Lernmaterialien für das Mittelalter???

Petra_44

Aktives Mitglied
Hallo,

ich habe ein großes Problem, und zwar eine Klausur über das Thema Mittelalter, die unaufhaltsam näherrückt. (Ende Juni ist es so weit.)

Das Problem ist, dass mich das Mittelalter mittlerweile überhaupt nicht mehr interessiert und ich mir diese Sachen auch nicht merken kann. :grübel:Wir lernen praktisch nur über Herrscher und Ereignisse, z.B. die vielen Italienzüge der unterschiedlichen Herrscher etc. Das "Warum" ist offenbar nicht von Interesse (z.B. warum plötzlich "alle" auf einen Kreuzzug zogen, etc.)

Ich habe mir schon eine Lernkartei für diese blöden Herrscher erstellt, kann sie mir aber nicht merken - obwohl ich schon seit Weihnachten lerne. :S Wir müssen die leider wissen, weil eine der Fragen so lauten könnte: "Nennen Sie fünf Herrscher der Merowinger/Salier/Ottonen/... inklusive Herrschaftsdaten". Da es nur fünf oder sechs Fragen gibt, ist es schon besser, zu jeder davon etwas zu wissen.

Was soll ich tun? Kennt jemand gute Lernmaterialien, die man kaufen kann, z.B. eine Lernkartei Mittelalter? Gibt es gute Videos? Vor ein oder zwei Wochen kam im Fernsehen etwas über Karl den Großen. Das war schon ganz gut; so etwas in dieser Art stelle ich mir vor. Aber es ging halt nur um Karl den Großen, und das ist zu wenig.

Für das 3. Reich gibt es ja die Serie "Hitlers Helfer". Gibt es so etwas nicht auch über die Herrscher des Mittelalters?

(Nein, ich bin nicht zu faul zum Lesen - aber ich gehöre zu den auditiven Lernern.)

Schöne Grüße

Petra


Mittelalterliche Herrscher:abgelehnt:
 
Versuche doch, die jeweiligen Herrscher mit etwas zu verknüpfen, was sich in den historischen Kontext einordnen lässt, statt auswendig zu lernen.
 
Hmm ... ok, aufnehmen ist schon mal eine gute Idee. :O Werde ich machen.
Ich hatte es bis jetzt mit einer Lernkartei versucht, weil das bei meinen Hebräischvokabeln ganz gut funktioniert. Die kann man sich auch leichter merken als diese depperten Herrscher. :S

Aber was ist denn nun mit meinen Videos? Gibt's die gar nicht? :weinen:Im Fernsehprogramm sehe ich zwar eine Menge über das Mittelalter, aber nichts, was ich brauchen kann. (Da geht es um die Ritter der Tafelrunde oder Ähnliches - interessante Themen halt ;))

Schöne Grüße

Petra
 
Aber was ist denn nun mit meinen Videos? Gibt's die gar nicht? :weinen:Im Fernsehprogramm sehe ich zwar eine Menge über das Mittelalter, aber nichts, was ich brauchen kann.

Ich bezweifle dass du etwas finden wirst. Für das von dir gebrauchte Ausmaß der Detailliertheit fällt mir zumindest nichts ein. Die meisten Lehrvideos verschaffen nur einen groben Überblick - Jahreszahlen und Herrscherauflistungen, etc. wirst du darin selten finden.
 
An der Stelle eine ganz simple Frage - seht es mir bitte nach, wenn sie naiv ist: Warum denn nicht mit Hilfe von Materialien lernen, die schon online sind?
Eine Kartei läßt sich mE bspw. recht gut via Genealogie Mittelalter erstellen - über "Königreiche" (unkorrekterweise ist da dann bspw. vom "Deutschen Reich" die Rede) gelangt man zu den Herrscherlisten und darüber weiter zu den einzelnen Personen, wo dann einiges zum historischen Kontext etc. zu finden ist, was man mit dem jeweiligen Herrscher verbinden kann.
Hier bspw. die Könige des Frankenreichs (Merowinger und Karolinger) und die Deutschen Könige und ihre Frauen (u.a. Liudolfinger/Ottonen, Salier, Staufer, ...).
 
Der "auditive Lerntyp" wird immer falsch verstanden. Du brauchst jemanden, mit dem du darüber reden oder diskutieren kannst.
Nur die Ohren einzuschalten reicht nicht, das Hirn muss schon auch gefordert sein, das Gehörte zu verarbeiten.
Das mit dem "Sehen, Hören, Lesen..." ist nicht der Lerntyp, sondern der Eingangskanal.Also der Weg, wie Daten überhaupt erst mal ins Ultrakurzzeitgedächtnis wandern. Mit Lernen hat das nichts zu tun. (Dass die Leute das mitlerweile alle glauben kommt davon, dass Journalisten, die selbst keine Ahnung von Didaktik und Lernpsychologie haben, Artikel über genau diese Themen in Stern, Spiegel, Focus, Eltern und Konsorten schreiben.)

Genau da ist auch das Problem mit dem "ich weiß zwar, dass das so war, aber warum wollten eigentlich plötzlich alle [auf Kreuzzug z.B.]? Und merken kann ich mir das auch nicht."
Natürlich weißt du das nicht, steht ja auch in keinem Buch. Denn die treibende Kraft waren die Befindlichkeiten, die - wie der Ami zu sagen pflegt - hearts and minds der Leute. Und dafür wiederum müssten wir die Leute fragen, was leider aus biologischen Gründen nicht mehr möglich ist. Du musst Dich also, wenn Du Dich mit Geschichte befasst, neben dem reinen Faktenlernen immer auch in die Leute damals reinversetzen. Das ist es, was ich meine, wenn ich jemandem erzähle, man müsse Geschichtsbücher "mit dem Bauch" lesen.

Dein Hirn merkt sich Fakten nur, wenn sie für es irgendeinen Sinn ergeben. Fakten, die einfach nur inhaltslos reingepaukt werden, werden wieder vergessen, weil das Hirn mit ihnen nicht wirklich etwas anfangen kann, sie somit unter der Rubrik "diverser Pofel" einsortiert und als (vermeintlich) unwichtigen Ballast zügig wieder löscht. Du musst also diese Fakten aufarbeiten, sie müssen für Dich Sinn machen. Ob dieser subjektive Sinn den tatsächlichen historischen Realitäten entspricht, ist dafür übrigens erst mal herzlich egal. Sie müssen für dein Hirn Sinn machen. Du musst sagen können: "ist doch logisch..." Sämtliche langfristigen Merktechniken und Merktipps basieren auf diesem Phänomen. (Die derzeit überall propagierten Kurzzeitmerktechiken und -seminare, bei denen irgendwelche Leute bewundert werden, weil sie sich mit ihrer Hilfe kurzzeitig 50 Gegenstände einprägen können sind diesbezüglich übrigens für die Katz. Ist derzeit so ein Mode-Hype...)

Es kommt also nur eingeschränkt auf die Lernmaterialien an, sondern darauf, was Du aus diesen machst und wie Du damit umgehst.
Reine übersichtliche Listen für das MA etwa gibt es viele. Googel einfach mal. Beispiel: Mittelalterliche Zeitleiste | Abteilung für Mittelalterliche Geschichte der Universität Tübingen
Diesbezüglich habe ich der "dummen" Frage von Thimotheus nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass ich sie hiermit virtuell unterstreiche *g*
 
Nun ja - es ist nicht so, dass mir die Herrschaftsdaten nicht vorliegen würden. Das Problem ist nur, dass ich sie mir nicht merken kann, wenn sich damit keine Geschichte verbindet. Eine Geschichte kenne ich aber nur zu ganz wenigen Herrschern, z.B. Karl der Große, der spät in der Nacht vergeblich versucht hat, schreiben zu lernen, und der da "ganz überraschend" zum Kaiser gekrönt worden ist.

Die anderen Herrscher sind für mich nichts weiter als die lernresistentesten Vokabeln, die mir je begegnet sind. :S

Daher die Idee mit der Fernsehserie. Wenn ich die Herrscher mit wallender Mähne auf einem Pferd habe vorbeireiten sehen, dann habe ich auch eine Vorstellung von ihnen und kann mir die trockenen Daten besser merken.

Schöne Grüße

Petra
 
Hallo Panzerreiter,

danke für die Erklärung. Ich weiß, was ich mit diesen Königen mache: Die kommen jetzt alle ins Gefängnis. :evil: Nur Karl der Große darf frei bleiben. Der ist nämlich nett und hat seine Lebensdaten brav lernen lassen. Er kann ja versuchen, die anderen zu befreien, dann hat er was zu tun. :scheinheilig:

Für ihre blöden Italienzüge brauchen sie natürlich alle einen Passierschein. Genau. Und wenn sie sich nicht benehmen, bekommen sie keinen.

(Hmm ... kann es sein, dass mich diese Lernerei mittlerweile etwas nervt?)

Schöne Grüße

Petra
 
Mal doch für jeden davon einen solchen "Passierschein", auf dem etwa sein (historisch unkorrektes, aber sehr charakterisierendes) "Passbild" drauf ist. Falls du nicht so gut malen kannst, dann setz doch für jeden davon ein "Begnadigungsersuch" auf, in dem er versucht, sich mit seinen tollen Taten gut zu verkaufen und eine Begnadigung zu erwirken. Bei denen, die Du überhaupt nicht leiden kannst, kannst du Dir ja den Spaß machen, ein kurzes Antwortschreiben aufzusetzen, in dem das Gesuch begründet abgelehnt wird.

Oder denk Dir folgende fiktive Situation durch:
Zwei Herrscher unterschiedlicher Zeiten begegnen sich, etwa KdG und KdK. Worüber würden sie sich unterhalten? Würde KdG (der ja für Dich quasi der "Gute Opa" ist), dem Jüngeren die Leviten lesen und falls ja, wofür? Stell Dir KdG ruhig als Weihnachtsmann vor, der KdK auf dem Schoß hat und fragt "Na, mein Junge, warst Du denn auch brav? Was hast Du denn alles so geleistet?" Wie würde der Jüngere sich eventuell rechtfertigen?

Wichtig beim Lernen ist, dass du gerne lernst und Spaß dabei hast. Die meisten Lernenden nehmen das viel zu ernst. Wenn das Gehirn sich nur ungern mit dem Stoff befasst, wird das Gedächtnis gleich mal falsch gepolt, nämlich auf "vergiss den unangenehmen Sch... bald wieder", weil unser Gehirn sich verständlicherweise nur ungern an langweilige, lästige und unangenehme Dinge erinnern will.
Das ist wie bei Witzen. Welche merkt man sich denn am besten? Doch die richtig versauten Schenkelklopfer, oder?
 
... es ist nicht so, dass mir die Herrschaftsdaten nicht vorliegen würden. Das Problem ist nur, dass ich sie mir nicht merken kann, wenn sich damit keine Geschichte verbindet...
Mir ging es eigentlich dabei weniger um die Listen incl. Namen und Daten als solche, sondern eben um die Hintergrundgeschichten zu jeder Person, die dort zu lesen sind, wenn man den Links folgt.
Deswegen auch mein Halbsatz:
... und darüber weiter zu den einzelnen Personen, wo dann einiges zum historischen Kontext etc. zu finden ist, was man mit dem jeweiligen Herrscher verbinden kann...
Es ging mir also um das Material, welches Dir für eine Lernkartei - wie Du sie selbst bereits nutzt - helfen kann, deren Inhalt (vorzugsweise Stichpunkte) Du dann auf einen Tonträger - wie von Caro1 vorgeschlagen - bringen kannst. So wollte ich das verstanden wissen...



Nach dem letzten Beitrag von Panzerreiter ist mir allerdings klar geworden, daß dieser Ansatz wohl recht trocken ist, weswegen ich seinem Vorschlag - z.B. fiktive Situation: Herrscher unterschiedlicher Zeiten begegnen sich - demzufolge nur zustimmen kann.
(Ich stelle mir da gerade Otto I. vor, der KdG klarzumachen versucht, daß er sich in seiner Tradition sieht; aber egal... =))

Eine ergänzende Möglichkeit wäre noch, zunächst laut zu lesen (ganz ums Lesen herumkommen wirst Du nicht, doch so hörst Du zugleich, was Du liest) und das Gelesene dann in eigenen Worten mündlich wiederzugeben. Mündliches Wiedergeben heißt dabei aber eben nicht wortwörtliches Wiedergeben o. dgl., sondern wie Du es anderen bspw. eben in Form einer Geschichte erzählen würdest (deswegen "in eigenen Worten"). Evt. kannst Du Dir dann selbst auch dazu Fragen zu stellen, die Du aussprichst, und versuchen, diese wieder sprechend zu beantworten (es muß ja nicht unbedingt in voller Lautstärke sein). Dies läßt sich übrigens auch mit dem o.g. fiktiven Szenario verbinden...

Und gegen Tonaufnahmen spricht natürlich auch bei alledem grundsätzlich nichts, denn so kannst Du es Dir stets wieder anhören. Kurz: Mache Dir zuhause keine Gedanken wegen Selbstgesprächen o.ä., sondern genieße es, selbst über diese Geschichten zu reden und Dir auch selbst dabei zuzuhören.



Doch wie dem auch sei: Das, was Panzerreiter geschrieben hat, kann ich an dieser Stelle meinerseits virtuell nur ganz dick unterstreichen...
 
[...] und das Gelesene dann in eigenen Worten mündlich wiederzugeben. Mündliches Wiedergeben heißt dabei aber eben nicht wortwörtliches Wiedergeben o. dgl., sondern wie Du es anderen bspw. eben in Form einer Geschichte erzählen würdest [...]

Jep, ganz wichtig, da hat er recht.
Ich nenne das das "Depperlesspiel". Ziel ist es, etwas (mündlich) so zu formulieren, dass das fiktive Gegenüber es auf jeden Fall verstehen würde, auch wenn es sich dabei um ein absolutes Depperle handeln würde (deswegen der Name...) Dabei muss sich der Vortragende vor und während des Vortragens in die Rolle des fiktiven Dummis versetzen und sich bei jedem Punkt überlegen, was man da jetzt dran eventuell nicht verstehen könnte.
Das zwingt beispielsweise dazu, Fachbegriffe in "normales" Deutsch umzuformulieren, wobei man sich gleich noch mal die tatsächliche Bedeutung klar macht. (Viele Leute verwenden Fachbegriffe ohne sich bewusst zu sein, dass sie sie selbst gar nicht so richtig verstanden haben...)
Es zwingt auch dazu, noch mal kurz die Dinge in den historischen Kontext zu setzen, etwa um (dem Depperle...) noch mal verständlich zu machen, warum genau der das damals nun wohl so und nicht anders machte.
Hast Du Kinder?
Denk an das "Waaaruuuum-Spiel" ;)
 
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