Meine (verlorenen) Lateinkenntnisse

In der Schule habe ich Latein gehasst. Obwohl eigentlich hat es mich interessiert, ich war eigentlich ein guter Schüler. In meinem ersten Lateinschuljahr schrieb ich eine 3, eine 1 und noch mal eine 3. Bei der letzten Arbeit wurde ich nicht ganz fertig, das aber eigentlich nur, weil ich mir kurz vorher den Arm geprellt hatte.

Eine 2 im Zeugnis bekam ich aber nicht, sondern eine 3 + "zum Ansporn. Mein Lateinlehrer ist schon längst tot und mit den anderen Koniferen habe ich längst meinen Frieden gemacht, über dieses Arschloch aber könnte ich mich noch heute aufregen. Nicht mal wegen Ungerechtigkeiten, die ich selber erdulden musste, sondern weil er zynisch und menschenverachtend in einem Ausmaß war, die jedes Maß sprengte. Wir hatten einen Mitspüler in der Klasse, der ein sehr guter Naturwissenschaftler war, aber sprachlich schwach auf der Brust und Legastheniker war. Bei dem nun war eine 5 in Englisch zu befürchten und eben Latein. Das konnte er aber locker ausgleichen, und auf Engagement unseres Klassenlehrers hin, war der Englischlehrer bereit, eine "Gnadenvier" zu geben.

Das scheiterte aber an "Caligula" (Motto oderint dum metuant=Sollen sie (mich) doch hassen, solange sie mich fürchten)) der gab dem Jungen, der immer anwesend war, nie es am gebührenden Respekt fehlen ließ eine 6 mit der Begründung "Auch eine 5 will verdient sein, das wäre ungerecht gegenüber solchen "Geistesheroen" gegenüber wie dem xx, dem xy, dem xyz."

Von unserem Lateinkurs haben am Ende keine 10 Leute Latinum absolviert. fast der ganze Kurs musste Nachhilfe nehmen. Mein Ehrgeiz war völlig auf der Strecke geblieben, aber ich war in Latein so fit, dass ich mühelos mitkam. Ich hatte immer eine 3-, das war immer die 3-4 beste Arbeit. Und ich habe immer schön provoziert, "Caligula" verlor aber niemals die Fassung, immer sarkastisch, immer ironisch immer in Höchstform wenn es darum ging, Leute nach allen Regeln der Kunst fertigzumachen, dabei faul und bequem, aber immer tief gläubig und fromm bis zum erbrechen, unsere Schule war ein protestantisches. Einen solchen Menschen hätte man niemals auf junge Menschen loslassen dürfen. Wie erbärmlich! Was für eine pädagogische Bankrotterklärung!

Ich habe dann Großes Latinum gemacht und Latein nach der 11. abgegeben. An der Uni war ich froh, dass ich nicht Latinum in 3-4 Semestern nachholen musste. Mein Interesse an dieser angeblich toten Sprache kam erst wieder mit dem Studium der (Alten) Geschichte, und hier hatte ich das Glück, dass ich einen sehr engagierten jungen Dozenten hatte und ich stellte fest, dass ich noch eine Menge konnte, zumindest die Grammatik kapiert hatte und ein solides Wortschatzrepertoire noch besaß.

Wenn ich in der Schule eines gelernt habe, dann wie man mit minimalem Aufwand ein Maximum an Kenntnissen herausholt und wie man es nicht machen sollte, wie man es auf keinen Fall machen darf. Mein Neffe hat eine Legasthenie und als er Latein als 2. Fremdsprache nahm, habe ich ihn etwas trainiert. Mit dem Erfolg, dass der als Einziger eine 1 schrieb. Darauf sprachen mich zwei Schulfreunde von meinem Neffen an. Die Leiterin einer Nachhilfeagentur heuerte mich an und feuerte mich dann- Da ging ich zur Konkurrenz, und da bin ich immer noch oder besser gesagt wieder, ich musste ja fast 2 Jahre eine kleine Weiterbildung absolvieren.
 
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