Mittelalter: Was machten Frauen während ihrer Periode?

periode

es gab auch schon o.b`s . Die bestanden aus klein gefalteten Tüchern (in manchen Fällen umwickelten sie ein Hölzchen oder Stock), die man dann eingeführt und, ich denke mal, gelegentlich auch gewechselt hat :)
 
Ich hab ein Unterhosenbild aus dem Spätmittelalter gefunden (Kreuzgangfresko im Kreuzgang des Brixener Doms, um 1400 "Martyrium des heiligen Achatius) und auch der Hl. Franz von Assisi trägt in einer Buchmalerei dieser Zeit eine Unterhose.
 

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Hallo Schini,

weiß man auch etwas darüber, wie verbreitet damals das Tragen von Unterwäsche war? Oder ist das von Heute aus nicht mehr nachvollziehbar?

LG
 
Schini schrieb:
Ich hab ein Unterhosenbild aus dem Spätmittelalter gefunden (Kreuzgangfresko im Kreuzgang des Brixener Doms, um 1400 "Martyrium des heiligen Achatius) und auch der Hl. Franz von Assisi trägt in einer Buchmalerei dieser Zeit eine Unterhose.

Soweit ich das auf den stark verkleinerten Grafiken erkennen kann ist das doch aber das einzige Kleidungsstück, dass sie "unternrum" tragen, und sieht aus wie eine Art Lendenschurz. Irgendwas mussten sie ja anhaben; warum nicht die vermeintliche "Unterhose" als kurze Hose.
 
Als Unterkleidung trugen beide Geschlechter im MA meist ein Hemd (Pfait - ist in manchen Dialekten erhalten geblieben). Da es aus Leinen gefertigt war, war die Anschaffung relativ teuer und deshalb trugen es wohl nur die höheren sozialen Schichten. Anfangs war es oberschenkel- bis knöchellang und verkürzte sich bis ins Spätmittelalter. Teilweise war es auch durch die Oberbekleidung sichtbar und hatte dann eine Zierfunktion. Die Unterhose (Bruech) wurde ausschließlich von Männern getragen und war auch ein Zeichen ihrer Macht. Frauen konnten nur in einer "verkehrten Welt" Hosen tragen - so zumindest in einigen spätmittelalterlichen Satiren. Aber es wird vermutet, dass zumindest in der Oberschicht Schenkelbinden von Frauen verwendet wurden. Männer ohne Unterhosen wurden meist Tölpeln oder Narren gleichgesetzt, asketische Mönchsorden (z.B. Zisterzienser) lehnten Unterhosen jedoch als verweichlicht ab (was bei starken Windstößen oder Stürzen zu Keuschheits-Problemen führen konnte ;) ). In der Regula Benedicti wird das Tragen von Unterhosen nur auf Reisen erlaubt, Benediktiner und Cluniazenser trugen im HochMA jedoch ständig Unterhosen. Kartäusermöche wichen auf Leinenbinden aus. Trat man alleine in Unterhosen auf, war das entweder ein Zeichen freiwilliger (aus Glaubensgründen) oder erzwungener Erniedrigung (Strafe... jemanden seines Amtes entheben und seiner Würde entkleiden!!!).

(gekürzt aus dem LexMA)

LexMA schrieb:
Die Bruech (von lat braccae) ist zunächst lang, etwa bis zu den Knien reichend, und weit geschnitten; sie wird in der Taille vom Bruechgürtel gehalten und bisweilen in die Beinkleider gezogen. Mit der Verlängerung der Beinkleider, die dann am Bruechgürtel befestigt werden, verkürzt sich die B. Der zunehmend kürzere und engere Schnitt der Oberkleidung im 14. und v. a. im 15. Jh. macht eine weitere Veränderung der Bruech notwendig. Sie wird zu einem kurzen, engen Kleidungsstück; da die Beinkleider nicht mehr am Bruechgürtel, sondern direkt am Wams angenestelt werden, wird der Bruechgürtel durch einen einfachen Durchzug für eine Kordel abgelöst.


Soweit die Quellenlage. Persönlich denke ich, dass für die meisten Menschen Unterwäsche nicht leistbar war und sie deshalb keine trugen.
 
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Lukrezia Borgia schrieb:
Hallo Schini,

weiß man auch etwas darüber, wie verbreitet damals das Tragen von Unterwäsche war? Oder ist das von Heute aus nicht mehr nachvollziehbar?

LG
ich kann mich noch an erzählungen erwachsener aus meiner jugend erinnern die berichteten ihre mütter/großmütter hätten an den waschtagen, der von früh bis spät abends dauerte, beim harndrang "es einfach im stehen laufen lassen" über dem bodenabfluß oder auf dem feld. ähnliches berichteten die älteren schuster. bei schuhen reiferer damen war das leder innen, auf der seite "des dicken onkels", meist spröde und hart - vom urin beim laufenlassen unterwegs auf freiem feld, bei dem sich die frauen einfach nur breitbeinig hinzustellen brauchten. es zeigt und wurde auch so erzählt, das bis anfang des 20.jahrhunderts das tragen von höschen nicht üblich war.
 
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ich weiß nicht ob es hier schon gesagt wurde, aber um auf das thema zurück zukommen:

Bis nach den 2. Weltkrieg haben es hauptsächlich Frauen auf dem Land einfach laufen lassen. Sie durften an den Tagen nur net zum Tanz. Ich weiß dass von meiner Uroma und ich schätze, dass es im Mittelalter daher nicht sehr viel anders gewesen sein wird. :rolleyes:
 
AngelEye schrieb:
ich weiß nicht ob es hier schon gesagt wurde, aber um auf das thema zurück zukommen:

Bis nach den 2. Weltkrieg haben es hauptsächlich Frauen auf dem Land einfach laufen lassen. Sie durften an den Tagen nur net zum Tanz. Ich weiß dass von meiner Uroma und ich schätze, dass es im Mittelalter daher nicht sehr viel anders gewesen sein wird. :rolleyes:
Damit hast du für einen Großteil der weiblichen Bevölkerung sicherlich recht. :yes:
 
Meine Grossmutter hat meiner Exfrau sogar noch eingeredet, wärend der Periode kein Obst, Gemüse oder Wurst eizukochen , weil sonst alles verdirbt.
 
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florian17160 schrieb:
Meine Grossmutter hat meiner Exfrau sogar noch eingeredet, wärend der Periode kein Obst, Gemüse oder Wurst eizukochen , weil sonst alles verdirbt.
Mir wurde letztens gesagt, als ich im Ruhrgebiet unterwegs war, es gäbe den Aberglauben, dass bei der Herstellung von Blutwurst keine Frau anwesend sein darf, die die Tage hat, da die Blutwurst sonst unrein wird und verdirbt...
Also Beipflichtung zu Florians Beitrag...

Angeregt durch diese Diskussion hier, fragte ich meine ehemalige Geschichtslehrerin, ob die Frauen damals mit den Tagen arbeiten gingen oder ´zu Hause blieben.
Über ihre Antwort war ich zunächst schockiert, da sie sich stark für die Emanzipation einsetzt, doch im Endeffekt sprach die Antwort doch in die richtige Richtung:

Sie meinte, dass die Frauen natürlich damals arbeiten gingen. Sie konnten sich keine freie Zeit erlauben.
Ich fragte dann nach, weil ich die Berichte kenne von Rückenschmerzen usw.. Daraufhin meinte sie nur, die Frauen seien damals nicht so wie die von heute, dass sie wegen den Tagen so eingeschränkt waren.

Hartes Urteil... :confused:
 
Es ist ja nicht so, dass Frauen in der heutigen Zeit alle 4 Wochen für 3 Tage nicht in die Arbeit gehen. Und eingeschränkt ist man ja während der Menstruation auch nicht sonderlich. ;)
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Es ist ja nicht so, dass Frauen in der heutigen Zeit alle 4 Wochen für 3 Tage nicht in die Arbeit gehen. Und eingeschränkt ist man ja während der Menstruation auch nicht sonderlich. ;)

Schräg ausgedrückt von mir und zu sehr generalisiert... Der Einwand ist sehr berechtigt... :bussi:

Ich meine es auch darauf bezogen, dass man mit der Pille zum Beispiel heute ja auch ein schmerzlinderndes Mittel einnimmt, all so etwas gab es in diesem Sinne damals wohl nicht.
 
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Rafael schrieb:
Schräg ausgedrückt von mir und zu sehr generalisiert... Der Einwand ist sehr berechtigt... :bussi:

Ich meine es auch darauf bezogen, dass man mit der Pille zum Beispiel heute ja auch ein schmerzlinderndes Mittel einnimmt, all so etwas gab es in diesem Sinne damals wohl nicht.

Es könnte natürlich auch sein, dass PMS und der Rest zu einem guten Teil eine Zivilisationskrankheit ist. Schließlich leiden auch heute bei weitem nicht alle Frauen an Bauchschmerzen - selbst wenn das die Pharmaindustrie nicht so gerne sieht.
 
Es könnte natürlich auch sein, dass PMS und der Rest zu einem guten Teil eine Zivilisationskrankheit ist.

Ich würde sagen, dass das individuell sehr unterschiedlich ist. Es hat schon auch einen klitzekleinen Grund, warum in manchen Kulturen frauen, die ihre Tage haben, als unrein gelten und sich in dieser zeit zurückziehen ;) .

Grüße,

Tawabet
 
Tawabet schrieb:
Ich würde sagen, dass das individuell sehr unterschiedlich ist. Es hat schon auch einen klitzekleinen Grund, warum in manchen Kulturen frauen, die ihre Tage haben, als unrein gelten und sich in dieser zeit zurückziehen ;) .


So? Und was ist dieser klitzekleine Grund für ihre "Unreinheit"?
 
Also, weißt du, wenn ich meine Tage habe, dann möchte ich mich am liebsten irgendwo hin verziehen. Ist nur so ein Gedanke. "Unreinheit" bedeutet doch, dass die Frauen zum Rückzug aus der Gesellschaft gezwungen wurden. Es ist zwar diskriminierend und aus emanzipatorischer Sicht NICHT gut zu heißen, aber bei manchen Auswirkungen der PMS (z.B. heftige Migräne) vielleciht gar nicht mal nur lästig. Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, ich bin keineswegs für solche Dinge!

In Deir el-Medina (Neues reich, Ägypten) hat sich im übrigen sogar mal ein Mann bei der Arbeit entschuldit, weil seine Frau ihre Tage hatte ;) .

Grüße,

Tawabet
 
Rafael schrieb:
... es gäbe den Aberglauben, dass bei der Herstellung von Blutwurst keine Frau anwesend sein darf, die die Tage hat, da die Blutwurst sonst unrein wird und verdirbt...

zum glück sind diese zeiten vergangenheit. heutzutage stelle ich mir einen schnellen tamponwechsel, in der nähe des meist riesigen kessels mit dem blut und den speckwürfel darin, recht einfach und die entsorgung problemlos vor. :p
 
Tawabet schrieb:
Also, weißt du, wenn ich meine Tage habe, dann möchte ich mich am liebsten irgendwo hin verziehen. Ist nur so ein Gedanke. "Unreinheit" bedeutet doch, dass die Frauen zum Rückzug aus der Gesellschaft gezwungen wurden. Es ist zwar diskriminierend und aus emanzipatorischer Sicht NICHT gut zu heißen, aber bei manchen Auswirkungen der PMS (z.B. heftige Migräne) vielleciht gar nicht mal nur lästig. Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, ich bin keineswegs für solche Dinge!

Ob eine Frau sich selbst zurückzieht oder von den Männern in einer Gesellschaft während ihrer Menstruation aufgrund ihrer "Unreinheit" ausgeschlossen wird, macht doch einen riesigen Unterschied aus. ;)
 
Ganz anders sieht's dann natuerlich schon wieder aus wenn man sich die Unreinheit einreden laesst und sich eben deshalb zurueckzieht..

Als ich zwischen 9 und 15 war hatte ich eine gute Freundin, die zwar in der Tuerkei geboren wurde, aber seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland gelebt hatte. Wir sind gleichalt und machten also auch in etwa zur gleichen Zeit Pubertaet und alles was dazugehoert durch. Lange Rede kurzer Sinn; als sie anfing ihre Tage zu bekommen zog sie sich immer oefter zurueck, weigerte sich, zum Spielen raus zu kommen oder zu mir nach Hause.. Auf die Frage ob sie sich schlecht fuehle, Schmerzen haette oder so sagte sie immer Nein. Sie sagte meist sowas wie sie fuehle sich schmutzig.

Spaeter irgendwann verriet sie mir, dass es eigentlich ihre Mutter und aeltere Schwester waren, die ihr einredeten, an diesen Tagen besser zuhause zu bleiben.. Heute weiss ich, dass da natuerlich kulturelle Unterschiede eine gewaltige Rolle spielten - damals (mit elf, zwoelf) fand ich's einfach nur traurig, dass meine beste Freundin sich grundlos von mir zu entfernen schien.
 
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