Marmor in der Architektur

Gegenkaiser

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Hallo,

mich würde interessieren, ob ein heute so gängig verwendeter Edelwerkstoff wie Marmor bereits vor den Griechen in der Architektur verwendet wurde.

Beim Durchgehen der üblichen Verdächtigen (Mesopotamien, Ägypten, Indus-Kultur, Iran, China) würde ich mich nämlich glatt zu der Aussage versteigen, dass dies nicht der Fall war, jedenfalls nicht im größeren Maßstab (oder in Kleinasien bei den Hethitern, Phrygern oder Lydern?).

Dazu müßte man auch abklären, wo überhaupt erschließbare Marmorvorkommen in der alten Welt existierten. Ich denke, in einigen Kulturbereichen wurde der ästhetische Wert von Marmor auch gar nicht geschätzt, oder doch? Heutzutage jedenfalls, ob Bangkok, Brasilia oder Bamberg, keine self-respecting Bank oder Sparkasse ohne Marmor. Ein griechischer Verdienst, der global wurde?

Literaturhinweise sind wie stets hochwillkommen.
 
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Hallo,

mich würde interessieren, ob ein heute so gängig verwendeter Edelwerkstoff wie Marmor bereits vor den Griechen in der Architektur verwendet wurde.

Beim Durchgehen der üblichen Verdächtigen (Mesopotamien, Ägypten, Indus-Kultur, Iran, China) würde ich mich nämlich glatt zu der Aussage versteigern, dass dies nicht der Fall war, jedenfalls nicht im größeren Maßstab (oder in Kleinasien bei den Hethitern, Phrygern oder Lydern?).

Dazu müßte man auch abklären, wo überhaupt erschließbare Marmorvorkommen in der alten Welt existierten. Ich denke, in einigen Kulturbereichen wurde der ästhetische Wert von Marmor auch gar nicht geschätzt, oder doch? Heutzutage jedenfalls, ob Bangkok, Brasilia oder Bamberg, keine self-respecting Bank oder Sparkasse ohne Marmor. Ein griechischer Verdienst, der global wurde?

Literaturhinweise sind wie stets hochwillkommen.

Man sollte da aber auch Materialforschung betreiben.
Marmor war nicht zu allen Zeiten bearbeitbar, weil zu hart.
Mit dem aufkommen der Kupferzeit ging das los.
Erst wenn ein Material bearbeitet werden kann, wird es wertvoll.
 
Ich finde, das Thema ist eine resurrectio wert. Aus dem Nachstehenden geht nämlich hervor, dass die Verwendung von Marmor in der Architektur erst im 6. Jh. v. Chr. aufkam, also auch erst einem Werdungsprozess unterlag. Wobei leider nicht präzisiert wird, wie genau der Marmor verbaut wurde. Diente der Marmor zur Verkleidung (was der Artikel bereits für die "minoisch-mykenische Zeit" benennt) von Stein- oder Ziegelmauern oder gar als tragendes Mauerelement anstelle der vorgenannten Materialien?

Der Neue Pauly - Marmor (2009):

In der frühen Bronzezeit (3. Jt.v.Chr.) bildeten die Kykladen das Zentrum einer weit verbreiteten und hochgradig spezialisierten M.-Produktion, vornehmlich von kleinen Gefäßen und Skulpturen.

In min.-myk. Zeit wurden Siegel, Gefäße, Möbel, Architekturverkleidung und Säulenbasen aus buntem M. gefertigt, u.a. m. Taenarium und m. Lacedaemonium [53. 287-295]; als Baumaterial und für Skulptur ist M. hier nicht belegt.

Vom 7. Jh.v.Chr. an kamen im griech. Kulturraum weißfarbige M. zum Einsatz, zunächst in der Skulptur (hier wird mit mindestens 60000 Statuen archa. Kurai/ Korai [49. 21] gerechnet), seit dem frühen 6. Jh.v.Chr. auch in der Architektur. Seit klass. Zeit wurden öffentliche Bauten und ihr Reliefschmuck zunehmend in weißfarbigen M. ausgeführt, Rundplastik hingegen häufiger in Bronze.

In Rom sind weißfarbige griech. M. seit 146 v.Chr. (Tempel des Iuppiter Stator; Vell. 1,11,5), bunte M. in bes. aufwendigen Kontexten seit dem 1. Jh.v.Chr. bezeugt [47. 144-148].

Unter Augustus erlebte Rom eine M.-Revolution (vgl. Suet. Aug. 28,3), die seit dem 1. Jh.n.Chr. auf das ganze Reich übergriff. Der öffentliche, z.T. auch häusliche Lebensraum in Rom und später in den Prov. wurde durch den systematischen Einsatz großer Mengen nicht nur von ital. m. Lunense, sondern auch von weiß- und buntfarbigen Export-M. (Bauwerke, Skulpturen, Prachtkratere, Kandelaber, Puteale etc.) grundsätzlich verändert [23; 47. 148f.; 54. 319-328]. Neue ästhetische und ideologische Horizonte erschlossen bes. die vielen bunten M., die seit Augustus erstmals gezielt in der Architektur - bei dem Bau von Tempeln, Foren, Thermen, Theatern, Nymphaeen, Verwaltungsbauten, Häusern - und in der Skulptur für fast alle Themen (einen Schwerpunkt setzen überlebensgroße Statuen von Orientalen und Dakern) sowie für große Prachtwannen verwendet wurden (Roma).
 
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