Lösung der Weltwirtschaftskrise von 1929

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Gast

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Ich muss demnächst einen Vortrag in der Schule über die Weltwirtschaftskrise halten.
Ich bin soweit fertig, allerdings weis ich noch nicht, wie man die Krise gelöst hat. Könnt ihr mir da weiterhelfen?
 
Kurz und vereinfacht gesagt: Die Verhältnisse normalisieren sich ohnehin irgendwann von selbst.
So wie auch jetzt Aktien und Fonds bereits wieder Zuwächse haben und die Märkte wieder expandieren, weil die Nachfrage wieder steigt, auch wenn gesagt wird, dass wire das große wirtschaftliche Jammertal noch gar nicht erreicht haben ...

Nachtrag: Aber ich habe doch eine interessante Datei, zumindest für Deutschland, gefunden http://www.brainguide.de/der-rueckerwerb-eigener-aktien-in-der-weltwirtschaftskrise-1929-1931
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist eher so, dass erst der 2. Weltkrieg die Krise "gelöst" hat, indem er als gigantisches Konjunktuprogramm für die USA gewirkt hat.

Der Dow-Jones-Index erreichte erst wieder in den 50er Jahren den Stand von 1929.

Dow.jpg
 
Lösungsansätze in Ansätze in Deutschland:

Papen hat zunächst das 135 Millionen RM Programm von Brüning weitergeführt. Als das Problem der Reparationen gelöst war, ging man daran, sich Gedanken darüber zu machen, weitere Geldmittel zur Bekämpfung der Krise bereitzustellen.

In Deutschland wurde dann 1932 zum Mittel der staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnehmen gegriffen, der 300 Millionen Mark zur Verfügung gestellt wurden. Insbesondere wurde der Straßen und Tiefbaugezielt gefördert.

Für den Zeitraum von Oktober 32 bis September 33 fällige Umsatz-, Gewerbe-, Gund- und Beförderungssteuern gab der Staat sogenannte Steuergutscheine aus. Der Wert dieser Gutscheine betrug ca. 40% des tatsächlichen gezahlten Steuerbetrages. Der Staat sicherte zu, diese Gutscheine bis spätestens März 39 in Zahlung zu nehmen.

Der Staat versprach Unternehmen für je zusätzlich eingestellten Arbeitnehmer eine Prämie von 400 Reichsmark zu zahlen. Hierfür wurden 700 Millionen Reichsmark veranschlagt.

Im Januar 33 trat das 500 Millionen Reichsmark Programm von Schleicher in KRaft. Davon waren 400 Millionen für die Länder und 100 Millionen für das Reich vorgesehen. Es wurden Bauvorhaben, gefördert die der Reparatur oder Verbesserung dienten. Die Vorhaben solltn zügig realisiert werden, da sie bis Ende 33 abgeschlossen sein mussten.

Blaich, Der Schwarze Freitag, S.106ff, MÜnchen 1985
 
Der Dow-Jones-Index erreichte erst wieder in den 50er Jahren den Stand von 1929.

Eine Anmerkung:

Der DJ-Index hat mE keine "Aussagekraft" für die Weltwirtschaftskrise 1929 ff., der Kollaps der Kapitalmärkte schlug vielmehr auf die letzlich für die Krise relevanten Realgütermärkte durch.

Er wäre aber auch isoliert als Fieberthermometer wenig aussagekräftig, da die 1928/29er Spitzen spekulativ bedingt waren, also annormal hochgetrieben wurden. Die lösten sich schon vorher von der Weltwirtschaft und wären daher rauszustreichen zwecks Glättung des Bildes.
 
Es ist eher so, dass erst der 2. Weltkrieg die Krise "gelöst" hat, indem er als gigantisches Konjunktuprogramm für die USA gewirkt hat.
Das ist eine gängige These.

In der neueren Forschung wird dies bestritten Higgs on the Great Depression | EconTalk | Library of Economics and Liberty

Das Argument dabei ist im wesentlichen, daß die angeblichen Steigerungen im BSP während des zweiten Weltkriegs auf Statistik-Fehlern beruhen. Es gab ja während des Kriegs staatlich festgesetzte Preise, die spiegelten wohl die Produktivität nicht vernünftig wieder und die zum BSP zu addieren wäre dann methodisch falsch.

So setzte wohl die Wende erst nach dem Krieg (als normale Konjunkturerholung) ein.
 
Das hieße aber, dass der "normale" Zyklus über 20 Jahre gedauert hat. Stimmt das denn mit dem Stand der Wissenschaft über Konjunkturzyklen überein ?

Das sind alles Theorien. Über Normalitäten, Zyklenlängen, Zyklenverläufe/-arten, die empirischen Messungen, Ursachen etc. klaffen die Meinungen weit auseinander.
 
Das hieße aber, dass der "normale" Zyklus über 20 Jahre gedauert hat.
In dieser Zeit war wirtschaftlich wenig "normal".

Die Folgen des ersten Weltkriegs, dann der Crash (der bestimmt keine "normale" Rezession war), dann der "New Deal", bei dem sehr umstritten ist, ob er nun etwas gebracht hat oder nicht im Gegenteil die Depression verlängert hat.

Dann kam der zweite Weltkrieg - der die eigentliche wirtschaftliche Entwicklung ja allseits heftig behindert bis zurückgeworfen hat.

Eine gewisse Normalität gab es eigentlich erst wieder ab den 50ern.

Stimmt das denn mit dem Stand der Wissenschaft über Konjunkturzyklen überein ?
M. W. ist man weitgehend davon abgekommen, da "Zyklen" in Sinne von Regelmäßigkeit zu sehen.
Es wechseln sich halt Auf- und Abschwung-Phasen ab, aber in den Längen scheint es (bis auf die saisonalen Einflüsse innerhalb eines Jahres) keine Regelmäßigkeit zu geben.
 
Oben habe ich schon darauf hingewiesen, dass Kapitalmarkt-Indizes wegen der spekulativen Komponente kein geeigneter Indikator für die gesamten ökonomischen Auswirkungen der Krise sind. Im Prinzip gilt dieses generell für in Geld bewertete Parameter, da eben die Preis-/Zinseinflüsse Verzerrungen bewirken. Logisch wäre demnach, sich an unbewerteten Mengengrößen zu orientieren. Dafür gibt es einige interessante Ansatzpunkte.


In einer Diss. zum Güterverkehr in der Ostsee war die Aussage enthalten, dass die beförderte Tonnage 1929/32 drastisch gesunken ist, jedoch der zeitgleiche Rückgang in der Ostsee geringer gewesen sei als derjenige der Welttonnage in der Handelsschifffahrt mit rd. 30% Einbruch. Dieser Rückgang der beförderten Güter in Gewichtseinheiten ist allerdings nur ein erster Anhaltspunkt für die Abbildung der Krise der Realgütermärkte, da notwendig wäre, die Struktur weiter aufzufächern.

Den reinen mengenmäßigen Einbruch kann man auch über die Häfen (und das läßt Rückschlüsse auf Importe/Exporte zu) sowie das deutsche Eisenbahnnetz beobachten. Für die beförderten Tonnenkilometer gilt, Eil- und Frachtgut:
1929: 68.222.000
1931: 44.903.000
1932: 38.370.000
1933: 41.103.000
1934: 49.528.000
1935: 56.139.000
1936: 62.318.000
1937: 70.890.000

Das läßt sich weiter auf die Häfen führen, Import- und Exportmengen, sowie Warengruppen, privat und öffentlich (u.a. auch Rüstung). Habe ich mir jetzt mal erspart, um den grundsätzlichen Verlauf zu zeigen. In ganz geringem Umfang gibt es hier Substitutionseffekte durch Verlagerungen Straße/Schiene, der Rest ist Abziehbild der Wirtschaftskrise. Dazu gibt es nun einige Publikationen.
 
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Oben habe ich schon darauf hingewiesen, dass Kapitalmarkt-Indizes wegen der spekulativen Komponente kein geeigneter Indikator für die gesamten ökonomischen Auswirkungen der Krise sind.
Ich gebe Dir recht, daß die Indizes nicht geeignet sind. Aber m. E. nicht wegen der Spekulation, sondern weil sie nur einen Teil der Wirtschaft abbilden und eine Krise zu heftigen Verschiebungen zwischen den Wirtschaftsbereichen führt, d.h. es werden z. B. Immobilien in Relation zu Wertpapieren völlig neu bewertet.

Logisch wäre demnach, sich an unbewerteten Mengengrößen zu orientieren.
Das kann Hinweise bringen (Deine Aufstellungen zu den Transporten finde ich sehr hilfreich), aber da läuft man dann in ein anderes Problem: Bei Krisen (und noch mehr bei Kriegen) gibt es dramatische Änderungen (sprich: Verschlechterungen) bei der Warenqualität. Und die kann man nur mit Preisbewertung sehen (solange es marktgerechte Preise gibt).
 
Aber m. E. nicht wegen der Spekulation, sondern weil sie nur einen Teil der Wirtschaft abbilden und eine Krise zu heftigen Verschiebungen zwischen den Wirtschaftsbereichen führt, d.h. es werden z. B. Immobilien in Relation zu Wertpapieren völlig neu bewertet.

So sehe ich das auch, völlig richtiger Hinweis.

Mit der "Spekulation" in Bezug auf die Krise 1929/32 meinte ich auch etwas, nämlich den Ausschlag der Börsenindices in den Jahren 1928/29.

Auf die Veränderungen in der Krise wollte ich nicht abstellen, mir ging es um das Einstiegsniveau Oktober 1929. Der peak hatte sich bereits in Loslösung von den realwirtschaftlichen Entwicklungen ergeben, und er war spekulativ (siehe die verschiedenen Hinweise und Darstellungen bei Galbraith, Der große Crash)
 
Das sind alles Theorien. Über Normalitäten, Zyklenlängen, Zyklenverläufe/-arten, die empirischen Messungen, Ursachen etc. klaffen die Meinungen weit auseinander.


Die Meinungen müssen auch weit auseinanderklaffen, da die Mehrzahl der Marktteilnehmer im Börsenumfeld aus der Natur der Sache heraus falsch liegen muß und sich durch das Bestreben der Marktteilnehmer, zur richtig liegenden Minderheit zu gehören, Wirtschaftszyklen verschieben bzw. anders darstellen. ;)
 
Dann kam der zweite Weltkrieg - der die eigentliche wirtschaftliche Entwicklung ja allseits heftig behindert bis zurückgeworfen hat.

Eine gewisse Normalität gab es eigentlich erst wieder ab den 50ern.

Die Aussage könnte man auf den ersten Blick nur auf die Kriegsschäden in Europa beziehen, und dieses braucht wohl nicht weiter belegt zu werden.


Allerdings kann man das auch auf die USA beziehen, für die der Krieg eine dramatische strukturelle Schieflage der Binnenwirtschaft nach sich zog. Dass es hier in den Nachkriegsjahren nicht zum crash kam, ist eigentlich das "peacetime miracle of consumption " 1946ff. nach dem "wartime miracle of production" 1940-1945.


Preisbereinigt stieg das BIP der USA 1940 bis 1945 um über 53 Mrd. (ohne Bereinigung von 97 auf 199 Mrd. $). Das Problem war hier die reine Produktion von Kriegsgütern, die von 2,8% auf 43,5% des BIP anstieg, eine höchst brisante strukturelle Schieflage mit Kriegsende. 1945 ergab sich nun ein aufgestauter Nachfrageüberhang nach Konsumgütern, der diese Umstellung leistete. Sowohl dieser Konsum als auch die regelrechte Explosion der privaten Investitionen bereinigte das Strukturproblem. Dabei darf man nicht übersehen, dass diese Ausgaben quasi "ins Blaue hinein", spekulativ und mit großem Elan zur Verschuldung geleistet wurden. Ein weiterer Faktor waren die zur Unwesentlichkeit reduzierten nicht-militärischen staatlichen Ausgaben (auch die für Investitionen) während der Kriegszeit mit entsprechenden Nachholeffekten.

Die dargestellten Effekte sogen den während des Krieges entstandenen Kapitalüberhang vollständig auf, eine Entwicklung, die nicht selbstverständlich war, sondern quasi einen optimistisch ausgestellten Wechsel auf die Zukunft bedeutete. Zugleich gab es Friktionen, temporäre Arbeitslosigkeit etc., da die inflationären (und nicht in konsumierbaren Gegenwerten bestehenden, zT abgeschöpften) Lohnsteigerungen während des Krieges nun zu scharfen Anpassungen, Umstrukturierungen etc. führten. Außerdem hatten sich beachtliche Ungleichgewichte in den Einkommens- und Gewinnverteilungen ergeben.

Die Umstellung funktionierte letztlich (wie 1924/28, dann ohne die Spekulationsblase 1929).

detailliert und statistisch sehr gut aufbereitet zB bei Anhelm: Die Deutschlandpolitik der USA und UdSSR im Kontext ... 1945-1948
(politische Soziologie und Ökonomie), Diss. Göttingen 1976.
 
Die Aussage könnte man auf den ersten Blick nur auf die Kriegsschäden in Europa beziehen,
Meine Aussage war hier alleine auf die USA bezogen.
Die Produktivität leidet natürlich erheblich, wenn man einen wesentlichen Teil der arbeitenden Bevölkerung als Soldaten einzieht und durch ungelernte und weniger geeignete Kräfte ersetzt.

Preisbereinigt stieg das BIP der USA 1940 bis 1945 um über 53 Mrd. (ohne Bereinigung von 97 auf 199 Mrd. $).
Diese Statistik ist höchstwahrscheinlich unbrauchbar (siehe oben mein Link zu Econtalk).
In der Kriegszeit gab es ja staatlich vorgegebene Preise, die recht wenig mit realen Werten zu tun hatten.
Und wenn man die dann zusammenaddiert, gibt das keine valide BSP-Summe.
 
Meine Aussage war hier alleine auf die USA bezogen.
Darauf bin ich dann auch eingegangen.


Die Produktivität leidet natürlich erheblich, wenn man einen wesentlichen Teil der arbeitenden Bevölkerung als Soldaten einzieht und durch ungelernte und weniger geeignete Kräfte ersetzt.
Hier sehe ich ein Problem in drei Stufen:
- an Schlüsselgrößen des Output in Mengengerüsten (Nahrungsmittel, Rohstoffe, Stahlerzeugung, Maschinenbau, Fahrzeugbau) ist das abgesehen von strukturellen Verschiebungen wie in der Bautätigkeit nicht zu bemerken, Ursache: Investitionen und personelle Mobilisierung.
- an der Gewinnlage der Unternehmen ebenfalls nicht (starke Steigerungen)
- gegebene Produktivitätsverluste wurden in den Unternehmensbilanzen durch die Preissteigerungen (siehe unten) kompensiert, per Saldo Gewinn- und Lohnsteigerungen.

Diese Statistik ist höchstwahrscheinlich unbrauchbar (siehe oben mein Link zu Econtalk). In der Kriegszeit gab es ja staatlich vorgegebene Preise, die recht wenig mit realen Werten zu tun hatten.Und wenn man die dann zusammenaddiert, gibt das keine valide BSP-Summe.
Da wurde nichts addiert. Genau deshalb ist die Indexierung 1940/Preisbereinigung vorgenommen worden, was zur Halbierung des Anstiegs führte, siehe oben.

Ich sehe nicht, wieso der verbleibende Anstieg unplausibel sein sollte (siehe oben mengenbezogene Schlüsselgrößen). Es verbleibt natürlich die methodische Kritik an der Messung an sich, insbesondere aufgrund der strukturellen Verschiebungen in der Produktion, die betrifft aber grundsätzlich auch die Vorkriegsphase -> inwieweit können bewertete Größen überhaupt herangezogen werden? Dazu lohnt dann ein Blick auf die Mengenstatistiken/unbewerteten Produktionsleistungen.
 
Schlüsselgrößen des Output in Mengengerüsten
Die geben natürlich wichtige Orientierungsgrößen.

Aber für die Gesamtsicht fehlen zwei wichtige Faktoren: Die Qualität der Waren und die Dienstleistungen.
Typischerweise gibt es hier in einer Kriegswirtschaft dramatische Einbußen.

Gewinnlage der Unternehmen
Die ist nun angesichts der weitgehenden staatlichen Preis- und Lohnfestsetzung kein Maßstab.

gegebene Produktivitätsverluste wurden in den Unternehmensbilanzen durch die Preissteigerungen (siehe unten) kompensiert
Jetzt kommen wir ins Philosophische: Bedeutet es wirtschaftlichen Aufschwung, wenn die Unternehmer mehr Gewinne machen?
Würde ich verneinen.
Im Prinzip konnten die Firmen wegen der kriegsbedingten Verknappungen auch minderwertige Produkte zu hohen Preisen an den Mann bringen. Schön für sie, schlecht für die Verbraucher.

Eine gesamtwirtschaftliche Erholung würde sich normalerweise am BSP festmachen lassen.
Aber eben das ist nicht seriös ermittelbar.

Da wurde nichts addiert.
Haben wir hier ein Mißverständnis?
Das BSP ist letztlich die Summe aller Waren und Dienstleistungen - aufaddiert mit dem jeweiligen Verkaufspreis.

Genau deshalb ist die Indexierung 1940/Preisbereinigung vorgenommen worden
Damit werden aber zwei Probleme nicht beseitigt.
Zum Einen ist der Wert der Kriegsproduktion völlig gegriffen, weil es dafür keine Marktpreise gibt - dieser Teil des BSP ist letztlich willkürlich.
Zum Anderen berücksichtigt die Indexierung nicht die Qualitätsunterschiede.
Ein Verbraucherprodukt in Kriegszeiten ist in vielen Fällen deutlich minderwertig, eben weil an Material und Arbeit gespart wurde. Verglichen mit dem Vorkriegsprodukt ist es minderwertiger Ramsch, das nur einen Bruchteil des Preises bringen würde.
Aber in der BSP-Statistik geht es zum vollen Vorkriegspreis ein und täuscht damit ein nicht vorhandenes Wirtschaftsvolumen vor.
 
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