Metall-Gewinnung im römischen Reich

captain kirk

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Die römischen Legionäre waren alle mit Metallrüstungen ausgerüstet (300.000 Mann plus Auxilliareinheiten). Im Gegensatz dazu konnten sich im Mittelalter nur Adelige eine Rüstung leisten, da Metall sehr teuer war.
Wieso verfügten die Römer über soviel Metall?
Hatten sie bessere Erzfördertechniken oder größere Erzvorkommen?
 
Die Rüstungen wurden z.T. von den Legionären untereinander verkauft und vererbt, wie man an verschiedenen Ritz- und Punzinschriften an Rüstungsbestandteilen erkennen kann. Man darf sich die römische Legion nicht so uniform wie im Asterix-Comic vorstellen.

Was den Edelmetallabbau angeht, hatten die Römer recht interessante Abbaumethoden, aber den meinst du ja nicht.
Bekannt ist auch - für die spärrepublikanische Phase der Einkauf von norischem Stahl.
 
Die Rüstungen wurden z.T. von den Legionären untereinander verkauft und vererbt, wie man an verschiedenen Ritz- und Punzinschriften an Rüstungsbestandteilen erkennen kann. Man darf sich die römische Legion nicht so uniform wie im Asterix-Comic vorstellen.
Erklärt das wirklich alles? Vererbung kann doch nur einen Teil erklären.
 
Erklärt das wirklich alles? Vererbung kann doch nur einen Teil erklären.
Ich habe gar nicht gesagt, dass alles durch Vererbung erklärt würde. Z.B. benutzten die Römer auch Kupfer. Wir finden gleichzeitig, noch bei den augusteischen Armeen Ausrüstungsgegenstände aus Kupfer und dieselben aus Eisen. Ich wies auf die nichtuniforme Ausstattung hin. Wir finden verschiedene loricae gleichzeitig nebeneinander. Wir, die wir durch Asterix geprägt sind, stellen uns Römer immer in einer lorica segmentata vor. Aber für die Realität musst du - das hört sich jetzt unbeabsichtigt esoterisch an - deinen geist weiten.
 
Mein Geist ist offen und weit:)
Mit Kupfer meinst du wohl Bronze?
Ich fasse zusammen:
-Vererbung der Ausrüstung.
-Möglicherweise bessere Schürfmethoden (siehe Edelmetalle).
-Parallele Benutzung von Bronze und Stahl.

Für mich ist es sehr neu, das die römischen Kerntruppen heterogen ausgerüstet waren. Bei Auxiliar-Einheiten hätte ich es verstanden.
Gab es also in der selben Einheit verschiedene Rüstungen und Waffen?
 
Ausrüstungsteile aus Kupfer dürften eher selten gewesen sein (gab es aber durchaus), Teile aus Kupferlegierungen (Bronze, Messing) hingegen waren sehr häufig anzutreffen. Die spätrepublikanischen bis frühkaiserzeitlichen Helme der Typen Montefortino sowie Haltern/Hagenau waren (zumindest laut der Fundlage) allesamt aus Bronze bzw. Messingbronze gefertigt und mit Zinn überzogen. Die Helme der Weisenau-Reihe waren hingegen meist aus Eisen (auch hier gab es aber Ausnahmen), wiesen allerdings Zierelemente aus Bronze/Messing auf. Auch diverse Verzierungen von Schwert- und Dolchscheiden waren sehr oft aus Bronze/Messing, ebenso auch die Scharniere und Ösen der Loricae segmentatae, die Schildrandeinfassungen, teilweise sogar die Schildbuckel.

Wie El Quijote schon geschrieben hatte, waren die römischen Legionäre zwar einheitlich ausgerüstet, aber nicht uniform. D.h., jeder hatte einen Helm, eine Rüstung, ein Schwert, einen Schild und ein oder zwei Wurflanzen. Was für ein Typ von Helm, Rüstung, Schwert, Schild oder Wurflanze getragen wurde, konnte aber von Soldat zu Soldat unterschiedlich sein (auch innerhalb einer römischen Einheit).
Das Kettenhemd (Lorica hamata) war z.B. in der spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Epoche sehr weit verbreitet und wurde erst um die Zeitenwende herum durch die einfacher und schneller herzustellende Lorica segmentata ergänzt (aber nie völlig verdrängt). Die Materialmenge für ein Kettenhemd war erheblich geringer als für eine Segmentpanzerung, zumal die römischen Kettenhemden im Vergleich zu den mittelalterlichen sehr leicht waren (= weniger Materialverbrauch). Später, etwa im 3. Jhdt. n. Chr. kam die Segmentpanzerung wieder aus der Mode, und das Kettenhemd sowie die Schuppenpanzerung waren die verbreitetsten Rüstungstypen. Der Grund hierfür lag neben dem recht großen Wartungsaufwand der Segmentata (ständig rissen Lederriemen oder Nieten, die dann von den Feldschmieden repariert werden mussten) auch in der hohen, benötigten Materialmenge, die sicherlich in den Krisenzeiten ab Ende des 2. Jhdt. n. Chr. zunehmend schwieriger zu beschaffen war.

Man darf auch nicht davon ausgehen, dass die römische Armee über große Lagerbestände verfügte, die nur darauf warteten an eine neu ausgehobene Legion ausgegeben zu werden. Es dürfte sicherlich eine ganze Weile gedauert und viel Arbeit für die umliegenden Schmieden bedeutet haben, bis eine neue Legion vollständig ausgerüstet war. Wahrscheinlich wurde sowieso zuerst die 1. Kohorte ausgerüstet, da diese als Eliteeinheit galt und nach und nach die restlichen 9 Kohorten. Gerade in Krisenzeiten zogen vermutlich viele frisch rekrutierte Legionäre nur mit Scutum, Gladius und Pilum in den Kampf und wurden erst später auch mit Helm und Rüstung ausgestattet.

Auch muss man bedenken, dass die römische Armee eine quasi staatlich finanzierte Berufsarmee war, die sich auf die Rohstoffvorkommen und -versorgung eines kompletten Weltreiches stützen konnte, während im Mittelalter die Königreiche und Fürstentümer nur das an Rohstoffen zur Verfügung hatten, das auf ihrem Gebiet lag. Alles andere musste oft sehr teuer gehandelt werden.
Als Rom in republikanischer Zeit noch eine Bürgerarmee hatte, war das Problem ganz ähnlich, denn damals mussten die Bürger ihre Ausrüstung selbst finanzieren, was dazu führte, dass die ärmeren nur mit Lanze und kleinem Rundschild in den Kampf zogen, während sich die wohlhabenderen Helm, Schwert, einen großen Schild und vielleicht sogar eine Rüstung, zumindest aber einen Brustpanzer, sowie die Reichen ein Pferd leisten konnten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ausrüstungsteile aus Kupfer dürften eher selten gewesen sein (gab es aber durchaus), Teile aus Kupferlegierungen (Bronze, Messing) hingegen waren sehr häufig anzutreffen. Die spätrepublikanischen bis frühkaiserzeitlichen Helme der Typen Montefortino sowie Haltern/Hagenau waren (zumindest laut der Fundlage) allesamt aus Bronze bzw. Messingbronze gefertigt und mit Zinn überzogen. Die Helme der Weisenau-Reihe waren hingegen meist aus Eisen (auch hier gab es aber Ausnahmen), wiesen allerdings Zierelemente aus Bronze/Messing auf. Auch diverse Verzierungen von Schwert- und Dolchscheiden waren sehr oft aus Bronze/Messing, ebenso auch die Scharniere und Ösen der Loricae segmentatae, die Schildrandeinfassungen, teilweise sogar die Schildbuckel.

Wie El Quijote schon geschrieben hatte, waren die römischen Legionäre zwar einheitlich ausgerüstet, aber nicht uniform. D.h., jeder hatte einen Helm, eine Rüstung, ein Schwert, einen Schild und ein oder zwei Wurflanzen. Was für ein Typ von Helm, Rüstung, Schwert, Schild oder Wurflanze getragen wurde, konnte aber von Soldat zu Soldat unterschiedlich sein (auch innerhalb einer römischen Einheit).
Das Kettenhemd (Lorica hamata) war z.B. in der spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Epoche sehr weit verbreitet und wurde erst um die Zeitenwende herum durch die einfacher und schneller herzustellende Lorica segmentata ergänzt (aber nie völlig verdrängt). Die Materialmenge für ein Kettenhemd war erheblich geringer als für eine Segmentpanzerung, zumal die römischen Kettenhemden im Vergleich zu den mittelalterlichen sehr leicht waren (= weniger Materialverbrauch). Später, etwa im 3. Jhdt. n. Chr. kam die Segmentpanzerung wieder aus der Mode, und das Kettenhemd sowie die Schuppenpanzerung waren die verbreitetsten Rüstungstypen. Der Grund hierfür lag neben dem recht großen Wartungsaufwand der Segmentata (ständig rissen Lederriemen oder Nieten, die dann von den Feldschmieden repariert werden mussten) auch in der hohen, benötigten Materialmenge, die sicherlich in den Krisenzeiten ab Ende des 2. Jhdt. n. Chr. zunehmend schwieriger zu beschaffen war.

Man darf auch nicht davon ausgehen, dass die römische Armee über große Lagerbestände verfügte, die nur darauf warteten an eine neu ausgehobene Legion ausgegeben zu werden. Es dürfte sicherlich eine ganze Weile gedauert und viel Arbeit für die umliegenden Schmieden bedeutet haben, bis eine neue Legion vollständig ausgerüstet war. Wahrscheinlich wurde sowieso zuerst die 1. Kohorte ausgerüstet, da diese als Eliteeinheit galt und nach und nach die restlichen 9 Kohorten. Gerade in Krisenzeiten zogen vermutlich viele frisch rekrutierte Legionäre nur mit Scutum, Gladius und Pilum in den Kampf und wurden erst später auch mit Helm und Rüstung ausgestattet.

Auch muss man bedenken, dass die römische Armee eine quasi staatlich finanzierte Berufsarmee war, die sich auf die Rohstoffvorkommen und -versorgung eines kompletten Weltreiches stützen konnte, während im Mittelalter die Königreiche und Fürstentümer nur das an Rohstoffen zur Verfügung hatten, das auf ihrem Gebiet lag. Alles andere musste oft sehr teuer gehandelt werden.
Als Rom in republikanischer Zeit noch eine Bürgerarmee hatte, war das Problem ganz ähnlich, denn damals mussten die Bürger ihre Ausrüstung selbst finanzieren, was dazu führte, dass die ärmeren nur mit Lanze und kleinem Rundschild in den Kampf zogen, während sich die wohlhabenderen Helm, Schwert, einen großen Schild und vielleicht sogar eine Rüstung, zumindest aber einen Brustpanzer, sowie die Reichen ein Pferd leisten konnten.
Kupfer ist butterweich und lässt sich nur schwer in eine Form gießen. Bronze oder Messing sind leichtflüssiger. Für Helme reicht die Festigkeit. Kettenhemden macht man aber besser aus Eisen, damit sich die Ösen schwerer aufbiegen und Schwerthiebe besser abgefangen werden. Ein Mangel an Eisen dürfte nicht bestanden haben.
 
Die römischen Legionäre waren alle mit Metallrüstungen ausgerüstet (300.000 Mann plus Auxilliareinheiten). Im Gegensatz dazu konnten sich im Mittelalter nur Adelige eine Rüstung leisten, da Metall sehr teuer war.
Wieso verfügten die Römer über soviel Metall?
Hatten sie bessere Erzfördertechniken oder größere Erzvorkommen?

Allein für das Colosseum wird geschätzt, dass Metallklammern mit einem Gesamtgewicht von um die 300 t verbaut wurden. Irgendwo habe ich gelesen, dass für das Ausrüsten einer Legion ca. 30 t Rohmetall benötigt wurden.
Gründe für eine ausreichende Verfügbarkeit von Erzen für staatstragende Vorhaben im Römischen Reich sehe ich in:

- die zentralistische Organisation der Macht konnte wichtige Ressourcen bündeln. In republikanischer Zeit konnten die in den Kämpfen gegen Hannibal verlorenen Legionen in kürzester Zeit ersetzt und ausgerüstet werden. Mit der auch wirtschaftsstrategisch erfolgten Ausdehnung des Imperiums stand ein immer größer werdender Raum mit seinen Erzvorkommen zur Verfügung (bspw. Noricum, Hispanien, Britannien, Dakien). Diese wurden in der Kaiserzeit weitestgehend in Staatsregie selbst oder in Form von Verpachtungen abgebaut.
- auch dürften die etlichen siegreichen Kriege neben Gold, Silber, Sklaven etc. auch einen gewissen steten Zufluss an rüstüngsfähigen Metallen in Form von Beutewaffen geliefert haben.
- die mit damaligen technischen Kenntnissen weitestgehende Ausbeutung an Edelmetallen im Mittelmeerraum und Westeuropa (eindrucksvoll Las Médulas – Wikipedia ) dürfte ansatzweise auch auf Eisen-, Kupfer- und Zinnlagerstätten übertragbar sein.
Plinius beschreibt eindrücklich das Ausmaß des Bergbaus: “Von den Metallen, den Schätzen der Erde selbst und ihrem Wert soll nun die Rede sein. Der Mensch ist ja auf vielerlei Art bemüht, das Innere der Erde zu durchforschen. Hier nämlich gräbt man des Reichtums wegen, weil die Welt nach Gold, Silber, Elektron und Kupfererz verlangt, dort sucht man für den Luxus Edelsteine und farbigen Zierat für Wände und Möbel. Und wieder anderswo gräbt man für waghalsige Unternehmungen nach Eisenerz, das für Krieg und Mord sogar noch höher geschätzt wird als das Gold. Wir graben uns durch alle Adern der Erde, leben auf ausgehöhltem Erdreich und wundern uns, dass sie bisweilen auseinander klafft oder erzittert und bebt.“ (NH 33, 1).
- ein indirektes Indiz für den Umfang römischer Metallgewinnung und -verabeitung stellt die umfangreiche Abholzung weiter Landstriche dar, was in Form von Holzkohle in nicht unwesentlichen Anteilen der Verhüttung diente.

Wie Sid. Callidus oben schreibt, die staatlich finanzierten Legionen dürften bezüglich Erzen kaum Rohstoffengpässe gekannt haben. Dafür erachte ich deren Bedarf gemessen an der Gesamtmenge an verfügbaren Metallen schlicht für zu klein.
 
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Wir reden hier über vollkommen andere Wirtschaftsformen. Rom besaß z.B. eine Geldwirtschaft, was vieles vereinfachte und einiges erst möglich machte.

Dann kam es zu einem Verlust von Knowhow, regional unterschiedlich in Zeitpunkt und Umfang.

Einige Erzquellen sollen auch erschöpft sein und neue wurden nicht in gleichem Maße erschlossen. Heute werden mit besserer Technik die Schlackehaufen antiker (und mittelalterlicher), längst aufgegebener Minen abgebaut. Meines Wissens gibt es dadurch sogar Berechnungen zu den Fördermengen verschiedener Zeiten. Ich habe nur keine Zeit, nachzuschlagen, auch wenn es mich selbst interessierte.

Dazu brach aber auch die Nachfrage weg. Die in das Imperium eindringenden Gruppen nutzten bei vielen Dingen Holz, Leder oder Stoff statt Metall und die Größe der Truppen schrumpfte bei zunehmend weniger Metall bei der Ausrüstung. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem es sich nicht mehr lohnt, große Minen zu betreiben, zumal sich auch hier die Frage der Subsistenz stellt.

Die Arbeitskräfte waren in der Antike Sklaven oder Straftäter. Mit einem schwächeren Staat gab es also auch hier Probleme.

Die Produktion war also trotz Verknappung des Rohstoffs schlicht so teuer geworden, dass die Nachfrage weiter sank. Das Produkt konnte nicht mehr günstig angeboten werden und die Preise pendelten sich auf weit höherem Level ein.

(Und die ungünstigen Strukturen des Mittelalters behinderten den Bergbau teils bis in die Neuzeit. Denken wir nur an die Habsburger, denen es lange nicht gelang selbst angemessenen Gewinn aus ihren Minen zu schöpfen.)
 
Kupfer ist butterweich und lässt sich nur schwer in eine Form gießen. Bronze oder Messing sind leichtflüssiger. Für Helme reicht die Festigkeit. Kettenhemden macht man aber besser aus Eisen, damit sich die Ösen schwerer aufbiegen und Schwerthiebe besser abgefangen werden. Ein Mangel an Eisen dürfte nicht bestanden haben.
Kettenhemden ebenso wie die Lorica segmentata waren natürlich aus Eisen gefertigt, Messing bzw. Bronze hätte nicht die gleiche Schutzwirkung gehabt. Das kam bei meinem Beitrag nicht so konkret rüber. Es wurden allerdings Überreste von Loricae squamatae (Schuppenrüstungen) gefunden, deren Schuppen vollständig oder teilweise aus Bronze oder Messingbronze gefertigt waren. Hier stand sicherlich eher die optische Wirkung im Vordergrund. Immerhin sah ein golden glänzender Schuppenpanzer sehr prunkvoll aus. Ebenso eine Rüstung, bei der abwechselnd Schuppen aus Eisen und Messingbronze verwendet wurden.
 
Ich möchte mich Riothamus anschließen:
1. technologisch gab es meines Wissens keine Weiterentwicklung zwischen Spätantike und frühem Mittelalter, weder in der Verhüttung (Rennofenverfahren) noch im Bergbau.
2. Verfügbarkeit von Arbeitskraft: ein Einsatz von Sklaven und Straftätern hat die Möglichkeiten der Produktion für einen überregionalen Markt potentiert
3. Funktionierender Markt, garantierter Absatz (z.B. für das römische Militär), funktionierende Geldwirtschaft: macht kapital-und arbeitsintensive Produktionen erst rentabel, bzw. befördert Investitionen in Erschließung, Prospektion, Produktion und Handel
4. Eine Produktion über einen Eigenbedarf und lokalen Markt hinaus lohnt sich nur, wenn eine entsprechende Kaufkraft vorhanden ist - der war auch bei der Eigenbeschaffung der Waffen durch die Legionen durch die staatlichen Soldzahlungen gegeben. Die staatliche Alimentierung ermöglichte es einer breiten Schicht sich Waffen zu beschaffen.

In den frühen mitteleuropäischen Königreichen mussten meines Wissens nach sich Kämpfer selbst ohne Unterstützung bewaffnen: "Dass ein jeder freie Mann, der vier Hufen als Eigentum oder als Lehen von irgendjemanden besitzt, sich selbst vorbereite und zum Heer aufbreche, sei es mit seinem Lehnsherrn, wenn sein Lehnsherr aufbricht, sei es mit seinem Grafen" (fränkisches Kapitular von 808 n.Chr.; zusätzlich gab es noch ein Heerbannsystem für ärmere freie Besitzer und das Aufgebot der Landwehr "lantweri", wenn das eigene Land bedroht wird). Eine Komplettrüstung eines fränkischen Reiterkriegers/Panzerreiters um 800 wird auf Kosten von 36-40 Schillinge geschätzt, das ist inklusive Pferd ein Gegenwert von 18 bis 20 Kühen.
(Krieg im Mittelalter, Malte Prietzel, 2006). Eine vollständige Rüstung war daher nur für reiche Grundbesitzer erschwinglich.Karl der Große verbot den Export von Brünnen (Kettenhemden oder Schuppenpanzern) 779, 803 den von Armschienen, 805 erließ er ein allgemeines Exportverbot für Brünnen und Waffen an Slawen und Awaren. Dies spricht für einen Mangel an diesen Spezialprodukten, und dementsprechend an Werkstätten und Arbeitskräften, die sie herstellen konnten. Diese Knappheit kann auch die Marktpreise der Schutzwaffen und Offensivwaffen nach oben getrieben haben. Ob auch der Rohstoff Eisen knapp war?

Ein Dissertation, die im Abschnitt 2 einen ganz guten Überblick der Waffenversorgung der Legionen bietet, und dann spezifisch auf die römischen Truppen in Britannien eingeht: "Wirtschaft an der Grenze -Studien zum Wirtschaftsleben in den römischen Militärlagern im Norden Britanniens", Björn Onken, 2003
https://d-nb.info/97099771x/34
Onken benennt den Eisenbedarf für die Ausstattung einer Legion mit Waffen mit 38 t, Nägel, Werkzeuge und Baumaterialien nicht mitgerechnet. Die britannische Eisenproduktion konnte alleine die dort stationierten römischen Truppen (alleine ca. 30.000 Militär am Hadrianswall) versorgen, Zitat:
"Nach einer Schätzung förderte man von 100 -250 n. Chr. allein im Südosten der Insel jährlich ca. 7oo t
Eisen, was den Bedarf des Militärs in Britannien vermutlich um 100% überstieg. Im Norden der Insel wurden größere Eisenvorkommen im County Durham und eine Lagerstätte bei Housesteads, Kupferminen bei Richmond inYorkshire, Coniston in Lancashire, Alston und Keswick in Cumbria sowie Bleivorkom
men in den Pennies und Yorkshire ausgebeutet."
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei den Angaben zum Frühmittelalter muss berücksichtigt werden, dass frühere Veröffentlichungen meist nicht die gänzlich andere Wirtschaftsform gegenüber dem 19. Jahrhundert berücksichtigten. Dadurch kam z.B. Delbrück zu dem Schluss, die Angaben der Quellen zur Wehrverfassung so nicht möglich sind. Man ging davon aus, dass sich die Leistungsfähigkeit der Höfe gesteigert habe, während sie doch im 19. Jahrhundert, insbesondere was das Rindvieh angeht, geringer war.

Zunächst wurde im Frühmittelalter mit ganzen Höfen gerechnet. Dann stand bis in 11. Jahrhundert die Viehwirtschaft und nicht der Ackerbau im Vordergrund. (Und da Hufen/Huben/Mansen sowohl eine Größeneinheit als auch einen Hof bezeichnen können, muss man natürlich die Übersetzung wählen, bei der etwas realistisches herauskommt.) Wenn es auf einem Hof 16 bis 20 Rinder gab und der vollgerüstete Krieger 4 Höfe besitzen sollte, war es, vorausgesetzt, der Harnisch wurde auf lange Sicht beschafft, durchaus realistisch, eine volle Ausstattung zu besitzen. Natürlich muss noch berücksichtigt werden, dass Reitpferde teuer, bzw. aufwendig in der Unterhaltung sind und waren.

Der durchschnittliche Krieger trug m.W. auch kein Kettenhemd, sondern einen 'Ringelpanzer' mit aufgenähten Ringen (oder Schuppen).
 
Und ein paar Literaturhinweise:
Paul T. Craddock: Mining and Metallurgy. In: John Peter Oleson, (Hrsg.): The Oxford Handbook of Engineering and Technology in the Classical World, Oxford University Press, 2008, ISBN 978-0-19-518731-1,
David Sim, Isabel Ridge: Iron for the Eagles. The Iron Industry of Roman Britain. Tempus, Stroud/Gloucestershire 2002, ISBN 0-7524-1900-5,
John F. Healy: Mining and Metallurgy in the Greek and Roman World. Thames and Hudson, London 1978, ISBN 0-500-40035-0,
Craddock schätzt die jährliche Eisenproduktion im römischen Reich auf 82.500 t.
Und ein Text zum Thema, zwar auf die Eifel konzentriert, aber unter Einbeziehung von Forschungsergebnissen darüber hinaus: Frühe Eisengewinnung rechts und links des Rheins Woher kam das Eisen im Dekumatland?
 
Ich war ja vorige Woche im archäologischen Nationalmuseum in Madrid, dort ist der Grabstein von Quartulus ausgestellt aus Baños de Encina, Jaén. Quartulus/Quartuius trägt einen Pickel und ein Körbchen. Der Grabstein verrät uns sein Alter:

IMG_20230512_190530~4.jpg


QVARTVIVS
AN[n]ORV*IIII* ST[L]
[… … … … IIII …]

IMG_20230512_190530~5.jpg


Hier wurde also einem erst vierjährigen Minenarbeiter, vermutlich der vierte Sohn (Quartus, in der Verniedlichungsform Quartulus) seiner Eltern, ein Grabdenkmal gesetzt.
 
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Moin
Der Abbau von Raseneisenstein, dessen Verhüttung und das anschließende Ausschmieden stellt kein großes Problem dar. Das wurde auf "größeren" Gehöften für den Eigenbedarf sehr häufig praktiziert. Die daraus gewonnenen nutzbaren Eisenmengen reichten dann für den "Hausgebrauch".

Eine ganz andere Sache ist die Erzgewinnung unter Tage oder auch in einem entsprechend großen Tagebau.
Hierzu wird Personal benötigt, das muß versorgt werden, große!!! Mengen an Holzkohle zur Verhüttung und Weiterverarbeitung. Auch diese Arbeitskräfte müßen versorgt werden, sei es mit Nahrungsmitteln und/oder Geld.
Nur finanziell gut gestellte Unternehmer/staatliche Organisationen können das leisten.
In der Völkerwanderungszeit bis in das Hochmittelalter hinein fehlten diese Parameter im europäischen Raum, ( (natürlich das islamische Iberien und Ostrom ausgenommen).
Erst mit dem verstärktem Aufkommen der Geldwirtschaft, der städtischen Siedlungen, der Erhöhung der landwirtschaftlichen Marktquote und diverser anderer Voraussetzungen war wieder eine verstärkte Produktion von
Metallwaren in unserem Großraum möglich.
 
Mir wurde hier im Forum in einem anderen Thread mal vorgehalten, dass die Verhüttung von Raseneisenerz nie und unter keinen Umständen praktikabel sei. Was mich angesichts anders lautender angesehener Literatur, die einfach ignoriert wurde, ratlos zurückließ.

Ging es oder ging es nicht?
 
Hier wurde also einem erst vierjährigen Minenarbeiter, vermutlich der vierte Sohn (Quartus, in der Verniedlichungsform Quartulus) seiner Eltern, ein Grabdenkmal gesetzt.
Ob er wirklich Minenarbeiter war? Wenn sich die Eltern einen aufwändigen Grabstein für ihren (obendrein vielleicht vierten) Sohn leisten konnten, können sie nicht so arm gewesen sein. Wer sonst als ein Angehöriger sollte den Grabstein finanziert haben? Mitglied eines Berufs-Collegiums zur Finanzierung von Begräbnissen wird er mit 4 noch nicht gewesen sein, und ein Arbeitgeber wird ebenfalls nicht so viel Geld ausgegeben haben.
 
Ich nehme an, dass der Kleine Abraum bearbeiten musste; wenn der Vater oder ein älterer Bruder hinreichend Begabung hatte - das notwendige Werkzeug war ja vorhanden - warum nicht? Ich sehe jedenfalls kein Begründung dafür einen Vierjährigen als Minenarbeiter darzustellen, wenn er es nicht war. Dass er im Stollenvortrieb eingesetzt war, erscheint mir jedenfalls äußert unwahrscheinlich.
 
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