Liebe-Etikette der Adligen, Umgang mit Damen

rayn26

Neues Mitglied
Hallo =)
Mich würde interessieren, wie die mittelalterliche Etikette der Adligen aussah und wie sie mit den Damen (Lady) umzugehen hatten, da ich hierzu keine guten Bücher finden konnte.

Beispielsweise gab es ja den Handkuss, welches der Ritter einer vornehmen Dame geben konnte.
Hierzu gab es wohl auch bestimmte Vorschriften, wie sich der Dame zu verhalten hatte, zB dem Mann die Hand unaufgefordert zu reichen.
Oder sich vor der Prinzessin niederknien usw...

Gab es weitere Etiketten oder Verhaltensregeln, das zum Ausdruck der Zuneigung oder Hochachtung bestimmt und zwischen den Adligen oder Rittern (also nicht im Dorf etc, sondern eher im Hof) gebräuchlich war?

Mich interessieren kleine Details, ob ein unverheirateter Adliger und Frau alleine die Zeit zusammenbringen durften, ein Händedruck oder Wangenkuss ein Tabu oder zugelassen war, was sie sich schenkten...
Oder wie sie einer Dame auf vornehmen Weise ein Liebesgeständnis oder einen Antrag machten, wie ein "Date" ablief..etc.

Ich bin über jeden Hinweis dankbar :)
 
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Hui... Also eine höfische Entwicklung ist, soweit ich das sehe, seit dem späten 12. Jahrhundert auszumachen, mit Frankreich in der Vorbildfunktion. Die beiden Worte höfisch und höflich, im Mittelalter noch ohne den heutigen Bedeutungsunterschied, sind Lehnübersetzungen des französischen courtois, das auch als Lehnwort in der deutschen mittelalterlichen Dichtung vorkommt:
dâ gâhte gein in harte | manc wol geriten templeis, | gewâpent. die wârn sô kurteis, | ame geleite si wol sâhen | daz in freude solte nâhen.
Dein Bild einer höfischen Gesellschaft scheint mir eher aus der Frühen Neuzeit zu stammen, denn aus dem Mittelalter, wiewohl, wie gesagt eine entsprechende Entwicklung wohl so seit dem 12. Jahrhundert auszumachen ist, Sitten der Frühen Neuzeit bis etwa 1800 also gewissermaßen Fortentwicklungen früherer Sitten sind.
Höfische Sitten entstanden v.a. um sich zu distinguieren. Also, um sich im Verhalten unterscheidbar zu machen vom Nichtadel.

Was die Liebe angeht, so muss man im Mittelalter zwischen der erotischen Liebe und der Minne (die auch durchaus erotische Bilder verwendet) unterscheiden. In der Minnelyrik wendet sich der ritterlicher Dichter an eine meist höher gestellte, jedenfalls aber für ihn nicht erreichbare Dame.

Das Verhalten gegenüber Frauen ist im Mittelalter durchaus ambivalent. es gibt sehr viele frauenfeindliche Texte in Mittelalter und Früher Neuzeit, gleichzeitig aber eben auch viele Texte, die sich in Schmeicheleien ergehen und Frauen emporheben. Im realen Leben galt das wohl nur für die adeligen Frauen, die - sofern sie nicht aus "Staatsraison" in eine ehe gezwungen wurden - eine eher gute Behandlung erfuhren, wohingegen andere Frauen eher "Verfügungsmasse" waren.

Wenn ein Herrscher eine Frau verstieß, dann steckte er sie gewöhnlich ins Kloster. Aber das Kloster war sowieso, schon seit der Spätantike, ein Ort, wo man bevorzugt Nebenbuhler und Gefangene unterbrachte.

Man sollte sich das Mittelalter - wobei es in dieser Beziehung sicher immer ein auf und ab gab - bei aller Frömmigkeit auch nicht als allzu keusch vorstellen...
 
Vielen Dank für deine Antwort!

Wenn ich dich richtig verstanden habe, entstanden also die höfischen Sitten nicht im Mittelalter, sondern eher in der Neuzeit.
Ich hätte mir etwas mehr Romanze von der Liebe der Ritter und Adligen im Mittelalter erhofft...:b
Schade, dass es wohl sowas in der damaligen Zeit nicht gab, außer erotischen Liebe und Minne...
 
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Wenn ich dich richtig verstanden habe, entstanden also die höfischen Sitten nicht im Mittelalter, sondern eher in der Neuzeit.
Man rechnet das Mittelalter als die Zeit etwa zwischen 476 und 1450-1500 (Buchdruck 1450, Entdeckung Amerikas 1492, Reformation 1517). Somit gehört das 12. Jhdt. wo der Beginn der Entwicklung höfischer Sitten anzusetzen ist, noch voll zum Mittelalter.
Du musst dir das etwa so vorstellen: Um 1100 unterschied sich das Verhalten von Bauern und Adeligen kaum. Bürger gab es nur wenige. Aber es gab einen Bedarf nach Distinktion, eben um sich von den Bauern (und dem allmählich wachsenden Bürgertum) abzugrenzen: "Wir sind etwas besseres!"
Das ist der Grund, warum sich Sittenkodices entwickeln.
Nun ist es aber so, dass untere Gesellschaftsgruppen die Elite versuchen in ihrem Verhalten zu kopieren, teilweise geschieht das bewusst, teilweise unbewusst. Es dient dazu, den eigenen Status zu verbessern, wahrgenommen zu werden. Dies wiederum führt zu weiteren Entwicklungen im Sittenkodex, weil der Adel wiederum auf das Kopieren seiner Verhaltensweisen reagiert, denn mit der Nivellierung der Sitten steigt erneut der Bedarf nach Distinktion.

Ich hätte mir etwas mehr Romanze von der Liebe der Ritter und Adligen im Mittelalter erhofft...:b
Da gibt es von dem französischen Historiker Jean Verdon das hübsche Büchlein Irdische Lust. Sex und Sinnlichkeit im Mittelalter.

Schade, dass es wohl sowas in der damaligen Zeit nicht gab, außer erotischen Liebe und Minne...
:confused:
 
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