liebesgeschichten, das vielleicht ein Ritter aus Liebe zu einer Muslima, mit hohem Stand, zum Islam übergetreten sei. Natürlich evtll. zum eigenen Vorteil.
 
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Mir drängt sich bei Roger in dem Zusammenhang der Name Roger de Flor auf. Ich glaube, der ist mir schon irgendwann als vom Glauben abgefallener Templer untergekommen. Bei Wiki (ich weiß, fragwürdige Quelle) wird das aber nur angeschnitten und von Islam steht da nichts. Weiß jemand mehr über diesen Herrn?
 
Könnte eine Fehlleistung sein, weil Roger de Flor die katalanischen Almogàvers (span. Almogávares) anführte, eine Truppe deren Name arabischer Herkunft war. Der Begriff leitet sich von arab. (al-)muġāwir ab und dies wiederum von ġārah (auf Basis der Radikale ġ-ā-r). Die ġārah war eine Art Razzia, ein plötzlicher Überfall auf feindliches Territorium, bei dem man dem überraschten Feind bei möglichst geringen eigenen Verlusten einen möglichst großen Schaden zufügte. Der muġāwir war derjenige, der die ġārah ausführte, letztlich ein militärisch organisierter Räuber, zumindest im ursprünglichen Wortsinne.
 
Dass er zum Islam übergetreten sein sollte, wäre mir neu. Roger wurde in Brindisi, wo er aufwuchs, vom Kapitän einer Galeere der Templer angeheuert. Er trat in den Orden ein und wurde selbst Kapitän einer Galeere. Mit ihr überfiel er Schiffe und Küstensiedlungen der Sarazenen. Als die Mameluken 1291 Akkon belagerten, beteiligte er sich an der Versorgung der Stadt auf dem Seeweg und beteiligte sich auch an militärischen Operationen. Als die Stadt fiel, beteiligte er sich mit seiner Galeere an der Evakuierung der Vornehmen und deren Schätzen. Die Evakuierten brachte er nach Zypern, behielt aber deren Schätze und fuhr davon, um sich selbstständig zu machen. Er wurde ein erfolgreicher Seeräuber. Aber die Templer waren natürlich sauer auf ihn, und die von ihm Evakuierten wollten ihre Schätze zurück. Daher betrieben die Templer und der Papst, an den sich die Flüchtlinge um Hilfe gewandt hatten, seine Festnahme, sodass er sich nirgends lange aufhalten konnte. Erst als er in byzantinische Dienste trat, war er vor dem päpstlichen Zugriff sicher.
Er ist also nicht vom Glauben abgefallen, sondern hat sich bloß verselbstständigt.
 
Roger de Flor war aber als Führer einer Bande marodierender Soldaten/Söldner berühmt und dann von seinen eigenen Männern umgebracht. Unwahrscheinlich, dass er islamisch wurde, wenn hätte er in jedem Fall nicht für den Kaiser von Konstantinopel als Söldner gekämpft.
 
Unwahrscheinlich, dass er islamisch wurde, wenn hätte er in jedem Fall nicht für den Kaiser von Konstantinopel als Söldner gekämpft.
Das schließt sich nicht aus. Die Byzantiner heuerten alle möglichen Söldner an, auch moslemische Türken und Reiterkrieger von Steppenvölkern.

Ermordet wurde er außerdem nicht von den eigenen Männern, sondern von alanischen Söldnern in byzantinischen Diensten, die ihm seinen Einfluss und Erfolg neideten, auf kaiserliche Anstiftung hin.
 
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Nun, aber ob er dann ausgerechnet für Konstantinopel gekämpft hätte, wo die Sarazenen doch erfahrenen Soldaten brauchten und wohl auch zu dem Zeitpunkt die Zahlungskräftigeren waren.
 
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