Mongolen und die Pest

mangus

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Ist der sogenannte "Schwarzer Tod" in Europa(14. JH) wirklich von den Mongolen in Europa mitgeschleppt worden? Und wenn ja, warum sind die Mongolen daran nicht gestorben? Gibt's überhaupt Fakten, daß die Mongolen selber viel daran gestorben sind?

Hatte diese Pest wirklich in China ihre Ursprung? Gibt's Fakten, daß die Chinesen auch viel daran gestorben sind?

Haben die Mongolen auch Tuberkulose verbreitet? (http://derstandard.at/?url=/?id=2188451) Gab's denn keine Tuberkulose davor in Rußland bzw. Europa?

Gibt's noch andere Fälle, daß die Mongolen und überhaupt zentralasiatische Nomaden Pest verbreitet haben(absichtlich oder unabsichtlich)?

Oder ist es die übliche Betrachtungsweise, an die Nomaden alle Arten von Übel zu adressieren?
 
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mangus schrieb:
Ist der sogenannte "Schwarzer Tod" in Europa(14. JH) wirklich von den Mongolen in Europa mitgeschleppt worden? Und wenn ja, warum sind die Mongolen daran nicht gestorben? Gibt's überhaupt Fakten, daß die Mongolen selber viel daran gestorben sind?

Hatte diese Pest wirklich in China ihre Ursprung? Gibt's Fakten, daß die Chinesen auch viel daran gestorben sind?

Haben die Mongolen auch Tuberkulose verbreitet? (http://derstandard.at/?url=/?id=2188451) Gab's denn keine Tuberkulose davor in Rußland bzw. Europa?

Gibt's noch andere Fälle, daß die Mongolen und überhaupt zentralasiatische Nomaden Pest verbreitet haben(absichtlich oder unabsichtlich)?

Oder ist es die übliche Betrachtungsweise, an die Nomaden alle Arten von Übel zu adressieren?

wikipeda schrieb:
Tuberkulose ist seit dem Altertum bekannt. Skelettüberreste von prähistorischen Menschen (4000 v. Chr.) zeigten Spuren der Krankheit. Tuberkulöse Zerstörung wurde auch in Knochen ägyptischer Mumien von 3000-2400 v. Chr. gefunden. Es gab Hinweise auf Tuberkulose in Indien und Amerika um 2000 v. Chr.
Um 460 v. Chr. kennzeichnete Hippokrates Phthisis (griech. φϑίσις = Schwund) als die weitestverbreitete Krankheit aller Zeiten, die fast immer tödlich war.
Wegen der Vielzahl ihrer Symptome wurde die Krankheit bis in die 1820er Jahre nicht als einheitlichte Krankheit erkannt und erst 1839 von Johann Lukas Schönlein „Tuberkulose“ genannt.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tuberkulose

Den letzte Satz lasse ich mal so stehen...unbeantwortet.

Wenn Du den von Dir zitierten Artikel genau liest, so handelt es sich bei der Untersuchung um einen Tuberkulosestamm von vielen.
Diesen einen Stamm haben die Mogolen mit nach Europa gebracht.
Es ist aber wohl äußerst wahrscheinlich, dass diese Krankheit auch schon vorher in Europa krassierte.

Nur eben: ...Wegen der Vielzahl ihrer Symptome wurde die Krankheit bis in die 1820er Jahre nicht als einheitlichte Krankheit erkannt...
 
Ist der sogenannte "Schwarzer Tod" in Europa(14. JH) wirklich von den Mongolen in Europa mitgeschleppt worden?

Nein. Zumal es zu diesem Zeitpunkt kaum noch echte Mongolen in Westasien gab.

Und wenn ja, warum sind die Mongolen daran nicht gestorben?

Die Pest betraf durchaus auch Nachfolgestaaten des Mongolenreiches die dadurch geschwächt wurden. Man kann auch vermuten, daß die Rückkehr zur nomadischen Lebensweise und der Mangel an Städten, im Fernen Osten auch die bessere Hygiene zu geringeren Verlusten als in Europa beitrugen.

Hatte diese Pest wirklich in China ihre Ursprung? Gibt's Fakten, daß die Chinesen auch viel daran gestorben sind?

In China gab es in besagtem Zeitraum keine Pestepedimen. Überhaupt wurde auch Asien viel weniger getroffen als Europa.

Haben die Mongolen auch Tuberkulose verbreitet? Gab's denn keine Tuberkulose davor in Rußland bzw. Europa?

Es gab schon Tuberkulose. Aber die heutigen Erregerstämme der Tuberkulose kommen aus dem Osten. Sie wurden aber nicht von den Mongolen verbreitet, daß ist eine falsche Darstellung. Die Mongolen brachten bei ihren Feldzügen nach Westen halt diese agressiveren Erreger mit.

Gibt's noch andere Fälle, daß die Mongolen und überhaupt zentralasiatische Nomaden Pest verbreitet haben(absichtlich oder unabsichtlich)?
Oder ist es die übliche Betrachtungsweise, an die Nomaden alle Arten von Übel zu adressieren?

Also niemand hat damals die Pest absichtlich verbreitet.

Die Pest kommt ja heute noch in der Mongolei vor, und zwar wird sie von Flöhen übertragen, die auf Murmeltieren leben, weshalb man beim Kontakt mit Murmeltieren daran erkranken kann.

Der Mangel an Städten, die räumliche Weite und die große Winterkälte und der Mangel an Menschen in Bezug auf den Raum führten dazu, daß nur selten Mongolen in größerer Zahl krank wurden. Es starben vor allem Einzelpersonen. Es fehlte vor allem die Ratte als Tier, die den Erreger dann weitertrug. In Europa hauste man derweilen in großer Enge in Städten im eigenen Dreck, die Rattenpopulation in Europa war extrem hoch. Als der Erreger der Pest am Schwarzen Meer in den Handelsposten der Genueser von den Murmeltieren der Steppe und Erkrankten Mongolen und Tataren auf Ratten übersprang, und die Genueser ihn dann mit Schiffen nach Europa brachten, da änderte sich das dann entscheidend.

Und es brach eben die große Pest-Epedemie aus. Die Massen von Ratten und der Dreck und der intensive Handel in Europa führten eben dazu, daß binnem kurzen große Teile der Bevölkerung krank wurden.
 
ich denke du überschätzt die einsammkeit der nomaden..


die sind nicht so einsamm gewesen als man denkt.
gelebt haben die in sogenannten Jurtendorfern.(Aul)
Wobei manche grösser als Dörfer im in Deutschland waren.(bis 100-300 Seelen)


Die waren aber so aufgebaut, dass man die bei wechseln der Weideplätze abbaute und wo anderes wieder aufbaute.

"Einsamm" ist ein mongole oder Kirgise nie gewesen. man könnte (das wissen der Weideplätze vorausgesetzt) den nachsten aul binnen 1-2 tage zu pferde erreichen. In den ganzen damaligen Mongolenreich gab es Städte und halbnomadische siedlungen. Erst spätere Kriege haben die weggeschleift. davor war der Moghulistan und Ostaltai berühmt für ihre Städte. Manche Nomaden-Völker haben ihre weidenplätze so verteilt dass einmal im Jahr sich an einem Punkt alle zusammen versammeln könnte.

Es gibt in der Steppe mäuse und Raten(die schlaffen im Winter unter der Schneedecke) und viel Kleingetier, der auch vielle Läuse hatte.



http://www.mari-el.ru/kozm_museum/03.html

Kasachischer (damals hat man die kirgisen genant) Nomaden Dorf im 1896.



http://cultinfo.ru/fulltext/1/001/009/001/222785367.jpg

aul turkmen-tekinen nicht weit der Stadt Abschchabad anfang des 19 jhr.

http://irbis.asu.ru/docs/altai/art/art_alt/images/color/074.jpg

"kochevje" in Altaigebirge. (kleine Stätte mit ein zwei Familien)

Entland der Seidenstrasse war es dicht besiedelt und vielle waren seßhaft. diese Städte und Handelspunkte haben nicht nur davon gelebt, dass die nur entlang des Seidenweges handel trieben, sonder dass die auch mit den lokalen Nomaden und halbnomaden handelten.

Wobei vielle Städte bestanden aus zwei großen teilen: Befestigte Festung oder Stadt mit normalen Häusern und (meistens größerer teil) aus den "Jurtenvierteln". Heute kann man es übrigens in den Städten mongoliens und nordchinas sehen. Wenn du willst kannst du dir Google-earth nehmen und dann den Ulanbator ranzomen. da gibt es noch solche typische Jurten-Vierteln.

http://www.prodat.no/loopSites/svanvik/images/2004_04/ulan_bator.jpg

Damit komme ich zum Schluß:

die auswirkung dieser Epedemie war für die Mongolen und ihre Reiche warscheinlich ein größerer Schlag gewesen als innerer Zwist einzelner Herrschaftshäuser nach dem tod des Chingiskhans. (nicht umsonst haben die Türko-Mongolen sich von der eigener Religion abgewendet und Islam angenommen und der Timur Lenk später überal Arbeitskräfte für sein Imperium "gesammelt".)

Nur leider sind einfach wenige Zeitzeugnisse und Statistiken geblieben.

freundliche Grüße.
 
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