Kriegslieder

Ralf.M

Aktives Mitglied
Weil hier die Rede ist von:" Jeder Schuss ein Rus"..

Mal Komplett wer es noch nicht kennt:

Jeder Schuss ein Rus,
Jeder Stoß ein Franzos,
Jeder Tritt ein Britt,
Jeder Klapps ein Japs.

Wenn ich mich nicht irre stammt dies von Adolf Hoffmann 1826-1883.
Er war deutscher Landrat und Mitglied des Preußischen Abgeordneten Haus, Mitglied der „Konservativen Partei Preußen“ aus der dann die „Freikonservative Partei“ sich abspaltete. Ab 1871 nannte sie sich „Deutsche Reichspartei“.
 
Mal Komplett wer es noch nicht kennt:
"Du Deutschland und du Österreich"

Du Deutschland und du Österreich,
auf auf nun zieht ins Feld.
Es haben sich viel Schuft rings
gegen euch gestellt
Gebt dem Ruß einen Schuß
dem Franzos auf die Hos
dem größten Schuft, dem Oberschuft
dem Britt´ einen Tritt

Der Britte hat bar Geld bezahlt
den Schuften gelb und weiß
sie sollen Deutschland-Österreich
erschla´n auf sein Geheiß
Gebt dem Japs einen Klaps
schlagt den Serben zu Scherben
vom schwarzen Berg den Hammeldieb
dem Dieb gebt Hieb´

Der Britte dachte schlau: Goddam!
Sechs Schufte, das ist viel
die damned Germans schlagen wir
das ist nur Kinderspiel
Gebt dem Ruß einen Schuß
dem Franzos auf die Hos
dem größten Schuft, dem Oberschuft
dem Britt´ einen Tritt

Der Britt soll sich verrechnet han
zwei Starke ziehn das Schwert
und haun die Schufte kurz und klein
so wie es sich gehört
Gebt dem Japs einen Klaps
schlagt den Serben zu Scherben
vom schwarzen Berg den Hammeldieb
dem Dieb gebt Hieb´

Text und Musik: Arnold Mendelsohn (1914)
Jeder Stoß ein Franzos – Neue Kriegslieder , Jena 1914. Verlegt bei Eugen Diederichs
(ob der als Texter und Komponist genannte tatsächlich der Kontrapunktprofessor von Paul Hindemith war?)
 
Jeder Stoß ein Franzos – Neue Kriegslieder , Jena 1914. Verlegt bei Eugen Diederichs
(ob der als Texter und Komponist genannte tatsächlich der Kontrapunktprofessor von Paul Hindemith war?)

Ich habe dies als Postkarte auf der Webseite „Die Welt der Habsburger“ gefunden.
Da sind diese Sprüche mit Bildern auf 4 Postkarten abgebildet.

Das einzige was ich nicht glaube ist, den Adolf Hoffmann, der Mediziner war (1822 -1909), diese Postkarten zu zuschreiben.
Und so habe ich mich entschieden diese Postkarten den Adolf Hoffmann zu zuordnen, der als deutscher Landrat und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses tätig war.

Sollte es wirklich der Österreicher sein? Ich glaub es nicht.
 
Und so habe ich mich entschieden diese Postkarten den Adolf Hoffmann zu zuordnen, der als deutscher Landrat und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses tätig war.
offtopic: Auffällig an diesem bellizistischen Schüttelreim ist doch, dass alle vier beschimpften Nationen Kriegsgegner der Mittelmächte im 1.Weltkrieg waren. Daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass der Text von jemandem stammt, der über 30 Jahre vor Beginn des 1.Weltkrieges gestorben ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe dies als Postkarte auf der Webseite „Die Welt der Habsburger“ gefunden.
Da sind diese Sprüche mit Bildern auf 4 Postkarten abgebildet.
@Ralf.M ja, da hab ich das auch gesehen - - und dann findet sich das paraphrasiert auch bei Karl Kraus in seinen letzten Tagen der Menschheit https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/ich-habe-es-nicht-gewollt-die-letzten-tage-der-menschheit

da mich das
Wenn ich mich nicht irre stammt dies von Adolf Hoffmann 1826-1883.
erstaunt hatte, habe ich nachgeschaut, wie es mit dem von Kraus paraphrasierten Lied ist - und verblüffenderweise ist das Lied "Du Deutschland und du Österreich" von Arnold Mendelssohn (bei dem Paul Hindemith Kontrapunkt studiert hatte)

---- @silesia @El Quijote die Beiträge zu dem Kriegslied gehören nicht notwendigerweise in diesen Faden, wenn sich da irgendwo ein anderer Platz fände, wäre das sinnvoll
 
Danke für das auslagern!
___________

...es ist schon erstaunlich, dass gerade der deutschtümelnde Text von "Du Deutschland und du Österreich" vom Sohn eines Cousins von immerhin Felix Mendelssohn-Bartholdy stammt.
Offenbar schon 1914, quasi zum Kriegsausbruch, ist das Lied publiziert gewesen, in einer Sammlung ähnlicher Lieder mit dem martialischen Titel:
Bildschirmfoto 2022-04-02 um 18.00.43.png


Was mich aber stutzig macht, sind die Textvarianten bei den Versen:
Schuss - Russ
Britt - Tritt
Klapps - Japps
Serben - Scherben
aber:
Stoß - Franzos
Franz - Hos -------------- so bei Arnold Mendelssohn
Franzosen - Hosen

Und ebenfalls 1914 im gleichen Verlag ein weiteres Liederbuch mit dem Titel:
Bildschirmfoto 2022-04-02 um 18.06.29.png

Hier im Titel der Reim auf Franzosen nun anders als in "Jeder Schuß ein Russ" - - ich habe aber die komplette Liste der hier enthaltenen Lieder nicht auf die schnelle gefunden.
Vermutlich gab/gibt es mehrere Versionen der Reime Schuß-Russ, Franzos-Stoß/Hos und da stellt sich die Frage, wer das zuerst verzapft hat.
 
Ich hab noch Propaganda-Karrikaturen mit ähnlichen Schüttelreimen gefunden. Es scheint da, eine ganze Reihe von Abwandlungen gegeben zu haben. Solche Sprüche wurden wohl auch gern als Postkarten verschickt.


1589d74563d1c9.jpg
 
Irgendjemand sagte mal zu mir, dass nationales Pathos dazu führt, dass Menschen ganz weit unter ihr Niveau fallen. An Autoren wie Theodor Körner erinnert sich heute kaum noch jemand, zitiert wird er u. a. in Deutschland ein Wintermärchen
Es sind die grauen Mantel noch mit dem roten Kragen
Das Rot bedeutet Franzosenblut sang Körner in früheren Tagen)

Alice Schalek kennt man nur noch aus Karl Kraus Die Letzten Tage der Menschheit, wo sie als äußerst unsympathische Zeitgenossin erschein und nur "die Schalek" genannt wird, eine äußerst selbstverliebte Kriegskorrespondentin, die bei der Frontinspektion am Isonzo schon mal selbst mit der Artillerie draufhält.

Alice Schalek wardie einzige weibliche Kriegskorrespondentin der k. k. Armee. Alice Schalek stammte aus einer jüdischen Familie, konvertierte aber zum Protestantismus. Sie war bereits vor 1914 als Autorin von Reiseliteratur bekannt geworden. Nach 1923 arbeitete sie wieder als Reiseautorin. 1939 wurde sie nach dem Anschluss Österreichs von der Gestapo verhaftet wegen Greuelpropaganda gegen das Dritte Reich. Mit Hilfe von Beziehungen kam sie frei und emigrierte in die USA.

Auch ein anderer jüdischer Autor begeisterte sich für den Nationalismus. Ernst Lissauer galt als der deutscheste aller jüdischen Autoren (Walter Berendsohn). stefan Zweig sagte von ihm: "Er war der preußischste oder preußisch assimilierteste Jude, den ich kannte. .. und der gutmütigste Mensch, den man sich denken konnte. Mit allen seinen Lächerlichkeiten musste man ihn doch gern haben, weil er warmherzig, kameradschaftlich, ehrlich und von einer dämonischen Hingabe an seine Kunst war.

Lissauer war nicht der einzige Jude, der sich 1914 vom nationalen Pathos mittragen ließ. Wenn sich überhaupt noch jemand an Lissauer erinnert, so in Zusammenhang mit seinem "Hassgesang"

"Was schert uns Russe und Franzos,
Schuss wider Schuss und Stoß wider Stoß
Wir lieben sie nicht
Wir hassen sie nicht
Wir schützen Weichsel und Wasgenpass
Wir lieben vereint
Wir hassen vereint
Wir haben nur einen einzigen Feind:
England


Lissauer bekam von Wilhelm II. eine hohe Ehrung, und sein Hassgesang kreierte sogar eine eigene Grußformel:

"Gott strafe England! er strafe es!"

Nach dem Krieg und mit abflauen der nationalen Euphorie und der fast schon pathologischen Tendenz, dem Kriegsgegner das Menschsein abzusprechen, fiel ihm sein Hassgesang auf die Füße. Kritiker warfen ihm Kriegsverherrlichung und Kriegshetze und Propaganda vor. Er distanzierte sich von seinem Hassgesang, aber mit Anerkennung als Lyriker brauchte er nicht mehr zu rechnen. Er betätigte sich als Dramatiker und schrieb Monographien u. a. über Thomas Münzer. An frühere Erfolge als Autor konnte er nie mehr anknüpfen. Aus Deutschland musste er nach 1933 emigrieren.
 
Jeder Schuss ein Rus,
Jeder Stoß ein Franzos,
Jeder Tritt ein Britt,
Jeder Klapps ein Japs.

Ich kenne diese Sprüche aus dem Kontext des 1. Weltkriegs.

Wenn ich mich nicht irre stammt dies von Adolf Hoffmann 1826-1883.

Das würde mich wundern, weil zumindest die Russen in der damaligen Zeit noch nicht als Feinde angesehen wurden. Es gab doch zwischen Berlin und St. Petersburg eher gute Beziehungen. Japan dürfte eher noch nicht in Sichtweite gelegen haben und zum Groß Britannien hatte man doch ein neutrales Verhältnis.
 
Wie ich hier lese, hat man weitere Verse gefunden.
Ich glaube bald das es sich hier um sogenannte “Knüttelverse“ (Verse aus dem Stegreif) handelt.

Wie ich lese hat wohl Hans Sachs diese Art von Versen in Deutschland beliebt gemacht.

Diese hier passen zur Ideologie der Zeit um den I.WK.
Der Erfinder solcher Art „Dichtungen“ ist wohl der Abt Benedikt Knüttle (1650-1732). Er war der Bauherr der Barocken Klosteranlage in Schöntal. Er war wohl auch ein fleißiger Dichter. Seine Verse finden sich überall in der Klosteranlage.

Apropos Kriegslieder ...
Dies sind immer so eine Sache.
Ich bin kein Fan solcher Lieder und dieser hier in diesen Thread gleich gar nicht.
Manchmal höre ich mir bei YouTube oder auch im Fernsehen etwas aus den “Military Tattoo“ an, aber das wars.

Moderatoren Entscheidung ob dieser Thread weiter geführt wird.
Wenn ja, dann sollte er gut beobachtet werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kriegslieder, die dem Kriegsgegner das Menschsein absprechen oder ihn verhöhnen oder zu diskeditieren versuchen, verschwinden nach Kriegsende meist in der Versenkung und werden vergessen. Manche bringen es bis zur Nationalhymne, und wieder andere wurden sozusagen Evergreens: John Browns Body, The Bonni Blue Flag, Battle Hym of The Republic, When Johnny comes marching home, Lili Marlen, Tipperary Song
 
Ich habe dies als Postkarte auf der Webseite „Die Welt der Habsburger“ gefunden.
Da sind diese Sprüche mit Bildern auf 4 Postkarten abgebildet.

Das einzige was ich nicht glaube ist, den Adolf Hoffmann, der Mediziner war (1822 -1909), diese Postkarten zu zuschreiben.
Und so habe ich mich entschieden diese Postkarten den Adolf Hoffmann zu zuordnen, der als deutscher Landrat und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses tätig war.

Wieso das? Der hat doch seine Brötchen sicher nicht als Postkartenmaler verdient...

Hoffmann ist ein sehr häufiger Familienname, und Adolf war einst ein sehr häufiger Vorname. (Der Postkartenmaler wird künstlerisch nicht wesentlich bedeutender gewesen sein als ein anderer Postkartenmaler dieser Zeit mit demselben Vornamen... By the way, gerade beim Googlen gefunden: Es gab auch einen Postkartenmaler namens Richard Wagner.)


Schüttelreime sind das nicht.

Beispiel für einen Schüttelreim (kein Kriegslied):

Was gehst du nur im Mottls 'Tristan'
Und schaust dir dieses Trottels Mist an.
Schaff lieber dir ein Drittel Most an,
Trink Dir mit diesem Mittel Trost an.

Der Erfinder solcher Art „Dichtungen“ ist wohl der Abt Benedikt Knüttle (1650-1732).
Das glaube ich auch nicht...
 
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