Einen Aspekt fand ich aber interessant: ...
Na, ja, ein dir vllt. passender Kommentar zeugt nicht von Wahrheit. Schon der zeitliche Abstand von 1803 zu 1871 legt nahe, dass Napoléon nicht der "Vater" der deutschen Einheit sein konnte, erklärt zudem auch nicht die kleindeutsche Lösung ...
Mal von Napoléon abgesehen war das HRRDN ein Staatengebilde, dass denkbar schlecht der kommenden Industrialisierung und der Nationenbildung gewappnet war, politische Veränderungen somit zwangsläufig erfolgen hätten müssen. (Dies zeigt sich nach dem Wiener Kongress zB. am Zollverein und den sich daraus bildenden politischen Veränderungen)
Was hat Napoléon in der Summe gebracht? Krieg, Elend, den Versuch, Europa unter franz Vorherrschaft zu bringen ... Nationalismus ... und nach der Niederlage den Versuch des Absolutismus, einen neuerlichen revolutionär aggressiven franz. Versuch der Hegemonie, durch ein Gleichgewicht der Großmächte über den Kontinent zu verhindern. Gleichzeitig brachte der Wiener Kongress einen Deutschen Bund hervor, der in der Summe eine deutsche Einheit auf Jahrzehnte verhinderte. Da stellt sich doch glatt die (theoretische) Frage, ob die napoleonischen Maßnahmen tatsächlich die deutsche Einheit beschleunigt oder doch eher verzögert haben.
Noch krasser ist die Aussage zu Preußen:
"Ohne Napoleon hätte es keine preussischen Reformen gegeben; denn die mußten der Adelsherrschaft abgepreßt werden"
Staaten sind grundsätzlich im Wandel begriffen. Und gerade in Preußen fand sich unter Friedrich II. der aufgeklärte Absolutismus. Unter anderem wurde 1794 das "Allgemeine Landrecht für die preußische Staaten" eingeführt.
Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten ? Wikipedia
Sicherlich kann man Preußen in den Jahren nach der Revolution in großen Teilen eine falsche Außenpolitik attestieren, sicherlich harrte auch die eine oder andere Reform ihrer Verwirklichung, aber dass es eines Napoléon bedurft hätte, um ein "schlafendes Preußen" zu wecken, geht dann doch zu weit.
Ebenso schießt die Bezeichnung "reaktonärsten deutschen Militär- und Junkerstaat" am Ziel vorbei.
Preußens Landwirtschaft stand immer marktwirtschaftlich im Wettbewerb. Dazu schreibt Clark:
"Die Ländereien der Junker waren also, mit anderen Worten, keineswegs nachlässig geführte Getreidemonokulturen, auf denen die Arbeitskraft umsonst war und es keinerlei Anreize für Innovationen gab. Vielmehr handelte es sich um komplexe Unternehmungen, die mit beträchtlichen Betriebskosten einhergingen und hohe Investitionen erforderten. Lohnarbeiten unterschiedlicher Form spielte eine entscheidende Rolle für die Aufrechterhaltung der adligen Wirtschaft, sowohl in Bezug auf die Ländereien selbst wie auch in den Reihen des bessergestellten Dorfbewohner, die ihrerseits häufig Lohnarbeiter beschäftigten, um die Erträge ihrer Pachtgüter zu maximieren." [1]
"Wie eine Studie über das Gut Stavenow in der Prignitz nahelegt, ging es dem durchschnittlichen Bauern in einem brandenburgischen Dorf, weit davon entfernt, unter "erbärmlichster Armut" zu leiden, tatsächlich sogar besser als seinen süd- oder westeuropäischen Standesgenossen." [2]
Nur zur Erinnerung, Preußen musste die höchsten Kontributionen an Napoleon zahlen. Dies wäre kaum möglich gewesen, wenn die Wirtschaft nicht so leistungsfähig gewesen wäre.
Zurück zur Schlacht von Leipzig: Die Schlacht zeigt auch, dass auf beiden Seiten deutsche Truppen standen ... dem großen Korsen war das völlig gleichgültig ...
Grüße
excideuil
[1]
Clark, Christopher: Preußen Aufstieg und Niedergang 1600-1947, Pantheon, München, 2008, Seite 198
[2] Clark, a.a.O., Seite 199