Kreuzzugseid

C

Cazán

Gast
Ich bin jetzt dabei, pber das Thema "Kreuzzugseid" zu recherchieren und komme dabei nicht weit. Gibt es hier jemand, der/die sich mit dem Thema (Bibliographie vor allem) auskennt und mir ein paar Tipps geben könnte?
 
Du gestattest mir dazu eine Gegenfrage: Meinst Du mit "Kreuzzugseid" vielleicht den in der Fachliteratur verwendeten Begriff "Kreuzzugsgelübde"?

Wenn ja, so kann ich Dir bspw. die Lektüre des folgenden Werkes empfehlen: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=11438
Das Kapitel "Die Mentalität der Orientkreuzfahrer 1095 bis 1300" behandelt den Punkt dieses Gelübdes sowie der damit verbundenen Rechte und Privilegien recht ausgiebig...
 
Bezüglich der bewaffneten Pilgerfahrt in Heilige Land habe ich mal gelesen, dass die Kirche den Besitz des Kreuzfahrers zu verwalten und den Schutz der Familie zu gewährleisten hatte.

Stimmt das, und ging der Bisitz beim Ableben des Kreuzfahrers dann an die Kirche?

Danke.
 
Stimmt das, und ging der Bisitz beim Ableben des Kreuzfahrers dann an die Kirche?.


Der Besitz eines verstorbenen Kreuzfahrers ging im regulären Erbgang an die Erben. Prominentes Beispiel ist Kaiser Friedrich II., den natürlich nach seinem Tod im Saleph die Staufersöhne beerbten, und nicht die Kirche. So war es auch bei unzähligen anderen Rittern.
 
Der Besitz eines verstorbenen Kreuzfahrers ging im regulären Erbgang an die Erben. Prominentes Beispiel ist Kaiser Friedrich II., den natürlich nach seinem Tod im Saleph die Staufersöhne beerbten, und nicht die Kirche. So war es auch bei unzähligen anderen Rittern.

Bei den Edelleuten war mir das schon bewusst, ich meinte den "einfachen Mann" auf dem Lande, der ja eigentlich seinen Hof zu bestellen hatte und nun für mindestens drei Jahre (eher wohl länger) ausfallen sollte.
 
Bezüglich der bewaffneten Pilgerfahrt in Heilige Land habe ich mal gelesen, dass die Kirche den Besitz des Kreuzfahrers zu verwalten und den Schutz der Familie zu gewährleisten hatte.

Stimmt das, und ging der Bisitz beim Ableben des Kreuzfahrers dann an die Kirche?

Das ist so richtig; die Kirche - und in England bspw. sogar die Krone selbst - versprach und übernahm Schutz über das Eigentum wie auch die Familien der Kreuzfahrer.
Dies bedeutet allerdings nicht, daß Kirche bzw. Krone damit im Falle des Ablebens dann automatisch den Besitz geerbt hätte - womit man wiederum auch nicht verwechseln darf, wenn ein Kreuzfahrer testamentarisch verfügte, daß im Falle seines Todes die Kirche oder ein Orden Schenkungen o.ä. aus seinem Besitz erhielt (dies war dann nämlich eine freiwillige Entscheidung des Pilgers).

Daß dies jedoch dann in der Realität leider nicht so funktionierte, weil habgierige Nachbarn und Verwandte sich solchen Besitz einfach per Raub nahmen, steht auf einem anderen Blatt.

Ein Punkt, den wir übrigens in diesem Kontext auch nicht übersehen dürfen, ist der Fakt, daß es sich bei der Pilgerfahrt in Waffen um eine relativ kostspielige Angelegenheit handelte, weswegen nicht wenige Kreuzfahrer ihren Besitz verkauften oder verpfändeten (Bsp. Gottfried von Bouillon/Godefrey de Bouillon).

Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang nochmals auf das Kapitel "Die Mentalität der Orientkreuzfahrer 1095 bis 1300" in Jonathan Riley-Smith "Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge" Campus Verlag, Frankfurt/M. 1999 zu verweisen (vgl. Beitrag #2).

Anm @Pope: Ich habe die zeitgenössische Formulierung "bewaffnete Pilgerfahrt" in Deinem Beitrag übrigens sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen... :friends:

Der Besitz eines verstorbenen Kreuzfahrers ging im regulären Erbgang an die Erben. Prominentes Beispiel ist Kaiser Friedrich II., den natürlich nach seinem Tod im Saleph die Staufersöhne beerbten, und nicht die Kirche. So war es auch bei unzähligen anderen Rittern.

Nur eine ganz minimale Korrektur Deines Tippfehlers, lieber Dieter: es war Friedrich I. (Barbarossa) und nicht Friedrich II., der im Fluß Saleph ertrank... ;)

Bei den Edelleuten war mir das schon bewusst, ich meinte den "einfachen Mann" auf dem Lande, der ja eigentlich seinen Hof zu bestellen hatte und nun für mindestens drei Jahre (eher wohl länger) ausfallen sollte.

Diese Frage würde ich Dir wirklich gern beantworten, nur gibt es da ein Problem mit den Quellen, die dazu nichts Konkretes hergeben: es existieren nur sehr sporadisch Quellen, aus denen sich überhaupt die Gedanken- und Gefühlswelt des einfachen Volkes erschließen lassen. An ihre Sorgen um die eigene spärliche Habe verschwendeten die Chronisten ihrer Zeit aber wohl keine Gedanken - was zwar aus heutiger Sicht schändlich ist, anhand der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse jedoch nachvollziehbar und zudem nicht einmal mittelalterspezifisch, denn dieses Dilemma pflanzt sich bis in die Neuzeit fort.

Für diese Betrachtung müssen wir wohl einen Umweg nehmen über die Verhältnisse, in denen die einfachen Leute lebten: mW war dies - zumindest im ländlichen Raum - ein (Groß-)Familienverband, der "unter einem Dach" - sprich im selben Haus - lebte und arbeitete bzw. auf dem selben Feld o.ä. arbeitete.
Die Bewirtschaftung war also eine Erwerbsgemeinschaft der Familie, welche natürlich auch weiterhin funktionierte.

Dies ist jetzt aber von meiner Seite lediglich der Versuch einer halbwegs schlüssigen Ableitung... :grübel:
 
Das war ausführlich, wie immer.

Wie hat sich denn der kirchliche Grundbesitz zwischen 1100 und 1200 (oder 1300) entwickelt? Gibt es darüber Zahlen?
 
Das war ausführlich, wie immer.

Danke; wiewohl ich dank der guten Vorlage von Dieter nicht mehr ganz so weit ausholen mußte.

Wie hat sich denn der kirchliche Grundbesitz zwischen 1100 und 1200 (oder 1300) entwickelt? Gibt es darüber Zahlen?

Da muß ich leider passen, wenn es über die Entwicklung des Grundbesitzes durch Schenkungen, Mitgiften, Kommutationen etc. bei den im Umfeld der Kreuzzüge entstandenen Orden hinausgeht.
Zu diesen Gemeinschaften ist nicht nur zu sagen, daß ihre Besitzungen infolgedessen innerhalb relativ kurzer Zeiträume stark anwuchsen (was ja logisch ist bei derart "neuen" Gründungen), sondern überhaupt innerhalb von etwa 200 Jahren ein dichtes Netz entlang der Pilgerwege und -straßen im westlichen Europa bildeten. Hier verweise ich auf die bspw. in Martin Bauer "Die Tempelritter - Mythos und Wahrheit" - Heyne Sachbuch, München 1997 und Alain Demurger "Die Templer. Aufstieg und Untergang 1120-1314" C.H. Beck, München 1991 genannte Zahl von ca. 9000 Templerniederlassungen in ganz Europa.

Doch noch zur Kirche allgemein...
Im bereits genannten Kapitel bei Riley-Smith habe ich Beispiele aus den Quellen gefunden, von denen ich zwei hier wiedergeben möchte: so wurde nach seiner Rückkehr vom 1. Kreuzzug ein Ritter Grimald Confrater in Cluny, machte ein Testament zugunsten der Abtei und schenkte ihr zudem eine Unze Gold; von einem Teilnehmer des 2. Kreuzzuges, Hughues de Champallement, heißt es, daß er den Mönchen von Corbigny Besitztümer übertrug, aus deren Ertrag für seinen kranken und behinderten Bruder Guy eine Rente in Geld und Naturalien auszuzahlen war.
Ansonsten scheint es - wenn ich die anderen im Buch genannten Beispiele betrachte - eher üblich gewesen zu sein, daß die Kirchen von den Heimkehrern mit Reliquien reich bedacht wurden, welche diese aus dem Heiligen Land mitbrachten.
 
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Ansonsten scheint es - wenn ich die anderen im Buch genannten Beispiele betrachte - eher üblich gewesen zu sein, daß die Kirchen von den Heimkehrern mit Reliquien reich bedacht wurden, welche diese aus dem Heiligen Land mitbrachten.

Nicht zu vergessen sind die Schenkungen der Kreuzfahrer an religiöse Einrichtungen vor dem Antritt ihrer Pilgerreise. Gerade bei Angehörigen des höheren Adels, die es sich leisten konnten, war es so üblich sich so den besonderen Segen der Kirche spenden zu lassen.
 
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