Lage des Statthalterpalastes von Mogontiacum

Marcia

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Konkret interessiert mich, wo sich das Gebäude etwa 88/89 befand, aber auch die siebziger und neunziger Jahre sind für mich von Bedeutung.
Hans Jacobi führt in „Mogontiacum, das römische Mainz“ (erschienen 1996) zwei Hypothesen an, die beide ihr Für und Wider haben:
1. Der Statthalterpalast befand sich in der Nordecke des Legionslagers auf dem Kästrich (was sowohl aus Sicherheitsgründen – damals gab es keine Stadtmauer, die die Zivilsiedlung schützte – als auch aus der konischen Form des Lagers mit den versetzten Lagertoren zu schließen wäre.
2. Der Statthalterpalast befand sich in der Zivilsiedlung unterhalb des Lagers mit Blick auf den Rhein, diese Variante hält der Autor besonders für die spätrömische Zeit (als eine Stadtmauer existierte) für wahrscheinlich.

In „Mogontiacum“ von Karl Heinz Esser (Sonderdruck aus Bonner Jahrb.), „Mainz – die Geschichte der Stadt“, Zabern, und „Die Römer in Rheinland-Pfalz“ fand ich keinen konkreten Hinweis auf ein solches Gebäude, auch nicht bei meinen Streifzügen durch Mainz, meinte also, mich für die Hypothese entscheiden zu können, die mir selbst plausibel erscheint. Beim Stöbern im Netz fand ich jedoch dies (im Artikel wird der Statthalterpalast als repräsentatives Gebäude in der Nähe der Rheinbrücke genannt, der Autor beruft sich auf Grabungen):
http://www.info-mainz.de/verkehrsverein/1_stadt/1_3_geschichte.htm

Ist mir irgend etwas entgangen?

Im Zusammenhang mit diesem Thema stellt sich eine weitere Frage. Es ist anzunehmen, dass einige Statthalter ihre Ehefrauen mit in die Provinzen genommen haben, diese höchstwahrscheinlich im Palast (in Mainz möglicherweise im Legionslager) gelebt haben. Aber auch die adligen Offiziere könnten ihre Frauen mitgenommen haben. Die Tribunen und Legionslegaten hatten Häuser innerhalb der Legionslager. Wenn deren Gattinnen inklusive der sicher zahlreichen Bediensteten ebenfalls dort wohnten, müssen sie den Lagerbetrieb ziemlich durcheinandergebracht bzw. gestört haben. Leider habe ich dazu noch nichts in der Literatur gefunden. Meine Theorie ist, dass diese Unterkünfte innerhalb der Legionslager zumindest in Zeiten, da die Provinzen als relativ gesichert galten, Dienstwohnungen waren und die Offiziere ihre Familien nach Möglichkeit in Privathäusern in den Zivilsiedlungen unterbrachten. Weiß jemand Näheres dazu?
 
Ich glaube nicht das Frauen im Lager geduldet wurden und deshalb außerhalb des Lagers hausen, wohnen mußten da wie Du schon sagtest sie ein rechtes Durcheinander hervorgerufen hätten.
 
@ Marcia: zum Problem der Frauen habe ich folgendes. In der Kommandatur des Kastells Vindolanda/Hadrianswall fand man ja diese berühmten Schreibtäfelchen, Korrespondenz des Kommandeurs aus der Zeit um 100 n. Chr. Daraus ging wohl hervor, dass dessen Familie ebenfalls im Lager lebte. Könnte mir vorstellen, dass die Präfekten/Legaten da Sonderrechte hatten, genügend Platz für die Familie und sogar Bedienstete hätten die Prätorien wohl geboten.
Ich glaub, ab der "constitutio antoniana" von 212 durften Frauen sowieso das Lager betreten, und wiederum vom Hadrianswall gibt es einige Fälle, wie die Mannschaftsbarracken in der Spätantike dauerhafter, wohnlicher und "hausähnlicher" gestaltet wurden, so dass man zumindest annehmen kann, dass einige der Soldatenfamilien auch im Lager lebten.

Hier gibts ne kurze, kostenfreie Hausarbeit zu Vindolanda (geht aber vor allem um das Archiv, weniger um die Frauen):

http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/arl/6260.html

Zum Fall Mainz kann ich mir aber nur schwer vorstellen, dass der Statthalter im Legionslager residiert hat. Ich habe auch keine weitere Literatur verfügbar. Nur entspreche dies gar nicht den Gepflogenheiten der Statthalter in Köln oder Trier; abgesehen davon wurde die Form des Kästrich-Lagers ja bereits in augusteischer Zeit festgelegt, als überhaupt noch nicht klar war, dass Mainz einst Statthaltersitz werden würde.
Habe aber noch mal gegooglet und folgenden Artikel gefunden:

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/objekt.php3?artikel_id=2001612

Dies zeigt, dass man in der Birnbaumgasse irgendwas "großes" erwartet, ohne dass man gleich mit den Grabungen beginnen will. Allerdings kann die Aussage des Landesarchäologen auch scherzhaft gemeint sein, er erwähnt ja, dort könnte auch die Druckerei Gutenbergs liegen oder die Thermen (so als Insider-Joke, denn die zivilen Thermen werden auch schon seit langem vergeblich gesucht).

P.S: zumindest scheint der Autor des von dir zitierten Artikels nicht so viel auf der Hand zu haben, wenn der Landesarchäologe noch nach dem Palast sucht.
 
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Vielen Dank euch beiden für die schnelle Antwort!
@Ashigaru: Das sind wirklich sehr interessante Links, von den Tafeln hatte ich bisher noch nichts gehört, solche unmittelbaren Zeugnisse sind tatsächlich unschätzbar wertvoll. Habe mir alles schon kopiert. Und dieses Interwiev mit dem Landesarchäologen ist auch interessant. Vielen Dank für die Informationen und deine Bemühungen.

@Ulpius Traianus: Danke für Deinen Hinweis, ich sehe es ähnlich, meine aber, dass die hohen Offiziere ihre Privilegien hatten, wie Ashigaru schon schrieb.
 
Mir ist da noch was eingefallen, was ich mir noch nie überlegt hatte: der Kästrich war als Zweilegionenlager gedacht. Eine Hälfte des Lagers muss ja dann umgenutzt worden sein, als dauerhaft nur noch eine Legion in Mainz lag. Und tatsächlich - so zeigt es die Karte in die "Römer in Rheinland-Pfalz" - hat man ja auch ein Badegebäude reingebaut. Dies könnte ein Argument dafür sein, dass der Statthalterpalast doch auf dem Kästrich lag. Immerhin wurde der Platz ja auch ausgerechnet in der Zeit frei, als die Provinzen Ober- und Niedergermanien geschaffen worden sind.
Es war ja sehr wahrscheinlich auch bewußt so geplant, dass es in Mainz dauerhaft nur noch eine Legion geben sollte.
 
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Ich glaube nicht mal das alle hohen Offiziere diese Privileg inne hatten, wenn überhaupt dann wohl nur Legatus Legionis. Wahrscheinlich kommt es wohl auch auf die Zeit an. Also das in der Zeit in der es keinen Limes gegeben hatte und es noch die "Provinz" Germania gab dies in Lagern überhaupt nicht geduldet bzw. als zu gefährlich erachtet wurde.
 
@ Ulpius Traianus: kann leider schlecht darauf antworten, wie es in der Frühzeit war. Der Offizier in Vindolanda, für den es bezeugt ist, war aber auch "nur" ein Präfekt, wobei dies schon ein relativ hoher Rang in der römischen Armee war. Solche Offiziere - auch bei den Auxiliartruppen - kamen häufig aus der Nobilität. Gleichzeitig hatten sie oft ein regelrechtes Reiseleben, da sie häufig Kommandos über mehrere Kohorten, Legionen etc. hatten. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass sie ihre Familien mitnahmen, sowohl aus Status wie praktischen Gründen.
Gleichzeitig muss man sich überhaupt Gedanken machen, wie streng der Kontakt Männlein/Weiblein in der römischen Armee untersagt wurde. Die römischen Soldaten hatten ja sehr lange Dienstzeiten von 15 - 25 Jahren. Auch aufgrund des Themas "Nachwuchs für die Armee" dürfte es kontraproduktiv gewesen sein, zwischenmenschliche Kontakte allzu streng zu unterbinden. Wobei das Lager tatsächlich bis in die mittlere/späte Kaiserzeit tabu gewesen sein kann, aber vielleicht durften die Soldaten ja auch mal die eine oder andere Nacht in ihren zivilen Häusern verbringen.
 
Ich habe letztens gelsen das die Legionäre trotz des Verbotes heiraten zu dürfen trotzem Frauen (zwar nicht legal aber naja :) ) hatten die eben in den Siedlungen die sich vor den Kastellen bildeten sobald denn eines gestanden war Zuhause waren und die Legionäre sie wenn sie denn Dienstschluß hatten dort besuchten.
 
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@Ashigaru: Es spricht tatsächlich einiges dafür, dass sich der Statthalterpalast eine Zeitlang im Legionslager auf dem Kästrich befand. Allerdings meine ich, schon vor dem Zeitpunkt, da Obergermanien von einem Militärbezirk zur Provinz wurde (was ja gar nicht genau datiert werden kann). Ich habe noch mal ein bisschen nachgelesen.
In „Mogontiacum“ von Karl Heinz Esser (das Büchlein kann mit sehr vielen Details aufwarten) steht dazu folgendes:
„Von dem inneren Ausbau des Lagers ist wenig bekannt. Möglicherweise schon 43 n.Chr., sicher aber nach 70/71 n.Chr. müssen die ursprünglichen Holzgebäude durch Steinbauten ersetzt worden sein. Wohl nach 90/92n.Chr., vielleicht anlässlich der offiziellen Ernennung des Mainzer Legaten und Statthalters zum Legatus Augusti pro praetore provinciae Germaniae superioris, scheint ein umfassender Umbau des Lagerinneren mit der Errichtung monumentaler Principia und wahrscheinlich weiterer Großbauten erfolgt zu sein. Ohne dass bislang deren Lage, Größe oder Gestalt durch einen Fundamentbefund nachgewiesen werden konnten, ist doch deren Existenz im Lagerbereich anzunehmen, weil verschiedenartige Großquader von offenbar mehreren Monumentalbauten im Fundament des erst nach Aufgabe des Legionslagers um 360/370 errichteten Stadtmauerteils auf dem Kästrich verbaut worden sind. (Dazu im Fußnotenbereich: Die definitive Zuweisung dieser Großbauten zum Lagerbereich (im Gegensatz zu den bisherigen unentschiedenen Meinungen, die auch einen Standort im Stadtbereich für möglich halten...) ist bedingt durch die Erkenntnis der zweiperiodigen Entstehungszeit des Stadtmauerringes... Da die in Frage stehenden Großquader nach allen bisherigen Feststellungen ausschließlich bei dem in ursächlichen Zusammenhang mit der Lageraufgabe erfolgten Bau der ‚Kästrichmauer’ verwendet worden sind, können sie nur aus dem Lagerbereich stammen.)
Den Fußnotenbereich hatte ich übersehen. Mit den Großbauten muss hier vor allem der Statthalterpalast gemeint sein, die anderen Bauten wird wohl kaum jemand außerhalb des Lagers vermutet haben.
Werner Eck nennt als ersten Statthalter von Germania superior C. Silius A. Caecina Largus, der wohl von 14-21n.Chr. amtierte, allerdings gibt der Autor im Vorwort von „Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1.-3. Jahrhundert" eine gewisse Unsicherheit zu, von welchem Zeitpunkt an er mit seiner Aufzählung beginnen soll. Jener Mann war Oberkommandierender der obergermanischen Truppen, Senator und Konsular. Und er wurde von seiner Ehefrau in die Provinz begleitet!
Der Statthalter musste zweifellos über ein größeres Dienstgebäude als die Legionslegaten, Tribunen oder der Lagerkommandant verfügen. Und wenn, was allgemein angenommen wird, ein Umbau des Lagerinneren nach dem Bataveraufstand und den damit verbundenen Unruhen erfolgte (in Mogontiacum konnte sich das Lager zwar behaupten, die Zivilsiedlungen wurden aber teilweise zerstört), dann scheint es mir doch nur logisch, dass der Statthalter als einer der ersten über ein repräsentativeres Gebäude verfügen sollte. Für den Standort im Legionslager spricht auch die Tatsache, dass die Zivilsiedlung unterhalb des Legionslagers, also der Bereich, aus dem sich schließlich die mittelalterliche Stadt entwickelte, im ersten Jahrhundert erst allmählich im Entstehen war. Sollte der Palast irgendwo auf der grünen Wiese oder gar in den Legionscanabae (wo, wie ich mal irgendwo gelesen habe, Zustände „wie im Wilden Westen“ geherrscht haben müssen) gestanden haben? Eher unwahrscheinlich. Wer aber die Aussicht vom Kästrich kennt, wird zugeben, dass die Lage außerordentlich günstig war – und noch ist. :)

Eine Hälfte des Lagers muss ja dann umgenutzt worden sein, als dauerhaft nur noch eine Legion in Mainz lag.
Immerhin wurde der Platz ja auch ausgerechnet in der Zeit frei, als die Provinzen Ober- und Niedergermanien geschaffen worden sind.
Es war ja sehr wahrscheinlich auch bewußt so geplant, dass es in Mainz dauerhaft nur noch eine Legion geben sollte.

Nach Sueton war die Aufgabe der Doppellegionslager eine Reaktion auf den Saturninus-Aufstand. (Mal ganz abgesehen davon, dass die Verlegung der einen Legion an die Donau auch ganz gut zu Domitians außenpolitischen Plänen passte.)
Das Mainzer Lager war ja ohnehin knapp bemessen. Ich kann mir mehrere Bauphasen des Statthalterpalastes (auch innerhalb des Lagers) gut vorstellen. Arbeitskräfte waren jedenfalls reichlich vorhanden, die mal ein paar Mannschaftsbaracken abreißen und dafür etwas Neues/Größeres aufbauen bzw. anbauen konnten. Wie auch immer: Die endgültige Lösung des Rätsels könnten nur neue Grabungsfunde bringen.

Auch aufgrund des Themas "Nachwuchs für die Armee" dürfte es kontraproduktiv gewesen sein, zwischenmenschliche Kontakte allzu streng zu unterbinden. Wobei das Lager tatsächlich bis in die mittlere/späte Kaiserzeit tabu gewesen sein kann, aber vielleicht durften die Soldaten ja auch mal die eine oder andere Nacht in ihren zivilen Häusern verbringen.

Das war zweifellos so. Wie Ulpius Traianus schon schrieb, wurden diese Beziehungen geduldet – und wegen des Soldatennachwuchses wahrscheinlich sogar gern in Kauf genommen – aber legalisiert wurden solche Beziehungen erst nach der Entlassung des Soldaten.
 
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@Ulpius Traianus:
Ich glaube nicht mal das alle hohen Offiziere diese Privileg inne hatten, wenn überhaupt dann wohl nur Legatus Legionis.

Ich wüsste nicht, weshalb man Tribunen und Präfekten davon ausnehmen sollte. Ein tribunus laticlavus war bei entsprechender Eignung Stellvertreter des Legionslegaten, konnte im Notfall diesen sogar ersetzen. Strebte er eine militärische Laufbahn an, konnte er auch über mehrere Jahre hinweg Tribun bei verschiedenen Einheiten sein, das ist zum Beispiel von den späteren Kaisern Traian und Hadrian bekannt. Und ein Tribun konnte auch schon verheiratet sein. Vielleicht kennst du den Pliniusbrief VI, 31. Da ist die Ehefrau eines Militärtribunen vor dem kaiserlichen Consilium angeklagt, weil sie ihren Gatten mit einem Centurio betrogen hat. Traian hat die Frau persönlich vernommen und verurteilt und den Fall als allgemeine Belehrung in seine Disziplinargesetzgebung übernommen. Dieser Tribun muss in einer Provinz stationiert gewesen sein. Zwar müssen sich dessen Ehefrau und der Centurio nicht zwangsläufig im Lager kennen gelernt haben, aber möglich wäre es durchaus. Es hing meiner Meinung nach sowohl von den örtlichen Gegebenheiten als auch von der Persönlichkeit der Frau ab, ob sie ihrem Mann ins Lager folgte oder vielleicht lieber in einem Privathaus in der Nähe lebte. Bei einer Garnison in Grenznähe ist gerade in unsicheren Zeiten davon auszugehen, dass die Frauen der hohen Offiziere im Bedarfsfall auch im Lager unterkommen konnten.
 
Salve Ulpi Traiane,

Ulpius Traianus schrieb:
Ich habe letztens gelsen das die Legionäre trotz des Verbotes heiraten zu dürfen trotzem Frauen (zwar nicht legal aber naja :) ) hatten die eben in den Siedlungen die sich vor den Kastellen bildeten sobald denn eines gestanden war Zuhause waren und die Legionäre sie wenn sie denn Dienstschluß hatten dort besuchten.

was das Thema angeht, schau doch mal unter diesem Thread:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7307

Da hatten wir das Thema, ob Legionäre heiraten durften oder nicht, schon mal durchdiskutiert.
 
Du zählst selber schon die meisten Gründe dafür auf, dass Saturninus als Statthalter im Praetorium auf dem Kästrich saß, als er zu revoltieren gedachte. Mainz war einfach als Zivilsiedlung bis weit ins 2. Jh. zu unbedeutend und unorganisiert, eher vicus als irgendwas anderes; alle zivilisatorischen Institutionen der römischen Stadt zielen wie Pfeile auf den Kästrich, und man kann annehmen, dass der Statthalter da residierte, wo f
ließendes Wasser, Bäder und Theater in fußläufiger Distanz zu erreichen waren. Wobei ich (trotz 4 Jahre Gelebthabens in Mainz) nicht weiss, wie die Zitadelle in römischer Zeit bebaut war. Andererseits ist Mainz eine Stadt, wo man immer wieder in letzter Zeit interessante Dinge ans Tageslicht gebracht hat; zuerst das römische Theater, dann den Isis- und Magna Mater-Tempel diekt gegenüber meiner alten Wohnung ... vielleicht findet man ja noch mehr.

Köln war auch erst Doppellegionslager, bevor es Provinzhauptstadt und Amtssitz wurde, und obwohl der Statthalterpalast von Köln offiziell "Praetorium" hiess, noch heute die Ruinen im Keller des Rathauses so genannt werden und der erste identifizierbare Bau dort als "Haus des Germanicus" in einer mittlerweile auch identifizierbaren mustergültigen Wall-Graben-Anlage, wie sie für ein Doppellegionslager typisch ist, bezeichnet wird - geht u. a. Werner Eck große Mühen ein, um ein Doppellegionslager im Kölner Eigelsteinviertel zu vermuten, "für eine Handvoll Denare" - ein paar dort gefundene Münzen aus Germanicus-Edition.
Aber auch unabhängig von der Lage in einem ehemaligen Lager oder einer Ubierstadt hatte man vom Prätorium sicherlich beste Sicht auf den Rhein und das Hafengebiet, und noch besser - man konnte von dort aus gesehen werden. Zwei wichtige Aspekte in der Konstruktion von Machtstandorten. Das wird in Mainz nicht anders gewesen sein.
 
Das freut mich jetzt aber, dass du noch was zu dem Thema beisteuerst!:)
Mich hatte ja damals dieser Artikel aus dem Netz etwas verunsichert, und ich wollte gern wissen, ob es neuere Erkenntnisse in der Sache gibt. Es war dann ganz interessant und hilfreich für mich, unter dem Eindruck und mit Hilfe der Kommentare zu der Hypothese zu finden, die mir plausibel erscheint.
Anmerkung: Ich sitze an keiner Facharbeit, sondern versuche, kreativ zu sein.;)
Deshalb, auch bestärkt von deiner Argumentation, lasse ich Saturninus erstmal auf dem Kästrich residieren.
Wobei ich (trotz 4 Jahre Gelebthabens in Mainz) nicht weiss, wie die Zitadelle in römischer Zeit bebaut war. Andererseits ist Mainz eine Stadt, wo man immer wieder in letzter Zeit interessante Dinge ans Tageslicht gebracht hat; zuerst das römische Theater, dann den Isis- und Magna Mater-Tempel diekt gegenüber meiner alten Wohnung ... vielleicht findet man ja noch mehr.
Auf den Karten, die ich habe, ist auf der Zitadelle nur der Drususturm eingezeichnet, dazu der Verlauf der Straße, die nach Weisenau führt. Diese Karten sind aber schon älter.
Ich habe hier einen Artikel aus der Rhein-Main-Zeitung vom 14.7.2004, der berichtet, dass Archäologen in der Zitadelle "vermutlich auf die Reste der Jakobsberg-Klosterkirche" gestoßen sind. Weiterhin heißt es: "Unter der Rasenfläche vermutet Rupprecht (d.h. der Landesarchäologe Dr. Gerd Rupprecht) auch römische Relikte. Entsprechende Scherbenfunde in dem Graben und ein freigelegtes Stück Mörtels am Fuße des Pfeilerfundaments weisen darauf hin. Danach zu graben ist nicht vorgesehen.":cry:
Der Drususturm war im Oktober letzten Jahres, als ich dort war, wegen der Gefahr herabfallender Steine teilweise eingezäunt. (Einen Zettel "Willkommen im ISIS-Heiligtum" habe ich auch gerade gefunden.:) )
Köln war auch erst Doppellegionslager, bevor es Provinzhauptstadt und Amtssitz wurde, und obwohl der Statthalterpalast von Köln offiziell "Praetorium" hiess, noch heute die Ruinen im Keller des Rathauses so genannt werden
Dass Köln auch Doppellegionslager war, wusste ich nicht, danke für die Info! (Das Prätorium ist jetzt sehr schön mit der verschiedenfarbigen Beleuchtung.)
 
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