Lugier- Germanische Kultgemeinschaft?

Aragorn

Mitglied
„ Die Lugier waren kein einzelner Stamm, sondern ein Kultverband aus mehreren ,vornehmlich wandalischen, Einzelstämmen.“
aus Hannsferdinand Döbler – Die Germanen. Mythos und Wirklichkeit von A-Z

Wisst ihr mehr über die Lugier? War es eine rein germanische Kultgemeinschaft oder beinhaltete diese Gruppe auch nicht-germanische Stämme? Was unterschied die Religionsausübung dieses Verbandes von anderen germanischen Stämmen?
 
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Der Göttervater LUG hatte nur regionale Kultzentren im zentrelgallischen Bereich (z.B. Lugdunum = Hügel des Lug). :idee:

Lugii-richtiger "Luki" kommt von altgerm. "luk" = geschlossen - heißt also die Zusammengeschlossenen.

Stämme sind unter anderen:
NARHANAVALEN (silingische Vandalen)
HARIER (hasdingische Vandalen)
MARSIGNER
HELISIER
MANIMER

Vercingetorix :fs: (M.W.)
 
Vercingetorix schrieb:
Der Göttervater LUG hatte nur regionale Kultzentren im zentrelgallischen Bereich (z.B. Lugdunum = Hügel des Lug). :idee:

Lugii-richtiger "Luki" kommt von altgerm. "luk" = geschlossen - heißt also die Zusammengeschlossenen.

Stämme sind unter anderen:
NARHANAVALEN (silingische Vandalen)
HARIER (hasdingische Vandalen)
MARSIGNER
HELISIER
MANIMER

Vercingetorix :fs: (M.W.)

Die Marsigner waren ein Teilstamm der Marser und siedelten in Nordböhmen.
 
Die Lugier waren ein Kultverband, er ist m.E. mit der Przeworsk-Kultur gleichzusetzen. Die bekannteste gens der Lugier sind die Wandalen. Die Begriffe Lugier, Przeworsk und Vandalen sind daher mit Einschränkungen austauschbar. Die Grundlagen der Przeworsk-Kultur liegen im 3. Jhd v. Chr. Innerhalb der pommerschen Gesichtsurnenkultur entsteht in bis dahin häufig unbesiedelten Gebieten diese neue Kultur. Diese Gebiete liegen in der Nähe der niederschlesischen Konzentration keltischer gentes in der Region um Breslau. Von diesen Gebieten strahlte die neue Przeworsk-Kultur über die Gebiete der Nachbarvölker aus, so daß sehr schnell ein großer Bereich von der Przeworsk-Kultur erfaßt wurde. Diese Lugier hatten also ihre Ursprünge in den Völkern der Gesichtsurnenkultur (Germanen/germanisierte Völker), der La-Tene-Kultur (Kelten) und der Germanen. Der germanische Anteil an dieser Przeworsk-Kultur wuchs in der Folgezeit, nicht zuletzt durch die germanischen Wanderungen im 2./1. Jahrhundert v. Chr. In diese Zeit fällt dann auch die Einwanderung der Vandalen, die dann im Laufe der Zeit die Führung im Lugierverband übernahmen.
Der Name der Lugier ist unsicherer Herkunft. Teilweise hält man ihn für verwandt mit dem slaw. Wort für Sumpf lug. Das erscheint mir unwahrscheinlich. Ein Zusammenhang mit dem keltischen Gott Lug könnte da schon eher wahrscheinlich sein.
Mit der Gotenwanderung im 2./3. Jhd geraten die gentes der Przeworsk-Kultur in Bewegung und gelangen auch in die ungarische Tiefebene und ins Maingebiet. Kurz vor 400 verlassen große Kontingente vandalischer gentes ihre Gebiete und dringen über den Rhein nach Gallien und später dann auch nach Afrika.
 
Ja Ja das ist ja alles richtig. Aber gehen wir mal ans Eingemachte. Gehörten nun die Lakringen (später Taifalen genannt) zum lugischen Verband und sind sie das erste Trennvolk zwischen Przeworsk-und Wielback (=Gutones)-Kultur? Sie werden in der Historia Augusta in den Markomannenkriegen genannt und werden wohl schon vorher von den Goten unterworfen worden sein (vielleicht schon zu Catualdas Zeiten), denn sie ziehen ja bekanntlich mit diesen mit. :fs:

Woher hast du denn das: Marser = Marsigner :confused:
 
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Hallo stolzer Arverner,

die Gleichsetzung von Taifalen und Lakringen erfolgt durch die gemeinsame Nennung von Lakringen und Hasdingen einer- und Taifalen und Hasdingen andererseits. Alles andere ist Spekulation. Zwar weiß man wo sich die Taifalen und/oder Lakringen aufgehalten haben, archäologisch sind diese mobilen gentes aber nicht fassbar. Die Lakringen begegnen uns um 169 als römische Föderaten in Dazien, die Taifalen treten um 291 zusammen mit Terwingen auf. Sie saßen wohl seit 250 im Banat und der kleinen Walachei. Während die Lakringen wohl ziemlich sicher eine vandalische gens (Przeworsk-Kultur) sind, die zur Zeit der beginnenden Gotenwanderung, zusammen mit anderen vandalischen gentes über die Karpaten dringen, sind die Taifalen ethnisch nicht sicher einzuordnen. Sie scheinen deutlich von den Terwingen-Goten getrennt. Das schließt nicht aus, daß es sich um Goten handelt, beweißt dies aber auf der anderen Seite auch nicht. Es könnte sich um eine sarmatisch geprägte Gruppe der Wielbark-Kultur handeln, genauso gut könnte es sich um Absplitterung von Greutungen handeln. Es wird dich nicht überraschen wenn auch Gruppen der Przeworsk-Kultur mit den Goten nach Südosten mitgerissen wurden. Handelt es sich bei den Taifalen tatsächlich um späte Lakringen, müßten diese vor den im 3.Jhd ausgreifenden Hasdingen ausgewichen sein. Auch dies ist nicht ausgeschlossen. Dennoch erscheint mir diese Gleichsetzung nicht zwingend.

Über das Alter der Lakringen und Taifalen ist nichts bekannt. Weder Tacitus, noch Ptolemaios oder andere führen sie für die Zeit vor den Markomannenkriegen auf. Sie könnten daher auch erst in der Wanderungszeit endstanden sein.

Die Sitze der Marsigner sind nicht eindeutig überliefert. Auch der Name variiert in Handschriften. So wird auch Marvingi,Marvigni überliefert. Sie saßen irgendwo im nördlichen Böhmen/Mähren. Im Falle eines eher östlichen Sitzes, könnten sie auch in den Einflußbereich der Przeworsk-Kultur geraten sein. Ihr Name klingt an, an die westgermanischen Marser. Nichts spricht dagegen, daß Teile der Marser nach Osten abgezogen sind. Leider spricht außer der Namensähnlichkeit auch nichts dafür.
 
Ja das ist mir schon klar:hoch: , meine Frage beschäftigte sich aber mit den Ursitzen !!!:bussi: Ich habe sie in die Lücke zwischen Wielback-Kultur (C und D Phase - siehe V.Bierbrauer) und eines zurückgehenden Przeworsk-Gebietes etwa zwischen Mlawa und Warschau gesetzt, da in diesem Gebiet weder von Plinius/ Tacitus noch von Ptolemaios von Alexandria lugische Gens genannt werden, wenn man mal von den Urugundoi (einer Ostabteilung der Protoburgunder mit starkem sarmatischen Substrat) absieht, welche ja auch archäologisch fassbar sind. In diesem Bereich müssen also die Siedlungskammern gelegen haben, die von den gotischen Völkern der Wielbackkultur, nach ihrer Ausdehnung oder Umverlagerung in Siedlungsphase E / F Richtung Podlesien assimiliert wurden. Für einen sarmatischen Teil der Lakringen/Taifalen in ihrem Gauen südlich der Terwingen (etwa große ... / kleine Walachei) würde ich mich nicht aussprechen, da die Quellen ja eindeutig zwischen germanischen und sarmatischen Völkern, z.B. die Limiganten,Agraraganten oder Picenser, trennen.
Es heißt übrigens Kämpfe zwischen Taifalen und Victovalen (sicher der Teil der hasdingischen Vandalen der später auch in Pannonien als Foederaten auftaucht). :yes:

V. :fs:
 
In der Stufe B2/C1-C1a der Przeworsk-Kultur (also ca. Markomannenkriege bis Beginn 3. Jhd) räumen die gentes der Przeworsk-Kultur das Gebiet zwischen Mlawa und Warschau, also rechts der Weichsel. Im Zuge der Ausbreitung der Goten auf Masovien und dann weiter nach Südost, treten Funde auch östlich des Wieprz und in Wolhynien und Podolien auf. Am weitesten im Osten liegt der Fund von Hromowka am Oberlauf des Slucz.
Sucht man daher nach der "Urheimat" der Taifalen und/oder Lakringen kommt man meiner Meinung nach nicht sehr viel weiter. Nichts spricht sicherlich gegen eine Region in Masovien, doch auch andere Gebiete rechts der Weichsel, z.B. Lubliner Raum, kommen in Betracht, genauso wie jede andere nicht vom Gotensturm berührte Region der Przeworsk-Kultur.
Da eine Identitätsgleichheit zwischen Taifalen und Lakringen aber nicht sicher bewiesen ist, können die Lakringen über die Karpaten gezogen sein, während die Taifalen mit den Goten nach Wolhynien und dann in die Donauniederung gezogen wären.
Ich möchte aber auch daraufhinweisen, daß beide gentes (wenn es denn zwei sind) auch erst in der Wanderungszeit endstanden sein können, dann wäre die Suche nach einer Urheimat hinfällig.
Wo lokalisierst du die Urugundoi? Welche ärchäologische Funde meinst du?
 
Boranen und Urugunden nennt Zosimus in Verbindung mit Carpen und Goten als Raubfahrer nach Europa und Asien, die an der Donau seßhaft seien. Zeuß nimmt an, Boraden und Urugunden, seien mit den Goten aus nördlicheren Gegenden an die nördliche Küste des Schwarzen Meeres gekommen.
Die Urugunden sind wohl nichts anderes gewesen als Burgunden, von denen sich eine Waffengenossenschaft oder ein sonstiger Zweig den auswandernden Goten angeschlossen hatte. Vielleicht waren dies sogar die von Ptolemäus erwähnten Phrugundionen, welche sich schon vorher vom Hauptvolk etwas abgesondert hatten. Diese Vermutung wird durch die Stelle bei Jordanis, nach welcher der Gepidenkönig Fastida die Burgundionen auf das Haupt geschlagen habe, unterstützt. Der Name der suebischen Burer begründet die Vermutung, daß jene von Zosimus erwähnten Boranen vielleicht eine diesem Volke angehörige Waffengenossenschaft gewesen sein könnten. Archäologisch gesehen sind die frühesten Siedlungsgebiete der Burgunden vermutlich in der Lebus-Lausitz-Gruppe faßbar, die ihr Schwergewicht an der mittleren Oder in Hinterpommern, Brandenburg und der Lausitz hatte.
Quellen:
http://gutenberg.spiegel.de/dahn/voelker/voe1206.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Burgunden
 
Also gegen Phrugundionen als Burgunder habe ich nichts. Urugunden mit Burgundern und Boranen mit Buren gleichzusetzen fällt mir jedoch schwer. So benutzten die Goten die Schiffe der Boranen bei ihren Raubzügen. Als besondere Seefahrernation sind die Buren jedoch nirgends erwähnt. Mir erscheint es sinnvoller die Boranen ethnisch den Völkern am Schwarzen Meer zuzuordnen, während die Urugunden ihre ethnische Herkunft noch weiter östlich haben.
 
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