Langobarden - Herkunfstlegende, Sprache und Einfluss auf die historische Entwicklung Norditaliens

(Meine Frau soll nicht mit der ganzen Welt vom blauen Blut verkehren, weil sie von gotischem Blut ist; siehe Wikipedia, Blaues Blut)

Laut dem gleichen Artikel kam die Redensart in der frühen Neuzeit auf, etwa im 15. Jahrhundert.

Wenn ich Dion richtig verstehe, hat diese Frau gotischen Blutes sicherlich einen mittelschwedischen Dialekt gesprochen.
 
Du belegst da aber auch wieder Dinge, die nicht beanstandet wurden und weichst gewissermaßen durch die Hintertür apodiktische Aussagen auf, die das Problem waren. Du musst nicht beweisen, dass die Langobarden mit Kind und Kegel kamen, das war nicht das Problem deiner Behauptung, das war nicht, was Kritik hervorgerufen hat.
Wie man aus dem ersten Beitrag dieses (neuen) Fadens sehen kann, hat @Stilicho dem Begriff Völkerwanderung widersprochen.

Es ist sicherlich Zufall, dass du nur germanische Gruppierungen aufzählst, die genannten Bulgaren, Pannonier, Sarmaten und Noriker aber lieber mal weglässt, oder etwa nicht?
Ich habe mich dabei an diesem deinen Beitrag orientiert
Alleine wie viele sogenannte "Goten"-Gruppierungen kennen wir? 10? 15? Mehr? Alles Völker?
Und wie unterschieden sie sich von Rugiern, Gepiden, Herulern, Wandalen, Skiren usw.?
und manche von dir genannten germanischen Gruppierung sogar weggelassen und nur Bayern hinzugefügt – und jetzt ist dir das nicht recht?

Im übrigen beweist das langobardisches Recht, dass 80 Jahre nach dem Ankommen in Italien kodifiziert worden ist, dass bei dieser Landnahme die Langobarden die bestimmenden waren – man könnte auch sagen: Die anderen Gruppierungen hatten nichts zu sagen.

Und noch was: Es liegt mir fern, "Germanen" zu verteidigen, wie du mir unterstellst, und jeder, der mich durch meine Beiträge kennt, wird bezeugen, dass ich mit dem sog. völkischen Gedankengut auf Kriegsfuß stehe. Es geht mir hier ausschließlich um den Begriff Völkerwanderung, den ich zunächst mit der langobardischen Sprache zu beweisen suchte. Dabei wäre es viel einfacher gewesen, zuerst auf Fara zu verweisen.

Dennoch war diese Diskussion für mich sehr nützlich. Dafür danke ich allen Teilnehmern.
 
Ich habe mich dabei an diesem deinen Beitrag orientiert
und manche von dir genannten germanischen Gruppierung sogar weggelassen und nur Bayern hinzugefügt – und jetzt ist dir das nicht recht?

Da verwechselst du jetzt leider Goten und Langobarden. Kann ja mal passieren.

Im übrigen beweist das langobardisches Recht, dass 80 Jahre nach dem Ankommen in Italien kodifiziert worden ist, dass bei dieser Landnahme die Langobarden die bestimmenden waren – man könnte auch sagen: Die anderen Gruppierungen hatten nichts zu sagen.

Auch das hat niemand bestritten, dass die Langobarden Norditalien beherrschten. Es ging darum, wer oder was diese "Langobarden" waren.

Aber diese Fragestellung kannst oder besser gesagt willst du den ganzen Faden über nicht verstehen.
 
Die Anlehnung an die Legende über die Gründung Roms ist offensichtlich.

Eigentlich nicht, ich wollte nur eine hübsche Überleitung zu dem zitierten Satz herstellen, in dem Du Romulus und Remus erwähnt hast.



Ob die Langobarden ursprünglich in Skandinavien beheimatet waren, weiß niemand, aber man kann diese Ansicht auch nicht verneinen.

Ja, klar: Niemand weiß, ob die Bajuwaren ursprünglich in Armenien beheimatet waren oder ob die Franken ursprünglich in Troja beheimatet waren. Man kann aber sagen, dass es keinen Sinn macht, derlei Ursprungslegenden für bare Münze zu nehmen. Vielleicht fand man es schick, sich einen Ursprung in möglichst weiter Ferne zu erdichten - Germanen im Mittelmeerraum (neben den Langobarden auch die Goten) vermuteten ihre Ahnen in Skandinavien, während Germanen nördlich ihre Ahnen in Anatolien vermuteten...


das Edictum Rothari aus dem Jahr 643, das langobardisches Recht beschreibt, enthält zwar nicht wenige langobardische Wörter, aber in latinisierter Form.
Eigentlich enthält es sogar nicht wenige langobardische Wörter in nicht-latinisierter Form.
 
Wie man aus dem ersten Beitrag dieses (neuen) Fadens sehen kann, hat @Stilicho dem Begriff Völkerwanderung widersprochen.

Da ist er in bester Gesellschaft. Wurde nicht irgendwo schon der Artikel von Mischa Meier verlinkt? Ich finde ihn gerade nicht:


Meier, Autor des neuesten Standardwerks über die Geschichte der Völkerwanderung (ca. 1500 Seiten) schreibt hier u. a.:

Doch auch die ‚Völkerwanderung‘ selbst ist inzwischen weitgehend dekonstruiert und in andere Sinnzusammenhänge eingebettet worden. Jene ‚Völker‘, die bis in jüngste Zeit als wandernde Einheiten beschrieben wurden, haben als solche nie existiert. Die Vorstellung, homogene Entitäten hätten sich um die Zeitenwende in Skandinavien auf den Weg gemacht, um Jahrhunderte später als Vandalen, Goten, Burgunder oder Franken in die römische Welt einzudringen, beruht auf einem romantischen Volksbegriff des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, der sich empirisch (in den Geschichts- und Sozialwissenschaften sowie der Ethnologie) und historisch (durch seine Wendung ins Rassistische, gipfelnd in der Katastrophe des Holocaust und des 2. Weltkriegs) als obsolet erwiesen hat.
 
Militärverbände, die auf Reichsboden Provinzen und Diözesen übernahmen und diese oft mit einer fortdauernden römischen lokalen Verwaltung neu organisierten, hatten in der Regel wenig mit jenen 'Völkern' zu tun, die kaiserzeitliche Ethnographen östlich des Rheins, nördlich der Donau und an den östlichen wie südlichen Wüstengrenzen erwähnten. Wanderungsnarrative waren jedoch stets eine beliebte, weil einfache, Erklärung für historischen Wandel. Dies gilt für die Spätantike und das frühe Mittelalter ebenso wie für die moderne Historiographie.
 
Ist es nicht so, dass die moderne Geschichtswissenschaft den Begriff Volk in der Regel generell nicht mehr verwendet, oder nur in distanzierenden Anführungszeichen, ob für die Spätantike oder für die Zeitgeschichte?
 
Da wäre ich allerdings vorsichtig. Familien haben sich in den letzten 120 Jahren doch sehr stark verändert. Von der Mehrgenerationenfamilie, die an Herbst- und Winterabenden sich die Zeit vertreiben musste, am Herdfeuer saß und ggf. Geschichten erzählte, sind wir über Radio, Fernsehen und Internet, sowie Versinglehaushaltung doch stark von kulturellen Eigenheiten abgekommen. Ich denke, die Abendgestaltung der Menschen vor 150 Jahren war der in der Antike ähnlicher, als der heute, einfach weil sich rasant etwas geändert hat. Von einer Gesellschaft, wo eine Familie vielleicht zwei, drei Bücher (darunter die Bibel und der Katechismus) hatte und ansonsten Opas und Omas Döneken zum Besten gegeben wurden (und natürlich durch stetige WIederholung auch memorisiert wurden) zu einer Gesellschaft, in der - wenn die Familien noch zusammen leben - der eine vorm Rechner im Geschichtsforum sitzt, der nächste online shoppt, der nächste binchwatcht und Oma das analoge Fernsehen sieht oder in ihrer Krimibibliothek schmökert, da ist eben viel weniger Tradierung von Familiengeschichte.
Das ist ein gutes Argument, ja. Allerdings verändern sich solche Geschichten normalerweise beim Erzählen immer wieder in kleineren oder größeren Nuancen und passen sich an aktuelle Gegebenheiten an. In einigen Herkunftslegenden indigener amerikanischer Völker tauchen beispielsweise Pferde auf, was auf eine Veränderung in nachkolumbianischer Zeit hindeutet. Vielleicht erhalten sich sogar eher Ereignisse der unmittelbaren Familiengeschichte wie der Unfall eines Vorfahren, von dem Ravenick berichtete und weniger Begebenheiten der "großen Politik". Das ist jetzt aber nur eine Vermutung.
 
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