Krieg mit 3 Parteien

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Gast

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Ich bin auf der Suche nach einem geschichtlichen Kuriosum.

Gab es jemals einen Krieg mit 3 verfeindeten Parteien? 3 Staaten, die alle gegeneinander kämpften? Ein solches Verhalten wäre sehr irrational und ein Bündnis der beiden schwächeren Staaten - wenn auch nur auf Zeit - gegen den stärkeren Opponenten logisch. Kam es aber jemals dazu, dass beispielsweise starke ideologische Differenzen ein solches Bündnis unmöglich machten?

Ich suche allerdings keinen Krieg mit 3 Parteien, die nur unterschiedliche Interessen verfolgten. Im 2. Weltkrieg wollten Deutschland und Italien und Japan in unterschiedliche Richtungen expandieren, während England, die USA und die SU alle eine unterschiedliche Vorstellung der Nachkriesgordnung hatten. Dennoch gab es nur 2. Lager - Alliierte und Achsenmächte.

Was ich ebenfalls nicht suche ist der Kampf vieler kleiner Einzelgruppen.
Beispiel Irak: Dort Kämpfen Sunniten gegen Kurden, Sunniten gegen die USA, Schiiten gegen die USA, Sunniten und Schiiten verüben Selbstmordanschläge aufeinander. Allerdings gibt es nicht DIE Sunniten und DIE Schiiten sondern Gruppen unterschiedlicher Prägung. Manche Irakis sind aus Prinzip gegen die USA, manche sind alte Saddamanhänger, wieder andere wollen einen Gottesstaat errichten. Alle 3 Parteien die gegeneinander kämpfen sollten also möglichst homogen sein.

Und was ich auch nicht suche ist ein solcher Konflikt in grauer Vorzeit.
Das Reich der Mongolen war unglaublich riesig. Zum damaligen Zeitpunkt war eine direkte Kommunikation nicht möglich. Wenn das Mongolenreich Krieg gegen 2 andere Staaten führte, die sich wiederrum untereinander bekriegten, dann wusste wahrscheinlich keiner der Feldherren wer da gegen wen kämpfte und konnte aufgrund der schlechten Informationslage nicht wissen, wann ein Bündnis mit wem hilfreich sein könnte. Die 3 kriegerischen Parteien mussten also wissen, wer wen bekriegte.

War ich da jetzt ein kleines bisschen zu anspruchsvoll? *g*

Ich hab nach längerem Kramen in meinem Gedächtnis keinen solchen Konflikt finden können. Wahrscheinlich hat es sowas auch nie gegeben, weil es ja komplett irrational wäre. Aber wenn jemand dennoch ein Beispiel kennt, dann soll er es ruhig sagen.
 
Mir fällt dazuauf Anhieb nur ein Beispiel ein:

In Mexico kämpften seit 1823 die Konservativen ( conservadores ) gegen die Liberalen ( liberales ). Die Konservativen wollten ein Zentralistischen Staat nach französischem Vorbild schaffen, während die lLiberalen eine Föderale Bundesrepublik nach US Vorbild schaffen wollten. 1847 starteten die USA, die inneren streitigkeiten der Mexikaner ausnutzend, eine Invasion. Sie wollten Gebiete annektieren. Sie gewannen den Krieg und annektierten mehr als die Hälfte des Mexikanischen Territoriums. ( Texas, Kalifornien, Neu Mexico )
 
Jetzt könnte man fragen, ob Krieg nicht grundsätzlich irrational sei, aber das wäre eine philosophische - wenn auch triviale - Fragestellung.
Nehmen wir mal an, Krieg führen sei rational, wie es jahrhundertelang praktiziert wurde ("Krieg ist die bloße Fortführung der Politik mit anderen Mitteln." Carl von Clausewitz), dann wäre es doch höchst irrational, einen Zweifrontenkrieg zu beginnen (trotzdem kennt die Geschichte eine ganze Reihe solcher Zweifrontenkriege). Eher zu erwarten wäre - wie Du schon schriebst - entweder ein Bündnis zweier Parteien, oder aber, dass eine dritte Partei in kriegsgewinnlerischer Absicht einen Zeitpunkt abpassen würde, zwei sich im Kriegszustand befindliche Länder zu einem Zeitpunkt der Schwäche beider Parteien anzugreifen, um die Beute nach Hause zu fahren. Aber Du merkst, ich schreibe im Konjunktiv, es ist also bloß graue Theorie.
 
Kuomintang-China kämpfte im Zweiten Weltkrieg gegen die japanischen Invasoren und die rotchinesischen Aufständischen, ohne dass diese beiden Seiten zusammengearbeitet hätten.
 
Ashigaru schrieb:
Kuomintang-China kämpfte im Zweiten Weltkrieg gegen die japanischen Invasoren und die rotchinesischen Aufständischen, ohne dass diese beiden Seiten zusammengearbeitet hätten.
Da bin ich anders informiert, nämlich, dass Kuomintang und Kommunisten es zu einer Art "Burgfrieden" brachten, solange die Japaner im Land waren, sich aber danach umso heftiger zerfleischten.
 
El Quijote schrieb:
Da bin ich anders informiert, nämlich, dass Kuomintang und Kommunisten es zu einer Art "Burgfrieden" brachten, solange die Japaner im Land waren, sich aber danach umso heftiger zerfleischten.

Offiziell gab es wohl eine Art "Einheitsfront". Ich habe allerdings irgendwoher in Erinnerung, daß bei den Kommunisten die Maxime galt, 90% der Kräfte gegen die Kuomintang und nur 10% gegen die Japaner einzusetzen.
 
Das was oben geschrieben wurde besagt doch nur, dass die beiden Parteien nicht zusammengearbeitet haben. Von gegenseitigem Bekriegen steht da nichts.

Einen "Burgfrieden" hat es gegeben, aber mehr als ein Frieden war es auch nicht.
Zu einer Kooperation auf breiter Ebene kam es nicht. Beide Seiten haben jeweils gehofft, dass die Japaner gegen die andere Seite umso härter vorgeht.
 
Gast schrieb:
Das was oben geschrieben wurde besagt doch nur, dass die beiden Parteien nicht zusammengearbeitet haben. Von gegenseitigem Bekriegen steht da nichts.

Einen "Burgfrieden" hat es gegeben, aber mehr als ein Frieden war es auch nicht.
Zu einer Kooperation auf breiter Ebene kam es nicht. Beide Seiten haben jeweils gehofft, dass die Japaner gegen die andere Seite umso härter vorgeht.

Fällt mir ein:
Jugoslawien:
Königtreue Partisanen, Tito-Partisanen, Cetniks, Ustascha und etliche andere Gruppen. alle mehr oder weniger gegeneinander, und dann noch die Deutschen gegen die meisten. Und natrülich die meisten gegen die Deutschen.

Aber ein "richtig erklärter" Krieg, drei Staaten, jeder gegen jeden, wird es vermutlich nur in Computer-Spielen geben.

Grüße Repo
 
Ohne sich den Krieg zu erklären fällt mir Libanon in den 1970er bis 1980er Jahren ein.
Dort war ein heilloses Durcheinander.
 
Repo schrieb:
Fällt mir ein:
Jugoslawien:
Königtreue Partisanen, Tito-Partisanen, Cetniks, Ustascha und etliche andere Gruppen. alle mehr oder weniger gegeneinander, und dann noch die Deutschen gegen die meisten. Und natrülich die meisten gegen die Deutschen.

Aber ein "richtig erklärter" Krieg, drei Staaten, jeder gegen jeden, wird es vermutlich nur in Computer-Spielen geben.

Grüße Repo

Königstreue Partisanen?

Während des 2. Weltkriegs in Jugoslawien gab es dort in der tat recht viele Kriegsparteien, ohne dort allerdings den Überblick zu haben.

In den 90ern haben sich Kroaten; Bosnier und Serben sich zuerst gegenseitig bekämpft, ehe sich die kroatische Armee mit den bosnischen verbündet haben.
 
Mir fallen hier Kämpfe unter palästinensischen Freischärler und paläsitnensische Gruppen ein.

1. Im Libanesischen Bürgerkrieg kämpfte Kämpfer der Al-Fatah unter Führung des PLO-Chefs Arafat während der syrischen Intervention im Juni 1976 gegen die syrische Armee. Auf Seiten der Syrer, die damals der libanesischen Christenmiliz des Staatspräsidenten Frangié unterstützte, kämpften Kämpfer der palästinensischen PFLP unter Führung von Georges Habasch. Diese Kämpfe dauerten bis Oktober 1976.

Ab Mai 1983 kämpften im syrisch-kontrollierten Teil des Libanon Al-Fatah-Kämpfer gegen den Führer der Al-Fatah und PLO-Chef Arafat, nach der isaraelischen Invasion im Libanon 6. Juni - Aug. 1982 und der Evakuierung der PLO aus Beirut unter der multinationalen Friedenstruppe aus US-, britischer, französischer und italienischer Armee im Aug. 1982. Ab Juni 1983 unterstützte die PFPL und syrische Truppen die Al-Fatah Aufständischen gegen die Anhänger Arafats Sie kämpften auch gegen israelische Truppen und von Israel unterstützte christlische Milizen im Südlibanon. Im Dez. 1983 zogen sich die letzten Kämpfer der Anhänger Arafats aus den Libanon zurück. 1985 brachen erneut in Beirut und im Libanon Kämpfe zwischen Anhänger Arafats und der aufständischen Al-Fatah aus.

2. Der Konflikt zwischen der Hamas und der palästinensischen Autonomiebehörde ab 2007

In den palästinensischen Autonomiegebieten brachen im Juni 2007 Kämpfe zwischen der radikalislamischen Hamas und der palästinensichen Autonomiebehörde aus. Die Hamas übernahm die Kontrolle über den Gazastreifen. Die Autonomiegebiete im Westjordanland wurde von der palästinensische Autonomiebehörde unter Präsident Abbas kontrolliert. Es kam immer wieder zu Angriffe der Hamas auf Israel und israqelischen Vergeltungsschlägen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Außerdem fällt mir der syrische Bürgerkrieg ein.

Hier kämpfen verschiedene syrische Gruppen seit 2011 gegeneinander. Zunächst erhoben sich syrische Kräfte gegen das Regime Assads. Es kämpfen islamistische, demokratische und kurdische Gruppen gegen das Regime. Das Regime wird von Russland und Iran unterstützt. Westliche Staaten z. B. die USA griffen in den Bürgerkrieg ein und bekämpften islamistische Truppen, den IS. Rußland griff auf Seiten des syrischen Regimes mit Luftangriffen ein. Die Türkische Armee marschierte in Syrien ein und bekämpfte kurdische Milizen.
 
Im Krieg in Bosnien-Herzegowina 1992 - 95 kämpften bosnische und kroatische Verbände zunächst gemeinsam gegen bosnisch-serbische Verbände. 1993 brachen zwischen den überwiegend moslemischen bosnischen Verbänden und den überwiegend katholischen kroatischen Verbaänden in Bosnien-Herzegowina Kämfe aus. Sie kämpften beide gegen die serbischen Verbände in Bosnien-Herzegowina.
 
Letztendlich trifft es auf die meisten bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zu, dass mehr als 2 Parteien daran beteiligt sind. Da spielen neben möglichen politischen, ethnischen und sozialen Konflikten gerne auch noch regionale Partikularinteressen mit hinein und wenn das alles durcheinander geht, ist es eigentlich eher verwunderlich, wenn dabei lediglich 2 miteinander verfeindete Parteiungen heraus kommen.
 
Im spanischen Bürgerkrieg zerfleischten sich die Gegner Francos doch auch nebenbei noch munter gegenseitig.
Das ist halb- oder dreiviertelkorrekt. Zunächst einmal war es ein Putsch von Seiten der Militärs und der rechtsgerichteten Teile der Gesellschaft, der zunächst scheiterte, weil er die Schaltstellen der Macht nicht bzw. nur regional übernehmen konnte. Da ein Großteil der Putschisten in Spanisch-Marokko festsaß und die Marine weitgehend republiktreu blieb, hätte der Putsch leicht scheitern können. Im Prinzip war es das Eingreifen des nationalsozialistischen Deutschlands und des faschistischen Italien, was dafür sorgte, dass die Putschisten aus Marokko ausgeflogen wurden und in Territorien kamen, die in Spanien von den Putschisten gehalten wurden. Das breite Bündnis der Verteidiger der Republik bestand aber aus sehr heterogenen Gruppierungen, von Liberalen bis hin zu Anarchisten. Und insbesondere zwischen Anarchisten und (zunächst unbedeutenden aber mit Stalins Eingreifen immer bedeutsamer werdenden) Kommunisten (gemeint sind im Prinzip Stalinisten) und zwischen Trotzkisten und Kommunisten kam es irgendwann zum Bruch, v.a. in Barcelona. Das ist aber nicht die der Fragestellung zugrundeliegende Idee.
 
Gabs die gefragte Konstellation mitunter im China der streitenden Reiche (7+ an der Zahl) bzw. im China der drei Reiche?
 
Wie wäre es denn mit Sachsen 1813 ff.? Offiziell verbündet mit Napoleon, liefen die Soldaten bei Leipzig zu den Alliierten über. Diese nahmen diesen Verrat situationsbedingt zwar an, man sah Sachsen aber längst nicht als Verbündeten. Der König wiederum blieb zunächst vielsagend - nichtssagend, und so wurde Sachsen zwischen allen militärischen und diplomatischen Stühlen zerrieben, und verlor beim Wiener Kongress letztendlich rund die Hälfte seines Gebietes.
Noch 1815 wurden sächsische Soldaten auf Befehl Blüchers erschossen, weil sie sich nicht -vor Friedensschluss- in die preussische Armee eingliedern lassen wollten.
 
Der 8. Hugenottenkrieg (1585 - 98)

Während des 8. Hugenottenkrieges kämpften in Frankreich zeitweise der katholische König Heinrich III, der Anführer der Katholiken Heinrich von Guise und Heinrich von Navarra, der Anführer der calvinistischen Hugenotten gegeneinnader, bekannt als Krieg der 3 Heinriche.
 
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