Marie Antoinette

Marie Antoinette spielt in den ersten Jahren nach der Thronbesteigung, damals ist sie knappe 18 Jahre alt. Spätestens ab ihrer Mutterschaft ist mir von Spielverlusten oder Modeexzessen eigentlich nix mehr bekannt - der Rückzug a la Rosseau de Luxe beginnt.

Marie Antoinette war das Symbol der Verschwendungssucht, ob sie es subjektiv selbst war würde ich eher verneinen. Ihr fehlte der Bezug zu Geld vollkommen (woher auch?), man merkt dies sogar bei ihrem Prozess 1793 als man ihr die Kosten des Trianon vorgerechnet hatte. Sie gab zu dass da sie selbst keine Ahnung hatte was das gekostet hat (sie hat sich auch nicht sonderlich danach erkundigt).

Die Kosten des Hofes von Versailles haben Frankreich mit Sicherheit nicht ins finanzielle Desaster der 1780er Jahre gestürzt - ein gesamtes System hatte abgewirtschaftet und wurde unreformierbar. Der Mut (und die Kraft) zur umfassenden Strukturreform fehlte, eine teure (wenn auch erfolgreiche) Aussenpolitik* gab den Rest.


*Durch die Unterstützung der amerikansichen Unabhängigkeit konnte England eine ziemliche Schlappe beigebracht, das englische Monopol in Nordamerika das ja erst wenige Jahrzehnte alt war, gebrochen werden.
 
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Marie Antoinette war das Symbol der Verschwendungssucht, ob sie es subjektiv selbst war würde ich eher verneinen. Ihr fehlte der Bezug zu Geld vollkommen (woher auch?), man merkt dies sogar bei ihrem Prozess 1793 als man ihr die Kosten des Trianon vorgerechnet hatte. Sie gab zu dass da sie selbst keine Ahnung hatte was das gekostet hat (sie hat sich auch nicht sonderlich danach erkundigt).

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Die Kosten des Hofes von Versailles haben Frankreich mit Sicherheit nicht ins finanzielle Desaster der 1780er Jahre gestürzt - ein gesamtes System hatte abgewirtschaftet und wurde unreformierbar. Der Mut (und die Kraft) zur umfassenden Strukturreform fehlte, eine teure (wenn auch erfolgreiche) Aussenpolitik* gab den Rest.
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Als Heutiger, der ich die verschiedenen Herrscher vergleichen kann, scheint mir das Aufrechnen des Petit Trianon auch lächerlich. Wahrscheinlich könnte man die kleine Hätte samt Hameau unter sowas wie "Abschreibung" laufen lassen. Fakt ist, dass sich weder Marie Antoinette noch Louis XVI große Kästen haben bauen lassen. Vielleicht war Bauen schlicht nicht Ludwigs Steckenpferd, sparsam für den Staatshaushalt war es jedenfalls sicherlich.

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Ich denke schon, dass das System reformierbar war. Maupeou und Terray bewiesen das ja.
Aber diese Reform gelang nicht mehr unter Louis XVI und das letzte Mittel zum Sturz seiner Widersacher oder deren Barrieren wurde dann m.E. Louis XVI selbst zum Verhängnis.
 
Die Kosten des Hofes von Versailles haben Frankreich mit Sicherheit nicht ins finanzielle Desaster der 1780er Jahre gestürzt
Die Hofhaltung in Versailles nahm 6 % des Staatshaushalts in Anspruch, 50 % hingegen der Schuldendienst, insbesondere für Kredite zur Finanzierung des Siebenjährigen Krieges.

(Quelle : Paul Kennedy, "Aufstieg und Fall der großen Mächte")
 
Marie Antoinette war das Symbol der Verschwendungssucht, ob sie es subjektiv selbst war würde ich eher verneinen. Ihr fehlte der Bezug zu Geld vollkommen (woher auch?), man merkt dies sogar bei ihrem Prozess 1793 als man ihr die Kosten des Trianon vorgerechnet hatte. Sie gab zu dass da sie selbst keine Ahnung hatte was das gekostet hat (sie hat sich auch nicht sonderlich danach erkundigt).
Wobei gerade hier der Prozess auch lächerlich wird. Die Männer kümmerten sich um Geldangelegenheiten, oder auch nicht, sprich hielten ihre Hände über den Geldschatullen, oder lebten selbst über ihre Verhältnisse. Warum hätte Marie Antoinette also nach den Kosten fragen sollen und egal ob sie nun verschwendungssüchtig war, oder eher sparsam, konnte sie überhaupt Einblick in die Geldgeschäfte haben? Wohl eher nicht.
 
Die Hofhaltung in Versailles nahm 6 % des Staatshaushalts in Anspruch, 50 % hingegen der Schuldendienst, insbesondere für Kredite zur Finanzierung des Siebenjährigen Krieges.

(Quelle : Paul Kennedy, "Aufstieg und Fall der großen Mächte")

Wegen der Kriege war man eigentlich permanent pleite.

Bereits 1715 betrugen die Staatsschulden 2.936 Mio. Livres, das entsprach Staatseinnahmen * 18.

Wer die Rentenbarwertformel kennt, kann daraus leicht erschließen, dass dieses bei einem 5%-igem Zins nahezu der Ewigen Rente entspricht, die Staatsausgaben also ganz überwiegend für Zinsen verwendet werden mußten.
 
Die Hofhaltung in Versailles nahm 6 % des Staatshaushalts in Anspruch, 50 % hingegen der Schuldendienst, insbesondere für Kredite zur Finanzierung des Siebenjährigen Krieges.

(Quelle : Paul Kennedy, "Aufstieg und Fall der großen Mächte")
Das Problem waren nicht die Ausgaben für diesen Krieg, die waren 1771-74 weitesgehend abgebaut, sondern die Ausgaben für den Krieg mit England und die Unterstützung der Rebellion in Amerika.
 
Wegen der Kriege war man eigentlich permanent pleite.

Bereits 1715 betrugen die Staatsschulden 2.936 Mio. Livres, das entsprach Staatseinnahmen * 18.
Diese Schulden sollen, laut Bernier, in der Zeit der Régence abgebaut worden sein.

Das Problem war doch, dass auf eine Zeit der Konsolidierung dann immer wieder neue Kriege folgten, deren Schuldenlast viele Jahre zum Abbau brauchten. Bis zum Tod von Louis XV hatte das "System" auch recht gut funktioniert.
Man denke an Fleury, der jeden Krieg aus finanziellen Gründen vermeiden oder zumindest rasch abwenden wollte.

Ich bitte darum, nicht immer das Bild zu bedienen, dass die Staatsschulden quasi seit Louis XIV fortwährend anstiegen ohne eine Erholung. Dees nevvt auf die Dauer hier im Forum.:mad:
 
Warum hätte Marie Antoinette also nach den Kosten fragen sollen und egal ob sie nun verschwendungssüchtig war, oder eher sparsam, konnte sie überhaupt Einblick in die Geldgeschäfte haben? Wohl eher nicht.
Im Grunde gab es ein Budget für jeden Teil des Hofes. Wovon dieses gedeckt wurde, das wiederum war etwas, worüber sich der König und sein Staatssekretär für die Finanzen Gedanken machen musste.:cry:
 
Die Kosten des Hofes von Versailles haben Frankreich mit Sicherheit nicht ins finanzielle Desaster der 1780er Jahre gestürzt - ein gesamtes System hatte abgewirtschaftet und wurde unreformierbar. Der Mut (und die Kraft) zur umfassenden Strukturreform fehlte, eine teure (wenn auch erfolgreiche) Aussenpolitik* gab den Rest.


*Durch die Unterstützung der amerikansichen Unabhängigkeit konnte England eine ziemliche Schlappe beigebracht, das englische Monopol in Nordamerika das ja erst wenige Jahrzehnte alt war, gebrochen werden.

Ich denke auch, dass das System am Ende war.
Sparmaßnahmen brachten nicht immer den gewünschten Effekt:
"Auch der jährliche Aufenthalt (des königlichen Haushaltes) in Compiègne wurde gestrichen, obwohl sich der König dazu bequemen musste, der Stadtbevölkerung zur Entschädigung für ihren Verlust an der Verpflegung des Hofes 300000 Livres an Steuern zu erlassen." [1]

Die mit den Sparmaßnahmen einhergehende Schwächung der Binnennachfrage durch den Hof konnten die Probleme nicht lösen.

Die unter Turgot und Calonne teilweise vorgenommenen Reformen zur wirtschaftlichen Veränderung waren ein guter Weg aber eine Forcierung hätte doch nur bedeutet, dass das zunehmende wirtschaftliche Übergewicht des Bürgertums noch größer und der Ruf nach politischer Veränderung noch lauter geworden wäre.

Grüße
excideuil


[1] Cronin, Vincent: “Ludwig XVI. und Marie-Antoinette”, Claasen, Hildesheim, 1993, Seite 193
 
Diese Schulden sollen, laut Bernier, in der Zeit der Régence abgebaut worden sein.
Das Problem war doch, dass auf eine Zeit der Konsolidierung dann immer wieder neue Kriege folgten, deren Schuldenlast viele Jahre zum Abbau brauchten. Bis zum Tod von Louis XV hatte das "System" auch recht gut funktioniert.
Ich bitte darum, nicht immer das Bild zu bedienen, dass die Staatsschulden quasi seit Louis XIV fortwährend anstiegen ohne eine Erholung. Dees nevvt auf die Dauer hier im Forum.:mad:

Nicht ärgern. Ich habe doch extra auf Effekte der Kriege hingewiesen.

Die "Erholung" würde ich aber relativieren, da ein nicht unbeachtlicher Teil der Erholung auf Abstempelung des Geldes beruhte, weswegen die Staatsschulden sich nach dem genannten Zeitpunkt auf rund 1.500 Mio. Livres reduzierten.
Auf der anderen Seite bemühte man sich fortwährend um die Steigerung der Einnahmequellen durch Abgaben, und die fortwährend desaströse Lage der Gemeinden ist in den Summen noch nicht enthalten.

Zur Versöhnung ein kleiner link am Rande: :friends:
http://www.wiwi.uni-muenster.de/insiwo/Download/Hausarbeiten/Hausarbeit_Stephanie_Albring.pdf
Stephanie Albring: JOHN LAW - DER VATER DES PAPIERGELDES
 
Die "Erholung" würde ich aber relativieren, da ein nicht unbeachtlicher Teil der Erholung auf Abstempelung des Geldes beruhte, weswegen die Staatsschulden sich nach dem genannten Zeitpunkt auf rund 1.500 Mio. Livres reduzierten.
Das führt leider hier zu weit weg. Kann es sein, dass der Regent genauso wie die hohen Adeligen, welche als erste absahnten, die armen anderen Beteiligten beim Finanzcrash ausbotete? Freilich tat es - wenn überhaupt - der Regent im Staatsinteresse. :engel:
 
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