Monza-Ovalkurs

Scorpio

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Vielleicht kennt der eine oder die andere John Frankenheimers Film "Grand Prix" von 1966 mit James Garner und Yves Montand. Der Höhepunkt des Films ist der (fiktive) Grand Prix von Italien in Monza, wobei der 10 km lange Kurs mit zwei Steilkurven befahren wird. Es kommt dort zu einem spektakulären Unfall.

In der Formel 1 wurde der 10 km lange Kurs mit den Steilkurven nur 1955, 1956, 1960 und 1961 befahren, ansonsten der auch heute noch aktuelle Kurs von 5-6 km Länge. Die Betonsteilwandkurven verfallen.

Der Hochgeschwindigkeitskurs von Monza hat einige Opfer gefordert. Die bekanntesten waren Wolfgang Graf Berghe von Trips + 1961, Jochen Rindt +1970 und Ronnie Peterson + 1978.

Jochen Rindt wurde der erste Fahrer, der posthum Weltmeister wurde, der Unfall von Trips, der auch 85 Zuschauer das Leben kostete, war neben der Le Mans Katastrophe 1955 der schlimmste Unfall in der Geschichte des Motorsports. Soweit ich weiß, existierte das Monza Oval schon vor dem Krieg, und die Silberpfeile von Mercedes und Auto Union erreichten Höchstgeschwindigkeiten und PS- Leistungen, die erst im Turbozeitalter, Anfang bis Mitte der 1980er Jahre wieder eingeholt wurden. 1937 verlegte man den GP von Italien von Monza nach Livorno, da man hoffte, dass so Alfa Romeo, Maserati und andere Fabrikate eine höhere Chance gegen Mercedes und Auto Union konkurrieren zu können. Allerdings ohne Erfolg, es gewann Rudolf Carraciola vor Hermann Lang ( beide Mercedes W 125) und Bernd Rosemeyer (Auto Union Typ C)

Carraciola gewann bereits 1934 gemeinsam mit Luigi Fagioli den GP von Italien, Fahrerwechsel waren damals erlaubt. 1935 baute man einige zusätzliche Schikanen ein. Für Mercedes war es ein schwarzer Tag, es fielen alle Fahrzeuge aus. Sieger wurde Hans Stuck auf Auto Union. 1936 war das Jahr des Bernd Rosemeyer, der mit Ausnahme des GP von Monaco (Sieger Carraciola) alle für die Europameisterschaft zählenden Rennen gewann.


Steilkurven erfreuten sich in den Pionierjahren des Automobilrennsports großer Beliebtheit. Die Avus, Paris Monthlery, Brooklands, Indianapolis und andere Kurse hatten Steilkurven. Mich würde nun interessieren, ob bei den Grand Prixs vor 1950 (Gründung der Formel 1) in Monza die Steilkurven befahren wurden.
 
Grüezi

Ich bin mal extra nach Monza gefahren und habe mir die alte Rennstrecke mit der Steilwandkurve angeschaut. Mitten im Wald und völlig vermoost, aber ansonsten intakt.
Inzwischen wurde die Steilwandkurve renoviert und kann seither wieder befahren werden. Leider.

Hier mein Bericht

Gruss Pelzer
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1956 beschwerten sich mehrere Teams, dass die Steilwandkurven viel zu gefährlich seien, worauf die italienische Rennleitung eine ziemlich patzige Antwort gab, worauf einige britische Teams nicht zum Rennen antraten. Um das Feld aufzurunden, durften auch Formel 2 Boliden antreten. 1957 wurde dann der Grand Prix auf der verkürzten Strecke ausgetragen. 1960 und 1961 kehrte die Formel I wieder auf den erweiterten Kurs zurück. Ähnlich wie bei Laudas Unfall auf der Nordschleife, war man sich vor von Trips Unfall einig, dass der Kurs entschärft werden musste und das letzte Rennen stattfinden werde.

Von der Mitte der 60er Jahre bis zu Gilles Villeneuves Unfall in Zolder, war es mehr oder weniger normal, dass mehrere Piloten ums Leben kamen. Es gab weder Integralhelme, über Sicherheitsgurte wurde debattiert, und die medizinische Versorgung fast ein Witz.

In Frankenheimers "Grand Prix" sind beim Rennen auf dem alten Kurs von Spa- Francorchamps mehrere havarierte Boliden zu sehen. Einer war Jackie Stewart, der in seinem BRM eingeklemmt war, während Benzin auslief. Graham Hill hielt sofort an der Unfallstelle und es gelang Stewart aus dem Wagen zu befreien. Bis endlich ein Krankenwagen erschien, blieben Jackie nur die Gebete einer Nonne. Der Krankenwagen, der schließlich aufkreuzte, sollte einem Polizisten folgen, verfuhr sich aber auf dem Weg ins Hospital. Stewart und andere Kollegen brachten eigene Sanis und Ärzte mit. Stewart, Jochen Rindt und später Niki Lauda setzten Sicherheitsstandards durch, nachdem Jim Clark 1968 bei einem relativ unwichtigen Formel 2 Rennen in Hockenheim ums Leben kam, wo damals noch keine Leitplanken vorhanden waren. 1970 kam es zum Fahrerboykott von Spa-Francorchamps und der Nordschleife. Der Große Preis von Deutschland wurde 1970 in Hockenheim gefahren und die Nordschleife renoviert. Bäume wurden gefällt, Leitplanken angelegt, Sprunghügel planiert und blinde Kurven begradigt, das führte aber dazu, dass andere Passagen noch schneller und gefährlicher wurden.
 
Mich würde nun interessieren, ob bei den Grand Prixs vor 1950 (Gründung der Formel 1) in Monza die Steilkurven befahren wurden.
Es interessiert mich zwar nicht brennend :devil: , habe aber dennoch kurz nachgeschaut: laut it. Wikipedia, war die curva Parabolica in Monza zwar erst 1955 fertiggestellt, die Strecke verfügte aber auch zuvor über mindestens eine Steilkurve (curva sopraelevata). Über Giuseppe Campari heißt es dort, er sei in 1933 «all'ingresso della curva sopraelevata» von seinem Wagen begraben worden. Die (mäßige) Steilkurve ist auf den Dokumentaraufnahmen «1933 Gran Premio d'Italia» gut zu sehen.
 
laut it. Wikipedia, war die curva Parabolica in Monza zwar erst 1955 fertiggestellt, die Strecke verfügte aber auch zuvor über mindestens eine Steilkurve (curva sopraelevata).
Das originale Autodromo Nazionale Monza von 1922 hat ein auf den ersten Blick recht verwirrendes Layout. Eigentlich sind es zwei Rennkurse in einem - ein Oval mit zwei stark überhöhten Steilkurven, dazu einen "normalen" (immer noch extrem schnellen) Straßenkurs, zu dem die Parabolica gehört. Eine Gesamtrunde mit Oval plus Straßenkurs ist knapp 10km lang. Von 1922 bis 33 wurde auf dieser 10km-Strecke gefahren. 1933 dann gab es zwei tragische Unfälle in der Südsteilkurve des Ovals mit drei Toten. Ab dem Folgejahr wurden die Rennen in Monza nur noch auf dem etwa 4,3 km langen Straßenkurs ausgetragen, der zudem durch Schikanen entschärft wurde. Ab 1955 wurde das Oval aber wieder befahren, offenbar in dem Versuch, die Formel 1 für den amerikanischen Markt interessant zu machen mit Wettbewernen mit gemischtem Starterfeld und eben dem von traditionellen US-Rennstrecken wie Indianapolis bekannten Oval.
 
Ab dem Folgejahr wurden die Rennen in Monza nur noch auf dem etwa 4,3 km langen Straßenkurs ausgetragen, der zudem durch Schikanen entschärft wurde.
Korrektur: Nur 1934 wurde auf einem auf 4,3 km extrem verkürzten Stück des Monza-Kurses gefahren. 1935 bis 37 wurde die Streckenführung nochmal drastisch geändert und ein Teil des Ovals mitgenutzt, so daß eine Rennrunde 6,9 km lang war. Nach dem Krieg startete man mit einem Strecken-Layout, das fast schon dem heutigen entspricht. Allerdings wurde die berühmte Monza-Parabolica tatsächlich erst im Rahmen der großen Streckenrenovierung bis 1955 gebaut. In der englischsprachigen Wiki ist die Abfolge der Streckenführungen übersichtlich zusammengestellt.
 
Korrektur: Nur 1934 wurde auf einem auf 4,3 km extrem verkürzten Stück des Monza-Kurses gefahren. 1935 bis 37 wurde die Streckenführung nochmal drastisch geändert und ein Teil des Ovals mitgenutzt, so daß eine Rennrunde 6,9 km lang war. Nach dem Krieg startete man mit einem Strecken-Layout, das fast schon dem heutigen entspricht. Allerdings wurde die berühmte Monza-Parabolica tatsächlich erst im Rahmen der großen Streckenrenovierung bis 1955 gebaut. In der englischsprachigen Wiki ist die Abfolge der Streckenführungen übersichtlich zusammengestellt.

Vielen Dank für die Infos 1935, 1936, 1938 wurde dieser Kurs benutzt
 
Zuletzt bearbeitet:
Es hat mit dem herunterladen der Datei nicht geklappt. Es wurde 1935, 1936 und 1938 der heute noch übliche Kurs gefahren, allerdings wurde zwischen den Streckenabschnitten Vialone und der heutigen Parabolica eine 90° Kurve eingebaut, der auf den Ovalkurs führte, statt vor der Zielgeraden die Parabolica zu umrunden, befuhren die Fahrzeuge die Südliche Steilkurve, in die noch eine Chicane eingebaut wurde. Das Tempo war immer noch enorm, die Fahrzeuge der Vorkriegszeit konnten auf der Avus oder in schnellen Passagen wie der Masta- Geraden in Spa- Francorchamps oder in Monza auf dem Abschnitt zwischen der Steilkurve und der Curva Grande (die Schikanen bei Rettificio gab es noch nicht), Spitzengeschwindigkeiten von annährend 300 Km/h erreichen. 1937 verlegte man den GP Italia nach Livorno, wo dennoch Carraciola mit seinem W 125 das Rennen gewann. 1938 gewann zur Freude der Zuschauer ein Italiener, "Championissimo" Tazio Nuvolari. Nuvolari verließ aber Ende 1937 Alfa-Romeo (eigentlich Scuderia Ferrari) und wechselte zu Auto Union. Der Grand Prix von Italien 1939 fand wegen des bevorstehenden 2. Weltkriegs nicht mehr statt. Beim letzten Grand Prix von Belgrad (Sieger Nuvolari auf Auto Union) war die Wehrmacht schon in Polen eingefallen.
 
Letzter Versuch!
 

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Es sind wohl beide Steilkurven schon vor dem Krieg vorhanden gewesen, die 10 km Monza+Brianza (das Oval) wurde 1922-28 und 1931-1933 befahren. 1929 wurde der GP von Italien nur auf dem Brianza- Oval ausgetragen. 1930 ging der GP über den heutigen Monzakurs Etwa zwischen der heutigen Askarischikane zweigte eine 90 ° Kurve auf das Oval, und statt vor Start/Ziel die Parabolica zu umrunden ging der Kurs über die südliche Steilkurve. 1934 ließ die Rennleitung den Kurs völlig umgestalten, in der Hoffnung, dass die schwächeren Alfa-Romeo P3s den Fahrzeugen von Mercedes und Auto Union Paroli bieten könnte. Die Strecke ging entgegen dem Uhrzeigersinn von Start Ziel über die Süd-Steilkurve, wo eine Schikane eingebaut wurde, folgte dem Oval, ging über die 90 ° Kurve auf den Monzakurs umrundete die mit einer Schikane versehene Parabolica lief dann auf die Retifilo Tribüne zu, wo eine enge Haarnadelkurve auf die Start/Ziel Gerade zurückführte. 1934 gewann aber trotzdem Mercedes wobei Rudi Carraciola und Luigi Fagioli sich abwechselten, was damals noch erlaubt war. Hier die Streckenführung und Planung bis 1940
 

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Inzwischen ist der alte Rundkurs mit den beiden Steilwandkurven renoviert und wieder befahrbar. Theoretisch, denn in den Einfahrten liegt Kies...

Gruss Pelzer
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In Monza gibt's ja mehr Rennsportveranstaltungen als nur den Formula-1-GP. Mindestens bei der "Monza Rallye Show" wurde in den vergangenen Jahren auch immer das Oval befahren, allerdings extrem entschärft mit Schikanen auf den Geraden und Sicherheitsbarrieren in der oberen Fahrbahnhälfte der Steilkurven, um die Piloten von allzu hohen Geschwindigkeiten und ggf. Abflug über die Streckenbegrenzung abzuhalten. In Videos aus der Fahrerperspektive bekommt man gut mit, wie schlecht da nach einem halben Jahrhundert der Belag der Betonfahrbahn ist - oder war, wenn das jetzt saniert wurde.
 
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