Mansa Musa, das Reich von Mali und der Sklavenhandel

Ein bedeutender Lieferant von Sklaven für die islamischen Reiche war das mittelalterliche Malireich. Es trieb Handel mit den Berbervölkern, die durch ihre Kenntnis der Handelswege durch die Sahara zu wichtigen Mittelsmännern im Handel zwischen afrikanischen und arabischen Herrscherhäusern wurden. Es ging dabei um den Handel mit Gold und Salz, sowie den Handel mit Menschen, arabische und afrikanische Eliten profitierten davon. Im mittelalterlichen Mali spielte die Hautfarbe eine Rolle im Sklavenhandel. In Mali wurden Menschen mit schwarzer Hautfarbe als minderwertig betrachtet, die herrschende Klasse waren die hellhäutigen Berber, die unterste Klasse waren die Bella, die Dunkelhäutigen. Diese Einstellung hat sich im Verhältnis von Berbern und Schwarzafrikanern bis heute weitestgehend erhalten. So begann in Westafrika der Rassismus in den araboislamischen Sklavenhandel Einzug zu halten.

Im Jahre 1323 ordnete Mansa Musa eine Unternehmung von nie gekannter Dimension an: eine Pilgerreise nach Mekka, die zu den fünf heiligen Pflichten eines Muslims gehört. Mansa Musas Pilgerreise sollte prachtvoller werden als die aller seiner Vorgänger: "Er lässt die Goldförderung intensivieren, nimmt immer neue Sklaven in Dienst, und ordnet an, dass seine Untertanen ungeheure Mengen an Lebensmittelvorräten bereitstellen" (//www.geo.de/wissen/der-goldkoenig-wie-mansa-musa-zum-wohl-reichsten-mann-aller-zeiten-wurde-30180046.html).

Der Überlieferung nach am 12. November 1323 bricht seine Karawane auf, um Mekka zu erreichen, müssen sie rund 6000 Kilometer zurücklegen. Etwa 17 Tonnen Gold, so schätzt es ein Chronist, führt die riesige Karavane mit sich. Es ist eine ungeheure Unternehmung: "Rund 8000 Soldaten und 12000 Sklaven begleiten ihn, darunter Lastenträger sowie persönliche Diener, Sängerinnen sollen für seine Unterhaltung sorgen. Köche bereiten ihm frischen Fisch und Gemüse, standesgemäß isst der Herrscher stets allein" (//www.geo.de/wissen/der-goldkoenig-wie-mansa-musa-zum-wohl-reichsten-mann-aller-zeiten-wurde-30180046.html).

Nach acht Monaten erreicht die Karavane Kairo, die Hauptstadt des Mameluken-Reiches und wichtigster Knotenpunkt zwischen Afrika und Arabien. Laut Chronisten verschenkt Mansa Musa auf seiner Reise tonnenweise Gold, als Almosen an die Armen, sowie als Geschenk an Offizielle, Emire und Würdenträger. In Kairo lässt er dem Sultan An-Nasir Muhammad ibn Qalawun 50000 Golddinare als Willkommensgruß zukommen. Mansa Musa und sein Gefolge fluten die Stadt mit ihrem Reichtum. Sie kaufen auf den Märkten Kleidung, kostbare Kunstgegenstände, sowie türkische und äthiopische Sklavinnen. Durch Mansa Musa und sein Gefolge gerät so viel Gold in Umlauf, daß es zu einer Inflation kommt. Der Tauschkurs des Golddinars stürzt ab, und erreicht erst nach zwölf Jahren wieder den alten Stand. Noch vor Beginn der Pilgersaison erreicht die Reisegruppe zunächst Medina, wo Mansa Musa am Grab des Propheten Mohammed betet, und nach weiteren 400 Kilometern schließlich Mekka. Mansa Musa reinigt sich und streift das einfache weiße Gewand eines Wallfahrers über. Sieben Mal umschreitet der König mit den anderen Gläubigen entgegen dem Uhrzeigersinn die Kaaba. Die Rückkehr nach Timbuktu gerät zum Desaster, alleine auf dem Weg von Mekka nach Kairo verliert der König von Mali rund zwei Drittel seines Gefolges.

Die Quellen des Reichtums Malis waren der Sklavenhandel, sowie der Handel mit Gold und Salz. Im 13. Jahrhundert war Mali ein Vielvölkerstaat, dessen Herrscher nach und nach ein Territorium erobert hatten, das vom Atlantik bis zum Niger reichte, von der Sahara bis zu den Regenwäldern im Süden. Dort lagen (und liegen) ergiebige Goldminen, das Gold wurde von Sklaven abgebaut. Sklaven wurden bis nach Ägypten und Arabien gehandelt, die Versklavten mussten über 4.500 km durch die Wüste zurücklegen, bevor sie in Kairo auf dem Sklavenmarkt ankamen. Ein großer Teil dieser Menschen kam auf dem langen und beschwerlichen Marsch um.
 
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Der Wohlstand des Reiches Mali, das die Nachfolge von Ghana antrat basierte
vor allem auf dem ungewöhnlichen Goldreichtum, auf guten diplomatischen Kontakten und auf Salzhandel. Salzbarren wurden sogar teilweise als Tauschware akzeptiert. Die Herrscher Malis führten Baumwolle, Zuckerrohr und andere Kulturpflanzen ein, und während seiner Blütezeit muss im Reich Mali ein reger Handel geherrscht haben, arabische Quellen, Ibn Batuta, berichtet davon, dass 12.000 Kamelladungen im Jahr von Timbuktu nach Kairo gingen. Arabische Quellen berichten über Wohlstand, über regen Handel und Stabilität. Immer wieder erwähnen arabische Quellen den Reichtum an Gold und Salz. Das "Geschäftsmodell" des Reichs Mali waren nicht Sklavenhandel und Sklavenrazzien so wie das beim Aschanti-Reich und Dahomey der Fall war, sondern Salz und Gold. Ibn Battuta, der bis China kam, kam auch ins Reich Mali, und er sagt die Hauptstadt sei eine Verbindung dreier Kulturen, der ägyptisch-sudanesischen Kultur mit der des Maghreb und der von mit Goldringen geschmückten Menschenfressern". Ibn Battuta lobte aber den Ordnungssinn der Leute von Mali, auch dass sie regelmäßig die religiösen Gebete verrichteten. Er fand die Frauen hübsch und war geradezu entsetzt über deren Freiheiten und mokierte, dass sie statt mit Kopftuch und Schleier mit tiefem Dekolleté herumliefen. Von Sklavenrazzien hat Ibn Battuta anscheinend nchts mitbekommen, statt dessen berichtete er über Ordnung und Wohlstand Ibn Battuta:

"In diesem Land fühlt man sich vollkommen sicher, weder die Einwohner, noch die Reisenden haben Überfälle und Gewalttaten zu befürchten. Der Reisende kann immer sicher sein, Nahrung kaufen zu können und eine gute Unterkunft für die Nacht zu finden. Ibn Battuta lebte von 1304-1367 oder 1377.

In der Zeit des Verfalls des Reiches von Mali entwickelte sich Timbuktu tatsächlich zu einem Zentrum des Sklavenhandels. In diesem Fall aber weniger durch die Araber, als durch Berberstämme wie die Tuareg, die seit 1435 in Timbuktu den Ton angaben. Die Tuareg allerdings waren stark im Sklavenhandel engagiert, wo sie bis ins 19. Jahrhundert eine dominierende Rolle im Sahara-Sklavenhandel einnahmen. In Sitten und Kultur unterscheiden sich die Tuareg stark von den Arabern, und auch den Islam haben sie nur sehr oberflächlich angenommen.

Alle Herrscher von Mali waren "schwarz" und von subsuharischer Herkunft. Den Islam nahm Mali nach einer Dürrekatastrophe an.

Im 11. Jahrhundert hatte ein Fürst Keita Ärger mit seinen Untertanen und mit einer Dürre. Er fragte die Almoraviden in Marokko um Rat, und er bekehrte sich zum Islam, denn wenig später regnete es endlich wieder und Keitas Autorität war gefestigt, und es verbreitete sich der Islam im Reich Mali. Keita unternahm 1050 eine Pilgerfahrt nach Mekka, und er habe dort den Titel eines Sultans erhalten.

Um 1230 eroberte Sumanguru Kante, der König von Sosso, einem Nachfolger von Ghana den König von Mali, nach dem Sieg ließ er den Unterlegenen und alle seine Söhne töten bis auf den jüngsten Sohn Sundjata, der verkrüppelt war. Der Schock bewirkte ein Wunder, Sundjata konnte die Beine wieder gebrauchen und entwickelte sich zu einem großen Krieger der seine Anhänger sammelte und den Namen Mari Djara der Löwe von Mali annahm. In einer großen Schlacht bei Kirina nahe Bamako stellte er sich dem Usurpator und besiegte ihm.
Das Reich Mali hatte keine schriftliche Tradition, aber es gab die Barden, die Criots die gleichzeitig die gesamte Geschichte eines Clans über Generationen sammelten.

Alex Haley hatte für seine Familiensaga "Roots" die genealogische Linie seiner Vorfahren untersucht. Besonders interessierte er sich für den Afrikaner, dessen Namen Kunta Kinte seine Vorfahren überliefert hatten. Haley gelang es die Lebensdaten seiner Vorfahren zu belegen, und schließlich reiste er nach Gambia. Er sagte, dass er an Quellen für die Zeit um 1750-1767 interessiert sei und jemand erzählte ihm von den Criots, und Haley nahm Kontakt mit einem Criot des Kinte Clans aufnahm, der die Geschichte der Kinte seit dem Reich Mali vortrug. Auf einmal stutzte Haley bei der Passage: Der Sohn von Binte und Omoru, Kunta ging in den Wald um Holz für eine Trommel zu schlagen.
Haley glaubte, Kunta Kinte glaubhaft belegt zu haben. Kunta Kinte wurde um 1750 in Juffure Gambia zur Welt und wurde 1767 an Bord der Lord Ligonier nach Annapolis/ Maryland gebracht, wo er versteigert wurde. Haley war der Meinung, dass er selbst und seine Vorfahren die Tradition der Criots fortgesetzt haben.

Literatur: Pierre Bertoux Afrika Von der Vorgeschichte bis zu den Staaten der Gegenwart. S. Das Reich Mali S. 36-64.
 
Spannend das alles, aber der Autor von "Afrika" heißt wohl Pierre Bertaux, den ich kenne, weil er nicht nur Afrika-Experte, sondern auch Hölderlin-Biograph und Freund Golo Manns war.
 
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