Libertalia, die kleinen Freibeuterkönigreiche in Madagaskar

SRuehlow

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Libertalia

Der Anfang des 18. Jahrhundert war das Zeitalter der berüchtigten Bukaniere, Freibeuter oder kurz – der Piraten. Sie waren der Schrecken der Sieben Weltmeere, besondere Erwähnung gilt hier der Karibik und dem Südchinesischen Meer. Vielen ist bekannt, dass sich die Piraten einen Kodex gaben, nach dem sie auf demokratische Weise zusammenlebten und handelten. Aber wenigen ist hingegen bekannt, dass es ein Königreich der Piraten am Anfang des 18. Jahrhunderts gab: Libertalia.

Die Insel Madagaskar wurde für ein zwei Jahrzehnte Zentrum mehrer, winziger Königreiche. Im Nordosten der Insel liegt die Insel Sainte Marie, dessen natürliche Bucht hervorragend geeignet war, um dort vor Anker zu gehen und einen kleinen Stützpunkt aufzubauen. Der ehemalige Bukanier Adam Baldridge gründete dort 1691 einen Handelsstützpunkt. Dort wurden Waren ausgetauscht, die von den Piraten als Prisen aufgebracht wurden und im Gegenzug für Gold, Silber, Seide und Sklaven, gab ihnen Baldridge Alkohol und Proviant. Die erhaltenen Waren verschiffte er an Kaufleute aus New York.
Am Südende Madagaskars hatte 1696 Abraham Samuel eine Piratenkolonie gegründet. Sie befand sich in Fort Dauphin, einer aufgegebenen Siedlung der Franzosen. Dass er König wurde, hatte er nur einem glücklichen Umstand zu verdanken. Seine Prisen verkaufte er in Sainte Marie, wurde aber eines Tages von Einheimischen angegriffen und musste sich nach einem geeigneten Ankerplatz umsehen. Bei Fort Dauphin ging er an Land und die dortigen Ureinwohner Madagaskars nahmen ihn freundlich auf und setzten ihn auf den Thron des Königs ihres Königreichs. Er nannte sich König Samuel, legte sich eine gewaffnete Leibgarde und einen üppigen Harem der eingeborenen Frauen zu.
Ein anderes Königreich wurde in der Ratner-Buch gegründet. Dieses Königreich lag gute zwei Kilometer nördlich von Sainte Marie. Regiert wurde es von König James Plantain, von dem berichtet wird, dass er ebenfalls mit Frauen der Ureinwohner zusammenlebte.

Im Jahr 1700 wurden von einem Inselbesucher nach dem Verkauf der erbeuteten Prisen in den Häfen der drei Königreiche von Madagaskar 17 Schiffe der Freibeuter gezählt. Dort sollen um dieselbe Zeit circa 1500 Männer – all samt demokratische Piraten - gelebt haben.
Elf Jahre später besuchte ein Kapitän namens Woodes Rogers Kapstadt. Dort wurde ihm zugetragen, dass die Kolonien der Piraten sich auf inzwischen 60-70 Mann dezimiert hatte. Die Piraten hatten Streitigkeiten wegen der Frauen und den Prisen bekommen. Nachdem sie sich zu Gewalttätigkeiten untereinander hinreißen ließen, verübten sie auch sie auch Grausamkeiten unter den Madagassen. Diese wehrten sich und man hatte einen offenen kleinen Krieg zwischen Piraten und Einheimischen.

Quellen: Cordingly, David: Unter schwarzer Flagge, Legende und Wirklichkeit des Piratenlebens; Zürich 1999.

Wikipedia: Libertalia (Artikel ist nicht so gut, aber man erfährt eine Menge piratischer, staatsphilosophischer Gedanken)
 
Hier eine kleine Karte, die ich im Internet von Madadaskar gefunden habe, auf denen die kleinen Königreiche von Libertalia geographisch eingezeichnet sind.
 

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Weil ich mich gerade mit Madagaskar beschäftige:

Weiß jemand vielleicht etwas Genaueres über diese Seeräuber-Pistolen? ;)

Ich habe in der Literatur zwar Hinweise auf Piratenstützpunkte auf Madagaskar gefunden, doch von einem Piratenstaat oder wie auch immer gearteten Königreichen war da nirgendwo die Rede (die Geschichte klingt für mich auch ein bisschen arg nach "Fluch der Karibik"). Selbst Wikipedia hat über Libertalia Folgendes zu sagen:

Wahrscheinlich hat die Geschichte von Libertalia jedoch keinen historischen Kern, sondern stellt nur ein, als Piratengeschichte getarntes, politisches Essay dar, wie der Historiker Christopher Hill meint. Dennoch inspiriert sie noch heute Anhänger von basisdemokratischen und anarchischen Gesellschaftsmodellen.

(Quelle: Goldenes Zeitalter (Piraterie) - Wikipedia)

Kann mich hier vielleicht jemand über den Wahrheitsgehalt solcher Geschichten aufklären? :)

LG
Die_Schweigende
 
Zuletzt bearbeitet:
In einem mir vorliegenden Buch von Heinz Neukirchen "Piraten - Seeraub auf allen Meeren" transpress-Verlag Berlin 1972 wird ebenfalls ein kurzlebiger Piratenstaat auf Madagaskar erwähnt. Allerdings habe ich ihn, ich habe gerade nicht soviel Zeit zum Nachschlagen, eher bescheidener vom Umfang her in Erinnerung. Meines Erachtens war die Zahl der zumeist dann eher gebildeten Kapitäne, welche bestimmte politische Ansichten wie hier auf Madagaskar verfolgten eher klein, wenngleich eine beschränkte Demokratie dem Seeräuberwesen auch in der Karibik innewohnte.

Das was auf Wikipedia steht und Du, Die Schweigende, zitierst, klingt mir eher wie eine Spekulation als das, was ich SRuehlow lese. Fakt ist, es gab sicherlich eine europäisch bestimmte Piraterie im Indischen Ozean und ein Stützpunkt auf Madagaskar ist naheliegend und scheinbar belegt. Eine Sammlung von 1.500 Piraten halte ich allerdings für übertrieben. Man muss sich die Zahl mal vorstellen und in ein Verhältnis zu den ganz großen Piratenstützpunkten im 17.Jh. auf Tortuga, dann Jamaika und schließlich im frühen 18.Jh. auf New Providence. Die größten Unternehmen der Piraten der Karibik des 17.Jh. umfassten einige hundert Piraten (Morgan, Lolonois usw.) und dann sollen 1.500 mitten im Indischen Ozean zusammen gekommen sein? Kann ich mir nicht vorstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Brissotin: Soweit ich weiß, ist eine befestigte Anlage, ähnlich eines Forts belegt. Ich habe auch bereits mehrere Personen befragt, die über bzw. auf Madagaskar geforscht haben, und keiner hatte jemals etwas von einem Piratenstaat gehört ...

Das von Dir zitierte Buch klingt in jedem Fall interessant. Mal sehen, ob ich mir das besorgen kann. Eine Verbindung zwischen Piraterie und Madagaskar ist unbestritten, was mir Kopfzerbrechen bereitet, ist besagtes Libertalia - mit oder ohne Wikipedia ;)

LG und Danke für die Antwort
Die_Schweigende
 
@Brissotin: Soweit ich weiß, ist eine befestigte Anlage, ähnlich eines Forts belegt. Ich habe auch bereits mehrere Personen befragt, die über bzw. auf Madagaskar geforscht haben, und keiner hatte jemals etwas von einem Piratenstaat gehört ...
Wenn man die 60 Piraten als den tatsächlich existierenden Piraten"staat" annähme würde nicht verwundern, dass es dazu keine Zeugnisse gibt. Wenn ich mich recht entsinne, sollen Stürme und dergleichen die Behausungen recht vollständig schon damals zerstört haben. Wenngleich die europäsische Piraterie im indischen Ozean ein gesicherter Fakt ist, war diese nicht so umfangreich. Wenn man so will, stellte ja jede in sich geschlossene Mannschaft eines Schiffes einen eigenen Staat dar, da sie sich den eigenen Gesetzen unterwarf, welche sie für sich beschlossen hatte. Sie hielten sich zwar an übliche Muster, aber dennoch war die Art des Zusammenlebens auf den Schiffen natürlich sehr indivduell, abhängig von Mannschaft und Kapitän, äußeren Einflüssen. Nur bei manchen Weltverbesserern, welche eine besonders augenscheinlich wunderliche Vorgehensweise, auch in Bezug auf ihre Beute, an den Tag legten, wird diese libertäre Ader des Piratentums herausgestrichen.

Zu dem Buch: Es ist eine Gesamtdarstellung von der Piraterie zur Zeit der Ägyter bis ins 20.Jh., also für Piratenkenner eher oberflächlich und ein wenig vielleicht politisch gefärbt. Die Ilustrationen von Gerhard Goßmann, wenngleich nicht aus wissenschaftlichem Standpunkt sondern aus künstlerischem, legen dem Buch einen besonderen Wert bei.
 
Der Wikipedia-Artikel Geschichte Madagaskars - Wikipedia weiß mehr und nennt Ortsnamen:

Zwischen 1680 und 1725 wurde Madagaskar eine Piratenfestung. Bekannte Piraten wie Kapitän William Kidd, Henry Every, John Bowen, und Thomas Tew machten die Antongil Bay und Nosy Boraha (St. Marys Insel), eine kleine 15 km von der Nordostküste Madagaskars gelegene Insel, zu ihrer Basis. Die Piraten plünderten Handelsschiffe im Indischen Ozean, Roten Meer, und persischen Golf. Sie raubten die für Europa beladenen Handelsschiffe mit ihrer Seiden-, Tuches-, Gewürz- und Juwelenfracht aus. Schiffe, die in umgekehrte Richtung nach Indien fuhren, überfiel man wegen ihrer Münzen, sowie Gold- und Silberschätze. Ziele der Piraten waren die zwischen den Häfen des Indischen Ozeans verkehrenden indischen Frachtschiffe sowie die von Frankreich, England und den Niederlanden beauftragten Handelsschiffe der Ostindienfirmen. Die zwischen Surat in Indien und Mokka an der Spitze der arabischen Halbinsel segelnde Pilgerflotte bildete ein Lieblingsziel der Piraten, weil die reichen muslimischen Pilger häufig Juwelen und andere Kleinodien nach Mekka mit sich führten.
 
@Brissotin: Soweit ich weiß, ist eine befestigte Anlage, ähnlich eines Forts belegt. Ich habe auch bereits mehrere Personen befragt, die über bzw. auf Madagaskar geforscht haben, und keiner hatte jemals etwas von einem Piratenstaat gehört ...

Das von Dir zitierte Buch klingt in jedem Fall interessant. Mal sehen, ob ich mir das besorgen kann. Eine Verbindung zwischen Piraterie und Madagaskar ist unbestritten, was mir Kopfzerbrechen bereitet, ist besagtes Libertalia - mit oder ohne Wikipedia ;)

LG und Danke für die Antwort
Die_Schweigende


Das Buch von dem Neukirchen besitze ich auch, der war höherer Seeoffizier der DDR-Volksmarine, hat auch sonst verschiedenes Maritime veröffentlicht. Ich denke schon, dass man dem vertrauen kann.

Mal sehen, vielleicht schlage ich heute Abend mal nach.
 
Das Buch von dem Neukirchen besitze ich auch, der war höherer Seeoffizier der DDR-Volksmarine, hat auch sonst verschiedenes Maritime veröffentlicht. Ich denke schon, dass man dem vertrauen kann.

Mal sehen, vielleicht schlage ich heute Abend mal nach.
Das erklärt natürlich einiges. Gut gefiel mir an dem Buch immer, dass die Piraterie im Rahmen der militärischen oder sozialen Konflikte immer wieder gestellt wurde und die Bedeutung für die Seefahrt überhaupt sehr betont wurde.
Denn als ein davon losgelöstes Phänomen kann man die Piraterie nicht begreifen. Erst die Folge von Kriegen des 17.Jh. bis hin zum Spanischen Erbfolgekrieg erklärt die "Blüte" der Piraterie in der Karibik und anderswo, wo die Interessen bestimmter europäischer Staaten das Seeräuber(un)wesen förderten.
 
Danke für Eure informativen Antworten :)

Ich habe mir das erwähnte Buch von Neukirchen bereits bestellt und hoffe nun, dass es sich sozusagen als elemtare Einführung in die Geschichte der Piraterie eignet (ich habe von dem Thema - einmal abgesehen von allgemein bekannten Basics - keine Ahnung, daher auch meine vielleicht etwas unglückliche Fragestellung).

Die bei Wikipedia erwähnten Örtlichkeiten geben zumindest Aufschluss darüber, warum meinen Informanten von Madagaskar selbst nichts bekannt war. Offensichtlich wurden die Piratensiedlungen wie von Brissotin erwähnt schon damals zerstört und sind für eine archäologische Erfassung bzw. als Touristenziel uninteressant. Ansonsten hätten sie wohl auch in diversen Reiseführern Erwähnung gefunden.


Nochmal vielen lieben Dank, dieses Forum ist wirklich eine wahre Goldgrube :)

LG
Die_Schweigende
 
Diplomatiegeschichtlich bedeutsam ist in diesem Zusammenhang auch die "Amityline" eine fiktive Linie im Atlantik, hinter der Ábmachungen der europäischen Diplomatie nicht bindend waren.

Die Blütezeit der karibischen Piraterie wäre niemals denkbar gewesen, wenn die Seemächte nicht die Bukanier als heimliche Bundesgenossen gegen die Spanier unterstützt hätten. Vor allem profitierten Häfen wie Tortuga, New Providence, Savannah von der Piraterie. Als schliesslich die Bukanier nicht mehr als Bundesgenossen gegen die Spanier gebraucht wurden, und England nominell die Piraterie bekämpfte, waren es nicht zuletzt die Gouverneure der 13 Kolonien, die heimlich gemeinsame Sache mit Freibeutern machten. Man sollte unterscheiden zwischen Freibeutern, die im Auftrag der englischen Krone Jagd auf Geleitzüge machten und Piraten, die lediglich auf eigene Kosten und Risiko arbeiteten. Entscheidend war für den Unterschied eigentlich nur, dass ein Pirat wusste, welche Schiffe er nicht kapern durfte und sich Fürsprecher an Land sicherte, die ihre schützende Hand über ihn hielten. So avancierte Henry Morgan zum Gouverneur von Jamaika, der Jagd auf ehemalige Kollegen machte, Raleigh und Drake stiegen zu Pairs auf. Dagegen wurde William Kidd, der über beste Beziehungen in den Kolonien verfügte in Tyburn als Pirat gehenkt, nicht zuletzt weil ihm auf seiner "Adventure Galley" die Fortüne gefehlt hatte, so daß er sich von seiner Mannschaft drängen ließ, Schiffe der East India Company zu kapern.

Für Morgan waren allerdings die Zeitumstände sehr günstig. Seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges und dem Frieden von Utrecht brauchten die Seemächte nicht mehr die Bukanier als Bundesgenossen. Sie waren eher lästig, da sie diplomatische Verwicklungen beschwören konnten. Da ließ man sich lieber nicht oder wenn, dann nur heimlich mit ein. Piraten wie Bartholemew Robers alias Black Barty oder die berüchtigte Anne Bonney kämpften eigentlich auf verlorenem Posten, gerade weil ihnen die auf Dauer so wichtige Protektion fehlte.

Roberts fiel in einem Gefecht vor der Küste von Guinea. Gegen seine Leute wurde der bisher größte Piraterieprozess eröffnet, der eine wichtige Quelle ist. Die Juristen waren an individueller Schuld interessiert, so dass Schiffsärzte oder Handwerker, die aus Zwang zu den Piraten übergingen verschont wurden. Anne Bonney entging in einem anderen Prozess dem Henker, weil sie schwanger war, danach verliert sich ihr Schicksal. Die Brüder der Küste hatten ausgesprochen demokratische Bordregeln. Revolutionär war ein System der Alters- und Invalidenvorsorge, so daß für einen verlorenen Arm, ein Bein, ein Auge bestimmte Prämien bezahlt wurden. Entlohnt und geteilt wurde nach Verdienst und Leistung, nur der Kapitän und der Quartiermeister bekamen höhere Anteile. Übrigens darf man sich die meisten Piratenattacken wesentlich unspektakulärer vorstellen, als es in Piratenfilmen erscheint. Zunächst mal hatten selbst bedeutende Piraten wie Morgan, Blackbeard oder Roberts n icht so große Schiffe. Eine Fregatte, das war für Piratenverhältnisse schon ein Riesenkriegsschiff. Meist waren es kleine schnelle Küstensegler, Lugger, Schoner oder Briggs, die gut kreuzen konnten und schnell waren. Beliebt waren Briggs, die für "leicht verderbliche Ware" wie Sklaven gebaut wurden und viele Leute aufnehmen konnten. Breitseiten gab es höchstens nach erfolgreichem Angriff, eine Artilleriesalve hätte aber ein Schiff samt kostbarer Ladung zum sinken bringen können. Gut armiert waren eigentlich nur die Schiffe der Kompanien, die ihre Agenten und Offiziere häufig weit besser entlohnte, so dass die Mannschaften motivierter waren. Häufig waren die Seeleute nämlich durchaus nicht abgeneigt, zu den Piraten überzugehen. Nur so läßt sich erklären, dass manche Schiffe so leicht geentert werden konnten. Eine Zeitlang segelte man unter gleicher Flagge wie das zu enternde Schiff. war man nahe genug heran, wurde die rote Fahne oder phantasievolle Ableger davon gehisst. Das aufregendste an einem Piratenüberfall war die Regatta, die Besatzung war oft so indifferent oder eingeschüchtert, dass sie keinen Widerstand leistete. Manchmal war das geenterte Schiff besser, weshalb z. B. Anne Bonney die Angewohnheit hatte, es kurzerhand zu tauschen.


Madagasgar wurde zum Hauptpiratenunterschlupf, seit die Karibik nach dem Frieden von Utrecht 1713 nicht mehr die Sicherheit bot, wie zuvor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Französische Freibeuterrepublik im Nordwesten der Insel Hispaniola (Santo Domingo). Als Spanien den Druck erhöhte, holte man in Frankreich Hilfe. Die halfen nicht nur sondern setzten gleich der Republik ein Ende und kolonisierten den Westteil der Insel.
Gotland unter den Viktualienbrüder. Allerdings keine Republik oder dergleichen.
 
Madagasgar wurde zum Hauptpiratenunterschlupf, seit die Karibik nach dem Frieden von Utrecht 1713 nicht mehr die Sicherheit bot, wie zuvor.

Madagaskar wurde Hauptstützpunkt, weil von hier aus der asiatische Handel gezielt und sicher angegriffen werden konnte.
Der Frieden von Utrecht 1713 beendete den Pirat im staatlichen Auftrag (Kaperbriefe).
 
Im Jahr 1700 wurden von einem Inselbesucher nach dem Verkauf der erbeuteten Prisen in den Häfen der drei Königreiche von Madagaskar 17 Schiffe der Freibeuter gezählt. Dort sollen um dieselbe Zeit circa 1500 Männer – all samt demokratische Piraten - gelebt haben.
Elf Jahre später besuchte ein Kapitän namens Woodes Rogers Kapstadt. Dort wurde ihm zugetragen, dass die Kolonien der Piraten sich auf inzwischen 60-70 Mann dezimiert hatte.

Madagasgar wurde zum Hauptpiratenunterschlupf, seit die Karibik nach dem Frieden von Utrecht 1713 nicht mehr die Sicherheit bot, wie zuvor.

Madagaskar wurde Hauptstützpunkt, weil von hier aus der asiatische Handel gezielt und sicher angegriffen werden konnte.
Der Frieden von Utrecht 1713 beendete den Pirat im staatlichen Auftrag (Kaperbriefe).

Sehe nur ich da einen Widerspruch? :confused:

Kidd und einige der anderen berühmten Piraten des Westindischen Ozeans würde ich allesamt um 1700 aber nicht viel später einordnen.
 
@Scorpio: Danke für die tolle Zusammenfassung :)
Einiges wusste ich schon - als Kind hatte ich glaube ich mal ein Buch über Piraten, und ein bisschen was ist wohl doch hängengeblieben. Zudem interessiere ich mich für die "Ausgrabungen" (bzw. Unterwasserarchäologie) in Port Royal auf Jamaica - auch in der Geschichte dieser Stadt spielte Piraterie ja eine tragende Rolle.

Port Royal wurde übrigens 1692 durch ein Erdbeben zerstört. In diesen Zeitraum dürfte ja wohl auch (ungefähr) das Ende des Goldenen Zeitalters der Piraterie in der Karibik anzusetzen sein. Gibt's da vielleicht einen Zusammenhang?

LG
Die_Schweigende
 
Port Royal wurde übrigens 1692 durch ein Erdbeben zerstört. In diesen Zeitraum dürfte ja wohl auch (ungefähr) das Ende des Goldenen Zeitalters der Piraterie in der Karibik anzusetzen sein. Gibt's da vielleicht einen Zusammenhang?
Nein gibt es nicht. Eigentlich kam die Piraterie wieder im Spanischen Erbfolgekrieg in den zwei ersten Dekaden des 18.Jh. erneut auf. Ich glaube mich entsinnen zu können, dass sie bis dahin wieder abgeflaut war. New Providence wurde dann das neue Zentrum der Piraten. Man muss sich dabei anschauen, dass sich die Operationen der Piraten dann im frühen 18.Jh. allerdings auch änderten. Es gab nicht mehr die großen Unternehmen eines Sir Henry Morgan mit Landmärschen sondern eher das Kämpfen auf eigene Faust einiger Kapitäne, die sich eher selten wie im Falle von Blackbeart mal zu zweit zusammenschlossen. Auch das verwirrende Bündnissystme in Europa trug sicherlich dazu bei und dass sich die europäsischen Mächte nun schon über 200 Jahre lang in Westindien etabliert hatten.

Die Piraterie flaute immer mal wieder ab, wenn es keine europäischen Konflikte gab, habe ich den Eindruck, v.a. aber weil dann alle Parteien der Seemächte ein Interesse an der Ausrottung der Piratenplage hatten. So gab es immer mal königliche Pardons, welche von vielen Piratenkapitänen angenommen, von manchen auch wieder gebrochen wurden. Außerdem existierte sowas wie eine Resozialisierung, also dass ehemalige Piraten später angeworben wurden, um wieder in der Seefahrt Fuß zu fassen.
 
Port Royal wurde übrigens 1692 durch ein Erdbeben zerstört. In diesen Zeitraum dürfte ja wohl auch (ungefähr) das Ende des Goldenen Zeitalters der Piraterie in der Karibik anzusetzen sein. Gibt's da vielleicht einen Zusammenhang?

Die europäischen Nationen setzten nach Ende der Freikaperei massiven Widerstand und Jagd nach den Piraten an. Die Schifffahrtswege waren jetzt für die Europäer sicherer, da die staatlichen Freibeuter wegfielen. Somit konnte der militärische Schutz der Flottillen und Schiffe verbessert werden.
Ich nehme mal an, dass Militärschiffe verstärkt die Handelsschiffe bis an den westlichen Rand der Karibik begleiteten und auch sonst vermehrt Patrouillen fahren konnten.
 
Ich nehme mal an, dass Militärschiffe verstärkt die Handelsschiffe bis an den westlichen Rand der Karibik begleiteten und auch sonst vermehrt Patrouillen fahren konnten.

Zumindest was Spanien angeht meine ich einmal gelesen zu haben, dass spanische Handelssegler jeweils im Frühling und Herbst im Schutze der Armada in Richtung Westindies segelten. Würde mich nicht wundern, wenn andere Nationen das ähnlich gelöst hätten.

LG
Die_Schweigende
 
Zumindest was Spanien angeht meine ich einmal gelesen zu haben, dass spanische Handelssegler jeweils im Frühling und Herbst im Schutze der Armada in Richtung Westindies segelten. Würde mich nicht wundern, wenn andere Nationen das ähnlich gelöst hätten.
Du meinst sicherlich die spanische Schatzflotte. Ich kenne von keinen anderen Staaten so umfangreiche und regelmäßige Verbände. Aber die Last war eben auch besonders wertvoll. Konvois gab es natürlich immer mal. Bisweilen waren aber auch einfach die Handelsschiffe selbst wie Kriegsschiffe stark mit Geschützen bestückt, ich meine dass das gerade bei den Ostindienfahrern der Fall war, deren Fracht auch wiederum sehr begehrt war.
 
Zumindest was Spanien angeht meine ich einmal gelesen zu haben, dass spanische Handelssegler jeweils im Frühling und Herbst im Schutze der Armada in Richtung Westindies segelten. Würde mich nicht wundern, wenn andere Nationen das ähnlich gelöst hätten.

Stimmt im wesentlichen, hing aber auch mit den Strömungen und Winden zusammen, die sich jahreszeitlich bedingt änderten. Dieses saisonale Moment erleichterte natürlich im ersten Augenblick dann auch den Piraten ihre Abfangjagden.
 
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