Kriegsgefangene als Haushaltshilfe

Meine Großmutter hat mir in den 50er und 60er Jahren erzählt, dass sie eine Zeitlang eine sowjetische Kriegsgefangene als Haushaltshilfe hatte, ein junges Mädchen, sie hieß Thekla. Sie sei irgendwann wieder abgeholt worden und meine Großmutter wusste nicht, was aus ihr geworden war. Die Großmutter hat oft deswegen geweint.
Das war alles in Berlin.
Bist du denn überhaupt sicher, dass die Haushaltshilfe bei deiner Großmutter im oder nach dem Krieg war? Ich frage, weil ich in der Entnazifizierungsakte eines Industriellen mal auf einen "Persilschein" gestoßen bin, der bestand in einem Brief, worin die Verfasserin behauptete, dass eine ehemalige KZ-Insassin (Wörtlich: "KZlerin"), die nun als Haushaltshilfe bei ihr arbeite, nur Gutes über den Industriellen zu berichten habe, der immer zu seinem KZlern fair gewesen sei. Ich halte diese Haushaltshilfe/"KZlerin" zwar für eine Erfindung, eine Gefälligkeit der Verfasserin, aber genau wissen tue ich das nicht. An Nachfahren bin ich trotz der Unterstützung mehrerer Archive nicht herangekommen, also keine mündlich überlieferte Erinnerung mehr an die Haushaltshilfe und das entsprechende Stadtarchiv hat in den Meldeunterlagen auch keine Spur einer solchen Haushaltshilfe ermitteln können.
 
Die Frage ist: waren diese Frauen Kriegsgefangene? Oder hatten sie den Status angeworbener Fremdarbeiterinnen?
Am Beispiel Münchmühle in der Munitionsanlage Stadtallendorf in Mittelhessen: das war ja sogar ein KZ.
Das ist eine interessante Frage. Zumindest die Sowjets hatten ja eine Vielzahl von weiblichen Kombattanten. Es wäre interessant, mehr zu hören über den Umgang der Wehrmacht mit diesen Frauen, auch wenn man das Schlimmste befürchtet.

Übrigens nicht nur im Bezug auf sexuelle Gewalt, sondern z.B. auch hinsichtlich des Umstandes, dass die Nazis, euphemistisch ausgedrückt, sich um das Wohlergehen sowjetischer Kriegsgefangener ohnehin nicht bemühten, und Frauen hier allein schon ein logistisches Problem bedeuteten.

Schließlich und zuletzt könnte auch die Verwendung dieser Frauen eine direkte Auswirkung auf ihre Behandlung gehabt haben. Sepp Allerberger deutet in seiner Biografie an, dass unter deutschen Soldaten eine geradezu abergläubische Furcht vor weiblichen Scharfschützen und Piloten grassiert haben muss.

Und mit Scharfschützen und Bombern ist keine Seite zimperlich umgegangen …
 
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