Kriegsstrategien gegen Ende des 18. Jahrhunderts

Nobody16

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Hallo ihr Lieben

Ich muss einen Vortrag in Geschichte über das genannte Thema halten. Könntet ihr mir vielleicht helfen, welche Seiten ich dafür verwenden kann, da ich mich leider überhaupt nicht in diesem Bereich auskenne, weiss ich nicht was richtig und was falsch ist.

Ich danke euch schon im voraus.

P.S.: Mein Geschi-Lehrer gab mir als Tipp, dass ich mich hauptsächlich an die französische Armee halten soll, da die anderen sich an dieser ein Beispiel genommen haben sollen.
 
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Falls du die Zeit noch haben solltest, als Grundgerüst kann man für diese Zeit Hans Dellbrück - Geschichte der Kriegskunst Band II benutzen Das Mittelalter - Die Neuzeit. In diesem Band ist er, meines Wissens nach nicht so überholt wie an manchen Stellen zur Antike.

Aber wie möchtest du dein Referat den strukturieren? Heereswesen allgemein? Veränderungen? Bewaffnung? Taktiken und das ganze an Kriegen festmachen? Das ist nämlich durchaus ein sehr umfangreiches Thema.
 
Hm, ich frage mich momentan selber, was wohl die Strategien im 18.Jh. waren. Am Ende des 18.Jh. haben wir wohl vor allem die Zäsur durch die Aufgabe des Magazinsystems. Dies führte allerdings auch dazu, dass die Heere sich aus dem Land ernähren mussten, was bei den chronisch klammen Kassen des französischen Staates seit spätestens dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eine Landplage bedeutete.

Auf Anhieb fiele mir ein:
Siegfried Fiedler
"Heerwesen der Neuzeit. Taktik und Strategie der Kabinettskriege 1650 - 1792" Bechtermünz 2002

Auf Deutsch kenne ich leider kaum neuere Werke zum Thema Strategie im ausgehenden 18.Jh..:rotwerd:
 
Ich danke euch sehr ihr seit meine Rettung und an Afkpu gerrichtet ich habe mir vorgenommen was es an neuerungen gibt was andere Heere dazu nimmt dieses als vorbild zu nehmen
 
Es gibt zum Thema Militär am Ende des 18. Jahrhunderts viel an überholter Literatur. Die Aufgabe ist von daher nicht ganz einfach. Fiedler ist wie Brissotin schon angedeutet hat, etwas älter. 2002 ist die Neuauflage, im Original ist das glaub ich aus den 80er Jahren.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts haben wir die Aufstellung größerer Formationen der leichten Infanterie (also Jäger und ähnliches), beruhend auf Erfahrungen im Siebenjährigen Krieg und Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Preußen ist in der Hinsicht führend.

Artillerie nimmt ebenfalls eine bedeutendere Rolle ein und wird in großen Batterien gegen einzelne Punkte der feindlichen Schlachtlinie zusammengefasst. Erwähnenswert ist das französische Gribeauval System mit einheitlichen Kanonengrößen.

Außerdem hält die Aufklärung ihren Einzug ins Militär. Leibesstrafen nehmen gegen Ende des 18. Jahrhunderts in ganz Europa ab. Nach der Niederlage von 1806 kapitulieren viele preußische Festungskommandanten um die Zivilbevölkerung zu schonen. Ideal der Kriegsführung im 18. Jahrhundert ist eine strikte Trennung zwischen Zivilisten und Militär. Mit der französischen Revolution und dem Verzicht auf Magazinversorgung hat die Zivilbevölkerung stärker unter Kriegen zu leiden.

Nehmt ihr gerade die französische Revolution durch? Ich fürchte dein Lehrer will auf das übliche hinaus. :pfeif: Wahrscheinlich soll dein Referat erklären, warum die französische Armee erfolgreich ist und die ersten Koalitionskriege gewinnt. Vereinfacht läuft die These auf einem Kampf zwischen Ancien Regime und Revolution/Napoleon hinaus. Nach dieser Logik zieht die preußische Armee den kürzeren, weil sie überkommen und veraltet ist. Angeblich ist die (französische) Tirailleurkampfweise den Linieninfanteristen hoch überlegen, weil Tirailleure zielen und das Gelände als Deckung nutzen. Außerdem seien die französischen Soldaten durch den Nationalismus höher motiviert und würden deshalb deutlich weniger desertieren. Der preußische, in den Krieg geprügelte Söldner müsse daher automatisch verlieren. Generell sei die preußische Armee eher ein marschierendes Konzentrationslager, das nur durch die Gewalt der Offiziere zusammengehalten werde und daher zur eng aufstellten Linearformation gezwungen sei. Kolonnentaktik und Tirailleurgefecht seien im Verbund der starren Lineartaktik des Ancien Regime überlegen.

Ich finde die These deines Lehrers an sich zweifelhaft. Vor 1800 war die französische Armee eigentlich noch gar nicht das Vorbild schlechthin.

Eine neue 30seitige Studie dazu findet sich im Ausstellungskatalog "Für die Freiheit - Gegen Napoléon. Ferdinand von Schill, Preußen und die deutsche Nation." von Veit Veltzke (Hg.).

Nochmal ältere Meinungen zur französischen Armee in 5 Punkten:

  1. französische Tirailleure sind überlegen
  2. französisches Volksheer (levée en masse) ist den Armeen des Ancien Regime überlegen
  3. durch Abschaffung der Leibesstrafen und Nationalismus desertieren die Franzosen nicht so häufig
  4. französische Armee hat im Gegensatz zu den Heeren des Ancien Regime keine Söldner
  5. französische Kolonnentaktik im Verbund mit der Tiralleurstaktik ist überlegen

Und die andere Seite; fünf Punkte aus der neuen Studie im Veltzke die gegen einen ungleichen Kampf zwischen Ancien Regime und Revolution sprechen:

  1. Die preußische Armee hatte selbst einen recht großen Tirailleursanteil. Jedoch wurde die Anzahl der Tirailleure vor 1806 verringert, beruhend auf Erfahrungen der Revolutionskriege.
  2. Napoleons Armee war kein Volksheer wie zu Zeiten der levée en masse. Die französische Armee rekrutierte über Conscriptionen und hatte Exemptionen wieder eingeführt. Der Unterschied zur preußischen Armee war in Bezug auf Rekrutierung daher nicht sonderlich groß, da in Preußen mit dem Kantonssystem ein Vorläufer der allgemeinen Wehrpflicht in Kraft war.
  3. Die preußische Armee hatte schon im 18. Jahrhundert keine außergewöhnlich hohen Desertionszahlen und keine außergewöhnlich brutalen Strafen. Im Jahr 1806 waren in Preußen wie fast überall in Europa Leibesstrafen reduziert. Napoleons Truppen hatten Teils hohe Desertionszahlen von bis zu 50%. Die Wehrpflicht war extrem unbeliebt, trotz nationalistischer Rethorik.
  4. Preußische Soldaten waren keine Söldner. Zum einen ist der Terminus nicht korrekt, da er auf selbstständige Kriegsunternehmer bezogen ist, zum anderen war der Sold in der preußischen Armee sehr gering. In ihrer Freizeit übten die meisten Soldaten daher noch einen anderen Beruf aus.
  5. Lineartaktik und Kolonnentaktik existierten während- und vor den napoleonischen Kriegen parallel.
Übrigens war die levée en masse ausschlaggebend für royalistische Aufstände in der Vendée und Bretagne. In Preußen gibt es die französischen Einflüsse hauptsächlich erst nach der Niederlage von 1806. Großbritannien hat meines Wissens nach noch bei Waterloo 1815 Peletonfeuer eingesetzt. Der Punkt Leibesstrafen und Motivation wird im Bezug auf Frankreich auch immer hervorgehoben; russische Truppen waren als unfreie Leibeigene trotz (aus heutiger Sicht) drakonischer Militärgerichtsbarkeit sehr hartnäckige Gegner.
 
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Dein Beitrag

Hallo
zu anfang möchte ich dir für deinen ausführlichen Bericht danken.
Mein Lehrer ist sehr jung und hat sich nun vorgenommen Napoleon, die Französische Revolution, Amerika zu der Zeit (und soweiter) alles in Referate zu packen.
Blöd nur ist an diesem Thema, dass ich unter dem Thema nichts finden kann und du hast mir gute ansätze geliefert.
Jedoch habe ich noch eine Frage und zwar schreibst du ja dort alte und neue Argumente auf, kannst du mir vielleicht erklären, warum die sich wiedersprechen.

Nochmals vielen vielen dank
LG
 
Hättest du etwas dagegen wenn ich deinen Text kopiere und ihn den anderen zeigen?
Kannst du gerne machen. :)

Blöd nur ist an diesem Thema, dass ich unter dem Thema nichts finden kann und du hast mir gute ansätze geliefert.
Jedoch habe ich noch eine Frage und zwar schreibst du ja dort alte und neue Argumente auf, kannst du mir vielleicht erklären, warum die sich wiedersprechen.
Ich werde mal versuchen das ganze etwas verständlicher zu erklären, dauert aber ein Weilchen.
 
Was mich vor allem irritiert, AnDro, ist die Verwendung des Begriffes "Strategie".
Gerade die Gefechtsführung ist ja Taktik und nicht Strategie, aber ich denke auch, auf eben jene "revolutionären Taktiken" will die Frage eigentlich hinaus.
 
Was mich vor allem irritiert, AnDro, ist die Verwendung des Begriffes "Strategie".
Gerade die Gefechtsführung ist ja Taktik und nicht Strategie, aber ich denke auch, auf eben jene "revolutionären Taktiken" will die Frage eigentlich hinaus.
Davon bin ich einfach mal ausgegangen. Die Taktiken werden am ehesten in der Schule unterrichtet.

Mein Lehrer ist sehr jung und hat sich nun vorgenommen Napoleon, die Französische Revolution, Amerika zu der Zeit (und soweiter) alles in Referate zu packen.
Dann kann es sein, dass er die neueren Forschungsmeinungen im Studium schon kennen gelernt hat und noch offen für neues ist. ;)
 
Ich muss gestehen dass ich diese ganzen Schulaufgaben teilweise höchst komisch finde. Meine Schulzeit ist noch nicht so lange her, aber Kriegsstrategien (oder Kriegsverläufe an sich) waren noch nie ein Thema. Welchen Lerneffekt kann man da erwarten? Driftet man da nicht ein wenig in Kriegsgeschichte ab?
 
Meine Schulzeit ist noch nicht so lange her, aber Kriegsstrategien (oder Kriegsverläufe an sich) waren noch nie ein Thema. Welchen Lerneffekt kann man da erwarten? Driftet man da nicht ein wenig in Kriegsgeschichte ab?
Meinst du Kriegsgeschichte im Sinne von Manövergeschichte à la Großer Generalstab? Moderne Militärgeschichte mit sozial- und kulturgeschichtlichen Elementen hat durchaus ihre Existenzberechtigung. Kriegsverläufe sollte man zumindest im groben kennen. Es ist durchaus von Bedeutung wenn Magdeburg magdeburgisiert wird oder Napoléon halb Europa erobert.
 
Ich stimme @Brisso zu und kann mich selbst nicht des Eindrucks erwehren, dass der Aufgabensteller eher Taktiken gemeint hat. Leider hat das denkfreie BWLer-Gewäsch, das in der Tagespresse und in überteuerten Seminaren dargeboten wird, den Strategiebegriff ziemlich verwaschen.
Gehen wir davon aus, dass der Aufgabensteller wirklich "Kriegsstrategien" meint, schaue ich als braver Teutscher mal in eine Definition:
Als Strategie (von altgriech. στρατηγός strategós: Feldherrentum, Feldherrenkunst) wird in der Sicherheitspolitik und in den Strategischen Studien der zielgerichtete Einsatz von Gewalt oder die zielgerichtete Gewaltandrohung zu politischen Zwecken bezeichnet.[1] Die Strategie steht damit zwischen den Ebenen der Politik und der Operationsführung.
Strategie (Militär) ? Wikipedia

Von dieser Definition ausgehend, bezeichne ich als "Kriegsstrategie" die Ziele und Absichten, die ein Staatenlenker sich setzt und die (militärischen) Mittel, die er dafür bereitstellen kann und will. Damit sind wir auch bei der berühmten Clausewitzdefinition vom Krieg als der Fortsetzung der Politik mit gewalttätigeren Mitteln.

Mit welchen Mitteln und welchen Absichten hat man nun zum Ende des 18. Jh. Krieg geführt?
Für die Antwort würde ich vergleichen, wie der Krieg von Feldherren an der Nahtstelle zwischen Politik und Militärführung instrumentalisiert würde. Dazu wiederum würde ich mir einen "Roi Connetable" wie den Alten Fritz anschauen und ihn z. B. mit der Kombination Maria Theresia-Kaunitz-Daun vergleichen oder mit den Konzepten seines sehr konventionellen, aber mißerfolglosen Bruders Heinrich oder der Kombi Louis XV. und seiner Minister und Marschälle. Dazu treten später politisch quasi-autonom agierende Feldherren wie Hoche, Moreau und besonders Bonaparte (für die Politik die Fortsetzung der Kriegführung mit anderen Mitteln war...) bzw. die französische Revolutionsregierung versus die europäischen Monarchien in den 1790ern.

Dazu fallen mir dann neben allem, was Clausewitz geschrieben hat, vor allem Schlagworte wie Manöverstrategie, Ermattungsstrategie, Niederwerfungsstrategie, Vernichtungsschlacht, Schlacht versus Ausmanövrieren, Enthauptungsschlag (im Sinne von "Erobere die Hauptstadt"), Berufsheer vs. Miliz vs. allgemeine Wehrpflicht ein. Zusätzlich: Handelskrieg, kontinentale versus maritime Kriegführung.
Mit diesen Schlagworten kannst Du Dein Referat dann locker auf ein Semester inkl. Doktorarbeit ausdehnen.

(Oder Du machst zum millionsten Mal den langweiligen Teil aus den Schulbüchern, der sich in Tirailleurtaktik und neuer Heeresorganisation im letzten Viertel des 18. Jh. beweihräuchert...)
 
Nehmt ihr gerade die französische Revolution durch? Ich fürchte dein Lehrer will auf das übliche hinaus. :pfeif:

Hallo AnDro,

toller Beitrag, aber für den Schulunterricht evtl etwas überkomplex; von mir trotzdem Danke. :winke:

Der Lehrer will wohl auf das Übliche hinaus, ist in der Schule ja auch Sinn der Sache. Deine Anmerkungen sind militärhistorisch sehr interessant, einen Punkt vernachlässigst Du mE allerdings:

Die französische Revolution hatte vielleicht nicht direkt das Militärwesen mitrevolutioniert, aber sie hatte die Voraussetzung dafür geschaffen, die Beschränkungen der feudalistischen Berufsheere zu überwinden. Dies wird in die Massenaushebungen in den Koaltionskriegen evident und führte zu einer numerischen Überlegenheit, die wiederum entscheidend für den Ausgang dieser Kriege war.

Als Einfürung: Levée en masse ? Wikipedia

Auch führten die neuen Verhältnisse neben neuen Rekrutierungsmöglichkeiten zu völlig neuen Formen der Kaderauswahl und Beförderung, was mittel- bis langfristig wieder auf die Moral und die Zuasmmensetzung des Offizierskorps zurückwirkte.

Außerdem seien die französischen Soldaten durch den Nationalismus höher motiviert und würden deshalb deutlich weniger desertieren. Der preußische, in den Krieg geprügelte Söldner müsse daher automatisch verlieren.

Nationalismus hin, Prügel her: Die Rekruten der Massenaushebungen desertierten durchaus in Scharen, es blieben aber genug übrig. 1806 herrschte dahingegen in der preußischen Armee mWn durchaus ein großer Optimismus. Immerhin schlugen sich die Erben des Großen Fritz mit einem französischen Emprokömmling; hat trotzdem nicht gefunzt...
 
Der Lehrer will wohl auf das Übliche hinaus, ist in der Schule ja auch Sinn der Sache. Deine Anmerkungen sind militärhistorisch sehr interessant, einen Punkt vernachlässigst Du mE allerdings:

Die französische Revolution hatte vielleicht nicht direkt das Militärwesen mitrevolutioniert, aber sie hatte die Voraussetzung dafür geschaffen, die Beschränkungen der feudalistischen Berufsheere zu überwinden. Dies wird in die Massenaushebungen in den Koaltionskriegen evident und führte zu einer numerischen Überlegenheit, die wiederum entscheidend für den Ausgang dieser Kriege war.

Als Einfürung: Levée en masse ? Wikipedia

Auch führten die neuen Verhältnisse neben neuen Rekrutierungsmöglichkeiten zu völlig neuen Formen der Kaderauswahl und Beförderung, was mittel- bis langfristig wieder auf die Moral und die Zuasmmensetzung des Offizierskorps zurückwirkte.
Hatte die Levée en masse aber Auswirkungen auf die Strategie? Ich glaube nicht.

Sie könnte aber Auswirkungen auf die Taktik gehabt haben, wenn man z.B. einfachere Formationen verwendet hätte, um somit der Notwendigkeit Tribut zu zollen, die auftritt wenn man nicht mit Vollprofis arbeitet. Die französischen weißuniformierten Linientruppen waren, wenn ich mich recht entsinne, weitaus routinierter, während die frisch ausgehobenen Truppen freilich noch keine Jahre des Drills hinter sich haben konnten.

Was sind denn nun eigentlich (die französischen Tirailleure mit glattläufigen Musketen mal ausgenommen) die unglaublich neuen Taktiken der französischen Armee im späten 18.Jh.?

Die Massierung der Artillerie an einem Punkt?
-> Das gab es situationsbedingt auch schon früher, hing auch mit Fragen des individuellen Geländes eines Schlachtfeldes zusammen. Man denke an die massierte österr. Artillerie bei Soor auf der Graner Koppe 1745. Friedrich II. setzte angesichts der russischen Artillerie auch verstärkt bspw. bei Zorndorf auf schwere Geschütze.
-> Aus den Schlachten der Revolutionskriege ist mir kaum eine bekannt, wo dies für den Ausgang eine große Relevanz gehabt hätte.
 
Ich muss gestehen dass ich diese ganzen Schulaufgaben teilweise höchst komisch finde. Meine Schulzeit ist noch nicht so lange her, aber Kriegsstrategien (oder Kriegsverläufe an sich) waren noch nie ein Thema. Welchen Lerneffekt kann man da erwarten? Driftet man da nicht ein wenig in Kriegsgeschichte ab?

Hi
viel schlimmer finde ich, dass man den Unabhängigkeitskrieg, die Französische Revolution und auch den Bürgerkreig inreferate macht und nicht im Unterricht.
 
hi Neddy
ich habe mir gerade deinen Beitrag durch gelesen, auf das was immer gemacht wird, wird es hinauslaufen, wenn du mir nicht genau erläuterst oder mir gute links nennst mit denen ich mich zu den anderen Themen informieren kann.
 
Hatte die Levée en masse aber Auswirkungen auf die Strategie? Ich glaube nicht.

Selbstverständlich hatte es eine Auswirkung auf die Strategie. Man hatte wesentlich mehr Männer als früher zur Verfügung, i.d.R. auch motivierter dafür aber schlechter trainiert. Verluste konnten schneller ersetzt werden als bei den langgedienten gedrillten Berufssoldaten des Ancien Regime.

Man konnte nicht so leicht lange Kampagnen führen da man so viele Mann nicht so lange im Felde halten konnte (Nachschub). Es war also eine größere Neigung da, die Entscheidungsschlacht zu suchen anstatt wie vorher lange herum zu manövrieren und kostspieliege und riskante Schlachten zu vermeiden.

Sie könnte aber Auswirkungen auf die Taktik gehabt haben, wenn man z.B. einfachere Formationen verwendet hätte, um somit der Notwendigkeit Tribut zu zollen, die auftritt wenn man nicht mit Vollprofis arbeitet. Die französischen weißuniformierten Linientruppen waren, wenn ich mich recht entsinne, weitaus routinierter, während die frisch ausgehobenen Truppen freilich noch keine Jahre des Drills hinter sich haben konnten.

Was sind denn nun eigentlich (die französischen Tirailleure mit glattläufigen Musketen mal ausgenommen) die unglaublich neuen Taktiken der französischen Armee im späten 18.Jh.?

Die Massierung der Artillerie an einem Punkt?
-> Das gab es situationsbedingt auch schon früher, hing auch mit Fragen des individuellen Geländes eines Schlachtfeldes zusammen. Man denke an die massierte österr. Artillerie bei Soor auf der Graner Koppe 1745. Friedrich II. setzte angesichts der russischen Artillerie auch verstärkt bspw. bei Zorndorf auf schwere Geschütze.
-> Aus den Schlachten der Revolutionskriege ist mir kaum eine bekannt, wo dies für den Ausgang eine große Relevanz gehabt hätte.

Die Haupttaktik die aus der Levee en Masse entstand war die Kolonnenformation so wie die großen Infanterieblöcke und Karees. Da man mit schlecht trainierten Rekruten nicht so gut manövrieren konnte und diese auch nicht die Standhaftigkeit im Feuer der Altgedienten hatten, setzte man auf Masse und einfache Formationen und Bewegungen, bei denen der Einzelne von der Menge mitgerissen wurde.

Wenn die Soldaten Friedrich des Großen noch eine Kavallerieattacke in Lineinformation zurückschlagen konnten (so wie es zu napoleonischer Zeit auch gelegentlich noch die Briten schafften) mussten die späteren Rekruten in Karrees oder Blöcke zusammengefasst werden, um dasselbe zu erzielen ohne vorher in Panik zu geraten. Da das Umschwenken von der Linie oder der Kolonne ins Karree recht kompliziert war, hat man gelegentlich die Schlacht schon in dieser Formation begonnen.

Das haben später auch die Gegner Napoleons (mit ausnahme der Briten) übernommen als sie selber mit unerfahrenen soldaten auskommen mussten. Bei Waterloo wurden die frisch ausgehobenen Braunschweiger in drei große massive Karees aufgestellt damit sie nicht türmten.

Die Tirailleure dienten hauptsächlich dazu, diese Formationen vor dem Infanteriefeuer des Gegners zu verschleiern, gegen das sie empfindlicher als die Linie waren. Die Kombination Schützenkette vor Sturmkolonne hat übrigens weiterexistiert bis Repetiergewehr und MG sie definitiv in Selbstmordunternehmen verwandelten (also bis 1914). Die französischen Tirailleure und Voltigeurs haben übrigens auch zeitweilig gezogene Waffen geführt (die Carbine de Versailles) die aus mir nicht bekannten Gründen sich aber nicht durchsetzte.
 
Zuletzt bearbeitet:
hi Neddy
ich habe mir gerade deinen Beitrag durch gelesen, auf das was immer gemacht wird, wird es hinauslaufen, wenn du mir nicht genau erläuterst oder mir gute links nennst mit denen ich mich zu den anderen Themen informieren kann.
Lass Dir vor dem Hintergrund der Informationen, die Du von den anderen bekommen hast, von Deinem Lehrer vorher bitte nochmal bestätigen ob er nun wirklich "Kriegsstrategien" im Sinne der von mir angeführten Definition meint (was ich NICHT glaube) oder ob er die organisatorischen Neuerungen meint, die die Revolution im französischen Heerwesen beschleunigt hat und die zum Teil von den anderen Mächten übernommen worden sind. Das ist der Standard, der in der Schule immer (und auch wie ich finde verkürzt) gemacht und gefordert wird und auf den auch Dein Lehrer mit hoher Wahrscheinlichkeit abzielt. Wie von mir eingangs durchaus ernst gemeint vorgetragen: Nicht alle, die das Wort "Strategie" im Munde führen, sind sattelfest in der Unterscheidung zwischen Politik, Strategie, Operation und Taktik.
Wenn Dein Lehrer dennoch an den Strategien festhält und Du ihm dann anhand der von mir genannten Schlagworte vor Augen führst, worauf er sich damit einlässt, dann schreib Bescheid, und dann werde ich Dir Quellentips geben wie
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege,
Fiedler, Siegfried: Taktik und Strategie der Kabinettskriege 1650-1792,
Fiedler, Siegfried: Taktik und Strategie der Revolutionskriege 1792-1848,
die eine oder andere Publikation des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, etc etc.
 
1.
Selbstverständlich hatte es eine Auswirkung auf die Strategie. Man hatte wesentlich mehr Männer als früher zur Verfügung, i.d.R. auch motivierter dafür aber schlechter trainiert. Verluste konnten schneller ersetzt werden als bei den langgedienten gedrillten Berufssoldaten des Ancien Regime.

2.
Man konnte nicht so leicht lange Kampagnen führen da man so viele Mann nicht so lange im Felde halten konnte (Nachschub). Es war also eine größere Neigung da, die Entscheidungsschlacht zu suchen anstatt wie vorher lange herum zu manövrieren und kostspieliege und riskante Schlachten zu vermeiden.

3.
Die französischen Tirailleure und Voltigeurs haben übrigens auch zeitweilig gezogene Waffen geführt (die Carbine de Versailles) die aus mir nicht bekannten Gründen sich aber nicht durchsetzte.
1.
Das mit der Motivation ist aber auch umstritten.

Massenheere konnte das Ancien Régime ebenfalls schon aufstellen (siehe Span. Erbfolgekrieg).
Nur konnte Frankreich zur Zeit von Louis XVI scheinbar finanziell so eine große Armee nicht mehr tragen.

2.
Es gibt unterschiedliche Gründe für die Suche nach der Entscheidungsschlacht. Zumindest im 1. Koalitionskrieg sehe ich jedenfalls noch keine Entscheidungsschlachten (ich denke mal Du meinst sowas wie Austerlitz). Die Häufigkeit an Schlachten ist nichtmal größer als z.B. im Siebenjährigen Krieg.

Eigentlich könnte man das Argument auch umdrehen und sagen, dass man just mit der Levée en masse begann lange Kampagnen zu führen. Man schickte z.T. die Truppen nicht in Winterquartiere, sondern kämpfte den Winter hindurch, wobei man dazu einschränkend sagen muss, dass dies auch durchaus schon vor 1789 in bestimmten Fällen, z.B. wenn man den Feind damit zu überrumpeln suchte, gemacht wurde. Sowohl Mollwitz (April 1741) als auch Leuthen waren Schlachten im Schnee.
Wobei auch Österreich mit seinem Aushebungssystem immerhin schaffte von 1792 bis 1797 gegen das revolutionäre Frankreich durchzuhalten.

Die Kolonne war jedenfalls keine Erfindung dieser Zeit, sondern schon von den Franzosen vorher experimentiert worden. (Bezeichnenderweise wurde generell am franz. Reglement von 1791, also einem des Ancien Régime, in napoleonischer Zeit kaum etwas geändert. Es gab maximal Zusätze hinsichtlich der Marschtempi, so diese in der Praxis von diversen Kommandeuren erfolgreich erprobt worden waren.)
Schaut man sich die Kolonne im Detail an, dann ist sie auch nur eine Formation aus mehreren mehr oder weniger langen Linien hintereinander. Ich kann aber gern mal daheim die Frontbreite einer französischen Kolonne nachschlagen.

3.
Was meinst Du mit "Tirailleure"?
Wenn wir vom ausgehenden 18.Jh. sprechen, dann gab es m.E. in erster Linie Chasseurs und Carabiniers. In den Linienregimentern des Ancien Régime gab es bis zur Umstrukturierung in der Revolution eine Kompanie Chasseurs. Daneben existierten noch leichte Einheiten.
 
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