Ja, das könnte sein - mancher sammelte Briefmarken und gab ein Vermögen dafür aus, Ludwig baute Schlösser, die dem bayerischen Staat Millionen Euro einbringen, während die Briefmarken kaum noch was wert sind.
Naja, sagen wird das mal so: Wenn Ludwig II. seinen Schlösserbau als ökonomisches Modell verstanden und betrieben hätte, wäre er möglicherweise nicht derart in finanzielle Kalamitäten geraten.
Mit Massentourismus bis hin zu interessiertem und zahlungskräftigem Publikum aus fernost konnte der Monarch seinerzeit natürlich noch nicht rechnen, dafür reichte das Druchschnittseinkommen der Bevölkerung dann durchaus noch nicht hin.
Hätte er sich aber darauf konzentriert die Baustellen nacheinander abzuarbeiten und von Anfang an das Konzept verfolgt nicht nur künstlerisch etwas schaffen, sondern es auch durch Öffnung für das zahlende Publikum vermarkten zu wollen, wäre das mit der Finanzierung möglicherweise nicht so ein Riesenproblem geworden.
Man sollte aber durchaus im Auge behalten, dass Ludwig II. selbst ja weit erntfernt davon war, und dass die Schlösser in dieser Form heute nur deswegen als Touristenmagnet funtionieren können, weil sie von Ludwigs Nachfolgern in einer Weise genutzt wurden, wie es Ludwig II. selbst wahrscheinlich nicht recht gewesen wäre.
Man sollte überdies bei Ludwigs Schuldenmacherei die soziale Komponente nicht übersehen. Bei ihm war es ja nicht so, dass er einfach nur über seinen Verhältnissen Luxusgegenstände bei selbst wohlhabenden, exklusiven Produzenten einkaufte, die durchaus, wenn auch sicherlich nicht gern damit leben konnten, wenn sich die Bezahlung massiv verzögerte. Und auch konnte man, was Ludwig II. da veranstaltete, nicht zur Abfindung der Gläubiger irgendwie unter den Hammer bringen, denn wer kauft schon eine völlig überteuerte Bauruine, die sich für nichts praktisches nutzen lässt?
Bei Ludwigs Schlösserbau sah es ja wohl tatsächlich so aus, dass er zum Teil den einfachen auf dem Bau beschäftigten Arbeitern den Lohn über Monate hinweg ganz oder teilweise schuldig blieb.
Und an der Stelle halte ich Romantisierung für unangebracht. Ehrlich gesagt.
Oder anders ausgedrückt: Der Briefmarkensammler stürzt in der Regel nicht eine größere Annzahl von Arbeitern, samt Familien, die pflichtgetreu ihre Aufträge erfüllen, ins Elend.
Das wird man nicht unbedingt vergleichen können, weil dass was Ludwig II. nachgesagt wurde anscheinend eben nicht nur auf homosexuelle Handlungen hinauslief, sondern auf sexuelle Übergriffigkeit im Zusammenhang mit solchen Neigungen.Aber ja, Ludwigs Homosexualität könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass er untragbar wurde. Die Zeit war prüder als zu Zeiten des Friedrichs des Großen, der wohl auch schwul war, ohne dass ihm das geschadet hätte.
Und wenn entsprechende Übergriffe als inakzeptables Verhalten angesehen wurden, hat das nicht unbedingt etwas mit Prüderie zu tun (obwohl ich in der Tat das 19. Jahrhundert, vor allem das mittere und späte durchaus für prüder halte, als das 18), sexuelle Gewalt ließe man auch heute in deutlich weniger prüden Zeiten einem Monarchen kaum durchgehen.
Wahrscheinlich wäre das mit den homosexuellen Neigungen, wenn da nicht die Gerüchte über sexuelle Übergriffigkeit gewesen wären, aber für Ludwig nicht weiter schädlich gewesen, wenn sich dass wie bei Friedrich auf dem Niveau bewegt hätte, dass Gerüchte herumwaberten, dass er mit diesem oder jemen Vorleser oder Kammerdiener ein intimes Verhältnis habe, was dann aber wahrscheinlich immerhin einvernehmlich gewesen wäre.
Wenn es aber bei Ludwig II. tatsächlich so war, dass ehemalige Mitglieder seiner Leibgarde/Reitergarde in der Gegend herum liefen und von sexuellem Missbrauch durch den König aus erster Hand berichteten, dann ist das definitiv ein anderes Kaliber.
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