Löcher am Helmrand?

Legat

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Ich war heute im Alten Museum in Berlin und hab mir dort die Sammlung an grichischen Stücken angesehen (leider war die Ägyütische Ausstellung dank Renovierung geschlossen).
Dort waren eine Reihe von uA korinthischen Helmen aus Bronze ausgestellt, die alle am Rand (sogar am Nasenschutz und den Augen) Löcher aufweisten.
Wozu waren die da? Befand sich am Rand ein Streifen Leder/Stoff der durch die Löcher dort angenäht war? So als Polsterung? Oder umgekehrt: War der ganze Helm in Leder/Stoff eingefasst?
Weis da jemand genaueres?
 
Wäre ja schlecht, wenns bei den Augen keine Löcher hätte ;-)

Im Ernst, die waren wahrscheinlich für die Nieten, um das Futter zu befestigen
 
Ja bei einemwarennoch einige Nieten dran. Aber wenn es für das Futter wäte, dann würden die Löcher/Nieten eher einmal um den Stirnbereich gehen und nicht am gesamten Rand des Helmes.
 
Die komplette Umnietung gibt gerade bei einem Innenfutter Sinn. Ein reiner Blechhelm hilft ja nicht viel. Da gehört erstens eine Kalotte, ein Art Innenhelm hinein und zweitens ein Innenfutter aus organischem Material.
Allerdings finde ich die Nietung für einen korinthischen Typ schon eher selten. Du hast nicht zufällig ein Foto oder einen link ?

Thomas
 
Hab Bilder gefunden. Leider kann man dort die Löcher nicht erkennen:

File:Griechische Helme1.JPG - Wikimedia Commons
File:Griechische Helme2.JPG - Wikimedia Commons

Die letzten drei Helme in der ersten Reihe, alle in der Zweiten Reihe und ich glaube die meisten in der letzten Reihe haben diese Löcher.
Und wie gesagt die gehen über den gesamten Rand, sogar am Rand des Nasenschutzes.

Beim ersten Helm (von links) der 2. Reihe im 2. Foto kann man als helle Flecken die Nieten an den Augenbrauen erkennen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die sind ja winzig die Löcher. Die an den Helmen in Berlin hatten teilweise die Größe wie von einem Papierlocher gemacht.
 
Man kann das Innenfutter entweder einnieten oder einnähen, wie im letzten Fall.
Wieso wunderst Du Dich denn so über das Innenfutter ?

Thomas
 
Ist mir halt von keinem Helm bekannt. Höchstens ein Futter, was an der Kalotte in Stirnhöhe angenietet wird (und das auch nur bei mittelalterlichen Helmen, bei der Antike weis ich nur was von gefütterten Kappen die unter dem Helm getragen wurden). Aber kein Futter, das den gesamten Helm auskleidet.
 
Legat, die Innenkonstruktion von antiken Helmen ist eigentlich nur in einem Fall, dem eines südalpinen eisenzeitlichen Helms gesichert. Dieser Helm datiert wohl um 600 BC. Die Innenkonstruktion besteht aus einem Grasgeflecht, ähnlich einem Brotkorb. Dieses Geflecht ist mit Ziegenleder überspannt. Diese Innenkonstruktion ist dann in den Bronzehelm eingenagelt (!).
Ansonsten wäre mir jetzt kein Fall bekannt, aus dem sich eine Innenkonstruktion schlüssig nachweisen ließe.
Das Innenfutter an manchen Korinthischen Helmen ergibt tatsächlich nur aus den erwähnten Naht/Nietreihen, die jedoch theoretisch auch eine organische Umbördelung der Helmkanten gehalten haben könnten. Da aber eine solche Umbördelung auf den Abbildungen (Vasen etc.) nicht dargestellt ist, ist der Schluss eben ein Innenfutter. Dieses verhindert ja auch den direkten Kontakt mit dem bei warmen Wetter aufgeheizten Bronzeblech.
Die von Dir erwähnten Kappen werden in letzter Zeit recht häufig als Innenkonstruktion für kaiserzeitliche römische Helme gefordert. Ein Nachweis dafür liegt jedoch nicht vor. Da keine Befestigungsnieten/nähte/nägel und auch keine Klebungsreste (Pech etc.) vorhanden sind, wird gefordert, dass der Helm nur auf diese Kappe „aufgepresst“ wurde, ähnlich wie man es für mittelalterliche Topf/Kübelhelme annimmt.
Dies ist jedoch methodisch nicht sauber. Ich kann letztlich jede Konstruktion annehmen, die keine Spuren hinterlässt. Und es bleibt immer nur eine Annahme.

Innenhelme waren bestimmt vorhanden, nur haben wir leider keinen Hinweis auf Konstruktion und Befestigungsmethode. Denkbar ist dabei alles mögliche, von Gras über Wolle/Filz bis zu Holz und Leder.

Thomas
 
hier sieht man die löcher etwas besser:
 

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Schon bei den frühen Exemplaren des illyrischen Helmes finden sich in den Spitzen der Wangenschirme Löcher, die dazu dienten, den Helm mit Hilfe eines Kinnriemens oder -schutzes auf dem Kopf zu fixieren. Auch verläuft bei dieser Helmform schon früh entlang des unteren Helmrandes eine Reihe feiner Bohrlöcher, die der Befestigung eines Innenfutters dienten. Der geringe Abstand dieser Löcher legt nahe, dass das Futter regelrecht eingenäht wurde. Oben an der Kalotte wurde das Futter wohl mit Leim oder Harz verklebt, damit es sich nicht ausstülpte.
Neben der Befestigung des Futters konnten die Löcher wohl auch der Befestigung einer Auflage aus Edelmetallen Holz oder Bein dienen, die den Helmrand verstärkte und damit auch die Kalotte stabilisierte. Eine solche Auflage war zudem sehr dekorativ. Bei den illyrischen Helmen des 7. und 6. Jh. wurde sie wohl mit Nietstiften befestigt, deren Köpfe versilbert waren. Der optische Eindruck eines solchen Helmes mit goldglänzender Kalotte, einer weißen Beinauflage und versilberten Zierstiften muss enorm gewesen sein. Die erhaltenen weitgehend durchmineralisierten Stücke lassen diesen Eindruck kaum mehr erahnen.

Als Polstermaterial kommen Filz, Schwamm und Rosshaar infrage. Alle diese Materialien haben Vor- und Nachteile. Filz ist das früheste belegte Polstermaterial. Es ist von sich aus formstabil und hat sehr gute Dämpfungseigenschaften. Fils nimmt aber auch viel Feuchtigkeit auf und speichert diese im Gegensatz zu Roßhaar. Das daraus resultierende, unangenehme Klima im Helm reduziert den Tragekomfort beträchtlich.
Aristoteles erwähnt als Futtermaterial für Helme und Beinschienen eine besonders feste, feinporige und geschlossene Schwammsorte, den sogenannten Achilleus-Schwamm. Ein geschlossenporiger Schwamm ist zwar wie Filz formstabil und hat ausgezeichnete Dämpfungseigenschaften, sorgt aber, weil er kaum Schweiß aufnimmt und diesen auch nicht ableitet, gleichfalls für ein unangenehmes Innenklima.
In dieser Hinsicht ist Rosshaar den beiden Materialien überlegen, weil es Feuchtigkeit nut im geringen Mengen aufnimmt und gut ableitet. In einem mit Rosshaar gepolsterten Helm kondensiert der Schweiß also an der Innenseite des Helmes und läuft nach unten ab. Rosshaarpolster haben den Nachteil, nicht von sich aus Formstabil zu sein, weshalb sie noch mit textilem Material oder Leder überzogen werden müssen. Die Dämpfungseigenschaften hängen im wesentlichen von der Qualität der Verarbeitung dieses Materials ab. Auch wenn die Verwendung dieses Polstermaterials nicht belegt ist, wäre ein mit Rosshaar gefülltes Leinenkissen, wie es Junkelmann für römische Helme rekonstruierte, sicher auch bei griechischen Helmformen eine sehr gute Lösung.

Quelle:
Franz J. P., Krieger, Bauer, Bürger - Untersuchung zu den Hopliten der archaischen und klassischen Zeit, S. 54, S. 136 f., Frankfurt 2002
 
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