Märzrevolution 1848!

P

powwow

Gast
Hallo erstmal...
Meine Erste Frage in diesem,doch sehr hilfreichem, Forum ist: Beziehen sich die Forderungen in einigen Städten von Deutschland auf die sofortige wiederherstellung des Dt. Parlaments?! und wenn ja gab es das vor 1848 überhaupt?! Ich glaub ich steh ein bisschen auf dem schlauch, nur das is sicher Grundwissen, doch ich habs nicht :( Ich hab auch Geschcihte LK, das machts ja nur noch schlimmer ;) Nur ich bin sehr Geschichte begeistert und deshalb die Wahl zum Geschichts LK!

Könnt ihr mir helfen?!

Danke schon maal!! Der Powwow
 
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Märzvereine lokal

Hallo Mercy,

Hast du eine Auflistung der Märzvereine, speziell Unterfranken und Wertheim ?
Besonders interessieren würde mich Rothenfels und Esselbach, wo es welche gegeben haben soll. Gibt es dazu Unterlagen oder Namen der Vereinsleitungen oder Berichte über deren Tätigkeit?
Bespitzt gab es doch Bespitzelung und Berichte an staatliche Stellen, in einigen Fällen wohl auch Artikel in der damaligen Lokalpresse.
Es wundert mich, dass davon nie etwas veröffentlicht wurde. So lange her ist das ja noch gar nicht ...

Gruß

Ernst
 
Hallo Ernst,
da sieht es dürr aus.=)

Ich bin heute Nachmittag mal virtuell nach Bronnbach geradelt.
Landesarchiv Baden Württemberg - Staatsarchiv Wertheim

Du wirst dich schon auf dein nichtvirtuelles Stahlroß schwingen und auf den Weg begeben müssen.

Ich habe mal die aktuelle Literatur herausgesucht, da sind Esselbach und Rothenfels so nebenbei erwähnt. Die zugehörigen Quellen muß mir aber erst nochmal ansehen.

Eines scheint mir klar, die ehemals Wertheimischen Grafschaftsorte waren gegenüber den an Leiningen (Amorbach) gefallenen zahm.

Die überlieferte Anekdote
30.09.1848 Wertheim
Als drei Bürgermeister im Namen von neunzehn Gemeinden der ehemaligen Grafschaft Wertheim um die Erlassung einiger alter Abgaben bei Erbprinz Adolf zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, auch Bannerführer der Bürgerwehr vorsprachen, sollen sie als Antwort erhalten haben:
"Ja, ja! Ihr bekommt nichts. Der Fürst Löwenstein scheißt nicht in die Hosen!"
bedarf ebenfalls noch einer Prüfung.

Btw. Nachdem du in der Zeitschrift "Spessart"
Spessart
Radtouren vorstellst, kannst du ja mal eine Tour nach Bronnbach ausarbeiten, Events gibt es da genug.

Einstweiligen Gruß
Mercy
 
Vielleicht könnten dir die Literaturhinweise in folgendem Link etwas weiterhelfen - ohne Gewähr
1848
 
Sicher gut gemeint,
Folge 535: Gut gemeint - Die Fallers | SWR.de
aber das Problem liegt jenseits tauberfränkischer Horizonte.
:p
Ist mir durchaus bewusst, dass Esselbach und Rothenfels im rechtsmainischen Norddeutschland liegen. Aber nachdem dir offenbar auch nichts besseres eingefallen ist als im tauberfränkischen Bronnbach zu suchen und ohne Erfolg, habe ich halt auch mal meinen Senf dazugegeben. :devil:

Immerhin waren die Fürsten von Löwenstein und von Leiningen trotz Mediatisierung beiderseits des Mains noch einflussreich. Nachdem 1848/49 in Baden revolutionär besonders viel "abging" und man da auch heute noch recht stolz darauf ist (sogar die nicht gerade besonders revolutionäre Landesregierung hat das 150. Jubiläum feiern lassen) ist es durchaus möglich, dass in Werken über die badische Revolution am Rande mehr zu erfahren ist als in der "königlich-bayrischen" Geschichtsschreibung überhaupt. ;) Frag mal einen Wolfratshausener, ob Esselbach auch noch zu Bayern gehört.:p
Aber :still:, zumal der Rest der Forums-Menschheit wahrscheinlich schon grummelt.
 
Ich werde mich wohl nicht auf eine Niklashäuser Fahrt begeben müssen, um dir die Archivschätze des tauberfränkischen Bronnbach deutlich zu machen; schließlich enden die Bestände LWR nicht an der Maingrenze. :fs:
 
Hallo Ernst,
ich kann dir nur das Buch von Monika Schmittner empfehlen, aus dem ich zwei Abschnitte über den Spessart kopiert habe:
Monika Schmittner, Der Traum von der freien Republik, Revolution am bayerischen Untermain 1848/49, Aschaffenburg 1998, S 83f, S 125ff

Bauernrevolten 1848 im Odenwald, entlang des Mains, Im Kahlgrund und im Spessart
...
Im Mittelpunkt der revolutionären Bauernaktionen im Südostteil des Mainvierecks und im inneren Spessart standen Anfang März 1848 das Mainstädtchen Rothenfels, wo es noch ein Herrschaftsgericht des Fürsten Wertheim-Löwenstein-Rosenberg gab, das aufgehobene Kloster Neustadt am Main (mit einem Rentamt desselben Fürsten), der Ort Hafenlohr (fürstliches Hofgut) und Rothenbuch, das 1848 Sitz eines bayerischen Landgerichts und Forstamts war. In Neustadt schlugen bewaffnete Männer die Tür des Rentamtes ein und forderten unter Drohen, Schreien und Schießen die Herausgabe der Klosterbücher, Zinsbücher und Steuerunterlagen mit der Absicht, diese zu verbrennen. Nur mit äußerster Mühe konnte der Rentamtsaktuar die aufgebrachten Menschen von ihrem Vorhaben abbringen. In Hafenlohr rückten Mitte März 1848 Aufständische in das fürstliche Hofgut vor, brachen die Tür auf, verprügelten den Forstsekretär Einwächter und jagten ihn zum Dorf hinaus.130) Die eintreibenden Beamten standen häufig im Zentrum des Aufruhrs: Sie handelten rigoroser und vertraten ihre Herrschaft entschlossener als die einstigen „Zinsboten".

In Rothenbuch, eine der ältesten Siedlungen im Spessart, herrschte offener Aufruhr. Die kleine Gemeinde war kein namenloses Spessartdorf, sondern bis zum Ende der Dalbergzeit ein bedeutender Mainzer Verwaltungsmittelpunkt. Sie war Sitz der für den Spessart zuständigen Mainzer Jagd und Forstbehörde sowie Sitz eines Finanzbezirks, der von Bischbrunn bis Krommenthal reichte. Darüber hinaus war Rothenbuch ein wichtiger Grenzposten gegen die Grafschaft Rieneck, die zwischen Rothenbuch und Lohr begann, und außerdem Haltestation an der alten Landstraße MainzAschaffenburg-Lohr. Die berüchtigte Spessartarmut zog erst im 19. Jahrhundert in die Häuser, als der Ort die meisten seiner Ämter verlor und die neue Bundesstraße 26 an Rothenbuch vorbeigebaut wurde und das Dorf isolierte. 131)
Am 11. März 1848 berichtete die Aschaffenburger Zeitung: „In Rothenbuch drang am Mittwoch [Aschermittwoch, 8. März - M.Sch] abends eine tobende und schreiende Menge, großenteils aus Wildfrevlern bestehend, ein, wußte sich durch Erpressungen eine Flinte und Pulver zu verschaffen, und durchtobte dann die Nacht bis 4 Uhr mit Schießen und Geschrei, worauf sie sich entfernte, ohne jedoch an Person und Eigentum einen Schaden anzurichten."132 Später wurde von Augenzeugen berichtet, daß die Ausschreitungen nicht so unbedeutend waren, wie sie die Aschaffenburger Zeitung herunterzuspielen versuchte: Es sollen mehrere Eigentumsdelikte vorgefallen sein, auch preßte man mehreren Personen Geld ab. Drei Tage später trafen 60 Mann Linienmilitär aus Würzburg in Rothenbuch ein und stellten „Ruhe und Ordnung" wieder her. Regierungskommissar Grasser begab sich persönlich in den Spessartort und leitete die Untersuchung gegen die „Tumultuanten". Die „Rädelsführer" wurden in die Aschaffenburger Frohnfeste (Gefängnis in der Betgasse 3) gebracht. 133)
130) Zu diesen Aktionen vgl. Main-Echo vom 11.8.1989 - Sonderbeilage zur Marktheidenfelder Ausgabe
131) vgl. Pfeifer Ernst, Der Freischütz des Spessarts..., in: Spessart Nr. 8/1985, S. 3-9, hier S. 5
132) vgl. AZ Nr. 62 vom 11.3.1848
133) vgl. AZ Nr. 63 vom 12.3.1848, Nr. 64 vom 14.3.1848, Nr. 67 vom 17.3.1848 134 vgl. AZ Nr. 62 vom 11.3.1848



Vereinsgründungswelle zwischen Main und Spessart im Frühjahr 1848

Der politische Verein begann 1849 das Land zu erobern, und die Bauern bekannten sich überwiegend zu den Demokraten. Diese verstanden es, nationalpolitische Ziele mit den sozialen und ökonomischen Interessen der Dörfler zu verbinden. Sie gingen auf deren spezifische Forderungen ein, insbesondere die Ablösungen und die Neuregelung des entfallenen adeligen Jagdprivilegs betreffend, und kamen kommunalpolitisch dem Verlangen nach Autonomie der Dorfgemeinden entgegen.200) Durch die geschickte Kopplung von wirtschaftlichen und politischen Interessen gelang es den Demokraten, ein dichtes Netz von März- bzw. Volksvereinen als „modernes" Element der bäuerlichen Interessenwahrung über ganz Unterfranken zu spannen. Vereine, Wahlen, friedliche Interessenartikulation, das alles war bis dahin auf dem flachen Land unbekannt gewesen, ebenso auch das Eintreten für die nationale Sache, die mit der Reichsverfassungsbewegung ihren konkreten Zielpunkt fand.
Überall zwischen Main und Spessart wurden jetzt Märzoder Volksvereine gegründet, die sich sofort mit der gehörigen Anzahl der obligaten Sensen ausrüsteten, und die nicht selten mehr Mitglieder aufwiesen als der Aschaffenburger Zentralverein selbst. Die ländlichen Vereine waren dabei auf die Hilfe städtischer Gründer und auf die Leitung durch gebildete „Ortshonoratioren" angewiesen, auf Bürgermeister, Gastwirte oder Lehrer, die versuchten, die Bauern politisch zu aktivieren. Da die Volksvereine die beruflichen und politischen Bestrebungen der Lehrer in vollem Umfang unterstützten, gewannen sie in den Lehrern eine Berufsgruppe, auf deren Sachverstand kaum verzichtet werden konnte. Daß ein sehr großer Teil der unterfränkischen Volksschullehrer sich in der politischen Bewegung engagierte, beweisen die langen Schwarzen Listen, in denen die staatlichen Behörden alle Lehrer verzeichneten, die sich 1848/49 demokratischen Vereinen angeschlossen oder sich sonst demokratischer Gesinnung verdächtig gemacht hatten. 201)
Bis zum Juni 1849 konstituierten sich am bayerischen Untermain insgesamt 61 März- und Volksvereine: In Alzenau, Amorbach, Breunsberg, Damm, Dettingen, Eschau, Glattbach, Goldbach, Großostheim, Großwallstadt, Haibach, Hain, Heinrichsthal, Hösbach, Hofstetten, Kleinostheim, Kleinwallstadt, Königshofen, Laufach, Leider, Mainaschaff, Mömlingen, Mönchberg, Oberbessenbach, Obernburg, Pflaumheim, Rück, Schippach, Rückersbach, Sailauf, Schimborn, Schweinheim, Stockstadt, Straßbessenbach, Sulzbach, Unterafferbach, Waldaschaff und Wörth.202) Auch im inneren Spessart und im Altlandkreis Marktheidenfeld faßte die Vereinsbewegung Fuß: In Marktheidenfeld (mit Mitgliedern oder Zweigvereinen in Erlenbach und Karbach), in Esselbach (mit Schollbrunn und Hasloch), in Rothenfels, in Hafenlohr (mit Birkenfeld), in Lengfurt (mit Trennfurt), in Remlingen (mit Tiefenthal und Uettingen), in Urspringen (mit Stadelhofen) und in Stadtprozelten (mit Breitenbrunn, Neuenbuch und Faulbach), ebenso in den Kleinstädten Lohr, Miltenberg und Orb. 203)


200) vgl. Langewiesche in AfS 31, 1991, S. 414
201) vgl. Langewiesche Dieter, Die politische Vereinsbewegung in Würzburg und in Unterfranken in den Revolutionsjahren 1848/49, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung (JfL) 37, 1977, S. 195-233, hier S. 222
202) vgl. Martin 1992, S. 57 [= Roger Martin, Politische Parteien und Wahlen in Aschaffenburg 1848-1918, Aschaffenburg 1992]
203) vgl. Main-Echo vom 11.8.1989 - Sonderbeilage zur Marktheidenfelder Ausgabe; vgl. auch Langewiesche in JfL 37, S. 217f.
 
Danke

Hallo Konrad,
Danke für die Infos.
Ich hatte von dem Buch schon mal gehört,dachte aber dass es da nur Stadt und LAnd AB geht.
Ich hab das Buch gerade bestellt.
War zufällig genau 1 x als Gebraucht-Exemplar bei amazon zu erwerben.
Ich werde das sehr sorgfältig durcharbeiten und möglicherweiseauchmal die Autorin befragen.
Gruß
Ernst
 
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