"Kunstproduktion" in KZs

Arne

Premiummitglied
Im Thread über Kreisleiter schrieb Dernburg:
Dernburg schrieb:
Dr. Ständer betrieb mit seinem Gemäldevertrieb eigene Kulturpoilitik.Besonders hart traf es die Stadt Bentheim, die der Kreisleiter dazu bewog, für 23.000 Reichsmark Gemälde durch seine Vermittlung zu kaufen.
Er beschäftigte dafür eigene Zwangsarbeiter, die für ihn diese Bilder
herstellen mußten, der bekannteste dieser Künstler war der Niederländer
Fokko Remmers.

Soweit ich weiß wurde auch in mehreren KZs eine Art Kunstproduktion (meist Bilder oder Bildhauerei und Bronzen?) betrieben. Künstler, die im KZ gefangen waren, wurden zu Auftragsarbeiten gezwungen. Nach dem Kommentar einer Fernsehdokumentation waren das häufig Wunschbilder (Portraits etc. nach nationalsozialistischem Ideal) für örtlich führende SS und Parteiobere.
Ist dies Thema eigentlich jemals kunstwissenschaftlich erschlossen worden?

Ich könnte mir vorstellen, daß man die Kunstwerke wegen der dargestellten Inhalte vernichtet oder in dunkle Archive verbannt hat. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, daß darunter auch durchaus künstlerisch wertvolle Objekte waren, bzw. sind. Weiß da jemand etwas darüber?

Es gab ja schon Ausstellungen über die gelegentlich im geheimen gezeichneten Bilder, in denen sich Künstler aber auch ganz "normale" Insassen zeichnerisch ausdrückten, die meine ich hierbei nicht.
 
Arne schrieb:
Im Thread über Kreisleiter schrieb Dernburg:


Soweit ich weiß wurde auch in mehreren KZs eine Art Kunstproduktion (meist Bilder oder Bildhauerei und Bronzen?) betrieben. Künstler, die im KZ gefangen waren, wurden zu Auftragsarbeiten gezwungen. Nach dem Kommentar einer Fernsehdokumentation waren das häufig Wunschbilder (Portraits etc. nach nationalsozialistischem Ideal) für örtlich führende SS und Parteiobere.
Ist dies Thema eigentlich jemals kunstwissenschaftlich erschlossen worden?

Ich könnte mir vorstellen, daß man die Kunstwerke wegen der dargestellten Inhalte vernichtet oder in dunkle Archive verbannt hat. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, daß darunter auch durchaus künstlerisch wertvolle Objekte waren, bzw. sind. Weiß da jemand etwas darüber?

Es gab ja schon Ausstellungen über die gelegentlich im geheimen gezeichneten Bilder, in denen sich Künstler aber auch ganz "normale" Insassen zeichnerisch ausdrückten, die meine ich hierbei nicht.

Eine andere Art von Kunstwerken wurde ebenfalls in KZ´s produziert:

Falschgeld!
Es wurden z. b. im großen umfang Pfundnoten produziert, um die engl. Währung zu destabilisieren.
Warum das letztlich unterblieben ist, weiß ich im Moment nicht mehr. (Verteilung?)

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Eine andere Art von Kunstwerken wurde ebenfalls in KZ´s produziert:

Falschgeld!
Es wurden z. b. im großen umfang Pfundnoten produziert, um die engl. Währung zu destabilisieren.
Warum das letztlich unterblieben ist, weiß ich im Moment nicht mehr. (Verteilung?)

Grüße Repo

Ich kann mit dem Thread nicht viel anfangen. Geschichte ist -für mich-nachträglich immer eines: gerecht. Und jene "erzwungenen" Portraits etc. hängen dort, wo sie sollen oder eben nicht. Vermutlich sammeln die nachfolgenden Generationen inzwischen (und erst recht) "moderne Kunst".

Was mir aber doch dazu gleich mal einfallen musste ist:

Otto Dix' Bilder in der NS-Zeit.

Bitte selbst erforschen ;-)
 
p.s.

Im restaurierten ehemaligen Desinfektionsgebäude des KZ- Buchenwald wurde 1998 die Kunstausstellung "Überlebensmittel - Zeugnis - Kunstwerk - Bildgedächtnis" eröffnet. Sie zeigt Bilder und Zeichnungen von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald und künstlerische Arbeiten, die bis 1995 von Überlebenden oder Nachgeborenen zu dem Thema geschaffen wurden.

http://www.buchenwald.de/
 
ning schrieb:
Otto Dix' Bilder in der NS-Zeit.

Bitte selbst erforschen ;-)



Könntest Du Dich zu Otto Dix ´s Bildern näher erklären?
Das interessiert mich allerdings aus anderen Gründen.
(Ein Industrieller meiner Heimatstadt war mit Dix bekannt und hat in den 30ern und 40ern Dix jede Menge Graphiken abgekauft um ihn zu unterstützen, so dass die Städtische Galerie heute eine umfassende Sammlung des graphischen Werks besitzt)

Grüße Repo
 
Arcimboldo schrieb:
Im restaurierten ehemaligen Desinfektionsgebäude des KZ- Buchenwald wurde 1998 die Kunstausstellung "Überlebensmittel - Zeugnis - Kunstwerk - Bildgedächtnis" eröffnet. Sie zeigt Bilder und Zeichnungen von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald und künstlerische Arbeiten, die bis 1995 von Überlebenden oder Nachgeborenen zu dem Thema geschaffen wurden.
http://www.buchenwald.de/
Ja, lt. Website gibt es da auch eine Abteilung "Kunst aus Konzentrationslagern". Werde da wohl mal anfragen. Aber je länger ich darüber nachdenke, je mehr komme ich zu der Folgerung, daß es vermutlich deshalb keine Ausstellungen oder Sammlungen gibt, weil "Auftragswerke" nach Fertigstellung gleich an die Käufer gingen und somit in alle Winde verstreut wurden. In den seltensten Fällen dürfte "auf Vorrat" produziert worden sein. Der Fall, den Dernburg da anführte, dürfte eine Ausnahme gewesen sein. :grübel:
 
Repo schrieb:
Könntest Du Dich zu Otto Dix ´s Bildern näher erklären?

Otto Dix war lt. Wikipedia "nur" zwei Wochen in Haft. Der fällt nicht in den Bereich, zu dem ich die Frage gestellt habe.
Maler, deren Werke als "entartet" diffamiert wurden und heimlich ihre Kunst weitergeführt haben, gibt es einige. Neben Dix auch Nolde etc...
 
Repo schrieb:
Das interessiert mich allerdings aus anderen Gründen.
(Ein Industrieller meiner Heimatstadt war mit Dix bekannt und hat in den 30ern und 40ern Dix jede Menge Graphiken abgekauft um ihn zu unterstützen, so dass die Städtische Galerie heute eine umfassende Sammlung des graphischen Werks besitzt)
Verwandtschaft?
Walther Groz (1903-2000), langjähriger Chef des Nadelherstellers Groz-Beckert wirkte in Ebingen. Der Diplomingenieur stieg 1928 in den familieneigenen Betrieb ein und zimmerte daraus den Weltmarktführer für Strick- und Nähnadeln.
Groz hinterließ eine Kunststiftung mit einer bedeutenden Sammlung des Malers Otto Dix.
 
Mercy schrieb:
Verwandtschaft?
Walther Groz (1903-2000), langjähriger Chef des Nadelherstellers Groz-Beckert wirkte in Ebingen. Der Diplomingenieur stieg 1928 in den familieneigenen Betrieb ein und zimmerte daraus den Weltmarktführer für Strick- und Nähnadeln.
Groz hinterließ eine Kunststiftung mit einer bedeutenden Sammlung des Malers Otto Dix.

Änder endlich mal Deinen Nick. Alter Rechercheur trifts viel eher.
Es gibt Leute denen darf man nicht die kleinste Info an die Hand geben.:)

Nee, Verwandschaft natürlich nicht, die Kohle hätte ich allerdings gern. Bekannt natürlich, n´paar Kisten habe ich ihm auch verkauft. Das wars aber LEIDER.
Er war auch noch Oberbürgermeister, sein direkter Amtsvorgänger war bei der KPD.
Die Weltmarktführung hatte aber schon sein Vater inne.

Demnächst wirst Du aber mal ausrecherchiert, mal sehen was ich Deiner Frau für Infos weitergeben kann:D :D :D


Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Könntest Du Dich zu Otto Dix ´s Bildern näher erklären?

Kann ich, Repo, gerne.
Und Arne, mit deiner Aussage hast du nicht recht. Otto Dix zog sich 33-45 in die sogenannte "innere Emgration" zurück und er hütete sich rigoros, den Dix-Stil der Neuen Sachlichkeit unter der Nationalsozialisten fortzuführen.
Er zog sich aufs Lande zurück (Bodensee, soweit ich mich erinnere) und malte großteils äusserst harmlose Landschaftsbilder mit naiv-niederländischem Anklang und unter anderem Portraits und Personendarstellungen, die mich manchmal gar an seinem Talent zweifeln ließen...
Natürlich liegt dies alles im Auge des Betrachters.

Zum Thema habe ich Dix erwähnt, da er ab Machtergreifung der Nationalsozialisten - und deren sofortiger Brandmarkung auch seines Werks in der Großausstelung "Entartete Kunst" - malerisch nicht nur zu einer Wendung gezwungen wurde sondern diese Wendung auch tatsächlich selbst vollzog. Dix zog sich in sein eigenes Biedermeierzimmer zurück.
Ob dies der Blut-und-Boden-Auftragsmalerei im NS-Sinne, der Auftragsmusik etc. in den KZs gleichkommt, lass ich dahingestellt, aber es kommt der Sache schon nahe..
Nur: Dix wandelte sich in "Freiheit" zum harmlosen Maler und meines Erachtens rächte sich dies an der Ikone Dix selbst, da ich persönlich finde, das er auch nach 1945 nie mehr an die Einzigartigkeit und an den Esprit seiner 20er und frühen 30er-Jahre-Kunst anschließen konnte.

Hab noch dies gefunden:
http://www.otto-dix.de/werk/f_innere_emigration/b_zeichnung/view

Schöne Grüße, ning
 
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Kann einer mir mehr über Fokko Remmers sagen. Er hat im Krieg ja dann auch wohl in Gildehaus gewohnt, wenn ihn Ständer "zu sich geholt hat". Ist er freiwillig gekommen, wie offensichtlich sein Kollege Maler Kayzer? Gibt es ein Lebenslauf über ihn?
 
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