Gökhan
Neues Mitglied
Scheinbar wird hier gerne ignoriert, wo damals der Hammer WIRKLICH hing.Na ja ich muss zugeben, wenn im Geschichtsbuch eines Gymnasiasten gerade mal 1/3 einer Seite das Osmanische Reich behandelt, und dann natürlich die Niederlage vor Wien 1683, kann man vielleicht auch nichts anderes erwarten....Deswegen hier mein Beitrag zur Erhellung....
Ein kleiner Auszug aus 641 Jahren Osmanischer Geschichte...
Sultan Süleyman der Prächtige
( 1495 - 1566 )
Süleyman I wurde am 27.04.1495 in Trabzon als einziger Sohn von Selim I geboren. Seine Mutter war Hafsa (Hafize) Sultan, die Tochter von Krim Khan I. Mengli Giray.
Seine Kindheit verbrachte der Prinz in Trabzon, und bekam hier auch seine umfassende Ausbildung. 1509 wurde zuerst in Şebinkarahisar, dann in Bolu und im gleichen Jahr in Kaffa zum Gouverneur ernannt. In dieser Eigenschaft spielte er schon in jungen Jahren im Kampf um den Thron zwischen seinem Vater, Krim Khan und seinem Onkel Ahmet insofern eine wichtige Rolle, als er seinem Vater, Selim I, mit seinen Truppen aus Kaffa zu Hilfe kam, als es zwischen den drei Männern zu Thronstreitigkeiten kam.
Bis zum Jahre 1520 lebte Süleyman I in Kaffa. Als Selim I starb, wurde er vom Großwesir Piri Mehmed Paşa aufgefordert, nach Istanbul zu kommen. Am 30.September 1520 bestieg er den Thron. :king:
Süleyman I hat in seinem Sultanat von Beginn an versucht, die Eroberungspolitik, die mit Fatih Sultan Mehmet (Mehmet dem Eroberer) begann, weiterzuführen. Sein Vater hatte dafür die notwendigen Bedingungen geschaffen: Er besaß eine mächtige, disziplinierte und schlagkräftige Armee und eine gut gefüllte Schatzkammer.
Im ersten Jahr seiner Herrschaft begann Wali Canberdi Gazali einen Aufstand in Damaskus (Syrien). Die Armee, die daraufhin Richtung Ägypten geschickt wurde, erlangte in kurzer Zeit wieder die Kontrolle über die Region und verschaffte dem Reich dort wieder Sicherheit. Der nächste Aufstand kam aus Ungarn.
Die Ermordung des türkischen Botschafters Behram Çavus und die Weigerung der Untertanen, die jährlichen Steuern zu zahlen, löste den ersten Ungarn-Feldzug des osmanischen Reiches aus. Süleyman sandte zunächst Kundschafter in die Gegend von Donau und Siebenbürgen, um Informationen aus der Region zu sammeln. Im August 1521 eroberte er nach einem Aufmarsch von einem Monat die Region Belgrad.
Nach seiner Rückkehr nach Istanbul schloss er mit den Venezianern ein Handelsabkommen, das allerdings geheim gehalten wurde. Kurz nach Unterzeichnung dieses geheimen Abkommens begann er einen Feldzug gegen Rhodos. Die Insel stand damals unter der Herrschaft des Johanniter-Ordens. Mit einer Armee von Einhunderttausend Soldaten und seiner Flotte setzte er von Marmaris nach Rhodos über. 1522 kam Rhodos unter osmanische Herrschaft. :fs:
In Ägypten erklärte mittlerweile der Wali Ahmed Paşa seine Unabhängigkeit vom osmanischen Reich, was ihm allerdings schlecht bekam, er wurde kurz darauf ermordet. Mit einem Feldzug, geführt von dem Großwesir Ibrahim Paşa kam die abtrünnige Provinz Ägypten wieder zurück ins osmanische Reich. :bussi:
Doch es gab einfach keine Ruhe im großen osmanischen Reich. Ein zweiter Ungarn-Feldzug wurde bereits vorbereitet. 1526 gab es den ersten Angriff der Osmanen auf Mitteleuropa, auch deshalb, weil der König von Frankreich, Francios I, Süleyman um Hilfe gebeten hatte. Bei der Schlacht um Mohac (29.08.1526) fiel König Lajos II von Ungarn und viele seiner Offiziere.
In einem neuen Feldzug 1529 eroberte Süleyman I Buda und krönte Janos Zapolya zum König von Ungarn.
Nachdem die Ordnung wieder hergestellt war, zog Süleyman I weiter und stand am 27.09.1529 mit seinen Truppen vor Wien, um die Stadt zu belagern. Doch die Belagerung gestaltete sich schwierig. Es begann die schlechte Jahreszeit, er hatte große Probleme mit dem Nachschub von Soldaten, Waffen und Verpflegung. Der Feldzug scheiterte.
Der nächste Feldzug sollte sich gegen den deutschen Kaiser Karl V (1532) richten. Er eroberte einige ungarische Burgen, befreite Buda noch einmal von österreichischer Blockade, und drang mit Kundschaftern bis ins damalige Deutschland vor, und besetzte einige Burgen vor Wien, die ihm bei seinen Vorhaben im Weg standen. :yes:
Wegen der ständigen Glaubenskriege in Europa wollte Ferdinand I von Österreich mit dem osmanischen Reich ein Abkommen aushandeln. Dieser Friedensvertrag aus dem Jahre 1533 zwischen Deutschland,Österreich und dem osmanischen Reich beinhaltete die Anerkennung der Überlegenheit des osmanischen Reiches und die Zahlung von jährlich 30.000 Dukaten Steuern an die osmanische Staatskasse. :king:
Nachdem Süleyman das österreichische Problem erledigt hatte, begann er einen Feldzug gegen den Iran, ebenfalls 1533, und den der Großwesir Ibrahim Paşa führte. Der Krieg wurde gegen den Iran, Aserbeidschan und gegen Tebris und Bagdad geführt. Erst im Jahr 1536 kehrte das erfolgreiche Heer wieder nach Istanbul zurück.
Unter der Führung von Barbaros Hayreddin Paşa drang die osmanische Flotte 1537 ins Mittelmeer ein, um die Region Otranto in Süditalien zu erobern. Da die Lage zwischen den Osmanen und Venezianern mittlerweile sehr angespannt war, nutzte man die Gelegenheit für einem Feldzug und besetzte erst einmal Korfu.
Und obwohl dieser Landgewinn den Erwartungen der Osmanen nicht sonderlich entsprachen, besetzte Barbaros mit seiner Flotte mehrere venezianische Inseln mit samt ihren Burgen, und das wohl mehr, um den Venezianern eine Lektion in Stärke und Macht zu zeigen.
Während Barbaros also im Mittelmeer Unruhe stiftete, zog es Süleyman I 1538 in die Moldau Woiwode. Er kam bis nach Suceava und fügte die Moldauregion ins osmanische Reich ein.
Noch im gleichen Jahr eroberte Hadım Süleyman Paşa portugiesische Inseln und Burgen im indischen Ozean. :yes:
Doch das wichtigste Ereignis war am 27. September 1538 der Sieg in Prevesa über die Venezianer. Gemäß dem folgenden Friedensabkommen mit den Venezianern wurden diese mit hohen Steuerabgaben zur osmanischen Kasse gebeten.
Im Jahre 1540 starb ganz plötzlich der Ungarn-König Janos Zapolya. Da sein Sohn Sigmund für eine Regentschaft noch zu klein war, nutzten Deutschland und Österreich die günstige Gelegenheit, um Ungarn anzugreifen. Dies veranlasste Süleyman in den Jahren 1541 und 1543 zu neuen Feldzügen, in deren Verlauf er auf seinem Weg Richtung Ungarn wiederum eine größere Anzahl von Burgen eroberte. Ungarn wurde unter dem Namen Buda als Provinz dem osmanischen Reich angeschlossen. :thx:
Barbaros Hayrettin Paşa hingegen lag in den gleichen Jahren an den Küsten Spaniens mit dem König in Dauerfehde, und stiftete dort permanent Unruhe.
Nachdem die Osmanen wichtige Burgen und Städte in Mitteleuropa erobert hatten, waren Österreich und Deutschland gezwungen, mit dem osmanischen Reich Frieden zu schließen. Drei Jahre dauerte das diplomatische Tauziehen zwischen den Kontrahenten, bis man endlich 1547 ein Abkommen mit einer fünfjährigen Laufzeit unterzeichnen konnte.
Während dieser Zeit hielt sich Süleyman I in Istanbul auf, und beschäftigte sich intensiv mit den Bebauungsproblemen der Hauptstadt. Im Jahre 1548 begab er sich erneut auf einen Feldzug, befreite Tebris und Van und zog nach Aleppo. Hier verbrachte er den Winter. 1549 schickte er seine Armee bei Georgien vorbei, da Schah Tahmasb I den Iran unterstützte,was ihn etwas verärgert hatte, und kehrte nach erfolgtem Scharmützel nach Istanbul zurück.
Doch 1552 kam es mit Österreich erneut zu Problemen. Süleyman schickte Sokullu Mehmet Paşa nach Österreich, da diese das Abkommen mit dem osmanischen Reich nicht erneuern wollten, und zudem Siebenbürgen okkupiert hatten.
1553 kam es zu einem erneuten Feldzug, der als Nahcivan Feldzug in die Geschichte einging. Süleyman drang bis nach Şirvan (Küfre) vor, eroberte Jerewan, Nahcivan und Karabağ.(Im Kaukasus). Er sicherte die östlichen Provinzen und kehrte 1555 nach Istanbul zurück.
In den nächsten zehn Jahren verließ I. Süleyman Istanbul nicht mehr.
Im Jahre 1558 starb seine Frau Hurrem Sultan. Nach ihrem Tod begannen die Erbstreitigkeiten zwischen den Prinzen untereinander und ihrem Vater.
Als Prinz Bayezid zum Gouverneur in Amasya ernannt wird, versucht er, die Geschlossenheit des Reiches zu zerstören, in dem er sich eine eigene Armee aufbaut. Prinz Selim war dagegen, und erhielt von seinem Vater Hilfe in Form von Geld und Soldaten. Süleyman I erklärte seinen Sohn Bayezid zum Rebellen und gab eine Fatwa aus, um ihn ermorden zu lassen. In der Nähe von Konya wurde Bayezid besiegt. Er flüchtete mit seinen Söhnen in den Iran. Süleyman bot Schah Tahmasb I eine horrende Summe an, und liess Bayezid und seine Söhne in Kazwin erwürgen (1561). Damit wurde Selim der einzige Thronerbe.
Im Jahre 1562 hatte man sich mit Österreich wieder geeinigt. Siebenbürgen wurde wieder unter osmanische Herrschaft gestellt.:bussi:
Die osmanischen Truppen landeten 1565 nach einer längeren See-Belagerung auf Malta.
Trotz eines Abkommens weigerte sich Maximilian I von Österreich die vereinbarten Steuern zu zahlen und annektierte zudem wieder einen Teil von Siebenbürgen. Dazu kam, dass der osmanischen Flotte inzwischen auch noch die Herrschaft über das Mittelmeer abhanden gekommen war. So machte der Großwesir Sokullu Mehmed Paşa den Vorschlag, einen neuen Feldzug in Bewegung zu setzen, um die alte Stärke wieder herzustellen.
Doch Süleyman war inzwischen alt und krank geworden. Trotzdem begab er sich mit seinen Soldaten auf den Feldzug, und drang mit seiner Armee bis in das innere Österreich vor. Der Feldzug (1566) wurde mit der Eroberung von der Burg Sigeth am 6./7. September beendet. Noch in der gleichen Nacht starb Süleyman I in seinem Zelt. Die Armee kehrte, ohne zu wissen das der Sultan inzwischen gestorben war, nach Belgrad zurück. Hier wurde das Sultanat von Selim II bekannt gegeben. Den Leichnam von Süleyman I brachte man nach Istanbul, wo er in dem Grabmal, das der Baumeister Sinan für den Sultan errichtet hatte, neben seiner Frau beigesetzt.:heul:
Das Sultanat (Amtszeit) von Süleyman I dauerte fast ein halbes Jahrhundert. Seine besonderen Interessen galten der Wissenschaft, der Kunst, der Verwaltung und dem Militärdienst. Wichtige Persönlichkeiten lebten während seiner Regierungszeit, wie der bekannte Baumeister Sinan, Baki Ebussuud Efendi, Barbaros, Sokullu. In dieser Zeit erreichten die Staatseinkommen und -ausgaben ihren Höhepunkt.
Die militärische Organisation war effizient, Land wurde vermessen und Grundstücke beschriftet und gezählt. Für Sicherheit, Verwaltung, Markt, Export, Import und Zollstationen wurden neue Gesetze erlassen. In seiner Zeit wurden internationale Handelsverträge unterzeichnet, die später jedoch große Probleme hervorrufen werden. Die Gesetze, die er in seinen letzten Jahren verfasste, wurden für das osmanisches Reich eine Art Verfassung. Er nahm den Titel „Kanuni“ (Gesetzesmacher) an. Süleyman verstand arabisch und persisch und interessierte sich auch für die Literatur in diesen beiden Sprachen. Unter dem Pseudonym Muhibbi (Liebender) schrieb er Gedichte und gründete einen Divan (die Sammlung von Versen).